Kinder in der Pubertät

Entwicklung und Erziehung
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von Ulrike Lindner

Gestern noch Mamas oder Papas süßer Liebling, heute ein wortkarges, grummeliges Wesen, das beim Einkaufsbummel am liebsten drei Schritte hinter oder vor den Eltern durch die Fußgängerzone schlurft? Türenknallen, Schweigen und verschlossene Blicke statt fröhlicher Spieleabende im Kreis der Familie? Das sind Kinder in der Pubertät.

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Gestern noch Mamas oder Papas süßer Liebling, heute ein wortkarges, grummeliges Wesen, das beim Einkaufsbummel am liebsten drei Schritte hinter oder vor den Eltern durch die Fußgängerzone schlurft? Türenknallen, Schweigen und verschlossene Blicke statt fröhlicher Spieleabende im Kreis der Familie? Das sind Kinder in der Pubertät.

Für Eltern mit Kindern in der Pubertät beginnt eine ganz neue Phase. Das kann anstrengend sein, aber auch ungeheuer bereichernd. In jedem Fall ist es eine unabänderliche und auch begrüßenswerte Entwicklung: Die Pubertät bei Kindern markiert die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen.

Die Pubertät bei Kindern beginnt immer früher

Im Familienalltag, aber auch im Umgang miteinander, verändert sich so einiges, wenn Kinder in die Pubertät kommen. In welchem Alter das soweit ist, kann sich zum Teil erheblich unterscheiden. Im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren heißt es, kommen Kinder in der Regel in die Pubertät. Forscher beobachten allerdings schon seit einigen Jahrzehnten, dass die Pubertät bei Kindern in Deutschland immer früher einsetzt. So setzte bei jungen Frauen noch vor etwa 100 Jahren (1920) die erste Menarche, wie die Monatsblutung auch genannt wird, mit 14,6 Jahren ein. Schon 1980 lag das Durchschnittsalter für die erste Periode bei etwa 12,5 Jahren. Heute beobachten Eltern und Kinderärzte, dass viele Mädchen mit acht oder neun Jahren in die Pubertät kommen. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch bei Jungen beobachten, als Gründe werden die im Vergleich zu früheren Zeiten reichhaltige Ernährung und Umwelteinflüsse angenommen.

Kinder in der Pubertät: Was passiert wann?

Ausgelöst wird die Pubertät bei Kindern durch Hormone. Wenn der Körper jetzt Sexualhormone ausschüttet, erleben beide Geschlechter oft einen Wachstumsschub. Mädchen meist im Alter zwischen zehn und elf Jahren, Jungen etwa ab zwölf bis 14 Jahren. Doch nicht nur Arme und Beine schießen in die Länge, auch das Aussehen verändert sich. Mädchen bekommen zuerst Brüste, dann wachsen die ersten Schamhaare. Bei Jungen wachsen als erstes Hoden und Penis, kurz darauf sprießen die ersten Bart- und Körperhaare. Die Ausschüttung von Sexualhormonen, die bei Kindern in der Pubertät beginnt, sorgt auch dafür, dass Mädchen jetzt die erste Menstruation erleben und Jungen den nächtlichen Samenerguss. Eher gegen Ende der Pubertät wächst bei Jungen dann auch der Kehlkopf – und ihre Stimme wird tiefer. Dass es während dieses Prozesses zu den ungewollten Kieksern kommt, bei denen die Stimme vom männlichen Bass ins kindliche Hoch kippt, liegt am Wachstum der Stimmbänder.

Pubertät bei Kindern heißt oft Chaos im Kopf

Parallel zu den sichtbaren, körperlichen Veränderungen, die die Pubertät bei Kindern mit sich bringt, baut sich auch das Gehirn von Kindern in dieser Zeit um. Einige Hirnbereiche wachsen jetzt, andere Verbindungen werden abgebaut. Das neurologische Durcheinander, das dabei entsteht, ist nach Ansicht vieler Forscher verantwortlich für das typisch Verhalten von Kindern in der Pubertät.

Kinder in der Pubertät: Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt

So sind die Schwankungen zwischen Gefühlsextremen, die viele Kinder in der Pubertät erleben, vermutlich durch den Ausbau des limbischen Systems bedingt, das für die Produktion von Gefühlen verantwortlich ist.

Typisch pubertäre Unvernunft schreiben die Forscher dagegen der Tatsache zu, dass die übergeordneten Bereiche im Stirnhirn, in denen rationales Denken und überlegtes Planen stattfinden, erst ganz zum Ende der Pubertät bei Kindern reifen.

Und die unerklärliche Müdigkeit und nervtötende Schlappheit vieler Kinder in der Pubertät liegt zum einen an dem verzögerten Schlafrhythmus, der durch die veränderte Bildung des Schlafhormons Melatonin bewirkt wird. Zum anderen kostet der Umbau von Körper und Gehirn auch viel Energie – die bei den Hausaufgaben, Spieleabenden oder anderen Aktivitäten eben fehlt.

Gelassen bleiben mit Kindern in der Pubertät

Eltern von Kindern in der Pubertät begegnen dieser Phase am besten mit viel Gelassenheit – auch wenn das oft schwer fällt. Für wichtig halten Erziehungsexperten es auch, miteinander im Gespräch zu bleiben und den Kindern in der Pubertät Interesse zu signalisieren, ohne sie zu bedrängen und neu gezogene Grenzen zu missachten. Zuletzt dürfen Mütter und Väter auf eines vertrauen: Irgendwann ist die Pubertät zu Ende und aus den anstrengenden „Pubertieren“ werden junge Erwachsene.

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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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