Erste Hilfe macht Schule
Erste Hilfe macht Schule
Erste Hilfe leisten, wenn ein Mensch in Not ist, ist für uns alle eine wichtige Verpflichtung. Viele Menschen möchten gern Erste Hilfe leisten, fühlen sich aber oft unsicher. Nicht in allen Bundesländern steht in unseren Schulen das Thema „Erste Hilfe“ auf dem Bildungsplan. Welche Möglichkeiten gibt es für Kinder und Jugendliche sich damit früher als in der Vergangenheit auseinanderzusetzen?
Erste Hilfe leisten, wenn ein Mensch in Not ist, ist für uns alle eine wichtige Verpflichtung. In Erste Hilfe ausgebildete Ersthelfer/-innen sind in Notfallsituationen gefragt. Viele Menschen möchten gern Erste Hilfe leisten, fühlen sich aber oft unsicher. Wie geht das nochmal mit der stabilen Seitenlage? Was tun, wenn der Finger blutet? Nicht in allen Bundesländern steht in unseren Schulen das Thema „Erste Hilfe“ auf dem Bildungsplan. Welche Möglichkeiten gibt es für Kinder und Jugendliche sich damit früher als in der Vergangenheit auseinanderzusetzen?
Juniorhelferinnen und Juniorhelfer, Trösten und mehr
Kinder helfen gern, vielleicht, weil sie selbst oft Hilfe brauchen. Dieses Interesse kennt das Rote Kreuz, insbesondere das Deutsche Jugendrotkreuz, und greift es auf.
Einfaches, praktisches Erste-Hilfe-Wissen kann bereits in der Grundschule vermittelt werden. Davon sind sie überzeugt.
Themen in der Grundschule können sein
- Kleine Wunden versorgen,
- Mit Sportverletzungen umgehen,
- Notruf absetzen,
- Ohnmacht von Schlaf unterscheiden (stabile Seitenlage)
- Unfälle verhüten
Informationen und Materialien finden sich auf der Website des Deutsche Jugendrotkreuz
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuz kommen gern in die Schulen und unterrichten vor Ort. Wie die Arbeit aussehen kann, zeigt ein Video der Kampagne „Erste Hilfe auf dem Bildungsplan“.
Learning by Doing ist dabei für Kinder sehr wichtig. Mit der Methode „Stationenlernen“, die stark handlungsorientiert vorgeht, werden verschiedene Erste-Hilfe-Maßnahmen für Kinder vorgestellt. Lernstationen werden für die Kinder mit praxisnahen Materialien, beispielsweise mit Verbandsmaterial oder einer Herzmassagepuppe, aufgebaut. Alles zum Anfassen und Ausprobieren! Die Kinder üben mit den Materialien, z.B. einen Notfall melden oder einen Verband anlegen.
Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung bietet Arbeitsblätter und weitere Arbeitsvorschläge für die Zielgruppe Grundschulkinder als Unterrichtsmaterialien zum Thema „Erste Hilfe“ an. Sie können gut im Sachunterricht bearbeitet werden.
Grundschulkinder sollten vor allem lernen wie sie einen Notruf absetzen und wie sie sich vor Unfällen schützen.
Modellprojekt: „Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen“
Die Herzdruckmassage hat in den letzten Jahren in der Notfallversorgung erheblich an Bedeutung zugenommen. Schülerinnen und Schüler sind selten selbst von einem Herzstillstand betroffen.
Der Umgang mit einem Herzstillstand kann uns aber dennoch früher oder später etwas angehen, da wir alle sehr mobil sind und täglich mit vielen Menschen zu tun haben.
Zu wenige Menschen können eine wiederbelebende Herzdruckmassage durchführen. Das muss sich ändern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine möglichst unverzügliche, fachgerechte Herzdruckmassage nach einem Herzstillstand für die Rettung eines Lebens im wahrsten Sinne des Wortes überlebensnotwendig ist.
