Familie in der Krise: Tipps für die konfliktfreie Regelung von Besuchszeiten
Entwicklung und Erziehung
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Familie in der Krise: Tipps für die konfliktfreie Regelung von Besuchszeiten
von Bettina Levecke
Wenn Eltern getrennte Wege gehen, gilt es dauerhaft gute Umgangsrechtsformen für die Kinder zu finden. Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorstellungen beider Partner unter einen Hut zu bringen, ist selten leicht. Elternratgeber.de gibt Tipps.
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Wenn Eltern getrennte Wege gehen, gilt es dauerhaft gute Umgangsrechtsformen für die Kinder zu finden. Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorstellungen beider Partner unter einen Hut zu bringen, ist selten leicht. Elternratgeber.de gibt Tipps.
Das Wichtigste im Blick behalten
Die Umgangsrechtsformen können vom Elternpaar alleine verabredet werden oder auch mit Hilfe einer dritten, neutralen Person, z.B. einem Scheidungsberater, einem Mediator oder dem Familiengerichtshelfer des Jugendamtes. Im Streitfall müssen die unterschiedlichen Interessen auch häufig von Rechtsanwälten vertreten werden. Im Fokus der Aufmerksamkeit sollte immer das Ziel stehen, eine für alle akzeptable und friedliche Lösung zu finden.- Versuchen Sie in Gesprächen mit Ihrem Ex-Partner ruhig und sachlich zu bleiben.
- Auch wenn jeder für sich klare Vorstellungen hat, gilt es gemeinsame Ziele zu finden. Das bedeutet, offen für Kompromisse zu sein.
- Im Vordergrund aller Interessen steht immer das Wohl des Kindes: Was können wir tun, damit unser Kind mit der Situation am besten zurecht kommt?
- Überdenken Sie Kompromisse und Angebote des Partners, anstatt vorschnell ablehnen. Bei den ersten Gesprächen kann ein unverbindliches "Brainstorming" hilfreich sein, d.h. die jeweiligen Ideen werden aufgeschrieben, kopiert und von jedem Elternteil zum Überdenken mitgenommen.
- Beziehen Sie Ihr Kind niemals in gemeinsame Verhandlungen oder gar Konflikte ein. Fragen wie "Bei wem möchtest du lieber sein?" sind ein absolutes Tabu, denn sie machen Angst und setzen die Kinder unnötig unter Druck.
- Sprechen Sie in Ich-Botschaften, äußern Sie Ihre Wünsche ("Ich fände es gut, wenn....") statt die Vorstellungen des anderen schlecht zu reden ("Ich finde es total daneben, dass du....")
- Das Kind ist kein Besitz! Versuchen Sie unbedingt ein Tauziehen diffuser Besitzansprüche zu vermeiden.
Vorschläge für Umgangsrechtsformen:
- Bei nahen Distanzen, z.B. gleicher Wohnort: Die Kinder leben an drei Tagen der Woche in der einen und an den übrigen vier Tagen in der anderen Wohnung. (Dieses Modell setzt ein gutes Verhältnis und viel Kommunikation zwischen den Eltern voraus, nicht alle Kinder sind mit so einem flexiblen Lebensmodell auf Dauer glücklich).
- Bei nahen Distanzen: Die Kinder wohnen fest an einem Ort, können den anderen Elternteil aber regelmäßig und selbstständig besuchen.
- Bei mittleren Distanzen: Die Kinder sind an den Werktagen bei einem Elternteil, am Wochenende und/oder in den Schulferien beim anderen.
- Bei weiten Distanzen: Die Kinder sind während des Schuljahres bei einem Elternteil, an den Feiertagen und in den Ferien beim anderen.
Klarheit über die Strukturen finden
Gute Besuchs- und Umgangsregeln brauchen auch gute Überlegungen. Wenn klar ist, bei welchem Elternteil das Kind/die Kinder fest bzw. überwiegend wohnen, sollten beide Elternteile ihre Wünsche und Vorstellungen bzgl. der zukünftigen Besuchsformen im Vorfeld bedenken. Folgende Fragen können relevant sein:- Wann und wie oft finden Besuche statt?
