Die Rolle der Großeltern im Falle einer Scheidung

Das Bild zeigt Großeltern mit ihren zwei Enkeln, einem Mädchen und einem Jungen, die gemeinsam etwas auf einem Tablet betrachten, die Stimmung scheint gut. Alle sehen fröhlich aus.
Entwicklung und Erziehung
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von Bettina Levecke

Eltern leiden mit, wenn das eigene Kind Eheprobleme hat und sich scheiden lässt. Ganz besonders, wenn auch Enkelkinder betroffen sind. Großeltern können die Beschwerlichkeiten einer Trennung abmildern. Dafür braucht es vor allem eines: Unterstützung und Rückhalt.

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Erst feiert man Verlobung und Hochzeit, Jahre später müssen Tränen getrocknet und Trost gespendet werden: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts werden in Deutschland jedes Jahr rund 200 000 Paare geschieden. Hinter dieser Zahl stehen nicht nur zerstrittene oder "entliebte" Männer und Frauen, sondern auch deren Kinder und Eltern. Denn: Eine Scheidung belastet die ganze Familie. Für Eltern ist es immer schwer auszuhalten, wenn das eigene Kind leidet. Man wünscht dem Sohn oder der Tochter Glück und Zufriedenheit. Gibt es stattdessen Streit, Probleme und schließlich eine Trennung können viele Eltern das nur schwer akzeptieren.

Gut gemeint, doch problematisch: Ratschläge

"Warum ändert Ihr denn nichts?", "Du muss dich mehr kümmern..." - Großeltern haben oft direkt erlebt, wie sich die Beziehung des Paares darstellt, kennen Probleme und Sorgen und haben schnellen Rat parat. Doch Vorsicht! Gerade in Krisensituationen neigen Eltern dazu, sich in das Leben der Kinder einzumischen. Und vergessen dabei, dass diese längst erwachsen sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen. Der Rückfall in alte Rollenmuster droht und liefert der angespannten Situation weiteres Feuer. Auch wenn die Ratschläge gut gemeint sind, sollten Großeltern berücksichtigen, dass in angespannten, emotionalen Lebenssituationen Ratschläge als unerwünschte Einmischung oder auch Kritik verstanden werden können. Statt positiver Unterstützung entsteht für alle Seiten belastender Streit. Großeltern sollten sich deshalb besser nicht ungefragt einmischen, sondern eher behutsam das Gespräch suchen. Lassen Sie Ihr Kind erzählen, fragen Sie vorsichtig nach. Ganz wichtig: Lesen Sie die Signale Ihres Kindes. Wenn es nicht reden möchte oder signalisiert, dass bestimmte Themen tabu sind, müssen Sie das akzeptieren.

Nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen

Auch wenn es Eltern manchmal so vorkommt, als ob die Entscheidung zur Scheidung viel zu schnell gefällt wird, sollten sie die persönliche Entscheidung ihres Kindes respektieren. Eine Scheidung ist - besonders wenn kleine Kinder betroffen sind - immer eine hochemotionale Angelegenheit. Die Partner leiden, sind unglücklich über diesen Verlauf und trauern um den Verlust des Glücks und der Liebe. Noch mehr emotionalen Stress kann in dieser Situation niemand gebrauchen. Großeltern handeln richtig, wenn sie den Kindern KEINE Vorwürfe machen - auch wenn der Wunsch danach groß ist. Zeigen Sie lieber Ihr Mitgefühl: "Ich bin auch traurig und fühle mit dir!"; "Ich wünsche mir sehr, dass deine Entscheidung die richtige für dich ist!"

Und was ist mit unseren Gefühlen?

"Die Kinder haben es verbockt", "Jetzt ist alles kaputt!" - Großeltern sind nicht nur traurig, wenn die erwachsenen Kinder sich scheiden lassen, häufig entsteht regelrechte Wut. Die Geschichten, die dahinter stehen, sind vielfältig, wie Berichte von betroffenen Großeltern zeigen:

...Die Kinder sind gerade zwei und vier Jahre alt. Ich verstehe meine Tochter nicht, wie man sich jetzt trennen kann... sie ist doch eine Verantwortung eingegangen?

...Wir haben den Kindern das Dachgeschoss ausgebaut. Jetzt bricht alles auseinander...

...wenn ich sehe, wie mein Enkel leidet, kann ich die Entscheidung meines Sohnes nicht verstehen...

...ich dachte, ich werde im Kreise meiner Kinder und Enkel alt. Jetzt sind alle zerstritten. Das macht mir Angst!...


Es ist natürlich, dass Großeltern leiden, wenn die Kinder sich trennen. Doch Angst, Sorge oder Wut darüber sollte nicht mit den betroffenen Kindern besprochen werden. Besprechen Sie Ihre Emotionen besser mit Ihrem Partner, guten Freunden oder Bekannten. Falls konkrete Lebensveränderungen aus der Scheidung entstehen (z.B. Umzug, Wegzug der Enkel, finanzielle Nachteile) sollten diese möglichst sachlich und lösungsorientiert besprochen werden (z.B. mit Hilfe einer Mediation). Denken Sie daran: Auch Ihr Kind hat sich die Situation sicher anders gewünscht und handelt nicht in böser Absicht!

Unterstützung und Hilfe anbieten

Eltern müssen die Entscheidung ihres Kindes zwar nicht verstehen, aber es ist für die Beziehung von enormer Bedeutung, dieser Entscheidung mit Respekt zu begegnen.
"Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst!"; "Sag mir, was ich tun kann, um dir dein Leben zu erleichtern!" Solche helfenden Sätze schenken den erwachsenen Kindern das gute Gefühl, dass sie Menschen im Rücken haben, denen sie vertrauen können. Rückhalt schenken und Unterstützung schenken – das sind die größten und wichtigsten Großeltern-Aufgaben im Scheidungsfall. Ob finanzielle Unterstützung, Hilfe im Haushalt oder bei der Betreuung der Enkelkinder: In einer schwierigen Lebensphase ist konkrete Hilfe sehr entlastend. Zudem zeigt diese Hilfe, dass trotz Trennung weiterhin Familienzusammenhalt besteht. Das kann Beziehungen nachhaltig stärken und verbessern!

Für die Enkel da sein

Besonders die Fürsorge für die betroffenen Enkelkinder ist eine wichtige Aufgabe, denn wenn Mama und Papa sich trennen, ist es für die Kinder eine wichtige Gewissheit, dass Oma und Opa bleiben. Großeltern können ein wertvolles Fundament für Enkelkinder sein, wenn durch die Scheidung der Eltern das ganze Leben ins Schwanken gerät. Da sein, zuhören, umarmen und trösten: Das schenkt neues Vertrauen in die Welt. Ganz wichtig: Ergreifen Sie vor den Kinderohren niemals Partei für einen Elternteil! Wer über den Schwiegersohn lästert oder "Ehe-Interna" ausplaudert, bringt die Kinder in massive Gefühlskonflikte, schließlich haben Kinder beide Eltern lieb. Großeltern können ihren Enkeln Ruhe-Inseln bauen. Gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen lenken von den Sorgen ab. Lachen und spielen Sie gemeinsam, genießen Sie die schönen Seiten des Lebens: Das schenkt Ihren Enkeln Kraft!

Buchtipp:

Dr. Miriam Stoppard: Das Großeltern-Buch, Dorling Kindersley Verlag

Helga Gürtler: Kinder lieben Großeltern, Kösel-Verlag

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Über den Autor/die Autorin
Foto Bettina Levecke

Bettina Levecke ist freie Journalistin aus der Nähe von Bremen. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Familie und Nachhaltigkeit.

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