Ziel ist es, mehr Leben als bisher durch eine Herzdruckmassage nach einem Herzstillstand zu retten. In NRW wurde man in dieser Hinsicht inzwischen tätig. Im Modellprojekt „Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen“ geht es darum, diese wichtigen Techniken zur Herz-Lungen-Wiederbelebung bereits im Schulunterricht zu vermitteln.
Ist die Herzdruckmassage nicht doch nur etwas für Medizinerinnen und Mediziner? Nein, so lautet die klare Antwort. Tritt ein Notfall bei einem Menschen durch einen Herzstillstand ein, zählt jede Minute, um den Tod zu verhindern. Rettungsdienste kommen oft für eine wiederbelebende Herzdruckmassage zu spät. Ohne kompetente Ersthelfer/-innen kann diese lebensrettende Maßnahme fast gar nicht erfolgreich zur Anwendung kommen.
Nachdem das Projekt „Schüler retten Leben“ des Landes NRW im Jahr 2017 erfolgreich gestartet ist, wird es seit 2018 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus Politik, Medizin und beispielweise der Betriebskrankenkasse BKK-LV NORDWEST in einem größeren Umfang aufgelegt.
Circa 100 Schulen sollen mit einer Übungspuppe zur Herzdruckmassage ausgestattet werden. Die Schulung erfolgt bereits ab der 7. Klasse.
Gefühle und Notfallsituationen
Notfallsituationen sind mit starken Gefühlen verbunden, die rationales Handeln manchmal erschweren.
Viele Menschen haben in Notfallsituationen beispielsweise Angst etwas falsch zu machen. Das führt dazu, dass Einige nichts tun. Oder sie tun so als hätten sie nichts gesehen. Der ein oder andere meint kein Blut sehen zu können, oder man ekelt sich davor eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen. Es hilft gemeinsam nachzudenken, wie man mit diesen Gefühlen umgehen kann.
Seit wir einen Teil unseres Lebens in Sozialen Medien verbringen, zeigt sich ein weiteres Problem. Manchmal sind wir in Notfallsituationen „neugierig“, fast erstarrt in Anbetracht der Situation. Wir versuchen die schwierige Situation zu erfassen, alles mitzubekommen. Es kann passieren, dass wir die Aufregung allein nicht aushalten. Wir wollen sie mit unserem Kumpel teilen, zücken das Smartphone für ein kleines Video für ihn. Mama muss es auch wissen. Alle auf Facebook, die man kennt, sollen sehen, was man gerade erlebt.
Die meisten von uns verstehen mit etwas Abstand, dass das Filmen und Teilen von gefilmten Notfallsituationen nicht in Ordnung ist. Wir können schnell zu respektlosen Gaffer/-innen werden, weil wir unsere Schaulust nicht im Griff haben.
Dem Gafferimpuls dürfen wir nicht nachgeben. Gaffen ist strafbar und bringt das Opfer in eine unwürdige, unmenschliche Situation. Notfallmedizinerinnen und Notfallmediziner dürfen nicht von Gafferinnen und Gaffern an ihrer Arbeit gehindert werden.
Smartphone und Erste Hilfe
Mit dem Smartphone können wir einen Notruf absetzen. Insofern spielt das Smartphone eine sehr wichtige Rolle im Zusammenhang mit einer Notfallversorgung. Wie gut, dass es das Smartphone gibt! Wie das im Einzelnen geht, ist von Gerät zu Gerät etwas unterschiedlich.
Die Notfall-Funktion erscheint jedoch in der Regel an auffälliger Stelle, so dass man sie gar nicht übersehen kann. Normalerweise funktioniert sie in Deutschland auch, wenn man kein Guthaben hat oder das eigene Netz nicht zur Verfügung steht. Wir brauchen also nicht erst umständlich eine PIN eingeben, um erfolgreich einen Notruf mit dem Smartphone abzusetzen.