- Kann das Kind eigenständig den anderen Elternteil besuchen?
- Darf es alleine Zug oder Bus fahren? Falls nicht, wer holt ab oder bringt? Wer trägt die Kosten?
- Bis wann müssen Besuche verabredet/abgesagt werden?
- Wie arrangiert man sich bei Krankheit eines Elternteils?
- Erlaubt die Wohnortnähe auch Besuche und Übernachtungen unterhalb der Woche?
- Wie werden Urlaube geplant oder Besuche bei Paten oder Großeltern?
- Wie werden Geburts- und Feiertage gehandhabt?
- Gibt es Spontan- und Notfalllösungen?
Kinder brauchen feste Strukturen
Für Kinder ist es wichtig, dass die Besuchsabsprachen verlässliche sind. Dauerhaftes Hin und Her ist oft eine Belastung - besonders für kleine Kinder. Deshalb gilt: Absprachen sollten eingehalten werden! Wenn Papa Freitagnachmittag anruft und kurzfristig absagt, ist das für die Kinder eine mittelschwere bis riesengroße Katastrophe.- Planen Sie möglichst langfristig! Setzen Sie sich in regelmäßigen Abständen zusammen. Verläuft alles in gegenseitigem Einverständnis? Wie geht es dem Kind? Braucht es zeitliche Verbesserungen?
- Bieten Sie dem Kind bei jedem Elternteil ein Zimmer oder einen eigenen Bereich (z.B. eine Ecke im Schlaf- oder Wohnzimmer). Es ist hilfreich für Kinder, wenn Sie Kuscheltiere, Spielzeug und Bekleidung vor Ort haben. Zum Einen müssen Sie dann nur kleines Reisegepäck packen, zum anderen fühlen sie sich viel schneller zu Hause!
- Kinder sollten jederzeit die Möglichkeit haben, mit dem anderen Elternteil Kontakt aufnehmen zu können.
- Für kleine Kinder erleichtern feste Rituale den Wechsel zwischen Mama und Papa. So kann die Mutter, wenn bei ihr der feste Wohnsitz ist, zusammen mit dem Kind den Rucksack packen und dabei positiv über den Papa erzählen. Nach der Ankunft beim Vater empfiehlt sich dann ein liebevolles "Ankommens-Ritual", z.B. das gemeinsame Auspacken des Rucksacks (Schlafanzug ins Bett bringen, Zahnbürste ins Bad)...
- Bitte NIEMALS vor dem Kind schlecht über den Ex-Partner sprechen.
- Alltagsregeln besprechen. Wenn das Kind bei der Mutter z.B. nur eine halbe Stunde fernsehen darf, beim Vater am Wochenende aber grenzenlos schauen möglich ist, kann das zu Streit führen. Die groben Eckpunkte sollten deshalb gemeinsam festgehalten werden (z.B. Wann ins Bett? Wie viele Süßigkeiten? Taschengeld und Extras,...)
Ausnahmefall ältere Kinder
Kinder ab 13, 14 Jahren haben oft schon sehr konkrete eigene Vorstellungen darüber, wie sie sich die Umgangsformen zwischen Mama und Papa vorstellen. Entscheidungen sollten deshalb nicht über die Köpfe der Kinder getroffen werden. Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Kind und bringen Sie seine Vorschläge in die Verhandlung mit Ihrem Partner ein. Für die Kinder ist es zudem ein gutes Gefühl, wenn sich beide Eltern um ihre Meinung bemühen und um ihr Wohl besorgt sind.Link zum Thema:
www.elternvereinbarung.de
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Über den Autor/die Autorin
Bettina Levecke ist freie Journalistin aus der Nähe von Bremen. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Familie und Nachhaltigkeit.