Außenseiter in der Schule

Ein Mädchen, abseits der Anderen traurig auf einem Spielplatz
Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer

Kinder und Jugendliche, die als Außenseiter in der Schule gelten, sind oft unglücklich und verzweifelt. Doch nicht jedes Kind, das nur wenige Freunde hat, ist gleich ein Außenseiter in der Schule. Manchmal ist es einfach nur eine Frage der Persönlichkeitsstruktur, ob jemand offen und kontaktfreudig oder eher zurückhaltend und introvertiert ist.

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Solche Eigenschaften können sich im Laufe des Heranwachsens und auch später, im Erwachsenenleben, noch verändern. Wenn Kinder jedoch an der Schule spürbar unter Ausgrenzung leiden und sich im Klassenverband isoliert und einsam fühlen, dann besteht akuter Handlungsbedarf. Solche Muster müssen umgehend verändert werden, da sie einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung im Wege stehen. Eltern reagieren dann oft ratlos und fragen sich, warum ausgerechnet ihr Kind ein Außenseiter in der Schule ist. Doch wenn Sie gemeinsam mit den Lehrkräften an der Schule an einem Strang ziehen, lassen sich oft zeitnah wirkungsvolle Lösungen finden. Dieser Beitrag gibt viele nützliche Anregungen zum Thema Außenseiter in der Schule und geht unter anderem der Frage nach, warum es einigen Kindern so schwer fällt, sich in eine Gruppe Gleichaltriger zu integrieren und wie man ihnen helfen kann, ohne sie unter Druck zu setzen.

Außenseiter in der Schule – Verhalten und Persönlichkeitsstruktur

Bei Schulklassen mit einer Größe von etwa 20 Kindern sind durchschnittlich zehn bis 15 Prozent, also zwei oder drei Schüler, betroffen, und werden als "Außenseiter in der Schule" bezeichnet. Neben dem Phänomen der sozialen Ausgrenzung gibt es bestimmte Eigenschaften, die allen Außenseitern gemeinsam sind wie Ängstlichkeit, soziale Unsicherheit und Ich-Schwäche. Meistens handelt es sich bei Außenseitern in der Schule um Schüler, die im Klassenverband kaum auffallen, weil sie in aller Regel eher introvertiert und zurückhaltend sind und sich ruhig verhalten. Sie bleiben lieber im Hintergrund und meiden oft sogar Situationen, bei denen sie im Mittelpunkt stehen.

Deswegen dauert es meist eine Weile, bis Außenseiter in der Schule von den Lehrkräften überhaupt wahrgenommen werden. Das ist schon deswegen so, weil deren Aufmerksamkeit von den aktiven und lebhaften Kindern stark beansprucht wird. Das verfestigt die Rolle von Außenseitern im Klassenverband jedoch immer weiter, denn gerade sie benötigen Zuwendung und Unterstützung, damit sie sich aus ihrem Schneckenhaus heraus wagen und mutiger werden. Dabei sollte man sich jeden Fall zunächst genau ansehen, denn die tatsächliche Situation und der Leidensdruck sind von Kind zu Kind individuell sehr unterschiedlich.

Außenseiter in der Schule und die Gruppendynamik in Klassen

In einer Klasse gelten wie in jeder Gruppe bestimmte Normen und Spielregeln, die von allen Gruppenmitgliedern bewusst oder unbewusst eingehalten werden: Bestimmte Verhaltensweisen gelten als sozial akzeptiert, andere dagegen werden als völlig unangemessen abgelehnt oder sogar „abgestraft“. Außenseitertum in der Schule definiert sich dadurch, dass jemand zwar Teil einer Gruppe ist, aber dennoch nicht richtig dazu gehört. Die Zugehörigkeit erfordert bestimmte Eigenschaften, die der Außenseiter in der Schule nicht erfüllt. Er entspricht nicht ihren Normen, zum Beispiel im Hinblick auf Nationalität, Sprache, Kleidung, soziale Herkunft oder körperliche Eigenschaften. Infolgedessen wird er von der Gruppe nicht beachtet oder sogar abgelehnt. Es kann für Betroffene sehr hilfreich sein, zunächst einmal herauszufinden, worin genau dieser eigene Anteil besteht.

