Reden über den Krieg und Terror

Frauen schwenken Ukraine-Flaggen mit Blick auf eine Stadt
Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer

Viele Kinder ab dem Kita-Alter haben bereits einen ersten Bezug zum Thema Krieg – vor allem durch jene anderen Kinder, die aus Kriegsgebieten und angrenzenden Regionen zu uns gekommen sind. Zudem begegnen schon unseren Jüngsten im Fernsehen und im Internet ständig Nachrichten über Terror und Krieg und das damit verbundene Leid für die betroffenen Menschen. Kinder haben feine Antennen für die Ängste und Sorgen ihrer Eltern.

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Viele Kinder ab dem Kita-Alter haben bereits einen ersten Bezug zum Thema Krieg – vor allem durch jene anderen Kinder, die aus Kriegsgebieten und angrenzenden Regionen zu uns gekommen sind. Zudem begegnen schon unseren Jüngsten im Fernsehen und im Internet ständig Nachrichten über Terror und Krieg und das damit verbundene Leid für die betroffenen Menschen. Kinder haben feine Antennen für die Ängste und Sorgen ihrer Eltern, die sich auch immer wieder einmal über den Krieg oder andere Katastrophen unterhalten. Das löst starke Gefühle aus und kann sehr belastend sein. Viele Kinder stellen früher oder später Fragen. Manche versuchen auch, ihre Eindrücke auf andere Art und Weise zu verarbeiten – zum Beispiel indem sie Szenen spielerisch nachstellen oder malen. Eltern oder pädagogische Fachkräfte sollten spätestens dann mit ihnen darüber reden, wenn offenkundig wird, dass ihnen die Erfahrungen anderer mit Gewalt, Krieg und Terror zu schaffen machen. Doch wie gestaltet man ein solches Gespräch mit Kindern am besten?

 

Ängste vor Gewalt und Terror

Kinder haben oft eine stark ausgeprägte Phantasie, in der Realität und Vorstellung kaum voneinander zu trennen sind. Für sie werden Ängste vor einem Krieg real so greifbar, als könnten solche Dinge morgen vor der eigenen Haustür stattfinden. Diese Befürchtungen können Kinder nachts in ihren Träumen verfolgen und, wenn man sie damit allein lässt, dafür sorgen, dass sie gedanklich immer wieder darum kreisen und die eigenen Ängste mit weiteren Informationen anfüttern, bis diese erdrückend groß werden. Deswegen sollte man solche Ängste sehr ernst nehmen und mit Kindern auf angemessene Weise darüber reden.

Auch wenn man es aus verständlichen Gründen selbst manchmal mit der Angst zu tun bekommen kann – die eigenen Emotionen sollte man aus Gesprächen mit Kindern möglichst heraushalten. Kinder haben ein ausgeprägtes Gespür für die Ängste und Sorgen ihrer Eltern und ihre Wahrnehmungen können eigene Ängste verstärken.

 

Angstbesetzte Themen sachlich klären

Es empfiehlt sich, ein Gespräch über Themen wie Krieg nicht zwischen Tür und Angel zu führen, sondern gegebenenfalls zu vertagen, bis man in einer ruhigen und geborgenen Atmosphäre miteinander sprechen kann. Dann sollte man mit den Informationen möglichst ehrlich und sachlich umgehen und dem Kind die Möglichkeit geben, die eigene Perspektive zu verändern, zum Beispiel, indem man klarstellt, dass eine befürchtete unmittelbare Bedrohung nicht existiert. Auch sollte man dem Kind keine allzu ausführlichen Vorträge halten, sondern sich auf die Informationen beschränken, die wirklich wichtig und notwendig sind, um Befürchtungen zu reduzieren. In kurzen Botschaften mit klaren Worten und ohne Dramatisierungen. Dabei lässt man sich am besten von den Fragen des Kindes leiten, beendet das Gespräch, wenn diese beantwortet sind, und bietet ihm an, dass es bei neuen Fragen jederzeit wieder kommen kann. Ergänzend dazu kann man gemeinsam mit den Kindern geeignete TV-Sendungen ansehen und danach ausführlich darüber sprechen.

