Mit kreativem Schreiben den Ausdruck fördern

So geht´s!

Ein Mädchen sitzt am Schreibtisch und schreibt eine Geschichte auf einen Block Papier
Wissen und Bildung
© Bild von pvproductions auf Freepik
von Melanie Herber | lernando-Redaktion

Die Kreativität von Kindern kann in vielen Formen ihren Ausdruck finden. So ist auch das kreative Schreiben eine Methode, um die eigene Inspiration in eine Form zu gießen. Welche Vorteile das für die Entwicklung Ihres Kindes haben kann und wie Sie als Eltern dabei unterstützen können, erfahren Sie hier.

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Was genau ist kreatives Schreiben eigentlich?


Unter den Begriff kreatives Schreiben fallen im Grunde sämtliche Schreibformen, für deren Ausführung man auf Inspiration angewiesen ist. Die Annahme dahinter ist, dass Schreiben eine kreative, sprachliche Ausdrucksform ist, die durch verschiedene, teils sehr unterschiedliche Methoden angeleitet und geformt werden kann.

Im amerikanischen Sprachgebrauch versteht man darunter vor allem die Vermittlung von Schreibkompetenz im College-Kontext mit dem konkreten Ziel der Veröffentlichung des Texts.

Was sehr akademisch klingt, kann aber auch schon mit dem ersten Schreiben ab der Grundschule gefördert werden.

Warum sollten sich Kinder mit kreativem Schreiben befassen?


Kinder sollten sich mit kreativem Schreiben auseinandersetzen, weil es ihnen ermöglicht, ohne zusätzliche, teils mit höheren Kosten verbundene Hobbys – wie z. B. Musizieren – direkt auf ihr schöpferisches Potenzial, ihre Fantasien und Träume zuzugreifen und schöpferisch tätig zu werden. Durch das Schreiben lernen Kinder, ihre Gedanken klar und kreativ auszudrücken.

Ist erst einmal ein Text entstanden, lässt sich dieser fast unendlich weitergestalten, neu strukturieren und verändern. Zudem ergeben sich unmittelbare Anwendungsmöglichkeiten für das Gelernte – sowohl in der Schule als auch später im Berufsleben.

Psychologische Aspekte des kreativen Schreibens


Kreatives Schreiben kann die emotionale und soziale Entwicklung unterstützen. Durch den Zugriff auf die eigene Fantasie, Wünsche und Tagträume kann es auch möglicherweise Verdrängtes an die Oberfläche des Bewusstseins bringen und zur Selbstbeobachtung sowie tiefgehendem Nachdenken anregen. Kinder lernen, ihre Gefühle und Erlebnisse einzuordnen und zu verstehen.

Hinweis:

Wichtig ist, dass es hierbei explizit um eine sinnbildliche Darstellung und Einordnung von Erlebnissen geht – nicht um die Verarbeitung tiefer Krisen oder Traumata. Eine Aufarbeitung von derartigem Erlebten kann nur in einer professionellen Therapie begleitet werden.

Auch die Empathiefähigkeit lässt sich durch kreatives Schreiben üben. Als „Autorinnen und Autoren“ müssen sich Kinder immer wieder in neue Figuren hineinversetzen. Durch wiederholte Übung kann ihnen dies auch im realen Leben leichter fallen.

Wer sich regelmäßig mit Schriftsprache auseinandersetzt, übt zudem seine Gedanken und Ideen klar und kreativ auszudrücken. Dies kann sich auch positiv auf die gesprochene Sprache auswirken. Da Sprache ein primärer Weg der sogenannten Selbstkundgabe, also dem Ausdruck von Informationen über sich selbst, und der Interaktion mit anderen ist, kann sprachliche Kompetenz auch das Selbstbewusstsein stärken.

Das kreative Schreiben kann außerdem dazu beitragen, Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln. Beim Gestalten einer Geschichte stößt die Autorin oder der Autor regelmäßig auf Herausforderungen:

  • Wie hilft sich meine Figur aus dieser Situation?
  • Wie versöhnen sich zwei Charaktere nach einem Streit?
  • Wie klettert man in voller Rüstung vom Pferd?

Durch den Transfer vom Fiktiven ins Reale können die in der Geschichte angewandten Lösungsstrategien auch das Verhalten in der echten Welt positiv beeinflussen.

Welche Auswirkungen hat kreatives Schreiben auf Rechtschreibung und Grammatik?


Kreatives Schreiben kann sich positiv auf Rechtschreibung und Grammatik auswirken, da Kinder und Jugendliche beim Schreiben kontinuierlich mit den Regeln der Sprache in Kontakt kommen.

