Schluss mit dem ewigen Aufschieben - wie Kinder besser lernen

Entwicklung und Erziehung
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von Ulrike Lindner
Unangenehme Aufgaben auf den nächsten Tag, die nächste Woche oder einfach auf irgendwann zu verschieben, das tut wohl jeder einmal. Wenn die Aufschieberei (Fachchinesisch: Procrastination) jedoch zum Dauerbrenner wird, sollten Eltern eingreifen.
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"Morgen, morgen, nur nicht heute...", dieser alte Spruch könnte das Lebensmotto vieler Kinder sein, zumindest wenn es um das leidige Thema Lernen geht. Unangenehme Aufgaben auf den nächsten Tag, die nächste Woche oder einfach auf irgendwann zu verschieben, das tut wohl jeder einmal. Wenn die Aufschieberei (Fachchinesisch: Procrastination) jedoch zum Dauerbrenner wird, sollten Eltern eingreifen.

Geschieht das nicht, kann dieses Verhalten sich leicht zum Muster entwickeln, das auch im Teenager- und Erwachsenenalter beibehalten wird und nur schwer wieder abgelegt wird. Und das ist schade – meist sind die aufgeschobenen Aufgaben in der Realität viel weniger schlimm, als in der eigenen Vorstellung. Manchmal eröffnen sie sogar ganz neue Perspektiven oder machen Mut zu Neuem, etwa durch das Erfolgserlebnis des "Ich hab's geschafft!".

Schluss mit dem Aufschieben: Selbst-Organisation will gelernt sein

Oft schieben jüngere Kinder ungeliebte Aufgaben nur deshalb auf, weil sie noch nicht in der Lage sind, ihren eigenen Alltag sinnvoll zu organisieren. Nur wenn ein gewisser Überblick über den Tagesablauf und die Zeiteinteilung vorhanden ist, lässt sich absehen, dass für das Aufräumen nach dem Abendessen keine Zeit bleibt oder dass man abends zu müde ist, um die Mathe-Hausaufgaben gut zu bewältigen. Zum Glück steuern hier schon die Grundschulen in die richtige Richtung: Mit Wochen-Arbeitsplänen, in denen Schul- und Hausaufgaben für die ganze Woche gestellt werden, lernen bereits Erstklässler sich über mehrere Tage zu organisieren.

Doch auch Eltern können und sollten das Tun ihrer Sprösslinge aufmerksam begleiten und mit kleinen Hilfestellungen Struktur in die täglichen Aufgaben bringen. Oft erscheinen Hausaufgaben oder andere Pflichten nur deshalb so schwer zu bewältigen, weil sie wie ein großer Berg vor uns liegen. Sobald die Aufgabe in kleine Teilschritte zerlegt ist, fällt das Anfangen dagegen deutlich leichter.

Welche Maßnahmen helfen gegen die Aufschieberei?

  • Fragen Sie rechtzeitig nach, welche Aufgaben anstehen und ob sie bereits erledigt wurden.
  • Sorgen Sie für einen störungsfreien Arbeitsplatz.
  • Legen Sie regelmäßige Zeiten für bestimmte Aufgaben fest: Zimmer aufräumen am Freitagabend, nach dem Mittagessen mit dem Hund rausgehen und danach ran an die Hausaufgaben oder Ranzen packen vor der Dusche sind kleine Rituale, die alltägliche Pflichten schnell zur selbstverständlichen Station im Alltag werden lassen.
  • Unterteilen Sie größere Aufgaben wie das Lernen für eine Klassenarbeit mit Ihrem Kind in einzelne Schritte - erst wird Seite 5 und 6 gelernt, am nächsten Tag die nächsten beiden und am letzten Tag wird alles nochmal wiederholt.
  • Listen zum Abstreichen und Zeitpläne machen Aufgaben sichtbar - und sorgen für ein Erfolgserlebnis, wenn ein Teil der Aufgaben weggestrichen oder abgehakt werden kann.
  • Legen Sie Zeiträume fest, die maximal für eine Aufgabe zur Verfügung stehen. 20 Minuten Vokabeln lernen, dann klingelt die Eieruhr. Ärgern Sie sich nicht, wenn ihr kleiner Aufschieber die Zeit einmal nicht optimal nutzt - beim nächsten Mal klappt‘s sicher besser.
  • Locken Sie mit kleinen Belohnungen - wenn die Hausaufgaben erledigt sind, gehen wir ins Schwimmbad oder ähnliches.
  • Seien Sie selbst ein gutes Vorbild.
  • Überlegen Sie bei dauernd auftretender Aufschieberei, ob vielleicht andere Gründe als schlechtes Zeitmanagement die Ursache sind. Wenn Versagensängste oder ähnliche Sorgen hinter dem Aufschieben stecken, sollten Sie darüber offen mit Ihrem Kind reden. Eventuell kann dann auch eine Rücksprache mit der Schule sinnvoll sein, um gemeinsame Wege gegen die Aufschieberei zu entwickeln.
  • Vermeiden Sie Druck und Schimpferei. Kinder, die oft etwas aufschieben, leiden in der Regel selbst unter ihrem Verhalten, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.

Schluss mit dem ewigen Aufschieben - Anfangen lohnt sich, denn ...

Psychologen raten außerdem, einmal zu überlegen, was durch rechtzeitiges Erledigen gewonnen werden kann. Oft leiden Kinder nämlich genauso wie ihre entnervten Eltern unter der Aufschieberei. Sich klarzumachen, dass mit dem In-Angriff-Nehmen der lästigen Hausarbeiten dann der restliche Nachmittag zur freien Verfügung steht, kann da durchaus motivieren.
Achtung: Lassen Sie Ihr Kind selbst Gründe finden, aus denen sich das Loslegen lohnt - sonst funktioniert die Übung nicht.
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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