Außenseiter in der Schule: Aschenbrödel, Sündenbock und Schwarzes Schaf

Das Verhalten des Außenseiters in der Schule ist gewissermaßen nur eine Reaktion auf die Haltung der Gruppe ihm gegenüber – ein mehr oder weniger erfolgreicher Versuch der Anpassung. Dabei kann man verschiedene Typen unterscheiden: Passive Außenseiter in Schulen werden wie im Märchen „Aschenbrödel“ von der Gruppe meist gar nicht erst ernst oder zur Kenntnis genommen, aktive Außenseiter in Schulen werden in die Rolle des „Sündenbocks“ oder des „schwarzen Schafes“ gedrängt. Meist ist der Übergang zwischen den Typen fließend und wechselt nach Situation. Wie jeder in der Gruppe (Anführer, Mitläufer, Clown etc.) hat nämlich auch der Außenseiter eine relativ klar definierte Funktion. Die Abgrenzung ihm gegenüber

  • stärkt den Zusammenhalt (zum Beispiel auch dadurch, dass klar wird, wie Gruppenmitglieder, die Normen verletzen, sanktioniert werden)
  • dient der eigenen Identitätsstiftung,
  • befriedigt Machtbedürfnisse der Anführer und
  • dient bei Spannungen als Blitzableiter.

Außenseiter in der Schule - Problematische Persönlichkeitsentwicklung

Ausgrenzung beeinträchtigt die Entwicklung von Verhaltensweisen, die bei einer Integration in Gruppen hilfreich sind. Dies ist insbesondere auch später bei der Integration im beruflichen Umfeld eine wichtige Anpassungsleistung. Sozial isolierte Kinder können nicht die ganze Bandbreite der Interaktions- und Kommunikations-Möglichkeiten erwerben, welche die Grundlagen für ein erfülltes und zufriedenstellendes Leben legt wie beispielsweise Kontakte knüpfen, Freundschaften schließen oder ein stimmiges Selbstbild entwickeln, das nicht auf Zuschreibungen anderer, sondern auf einem aufrichtigen Feedback beruht. Die Stigmatisierung als Außenseiter in der Schule legt auf eine Rolle fest, mit der sich Betroffene im weiteren Verlauf so stark identifizieren können, dass sie sich (bewusst oder unbewusst) auffällig verhalten, nur um die Erwartungen anderer zu bestätigen. Es besteht also ein erhebliches Risiko, dass ein betroffenes Kind in einen Teufelskreis gerät, der die vorhandenen Strukturen verstärkt.

Fazit: Ich stärken, Sozialkontakte fördern.

Für das hier erörterte Problem gibt es faktisch nur zwei angemessene Lösungen: Die Außenseiterrolle verlassen oder, falls das nicht möglich ist, zum Beispiel weil ein Kind aufgrund von Eigenschaften wie einer körperlichen Behinderung nicht den Normen einer Gruppe genügt, genug Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu entwickeln, um mit dem Stigma gut integriert zu leben. Beide Ansätze setzen also ein starkes Ich voraus. Eine weitere wichtige Hilfestellung besteht darin, die Entwicklung von Freundschaften und Sozialkontakten von Außenseitern in der Schule zu fördern. Dabei ist jedoch viel Fingerspitzengefühl gefragt, denn wenn man allzu offensichtlich hilft, können sich bei betroffenen Kindern Widerstände einstellen, die den Erfolg vereiteln.

Und natürlich wird man in der Schule das Thema "Ausgrenzung" und "Außenseiter in Schulen" auch immer wieder im geeigneten Kontext aufgreifen, um bei den Schülern ein Bewusstsein für das eigene Verhalten in der Gruppe zu erzeugen. Sollte sich jedoch in einem adäquaten Zeitraum (in der Regel drei bis sechs Monate) keine Verhaltensänderung bei einem Außenseiter in der Schule einstellen, ist es an der Zeit über einen grundlegenden Schritt wie den Wechsel der Schule nachzudenken und dem betroffenen Schüler so die Chance auf einen vollständigen Neustart zu geben.

Links

Das ICH-Schwache Kind als schulischer Außenseiter

Außenseiter in der Schule (hilfreiche Ratschläge für Betroffene)

Einsam in der Schule: Weg aus der Außenseiterrolle

Selbstvertrauen bei Kindern stärken (hilfreiche Ratschläge für Eltern)
 

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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