Warum Sie alles übers Gendern wissen sollten
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Warum Sie alles übers Gendern wissen sollten
von Ulrike Lindner
Ob und wie gegendert wird, wird heute umfassend und oft hochemotional diskutiert. Aus Fachkonferenzen und Feuilletons ist das Thema Gendern in die Schlagzeilen gerutscht – und längst auch in vielen Schule angekommen. Grund genug für eine Bestandaufnahme.
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Ist Ihr Kind eine Schülerin oder ein Schüler? Und unterrichten an ihrer/seiner Schule LehrerInnen, Lehrer und Lehrerinnen, Lehrer*innen, Lehrer:innen, Lehrer_innen, Lehrkräfte oder ein ganzer Lehrkörper?
Ob und wie gegendert wird, wird heute umfassend und oft hochemotional diskutiert. Aus Fachkonferenzen und Feuilletons ist das Thema Gendern in die Schlagzeilen gerutscht – und längst auch in vielen Schule angekommen. Grund genug für eine Bestandaufnahme.
Belegt wurde dieser Effekt unter anderem in einer Studie mit Grundschulkindern. Sie sollten angeben, welche Berufe sie sich zutrauten. Wurden die Berufe geschlechterneutral bezeichnet (Ingenieur/Ingenieurin, Arzt/Ärztin) trauten sich mehr Mädchen „typisch männliche“ Berufe zu. Auch Jungen konnten sich eher vorstellen, einen „typisch weiblichen“ Beruf zu ergreifen (Geburtshelferin oder Geburtshelfer).
Der Effekt, den das Gendern auf die Berufswahl hat, wurde in mehreren Studien auch bei Erwachsenen belegt. So bewarben sich auf Stellenanzeigen, die nicht im generischen Maskulinum (Filialleiter) sondern genderneutral (eine Filialleiterin/einen Filialleiter) verfasst waren, mehr Frauen. Eine andere Studie stellte bei männlich formulierten Stellenanzeigen fest, dass Frauen bei gleicher Qualifizierung seltener eingestellt werden. Werden beide Geschlechter genannt, ändert sich das.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, nach Möglichkeit genderneutrale Begriffe zu verwenden, die beide Geschlechter einschließen (Lehrkörper, Kollegium).
Viele Diskussionen entzünden sich aktuell an der dritten Option fürs Gendern in der geschriebenen Sprache. Das Gendersternchen und seine Varianten sieht vor, einen Platzhalter zwischen der weiblichen und männlichen Form einzusetzen. Verwendet werden aktuell der Genderstern „*“, ein Doppelpunkt oder der Unterstrich. Damit sollen alle Menschen angesprochen werden, auch diejenigen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen (Lehrer*innen, Lehrer:innen, Lehrer_innen).
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Ob und wie gegendert wird, wird heute umfassend und oft hochemotional diskutiert. Aus Fachkonferenzen und Feuilletons ist das Thema Gendern in die Schlagzeilen gerutscht – und längst auch in vielen Schule angekommen. Grund genug für eine Bestandaufnahme.
Worum es beim Thema Gendern geht
Sprache erzeugt Bilder im Kopf. Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass es dafür, wie wir die Welt wahrnehmen, durchaus einen Unterschied macht, ob gegendert wird, also ob in Texten männliche und weibliche Bezeichnungen verwendet werden. So denken wir bei der Formulierung „Die Piloten erhalten eine Lohnerhöhung“ spontan eher an Männer als an Frauen. Im Deutschen ist das insofern problematisch, als in Bezug auf Gruppen, die Männer und Frauen enthalten, oft das sogenannte generische Maskulinum verwendet wird. Damit ist gemeint, dass männliche Begriffe wie „Forscher“, „Ärzte“ oder „Piloten“ beide Geschlechter meinen können. Das ist zwar grammatikalisch richtig, erzeugt aber dennoch eine bestimmte Vorstellung in den Köpfen – nämlich die einer Gruppe von männlichen Forschern, Ärzten oder Piloten. Dieses Bild entsteht selbst dann, wenn mit dem generischen Maskulinum Gruppen bezeichnet werden, die in der Realität überwiegend weiblich besetzt sind, z.B. Kosmetiker, Kassierer oder Tänzer.Belegt wurde dieser Effekt unter anderem in einer Studie mit Grundschulkindern. Sie sollten angeben, welche Berufe sie sich zutrauten. Wurden die Berufe geschlechterneutral bezeichnet (Ingenieur/Ingenieurin, Arzt/Ärztin) trauten sich mehr Mädchen „typisch männliche“ Berufe zu. Auch Jungen konnten sich eher vorstellen, einen „typisch weiblichen“ Beruf zu ergreifen (Geburtshelferin oder Geburtshelfer).
Der Effekt, den das Gendern auf die Berufswahl hat, wurde in mehreren Studien auch bei Erwachsenen belegt. So bewarben sich auf Stellenanzeigen, die nicht im generischen Maskulinum (Filialleiter) sondern genderneutral (eine Filialleiterin/einen Filialleiter) verfasst waren, mehr Frauen. Eine andere Studie stellte bei männlich formulierten Stellenanzeigen fest, dass Frauen bei gleicher Qualifizierung seltener eingestellt werden. Werden beide Geschlechter genannt, ändert sich das.
Möglichkeiten gendergerechter Sprache
Um Geschlechterklischees abzubauen, alle Menschen in angemessener Form zu berücksichtigen und die Welt in ihrer ganzen Vielfalt abzubilden, kann Gendern also einen wichtigen Beitrag leisten – auch wenn über die genauen Effekte gendergerechter Sprache bis heute gestritten wird. Auch die möglichen Formen von gendergerechter Sprache sind längst nicht einheitlich geregelt. Ein Ansatz ist es, weibliche und männliche Formen zu nennen (Lehrerinnen und Lehrer) oder die weibliche Form abgekürzt anzufügen (LehrerInnen, Lehrer/-innen).Eine andere Möglichkeit besteht darin, nach Möglichkeit genderneutrale Begriffe zu verwenden, die beide Geschlechter einschließen (Lehrkörper, Kollegium).
Viele Diskussionen entzünden sich aktuell an der dritten Option fürs Gendern in der geschriebenen Sprache. Das Gendersternchen und seine Varianten sieht vor, einen Platzhalter zwischen der weiblichen und männlichen Form einzusetzen. Verwendet werden aktuell der Genderstern „*“, ein Doppelpunkt oder der Unterstrich. Damit sollen alle Menschen angesprochen werden, auch diejenigen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen (Lehrer*innen, Lehrer:innen, Lehrer_innen).
Fazit
Ob Doppelnennung, Gendersternchen oder neutrale Formulierungen, alle Möglichkeiten sorgen erst einmal auch für Verwirrung oder wirken ungewohnt und umständlich. Auch ist die Annahme optimistisch, dass nur durch Gendern automatisch mehr Gleichberechtigung entsteht. Klar ist aber auch, dass Sprache mit dafür verantwortlich ist, wie wir die Welt sehen, was als „normal“ gilt und welche Berufswahl unsere Kinder treffen. Deshalb breitet sich gendergerechte Sprache immer mehr aus und wird unter anderem bei vielen großen Unternehmen, in Behörden und in den Medien verwendet. Und selbstverständlich gehört das Gendern auch in der Schule zu den Themen, mit denen sich Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen auseinandersetzen sollten.Links/Medien
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Themen:
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Über den Autor/die Autorin
Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.