Alltag mit Kindern: Kleine Auszeiten für Eltern

So tanken Sie neue Kraft

Eine Mutter nimmt sich eine kleine Auszeit in einem Café und trinkt Tee
Entwicklung und Erziehung
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von Alexandra von Plüskow - Kaminski

Kennen Sie das auch? Sie stehen unter Stress schon bevor es morgens aus dem Haus geht? Erst absolvieren Sie den Dauerlauf, bis die Kinder in Kita und Schule sind – und schon steht das erste Meeting an? Der Haushalt geht drunter und drüber – und im Hinterkopf läuft bei Ihnen permanent eine To-Do-Liste ab, die immer länger wird? Das Stresslevel, unter dem Eltern stehen, wächst seit Jahren an – und genau deshalb ist es so wichtig, sich feste kleine Auszeiten aus dem Hamsterrad zu schaffen.

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Kleine Auszeiten organisieren: der feste Termin

Sich selbst eine Pause zu gönnen, erscheint im Alltag oft schier unvorstellbar. Hilfreich ist es deshalb, sich einen festen Termin hierfür zu notieren. Einen Termin, an dem die Kinderbetreuung geregelt ist – und dann zum Beispiel einem Hobby nachgegangen werden kann. Sei es einer Sportart, dem Singen oder Musizieren oder auch dem Lernen einer Fremdsprache. Auch ein Spaziergang in der freien Natur, ein Café-Besuch oder Freunde zu treffen kann eine Auszeit vom Familientrubel sein. Der feste Termin hat dann eine Verbindlichkeit.

Kleine Gewohnheiten im Alltag: zwischendurch auf Pause drücken

Manchmal ist es jedoch einfacher, kleine Dinge im Alltag zu etablieren, die nur wenig Zeit in Anspruch nehmen und sich mit Gewohnheiten verbinden lassen. Wer mehr Sport in den Alltag einbauen möchte, könnte sich eine kleine Sportecke einrichten, an der man beispielsweise auf dem Weg ins Bad immer vorbeikommt. Mit einfachen Mitteln wie gefüllten Wasserflaschen, Hanteln, einem Balance-Pad oder auch mit Thera-Bändern lassen sich ohne großen Aufwand kleine Übungen in den Alltag integrieren. Es könnte zum Beispiel eine Regel sein, immer dann, wenn man an der Ecke vorbeigeht, eine oder auch zwei Übungen mit den Hilfsmitteln durchzuführen.

Tägliches Lesen als Katalysator: einmal runterfahren bitte

Auch das Lesen als (tägliche) Routine kann helfen, Ihr Stresslevel zu senken – und das bis zu 68%, wie eine Studie der University of Sussex aus dem Jahr 2009 zeigt. Gleichsam soll eine halbe Stunde Schmökern in einem guten Buch schneller Wirkung zeigen als andere entspannende Tätigkeiten wie Musik hören oder ein schönes, warmes Getränk zu genießen.

Wie kann das geschehen? Wenn wir uns mit einer Geschichte oder einem Gedicht verbinden, durchlaufen wir einen Dreischritt: Lesen, Interpretieren, Reflektieren. Wir lesen die Geschichte, interpretieren sie auf unsere Weise und reflektieren diese Interpretation dann mit Blick auf eigene Gefühle oder Erfahrungen. Indem wir am Innenleben der Protagonistinnen oder Protagonisten teilhaben dürfen, eröffnen sich uns weitere Blickwinkel. Häufig geben wir uns so selbst Antworten auf eigene Anliegen oder Fragen.

Tagträumen als Auszeit nutzen

Tagträume ermöglichen es uns, uns mit unserem Inneren zu verbinden: mit unserem Erlebten, mit unseren Wünschen und Träumen. Sie dienen manchmal nach dem Psychologen Heiko Ernst sogar als kleine „Generalprobe“ für Situationen, die auf uns zukommen (siehe Quelle 1). Derartige Situationen können beispielsweise ein Vorstellungsgespräch oder eine wichtige Präsentation im Job sein.

Viele Tagträume dauern nur kurz an, manchmal sogar nur einige Sekunden – in manche Tagtraum-Welten tauchen wir länger ab. Tagträumen wirkt sich positiv auf unsere Reflexionsfähigkeit und Kreativität aus und unterstützt uns dabei, Stress abzubauen und Erlebtes setzen zu lassen. Sogar auf die Fähigkeit unseres Gehirns, Neues zu verarbeiten soll sich Tagträumen laut einer Studie aus Harvard auswirken. Indem wir gedanklich verschiedene Möglichkeiten ohne Eingrenzungen durchspielen können, trainieren wir also ganz nebenbei unser Gehirn.

Glimmer finden in hektischen Zeiten

Was hat Ihnen heute ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert? Der in der Sonne genossene Milchkaffee? Das kurze Gespräch mit einer Kollegin auf dem Flur? Die kleine Bastelei, die Ihnen Ihr Kind überreicht hat? Unser Alltag ist gefüllt mit diesen kleinen, funkelnden Momenten. Diese kleinen Momente nennen wir Glimmer. Deb Dana hat diesen Begriff geprägt (siehe Quelle 2). Glimmer sind das Gegenteil von den so genannten Triggern. Trigger können negative Emotionen oder auch die Erinnerung an traumatische Erlebnisse hervorrufen. Glimmer wiederum sprechen das Positive in uns an, erinnern uns an gute Gefühle und Erlebnisse. Ihre Power wirkt sich so wertvoll auf unser vegetatives Nervensystem aus.

Abends können wir in einem kurzen Rückblick unsere drei Glimmer des Tages festhalten – in Gedanken oder auch kurz in einem Heft notiert.

 

Was tun Sie sich Gutes zwischendurch?

Was machen Sie, wenn Sie eine kleine Auszeit vom Alltag haben? Über Ihre Ideen freut sich das Team von @lernando.de auf Instagram.

 

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Quellen:

  1. Heiko Ernst. Innenwelten. Warum Tagträume uns kreativer, mutiger und gelassener machen. Klett-Cotta. 2011. S. 8
  2. Deb Dana. Der Vagus-Nerv als innerer Anker: Angst und Panik überwinden, Ruhe und Stärke finden. Kösel Verlag 2022
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Über den Autor/die Autorin
Foto Alexandra von Plüskow-Kaminski

Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

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