Traditionen weltweit rund um Silvester und Neujahr
Traditionen weltweit rund um Silvester und Neujahr
In allen Kulturen gibt es vielfältige Traditionen, die das alte Jahr verabschieden und ein neues einläuten. Diese sind zum Teil sehr unterschiedlich, es gibt aber auch etliche interessante Gemeinsamkeiten: Man isst und trinkt zusammen, befragt das Orakel, beschenkt andere mit Glücksbringern und fast überall werden die alten Geister mit Pauken und Trompeten vertrieben – mit möglichst lautem Krachen, Knallen und Zischen. Der „Höllenlärm“ wird mit Rasseln und Trommeln, Kuhglocken, knallenden Peitschen, Böllerschüssen und Raketen erzeugt und soll Geister und Dämonen das Fürchten lehren. Jede Kultur und jedes Land hat seine eigenen Bräuche und Feierlichkeiten zu Silvester und Neujahr. Hier nur eine kleine Auswahl der unterschiedlichen Traditionen auf der ganzen Welt.
China – vom Schwarzpulver zum Feuerwerk
Der Ursprung der Pyrotechnik liegt in China. Ohne das Schwarzpulver, die Erfindung eines chinesischen Mönchs etwa im 13. Jh., gäbe es heute weder Schusswaffen noch das Feuerwerk – chinesisch „Bahzou“. Man füllte das Pulver in ein Bambusrohr, das dann mit einem lauten Knall explodierte. Das Feuerwerk sollte die bösen Geister vertreiben und hat bis heute einen festen Platz in der chinesischen Neujahrstradition. Das neue Jahr beginnt dort mit dem Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar und ist das höchste Fest in der chinesischen Tradition. Millionen von Chinesinnen und Chinesen reisen dann zu ihren Angehörigen nach Hause, was regelmäßig zu einem riesigen Verkehrschaos führt. Gemeinsam reinigt man das Haus mit Bambuszweigen und öffnet kurz vor Mitternacht die Fenster, um das Glück hereinzulassen. Am Neujahrstag finden festliche Umzüge statt, bei denen alles in roten Farben leuchtet - der Schutz- und Glücksfarbe. Die Familien essen gemeinsam und feiern 15 Tage lang bis zum Laternenfest. Eines der größten Feuerwerksspektakel gibt es übrigens in England - beim Londoner Riesenrad „London Eye“, ergänzt durch Inszenierungen aus Lasern und Lichttechnik.
Essen und Trinken - wie an Neujahr, so das ganze Jahr!
Während der Weihnachtszeit und zur Jahreswende durfte schon immer reichlich gegessen und getrunken werden. Je feierlicher und reichhaltiger die Speisen, desto mehr Kraft versprach man sich davon für die Erfüllung der Wünsche im neuen Jahr:
„Wer über die Jahre gut schmaust, hat das ganze Jahr vollauf.“
Traditionell wird bei uns in Mitteleuropa oft Schwein oder Karpfen gegessen, denn der Fisch galt seit alters her als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. In Tschechien legen viele sogar eine Schuppe vom Weihnachtskarpfen in ihren Geldbeutel: Sie soll dafür sorgen, dass das Geld nie ausgeht. Andernorts, wie beispielsweise in Griechenland, wird eine Geldmünze ins Brot gebacken, die dem Finder oder der Finderin Glück bringt. Auch in Russland versteckt man Gegenstände in den traditionellen Pelmenis (Teigtaschen): Eine Münze steht für Wohlstand, ein Püppchen für Nachwuchs.
Typische Speisen zu Silvester und Neujahr
- Deutschland, Österreich und Schweiz: Raclette.
- Polen und anderen osteuropäische Länder: Suppe aus Bohnen oder Linsen, die als Symbol für Wohlstand und Reichtum gelten.
- Russland: Borschtsch (Suppe mit Roter Beete), Kutya (Gericht aus Weizen, Rosinen und Nüssen) sowie Desserts mit Honig und Mohn. Die Speisen versprechen Hoffnung, Freude und Erfolg im neuen Jahr.
- Japan: Soba-Nudeln (Symbol für Langlebigkeit und Gesundheit).
- Brasilien und andere südamerikanische Länder: Feijoada, ein glücksbringender Eintopf aus Bohnen, Fleisch und Wurst.
- USA und Kanada: "Black-Eyed Peas" (Schwarzaugenbohnen, die für Wohlstand und Reichtum stehen) oder Linsensuppe (bringt Geldsegen ins Haus).
Orakel und Glücksbringer
Auch die Menschen in Spanien schlemmen gemeinsam, veranstalten Fiestas auf der Straße und stoßen um Mitternacht miteinander auf das neue Jahr an - mit einem goldenen Ring im Glas, denn der lässt das Glück klingen. Nicht nur in Spanien, sondern auch in Portugal und Brasilien isst man bei jedem der 12 Glockenschläge eine Traube. Das soll Glück für jeden Monat im kommenden Jahr bringen.
In vielen Regionen der Welt ist es heute noch üblich, in der Silvesternacht das Orakel zu befragen. Eine der bei uns beliebtesten Methoden ist das Bleigießen, das schon die alten Römer kannten. Die Formen werden anschließend gedeutet: Ein Herz kündigt vielleicht eine Hochzeit an, ein Flugzeug eine Reise. So wie wir mit Blei orakeln die Menschen in Russland mit geschmolzenem Wachs, oder sie schreiben kurz vor Mitternacht ihren größten Wunsch auf Papier, verbrennen dieses und geben die Asche in ein Glas. Aus diesem trinkt man um Mitternacht, damit sich der Wunsch erfüllt. Ganz ähnlich ist ein Brauch in New York - die „Wishing Wall“ am Time Square. Auch hier schreiben die Menschen ihre Neujahrswünsche auf Zettelchen und kleben diese an die Wand. Sie werden eingesammelt und regnen kunterbunt wie Konfetti in die Luft.
Man beschenkt sich zudem gegenseitig mit symbolischen Glücksbringern wie Schweinchen, Schornsteinfegern und vierblättrigen Kleeblättern oder mit Geld wie in China.
Silvester in den arabischen Ländern
Das Datum des Neujahrstags in den arabischen Ländern ist abhängig davon, , welches Kalendersystem dort verwendet wird und variiert dementsprechend. Manche berufen sich auf den gregorianischen Kalender, andere verwenden den islamischen Kalender und in einigen Ländern gelten beide Kalender. Silvester ist dort in aller Regel ein normaler Arbeitstag. Man feiert lediglich in einigen touristischen Einrichtungen oder im kleinen Kreis mit Familien und Freunden.
Links
Neujahrsbräuche aus aller Welt
https://www.br.de/kinder/silvester-brauch-braeuche-aus-aller-welt-kinder-lexikon-100.html
Silvesterbräuche weltweit: Die schönsten Neujahrstraditionen in anderen Ländern
https://www.printplanet.de/wissenswertes/themen/silvester-themen/silvesterbraeuche-weltweit
https://www.holidayextras.com/de/reise-blog/wanderlust/top-10-silvesterbraeuche.html#china
Höllenspektakel und Glücksorakel - Brauchtum rund um Silvesternacht und Neujahrsfest
https://www.christine-kammerer.de/geschichte-tradition/252-brauchtum-silvester-neujahr
Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.