Schwieriger Schulstart: Wenn Kinder nicht zur Schule wollen
Schwieriger Schulstart: Wenn Kinder nicht zur Schule wollen
Die großen Ferien sind vorbei und jetzt ist er endlich da: Der erste Schultag. Darauf haben die meisten Kinder hingefiebert. Aber was können Eltern tun, wenn aus Vorfreude schnell Frust wird? Einige Kinder tun sich schwerer als andere mit dem Schulstart und verweigern vielleicht den Schulbesuch ganz. Aber auch Bauchschmerzen, Weinen und Niedergeschlagenheit belasten Eltern und Kind.
Die möglichen Ursachen für einen schwierigen Schulstart können so unterschiedlich sein, wie die Kinder selbst. Einige sind schüchtern und zurückhaltend, andere mutig und neugierig, wieder andere brennen darauf, jetzt möglichst schnell mit Schreiben und Lesen zu beginnen. Auch die möglichen Alters- und Entwicklungsunterschiede innerhalb einer Klasse führen fast zwangsläufig dazu, dass nicht jedes Kind gleich von Anfang an seinen Platz im Klassengefüge und im Unterrichtsgeschehen findet.
Schwierigen Schulstart mit Geduld begegnen
Eltern sollten sich aber darüber klar sein, dass beim Schulstart die Umstellung vom Kindergarten hin zur Schule jedes Kind beansprucht. Der Eindruck, dass es in allen anderen Familien optimal läuft, während das eigene Kind traurig ist und morgens darum bittet, zuhause bleiben zu dürfen, ist jedenfalls vermutlich nicht zutreffend. So wichtig es deshalb ist, dem Kind beizustehen und Schwierigkeiten beim Schulstart möglichst gemeinsam auszuräumen, so empfehlenswert ist bei einem schwierigen Schulstart auch ein Stück Gelassenheit und Geduld.
Machen Sie sich klar, dass Sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht allein in dieser Situation sind. Viele Kinder reagieren in den ersten Wochen mit ungewohntem Verhalten auf die große Veränderung. Von ihren Eltern brauchen sie jetzt Aufmerksamkeit und Unterstützung, auf keinen Fall sollten Sie jedoch eigene Ängste und Unsicherheiten auf Ihr Kind projizieren.
Klassenlehrer*innen kennen die Herausforderungen bei einem schwierigen Schulstart und reagieren meist mit einem entsprechend entspannten Schulstart für die Jüngsten. Auch findet in der Regel bereits in den ersten Wochen ein erster Elternabend statt, bei dem Eltern Informationen über Inhalte und Organisatorisches bekommen. Auch wenn dabei nicht über einzelne Kinder gesprochen wird, hilft ein erster Eindruck von den Lehrkräften vielleicht schon, eigene Sorgen zu besänftigen. Auch ein persönliches Gespräch ist natürlich jederzeit möglich.
Gründe für einen schwierigen Schulstart
Aber was tun, wenn auch danach noch ein Problem im Raum steht? Wenn Ihr Kind etwa die Lehrkraft nicht mag? Wenn es keine Anschluss in der Klasse findet oder nicht stillsitzen mag? Oder wenn all das Neue doch so schwer erscheint, dass aus der anfänglichen Begeisterung Überforderung zu werden droht? Im Folgenden einige Hinweise, wie Sie Ihrem Kind bei den häufigsten Ursachen für Schulfrust und einem schwierigen Schulstart helfen können.