 

Altersgruppen und ihr Bezug zu Schreckensnachrichten

Wichtig ist zudem, altersgerecht mit den Kindern über Krieg und ähnliche Themen zu reden, denn die Unterschiede in der Verarbeitung sind sehr groß, je nachdem, ob man es mit Kleinkindern oder Teenagern zu tun hat. In jedem Alter haben Kinder und Jugendliche andere Fragen, weil ihnen andere Dinge wichtig sind. Man kann dabei grob drei Phasen unterscheiden:

  • Kleinkinder
  • Schulkinder
  • Teenager 


Kleinkinder

Ab etwa 4 Jahren kann man mit Kindern über Dinge wie Krieg und Gewalt sprechen. Ihre Fantasie ist jedoch noch so stark ausgeprägt, dass sie befürchten, die Bedrohung könnte sich unmittelbar auf sie selbst oder ihre Familie auswirken. Man sollte sie daher beruhigen, indem man ihnen klar macht, dass sie und ihre Lieben in einem sicheren und geschützten Gebiet leben, dass die meisten Betroffenen geflohen sind, zum Beispiel nach Deutschland, und dass dort alles getan wird, um ihnen zu helfen.

Schulkinder

Schulkinder haben bereits ein gewisses Abstraktionsvermögen. Sie wissen, dass der Krieg in der Ukraine relativ weit entfernt ist und uns nicht unmittelbar bedroht. Sie beschäftigen sich gedanklich eher mit moralischen Themen wie Gerechtigkeit. Sie fragen beispielsweise, wer schuld sei am Krieg und ob diejenigen bestraft würden. Sie stellen sich aber auch vor, wie es wäre, wenn so etwas bei ihnen passieren würde. Dann kann man ihnen erklären, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ein Krieg bei uns stattfindet und dass unser Land und seine Verbündeten sich intensiv darum kümmern, dass bald wieder Frieden einkehrt. 

Teenager

Sie stellen einen unmittelbaren Bezug her zwischen den Ereignissen und ihrem eigenen Leben. Ihre Perspektive ist manchmal fatalistisch, weil sie bereits erkannt haben, dass nichts im Leben beständig ist und selbst die Sicherheit, in der sie leben, zerbrechlich sein kann. Der Begriff der Wahrscheinlichkeit kann diesen Fatalismus relativieren. Teenager verstehen, dass die Möglichkeit, dass es sie oder ihre Familie betrifft, verschwindend gering ist. Sie beschäftigen sich oft schon mit Themen wie Ethik und Politik und suchen eigenständig nach Informationen, die Ereignisse wie Krieg oder Terrorakte erklären. Hier sollte man darauf achten, auf welche Quellen sie sich stützen, wenn sie argumentieren – ob diese aus seriösen Medien stammen oder Fake News verbreiten.

 

Fazit: Ängsten vor Krieg und Terror aktiv begegnen

Es ist keine gute Idee, Kinder vor allem schützen zu wollen, was ihnen Angst machen könnte. Das verhindert, dass sie lernen Gefahrensituationen mit der Zeit selbst einzuschätzen. Abgesehen davon werden sie ohnehin überall damit konfrontiert – sie schnappen auch im Kindergarten schon Gesprächsfetzen auf und spüren die Sorgen anderer. Unabhängig vom Alter und der Art der Bedrohung ist es deswegen für Kinder und Jugendliche immer hilfreich, wenn sie von Themen wie dem Krieg nicht ferngehalten werden oder sich nicht passiv von schlechten Nachrichten berieseln lassen. Sie sollten lernen, aktiv damit umzugehen. Indem sie Fragen stellen, sich auf ihre eigene Art damit auseinandersetzen, kleine Spenden tätigen, zum Beispiel in Form von Spielzeug für geflüchtete Kinder oder auf sozialen Netzwerken austauschen und ihren Standpunk klarmachen.

 

Links

Terror, Krieg und Leid: Wie erkläre ich das meinem Kind?
https://www.schau-hin.info/sicherheit-risiken/ueber-katastrophen-sprechen

Krieg und Terror: Wie erkläre ich das meinem Kind?
https://elternseite.at/de/themen/krieg-und-terror-wie-erklaere-ich-das-meinem-kind

Angst vor Krieg, Terror und Katastrophen: Mit Kindern sprechen
https://www.vaeter-zeit.de/angst-vor-terror-katastrophen/wie-mit-kindern-darueber-sprechen.php

Wie mit Kindern über Krieg sprechen?
https://www.froebel-gruppe.de/aktuelles/news-single/artikel/wie-mit-kindern-ueber-krieg-sprechen

Der Ukraine-Krieg in der Schule - Arbeitsblätter und weitere Unterrichtsmaterialien
https://www.bildungsserver.de/ukraine-krieg-im-unterricht-12929-de.html 

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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