Liebeskrise nach dem Babyglück

Entwicklung und Erziehung
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von Bettina Levecke
Wenn aus Mann und Frau Vater und Mutter werden, stellt das die gewohnte Beziehung oft komplett auf den Kopf. Denn: Ein Baby verändert nicht nur den Alltag, sondern auch die Beziehung eines Paares. Die häufige Folge: Streit statt Familienglück.
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Wenn aus Mann und Frau Vater und Mutter werden, stellt das die gewohnte Beziehung oft komplett auf den Kopf. Denn: Ein Baby verändert nicht nur den Alltag, sondern auch die Beziehung eines Paares grundlegend. Die häufige Folge: Streit statt Familienglück. elternratgeber.de zeigt, wie man die Krise meistern kann.

Peter und Anna waren überglücklich, als der kleine Teststreifen in ihren Händen zeigte: SCHWANGER! Nach vielen Monaten vergeblicher Versuche hatte es endlich geklappt. Anna genoss die Schwangerschaft in vollen Zügen, Peter renovierte fleißig. Aus dem Gästezimmer wurde ein liebevoll eingerichtetes Kinderzimmer. Auch die Geburt verlief problemlos. Die kleine Marie war geboren. Doch nach der großen Euphorie folgte die Ernüchterung. Durchwachte Nächte, Koliken, Probleme beim Stillen, dazu viel Stress auf der Arbeit bei Peter - schon nach wenigen Wochen lagen bei Peter und Anna die Nerven blank. Ständig gab es Streit, Zank und Zoff. Und beide fragten sich: Was ist bloß aus uns geworden?

"Ganz schön anstrengend..."

Ein Baby, vor allem das erste, bringt sehr viele Veränderungen in das Leben eines Paares. Von einem Tag auf den anderen ist in der Mitte ein kleiner Mensch, der die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das ist natürlich wunderschön, aber trotzdem eine ganz massive Umstellung.
Plötzlich dreht sich alles um das Kind, muss es gefüttert, getragen, beruhigt und gewickelt werden. Ein 24-Stunden-Programm. Ungewohnt und unglaublich neu. Selbst die engagiertesten Eltern kommen da irgendwann ins Stöhnen. Einfach auch, weil sie erschöpft sind. Zudem: Die vorher so selbstverständliche Freiheit ("Komm wir gehen ins Kino/Essen/zu Freunden") weicht nun der Gebundenheit an das Kind. So sehr man das Kind auch liebt, viele junge Eltern fühlen sich jetzt ab und zu fremdbestimmt. Und manchmal auch eingeengt.

Tipp: Versuchen Sie, sich gegenseitig Auszeiten zu ermöglichen. Mal mit der Freundin einen Wein trinken gehen, mit den Freunden im Biergarten sitzen - beide Partner brauchen Raum, um auch mal abschalten zu können. Das senkt den Stresslevel. Außerdem schenken diese kleinen Fluchten auch immer wieder die Freude der Rückkehr.

"Ich fühle mich allein gelassen..."

Auch wenn für viele Frauen und auch Väter klar ist, nach der Geburt in Elternzeit zu gehen, ist die Umstellung groß. Den ganzen Tag zu Hause zu sein, kann auf Dauer für Frust sorgen. Vor allem wenn Kontakte fehlen, man häufig alleine ist. Ganz besonders groß ist die Belastung bei "Schreikindern". Babys, die sehr unter Koliken leiden, kosten viel Kraft. Oft ist der betreuende Elternteil so mit dem Kind beschäftigt, dass im Haushalt alles liegen bleibt. Man kommt aus dem Morgenmantel kaum raus, fühlt sich wie im Hamsterrad, ohne voran zu kommen. Die Rückkehr des Partners am Abend wird herbeigesehnt. Und mit Erwartungen überfrachtet! Auch Anna gibt zu: "Ich habe von Peter erwartet, dass er mir nach der Arbeit sofort hilft. Hat er sich dann erst mal aufs Sofa gesetzt, war ich auf blitzschnell auf 180."
Peter hingegen hatte das Gefühl, das alles, was er macht, falsch ist. "Es war nie genug, so sehr ich mich auch bemühte!" Zudem hatte er das Gefühl, dass Anna nur noch Augen für das Kind hat. "Ich war irgendwie nur noch der Ernährer, wie es mir ging, spielte überhaupt keine Rolle mehr."