Allerdings benötigen wir in Deutschland eine SIM-Karte, um einen Notruf per Smartphone abzusetzen, damit der Anrufer identifizierbar ist.
Mit dem Kauf eines neuen Smartphones macht man sich am besten schlau, wo die Notfall-Funktion ist. Sie funktioniert. Also nicht zum Spaß oder Üben ausprobieren, weil die Polizei ohnehin schon viel Arbeit mit versehentlichen Notrufen hat.
Auch wer mit dem Smartphone einen Notruf absetzt, sollte selbstverständlich an die „Fünf Ws“ beim Kontakt mit Feuerwehr oder Polizei denken.
1. Wo wird Hilfe benötigt?
2. Wer ruft an?
3. Was ist passiert?
4. Wie viele Menschen sind betroffen?
Danach stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notrufzentrale manchmal noch Fragen oder lassen sich die Angaben noch einmal bestätigen.
Es gibt verschiedene Apps im Zusammenhang mit Notfallsituationen. Viele sind noch in der Erprobung und ihr Nutzen wird untersucht. Man wird sehen, was in dieser Hinsicht die Zukunft bringt und verändert. Weiß ich selbst, was zu tun ist, muss ich, nachdem ich einen Notruf abgesetzt habe, nicht mehr mit dem Smartphone nach Hilfe suchen. Ich helfe selbst.
Kommentar: Der Kuss des Lebens
Erste Hilfe umfasst sehr viel. Im Deutschen sprechen wir von „Erste Hilfe“. Das bedeutet, dass nach der ersten Hilfe möglichst schnell eine zweite, professionelle Hilfe folgt, die wir organisieren. Es bedeutet auch, dass ein Laie nicht die gesamte Verantwortung für eine Notfallsituation tragen kann und tragen muss. Jeder von uns darf und muss auch sein eigenes Leben in der Notfallsituation nicht in Gefahr bringen.
Das englische Wort für „Mund-zu-Mund-Beatmung“ ist „kiss of life (= Kuss des Lebens)“. Was für eine schöne Bezeichnung für diese wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme! Schneewittchen lässt grüßen!
Viele Menschen möchten helfen können, vielleicht den „Kuss des Lebens“ geben. Wir können es, wenn wir es früh lernen, was eine Ersthelferin/ein Ersthelfer tun kann und wenn wir unsere Kenntnisse immer wieder auffrischen. Gerade in unserem Land besteht in dieser Hinsicht Nachholbedarf. Deshalb ist es sinnvoll, wenn wir früh anfangen mit dem Erste-Hilfe-Unterricht und am „Ball bleiben“.
Wenn wir wissen, was zu tun ist, tun wir es auch und laufen nicht weg, filmen mit dem Smartphone oder ignorieren die Notfallsituation. Als Ersthelferin /Ersthelfer kann man im wirklichen Leben eine Heldin/ein Held werden. Vielleicht kann man sogar einmal das Leben eines Familienangehörigen oder Freundes retten, weil man schnell richtig reagiert hat. Wie schön wäre das!
Selbstverständliche, früh vermittelte Kenntnisse in Erste Hilfe stärken unsere Zivilgesellschaft. Das würde uns wirklich gut tun in unserer aufgeregten Zeit.
Linktipps:
Video der Kampagne „Erste Hilfe auf dem Bildungsplan“
Laienreanimation an Schulen in NRW – Website der BKK-Nordwest
Website Anaesthesisten im Netz zum Thema Wiederbelebung
Über den Kurzfilm – Schaulustige sei kein Gaffer
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – Arbeitsblätter und Anregungen zum Erste-Hilfe-Unterricht
Hildegard Dierks arbeitet seit vielen Jahren als Online-Autorin und Online-Redakteurin für verschiedene Zielgruppen, z.B. Eltern. Zu ihren Themenschwerpunkten zählen alle Themen rund um Grundschule, Fremdsprachenlernen, Musikerziehung, computergestütztes Lernen aber auch schulpolitische Themen.