Beim Erschaffen von Geschichten müssen sie sich mit Satzbau, Wortwahl und korrekter Schreibweise auseinandersetzen, um verständlich zu kommunizieren. Dies kann langfristig zu einer besseren Sprachkompetenz führen.

Diese weniger strukturierte Beschäftigung mit Sprache kann zudem motivierend wirken, da sie eine direkte Anwendungsmöglichkeit für das gerade Gelernte bietet.

Wie können Eltern ihre Kinder zum kreativen Schreiben motivieren?


Eltern können ihre Kinder auf verschiedene Weise ermutigen, neben den Hausaufgaben auch kreatives Schreiben zu üben:

  1. Schreibanreize setzen: Eltern können kleine, kreative Schreibaufgaben stellen, die Spaß machen – z. B. das Erfinden einer Geschichte über ein Abenteuer im Weltraum oder das Schreiben eines Briefes an ein imaginäres Wesen. Solche Aufgaben wecken die Fantasie und lassen das Schreiben weniger wie eine Pflicht erscheinen.
  2. Schreibzeit in den Alltag integrieren: Feste „Schreibzeiten“ – z. B. nach dem Abendessen oder vor dem Schlafengehen – helfen, kreatives Schreiben als regelmäßigen, spaßigen Bestandteil des Alltags zu etablieren, ohne dass es als zusätzlicher Druck empfunden wird. Routinen bieten Struktur und können zunehmend von selbst laufen.
  3. Vorlesen und gemeinsam Geschichten entwickeln: Eltern können mit ihren Kindern gemeinsam Geschichten erfinden, indem sie abwechselnd Sätze oder Abschnitte hinzufügen und so die Fantasie anregen. Auch gemeinsames Vorlesen regt die Kreativität an. So kann an Gelesenes mit einer eigenen Geschichte angeknüpft werden: wie hätte die Erzählung auch ausgehen können oder was hat die Hauptfigur vor diesem Abenteuer schon alles erlebt?
  4. Vorbild sein: Wenn Eltern selbst Freude am Schreiben haben – z. B. durch das Führen eines Tagebuchs oder das Schreiben von Briefen – können sie ihre Kinder indirekt inspirieren, ebenfalls kreativ zu schreiben. Die Schreibzeit im Alltag kann auch gemeinsam gelebt werden.
  5. Spiele und Aktivitäten: Schreibspiele wie Geschichtenwürfel (Würfel mit Bildern, die zu einer Erzählung kombiniert werden) oder Wörter sammeln (z. B. jede Woche ein neues Wort erfinden und eine Geschichte darum schreiben) machen kreatives Schreiben spielerisch und abwechslungsreich.
  6. Belohnungen und positives Feedback: Eltern können das kreative Schreiben durch Lob oder kleine Belohnungen fördern, z. B. indem sie den Geschichten ihrer Kinder mit Freude lauschen oder sie in der Familie vorlesen. Gesammelte Texte ergeben schnell einen kleinen Schatz für die ganze Familie.

Hinweis:

Allerdings sollte man vorsichtig sein, wenn Kinder bereits eine eigene, sogenannte intrinsische Motivation zum Schreiben mitbringen. Wird die Tätigkeit zu stark durch Belohnungen beeinflusst, kann der sogenannte „Korrumpierungseffekt“ eintreten: Die ursprünglich innere Motivation wird durch äußere Anreize verdrängt, sodass das Kind ohne diese Anreize möglicherweise das Interesse am Schreiben verliert.

Spielerisch ins kreative Schreiben einsteigen

Mit Geschichtenwürfeln kann kreatives Schreiben einen spielerischen Ansatz finden. So zum Beispiel mit den lustigen Geschichtenwürfeln mit der Maus.

Fazit: Kreatives Schreiben kann viel bewirken

Das kreative Schreiben kann also eine tolle Bereicherung sein für Kinder, die ihren vielfältigen Ideen Ausdruck verleihen wollen. Aber Vorsicht: Nicht jedem Kind liegt es, sich kreativ und schriftlich auszudrücken – hier sollte kein Zwang entstehen. Wichtig ist, dass Eltern den Druck herausnehmen und kreatives Schreiben als eine spaßige, bereichernde Aktivität vermitteln, die der Fantasie freien Lauf lässt und die Ausdruckskraft fördert.

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Über den Autor/die Autorin
Foto der lernando-Autorin Melanie Herber

Melanie Herber hat Medienwissenschaften, Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation in Leipzig und Würzburg studiert. Ihr beruflicher Werdegang ist von verschiedenen Etappen in der Bildungswelt geprägt: Hochschulkommunikation, Bildungsministerium, Bildungsmedienverlag. Sie ist Teil der Redaktion von lernando.

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