Tipp: Kaum ein Paar schafft es mal eben von heute auf morgen den perfekten Rollenwechsel zu bewerkstelligen. Eltern zu werden und zu sein, ist ein Prozess. In dieser Entwicklung sollten Sie sich gegenseitig unterstützen. Feste Gesprächszeiten sind wichtig. Erzählen Sie Ihrem Partner von Ihren Problemen, von den Ängsten, die Sie vielleicht begleiten. Offenheit hilft, Erwartungen abzuklären. Und schützt vor so mancher Enttäuschung!

"Ich weiß nicht mehr, wer ich bin"

Im Wunsch alles richtig zu machen, geben manche Eltern ihre eigenen Bedürfnisse völlig auf. Auch bei Anna drehte sich alles nur noch um Marie. An manchen Tagen schaffte es Anna nicht einmal, sich selbst die Haare zu kämmen. Der Blick in den Spiegel zog dann natürlich am Selbstbewusstsein. "Ich fühlte mich manchmal wie ein völlig unattraktives Muttertier."
Auch Peter hatte das Gefühl, nur noch funktionieren zu müssen. Plötzlich saß da eine ganz neue Verantwortung im Nacken. "An meinem Job hängt unsere Existenz, ich musste ja nun für eine ganze Familie sorgen."
Zu Hause ging es nur noch um Milchbrei, Fläschchen, wer wann schlafen darf, wann der Babyschwimmkurs beginnt. Peter beschreibt: "Ich habe Anna und mich betrachtet und nicht wiedererkannt. Wir waren völlig andere Menschen geworden. Einfach nur noch angestrengt!"

Tipp: Sorgen Sie schon in der Schwangerschaft für ein Netzwerk, dass Sie regelmäßig entlasten kann. Ob Oma und Opa, gute Freunde oder ein Babysitter: Nehmen Sie sich Zeit als Paar! Tun Sie sich was Gutes! Ein Besuch in der Sauna, beim Friseur oder einfach Bummeln durch die Stadt: Diese kleinen Auszeiten schweißen wieder zusammen. Ganz wichtig: Reden Sie jetzt nicht nur über das Kind, sondern über sich selbst! "Wie geht es DIR eigentlich?" - Eine Frage, die Sie Ihrem Partner jetzt nicht oft genug stellen können.

"Du denkst ja nur an dich!"

Immer wieder für Zoff sorgt die Arbeitsteilung zu Hause. Eine Studie der Bamberger Familienforscher Florian Schulz und Hans-Peter Blossfeld zeigte auf, dass mit der Geburt des ersten Kindes die Beteiligung der Männer im Haushalt drastisch sinkt. Ein Zustand, der den meisten jungen Müttern überhaupt nicht gefällt! Denn wenn ER sich nach der Arbeit direkt aufs Sofa legt, während SIE mit Kind und Haushalt im Chaos versinkt, ist Zoff garantiert!

Tipp: Handeln Sie aus, wer für welche Aufgaben zuständig ist. Und zwar so, dass beide damit zufrieden sind. Legen Sie die Latte aber nicht zu hoch: In keinem Haushalt mit Kindern ist perfekte Ordnung möglich. Zumindest nicht, wenn man dabei glücklich bleiben will.

Buchtipps: Wolfgang Krüger: Liebe, Macht und Leidenschaft. Herder Verlag, 9,80 Euro

Robert Richter: Das Papa-Handbuch. Alles, was Sie wissen müssen zu Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Jahr zu dritt. Gräfe & Unzer, 14,90 Euro
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Über den Autor/die Autorin
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Bettina Levecke ist freie Journalistin aus der Nähe von Bremen. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Familie und Nachhaltigkeit.

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