Digitalisierung in der Schule
Digitalisierung in der Schule
Zurzeit ist das Thema „Digitalisierung in der Schule“ in aller Munde. Es wird diskutiert über Finanzierung, über Medienpläne, über Ausstattungen von Räumen. Doch - was bedeutet die Digitalisierung in der Schule für die Rolle der Lehrkraft? Der folgende Fachbeitrag nennt erste Ansätze.
Zurzeit ist das Thema „Digitalisierung in der Schule“ in aller Munde. Es wird diskutiert über Finanzierung, über Medienpläne, über Ausstattungen von Räumen. Doch - was bedeutet die Digitalisierung in der Schule für die Rolle der Lehrkraft? Der folgende Fachbeitrag nennt erste Ansätze.
Digitalisierung in der Schule
Digitalisierung in Schule ist laut der Strategie der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2016 „Chance und Herausforderung zugleich.“ Inzwischen geht es im Diskurs über Digitalisierung nicht mehr um das „Ob“, sondern um das „Wie.“ Wie können Aspekte der Digitalisierung also erfolgreich in Schule, in Lehr- und Lernumgebungen implementiert werden, damit allen Schülerinnen und Schülern ein erfolgreicher Bildungsweg ermöglicht wird?
Verzahnung von Handlungsfeldern
In der Schule müssen laut der Strategie der Kultusministerkonferenz die folgenden Handlungsfelder verzahnt werden:
- Bildungspläne und Unterrichtsentwicklung, curriculare Entwicklungen
- Aus-, Fort- und Weiterbildung von Erziehenden und Lehrenden
- Infrastruktur und Ausstattung
- Bildungsmedien, Content
- E-Government, Schulverwaltungsprogramme
- rechtliche und funktionale Rahmenbedingungen
(Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016 in der Fassung vom 07.12.2017, S. 9)
All diese Aspekte müssen in der Schulentwicklung berücksichtigt werden. Mit Blick auf die Rolle der Lehrkraft fokussiert sich dieser Beitrag auf die Aspekte der Gestaltung des Unterrichts.
Verzahnung von Fachdidaktik und der schulischen Curricula mit Aspekten der Digitalisierung
Wie können Aspekte der Digitalisierung in die einzelnen schulischen Curricula implementiert werden? Wenn innerhalb der Schulstruktur geklärt worden ist, in welcher Form Aspekte der Digitalisierung implementiert werden können, sollten auch die einzelnen Fachkonferenzen hierzu Strategien für die jeweilige Schule finden. Welche Möglichkeiten gibt es, digitale Medien zielführend in dem jeweiligen Fach anzuwenden? Welche Medien eigen sich? Welche sind den einzelnen Lehrkräften bekannt? An welcher Stelle gibt es ggf. noch Weiterbildungsbedarf? Auch über die Rolle der Lehrkraft in den einzelnen Fächern sollte in den Fachkonferenzen diskutiert werden.
Die Rolle der Lehrkraft bei Digitalisierung in der Schule
Die Strategie der Kultusministerkonferenz macht deutlich: „Mit zunehmender Digitalisierung entwickelt sich auch die Rolle der Lehrkräfte weiter. Die lernbegleitenden Funktionen der Lehrkräfte gewinnen an Gewicht. Gerade die zunehmende Heterogenität von Lerngruppen, auch im Hinblick auf die inklusive Bildung, macht es erforderlich, individualisierte Lernarrangements zu entwickeln und verfügbar zu machen.“ (S. 13) Die Schülerinnen und Schüler lernen mithilfe digitaler Medien an vielen Stellen prozess- und ergebnisorientiert (S. 13). So kann beispielsweise die Lektüre eines Buches mehrere Anknüpfungspunkte für handlungs- und produktionsorientierte Arbeitsformen bieten. Mithilfe von Softwareprogrammen oder Apps lassen sich eigene Trickfilme oder Hörspiele entwickeln. Eine App wie beispielsweise BookCreator ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, ein eigenes digitales Buch mit individuellem Text, selbst erstellten Bildern und sogar eingesprochenen Wortbeiträgen zu erstellen. In der Umgebung einer Schule kann beispielsweise im Bereich des Ganztages mithilfe eines Tablets auf Spurensuche nach mehrsprachigen Ausdrücken etwa an Geschäften, Straßenschildern, Aushängen oder Restaurants gegangen werden. Bewegungsabläufe im Sportunterricht oder musikalische Inhalte lassen sich mit dem Tablet filmen und bieten so Kindern während der Arbeitsphasen Orientierung. Sprachliche Vorbilder lassen sich mithilfe digitaler Medien in den Klassenraum holen - zum Beispiel mithilfe von Videokonferenzen. Apps veranschaulichen zum Beispiel im Mathematikunterricht mathematische Inhalte. Von diesen Unterrichtsbeispielen gibt es zahlreiche mehr.
Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften
Der Einsatz von digitalen Medien im Fachunterricht erfordert von den Lehrkräften einerseits die Kompetenz, mit den Medien umzugehen und andererseits eine kritische Reflexion darüber, welche Medien sinnvoll an welchen Stellen des Unterrichts mit Blick auf die Heterogenität der jeweiligen Lerngruppe einzusetzen sind. Im Rahmen der Ausbildung der Lehrkräfte werden solche Inhalte schrittweise in die Fachdidaktiken implementiert. Lehrkräfte in der Praxis sollten gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Fortbildungsbedarfe identifizieren und Inhalte aus Fortbildungen in schulischen Gremien multiplizieren.
Arbeit im multiprofessionellen Team
Die Arbeit mit digitalen Medien ermöglicht es den Kindern an vielen Stellen, eigenständig, im eigenen Tempo und prozessorientiert zu arbeiten. Oft entstehen Produkte, die im Unterricht oder sogar vor der Schulgemeinschaft vorgestellt werden.
Eine Vorbereitung solcher Unterrichtssequenzen erfordert die Ausrichtung der Arbeit im multiprofessionellen Team einer Schule. So können beispielsweise digitale Inhalte auch im Ganztagsschulbereich fortgeführt und vertieft werden. Zum Beispiel im Rahmen einer Literatur-AG. Hier werden Lektüren gelesen und Buchpräsentationen vorbereitet. Auf Webseiten wie etwa LES-O-MAT, die im Rahmen eines Projektes der Ludwig-Maximilians-Universität in München von Professorin Hauck-Thum entwickelt wurde, können Kinder nach Buchempfehlungen suchen oder auch eigene Empfehlungen veröffentlichen.
Eltern und Digitalisierung
Im Sinne der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft sollten die Eltern auch hinsichtlich der Aspekte von Digitalisierung in Schule ins Boot geholt werden. Dies geschieht bereits in Gremien, in denen Eltern mitwirken. Darüber hinaus sollte es zum Beispiel Informationsveranstaltungen geben, bei denen es um Inhalte der Digitalisierung geht.
Reflexion über Medien in Schulen
Die Strategie der Kultusministerkonferenz benennt sechs Kompetenzbereiche, die Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Digitalisierung in der Schule entwickeln sollten (S. 16ff.):
1. Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren
2. Kommunizieren und Kooperieren
3. Produzieren und Präsentieren
4. Schützen und sicher Agieren
5. Problemlösen und Handeln
6. Analysieren und Reflektieren
Der Einsatz digitaler Medien bringt unweigerlich die Chance zur Reflexion über Medien mit sich. Während des Unterrichts entstehen nebenbei Fragestellungen wie etwa rechtliche Inhalte (Recht am eigenen Bild, wo werden Inhalte weiter verwertet, Urheberrecht) oder auch Konfliktfelder wie etwa das Thema Cybermobbing. Diesen Inhalten sollte im Unterricht begegnet werden können - auf persönlicher Ebene und auch auf sachlicher Ebene.
Resonanz
Auch wenn sich in Schule und im Unterricht einige Dinge durch digitale Aspekte verändern werden, so bleibt die Lehrkraft in ihrer Person als zentrale Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner für ihre Schülerinnen und Schüler präsent. Der Schulraum sollte nach wie vor nach Hartmut Rosa und Wolfgang Endres ein „Resonanzraum“ sein (Hartmut Rosa/ Wolfgang Endres. Resonanzpädagogik. Wenn es im Klassenraum knistert. Beltz. 2016. S. 46). Schülerinnen und Schüler werden innerhalb der Schule in ihrer eigenen Persönlichkeit gesehen und als diese angesprochen. Und genau dies kann nur über die persönliche Beziehung erreicht werden - unterstützt durch Lehr- und Lernarrangements auch mithilfe digitaler Aspekte.
Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.