Scheidung ohne Streit - wie eine Mediation helfen kann

Entwicklung und Erziehung
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von Bettina Levecke
Eine Mediation spart nicht nur Prozess- und Anwaltskosten, sie schont auch die Nerven. Mit der Hilfe eines unparteilichen Dritten finden Paare gemeinsame Wege für die getrennte Zukunft.
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Eine Mediation spart nicht nur Prozess- und Anwaltskosten, sie schont auch die Nerven. Mit der Hilfe eines unparteilichen Dritten finden Paare gemeinsame Wege für die getrennte Zukunft.

Das Wort "Mediation" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Vermittlung. Eine Balance zwischen den Fronten zu finden, Kompromisse und faire Absprachen zu treffen, zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen zu vermitteln - all das fällt den meisten scheidungswilligen Paaren schwer. Zu stark sind die Emotionen, die Wut, Trauer, Verletztheit oder Enttäuschung bei den Betroffenen, als dass die Vernunft bei Verhandlungen und Absprachen über die Zukunft noch Oberwasser halten könnte. Beratungsstellen, Anwälte und Gerichte empfehlen allen Scheidungspaaren deshalb dringend, sich vorab in die professionellen Hände eines Mediators/einer Mediatorin zu begeben.

Was ist eine Mediation?

Unterhalt, Sorgerecht, Besitzaufteilung: Wer die Scheidungsfragen vor Gericht klärt, gibt die Verantwortung aus der Hand. Richter und Anwälte verhandeln, die Entscheidungen gehen oft an den Wünschen und Bedürfnissen vorbei. Nicht so bei einer Mediation. Hier sind es die Betroffenen selbst, die gemeinsam einen Plan für die getrennte Zukunft entwerfen. Begleitet werden sie dabei von einem Mediator, ein neutraler Dritter, der die - oft zerstrittenen - Parteien bei der Konfliktlösung begleitet. Die Mediation ist ein Verfahren auf der Basis psychologischer Gesprächsführung und gewaltfreier Kommunikation. Der Mediator sorgt durch geschulte Gesprächsführung dafür, dass die Paare wieder miteinander über Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle sprechen können. Schritt für Schritt werden Knoten gelöst, gemeinsame Handlungsziele gefunden und Absprachen getroffen - immer in gegenseitigem Einvernehmen.

Was bringt eine Mediation?

Leider wird eine Mediation oft erst dann besucht, wenn es schon zu spät ist. Dabei greift die sanfte Vermittlungsstrategie schon viel früher: Wenn Paare sich häufig streiten, sich festfahren in Konflikten, keine Lösungen finden - und eigentlich doch so gerne zusammen bleiben würden. Mediation kann eine gute Alternative zur Paartherapie, die mehr auf die psychologische, emotionale Belastung der Beziehung schaut. Vor allem Männer schätzen die eher praxisorientierte Ebene im Mediationsverfahren: Worum geht es? Wie lösen wir das?
Ist das Thema Trennung beschlossene Sache, hilft die Mediation umfassend dabei, Licht in das Beziehungskuddelmuddel zu bringen. Damit das gelingt, gibt es klare Regeln. Fair bleiben, zuhören, Ich-Botschaften nutzen, Schuldzuweisungen meiden. Eine Fülle von Kommunikationsregeln sorgt für eine Vermittlung im Fluss - der Mediator leitet, stoppt und führt sanft durch das Gespräch. Bei einer Scheidung bestimmen die Paare die Agenda: Was wollen und müssen wir regeln, damit die Trennung gelingt?

Worum geht es?

Besonders wenn Paare Kinder haben, gibt es eine Fülle von wichtigen Absprachen. Wer nimmt die Kinder wann? Wie sollte der Umgang aussehen? Gibt es wichtige Erziehungsabsprachen, Wünsche, Bedürfnisse? Manche Paare müssen nur grob abklären, wie die Zukunft aussehen soll. Andere gehen lieber ins Detail, um Streit zu vermeiden. Auch Unterhaltsfragen und die Besitzaufteilung kann so gemeinsam geklärt werden. Im Verlauf einer Mediation ist auch das Offenlegen von Ängsten und Befürchtungen. Männer haben z.B. häufig Sorge, dass sie die Kinder nicht oft genug sehen dürfen. Frauen befürchten häufig, dass der Unterhalt nicht rechtzeitig überwiesen wird. Auch neue Partner, der Umgang mit Großeltern und gemeinsamen Freunden oder die Beitragszahlung für die gemeinsame Lebensversicherung sind in der Mediation Thema. Das alte gemeinsame Leben wird reflektiert und Schritt für Schritt zu einem neuen getrennten Leben geführt. Am Ende steht ein fester Plan und ein Handschlag, eine Absprache, die für beide zufriedenstellend, aber auch verbindlich ist. Oft werden die Gesprächsinhalte und Zielsetzungen schriftlich festgehalten, wie ein Vertrag. Und beide Partner geben mit ihrer Unterschrift ihre Zustimmung.
Neben den Sachfragen soll eine Mediation auch die Emotion wieder "gerade" rücken. Das Bewusstsein mal ein Paar gewesen zu sein, sich geliebt zu haben, als Eltern für immer gemeinsame Verantwortung zu tragen wird wieder geschärft und auch zur freundlichen Perspektive gemacht. Denn die Mediation zeigt: Gespräche und Lösungen sind trotz Trennung möglich. Und das sogar fair und konstruktiv.

Die Mediation vereinfacht den rechtlichen Rahmen

Mit dem gemeinsamen "Vertrag" im Gepäck ist die reibungslose Scheidung schon fast im Kasten. Nach einer Mediation müssen sich die Rechtsanwälte der Streitparteien keine Briefgefechte mehr liefern. Auch der Richter muss kaum oder gar nicht mehr verhandeln, denn das haben die Parteien ja selbst schon erledigt. Im besten Fall ist der belastende Besuch im Gericht gar nicht mehr nötig. Bei friedfertigen Paaren ist eine außergerichtliche Lösung möglich.

Was kostet eine Mediation?

Während die Kosten für einen Rechtsanwalt bei 120 bis 180 Euro pro Stunde liegen, ist der Stundesatz eines Mediators weit darunter (ca. 60-80 Euro). In einem Erstgespräch wird der ungefähre Rahmen und die Dauer der Mediation abgesprochen und in der Regel in einem Mediationsvertrag festgehalten. Dort wird auch vereinbart, wie die Kosten aufgeteilt werden. Bei Paaren, die sich weitgehend einig sind, kann eine Mediation nur zwei bis drei Stunden dauern. Bei größeren Differenzen vielleicht auch fünf oder mehr Stunden. Bei Sorgerechts- oder Unterhaltsfragen bieten auch öffentliche Einrichtungen, wie z.B. Jugendämter oder Erziehungsberatungsstellen kostenfreie Mediationen an.

Bundesverband Mediation mit Mediatorensuche: www.bmev.de
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Über den Autor/die Autorin
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Bettina Levecke ist freie Journalistin aus der Nähe von Bremen. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Familie und Nachhaltigkeit.

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