Schwieriger Schulstart – wenn das Verhältnis zur Lehrkraft nicht stimmt
Gerade in der Grundschulzeit ist das Verhältnis zur Klassenlehrkraft wichtig für Ihr Kind. Sie oder er vermittelt Vertrauen, motiviert und sollte Ansprechpartner*in sein. Das klappt oft nicht von Anfang an, geben Sie sich und Ihrem Kind nach dem schwierigen Schulstart deshalb ein wenig Zeit, um auf eine Veränderung zu warten. Bei allem Verständnis sollten Sie jetzt auch möglichst neutral bleiben und die Autorität der Lehrkraft nicht untergraben. Tritt nach einiger Zeit keine Besserung ein, ist ein Gespräch mit der Lehrkraft sinnvoll, um mögliche Ursachen und eine Lösung für den schwierigen Schulstart zu finden. Keine Angst davor: Lehrer*innen sind Profis und verfügen über ausreichend Erfahrung, um nicht beleidigt auf die Bitte zu reagieren, den Gründen für ein gestörtes Verhältnis auf die Spur zu kommen. Erst in allerletzter Konsequenz können Sie im Gespräch mit der Lehrkraft und der Schulleitung über einen möglichen Klassenwechsel sprechen.
Schwieriger Schulstart – wenn Freunde nach dem Schulstart fehlen
Schon einige Wochen in der Schule und in den Pausen noch immer ganz allein? Für viele Kinder, besonders wenn sie zurückhaltend sind, keine anderen Erstklässler aus der Kita kennen oder sich schwer mit neuen Situationen tun, ist es nicht leicht, gleich nach dem eh schon schwierigen Schulstart neue Freunde in der Klasse zu finden. Hilfreich kann es sein, wenn Sie jetzt das Gespräch mit den Eltern der anderen Schulanfänger suchen (zum Beispiel beim Elternabend oder einem Elternstammtisch) und sich mit ihnen austauschen. Oft zeigt sich dann, dass andere sich ähnliche Sorgen machen. Vielleicht können Sie gemeinsame Schulwege oder ein Spieltreffen am Nachmittag vereinbaren. Auch ein Gespräch mit der Lehrkraft kann jetzt helfen. Sie hat die Kinder einer Klasse im Blick und kann vielleicht zwei nebeneinander setzen, die sich gut verstehen könnten, um einen schwierigen Schulstart zu verhindern.
Schwieriger Schulstart, da das Kind zu zappelig für den Unterricht ist?
Vielen Erstklässlern fällt beim Schulstart das lange Stillsitzen erst einmal schwer. Aus diesem Grund ist der Unterricht vor allem in der ersten Klasse darauf angelegt, das Bedürfnis nach Bewegung nicht zu vernachlässigen. Um Ihrem Kind darüber hinaus zu helfen, sich an die Arbeitsweise in der Schule zu gewöhnen, können Sie von Anfang an darauf achten, dass es zuhause eine gute Sitzposition für die Hausaufgaben einnimmt, statt etwa auf dem Bett oder Sofa zu liegen. Sorgen Sie außerdem für ausreichend Bewegung außerhalb der Schulstunden, etwa durch Sportangebote oder Aktivitäten mit der Familie, um einen schwierigen Schulstart zu lindern.
Die beste Unterstützung nach einem schwierigen Schulstart
Wenn Ihr Kind einen schwierigen Schulstart hatte und die Schule ablehnt, helfen Sie ihm auch indem Sie
- gut zuhören, wenn es von seinen Schwierigkeiten erzählt
- Sorgen ernst nehmen und nicht herunterspielen
- sein Selbstbewusstsein stärken und es unterstützen
- eventuell mit einem Belohnungssystem erwünschtes Verhalten unterstützen
Wenn Probleme nach einem schwierigen Schulstart schlimmer werden
Erste*r Ansprechpartner*in für Ihre Sorgen ist zunächst die Klassenlehrkraft. Außerdem können Sie sich an die Schulpsychologin oder den Schulpsychologen wenden. Sie oder er unterstützt bei Lern-, Entwicklungs- und Verhaltensproblemen von Schülerinnen und Schülern, ist aber auch an der Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen zum sozialen Miteinander in Schulklassen beteiligt. Schulpsychologen können sich ein Bild von Ihrem Kind mit Stärken und Schwächen machen und hilfreiche Tipps nach einem schwierigen Schulstart geben. Vor allem wenn Kinder wieder einnässen oder psychosomatische Beschwerden zeigen, kann auch ein Besuch beim Kinderarzt helfen.
Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.