Alleinerziehend mit Kita- und Grundschulkindern.

So unterstützen Sie Ihr Kind

Entwicklung und Erziehung
© Jeanette Dietl - Fotolia.com
von Alexandra von Plüskow - Kaminski
Rund 20% der Familien in Deutschland sind so genannte Einelternfamilien. Das heißt, dass ein alleinerziehendes Elternteil sich um die Kinder unter 18 Jahren, die im selben Haushalt leben, kümmert. Was bedeutet es für diese Eltern, wenn ihre Kinder Kita oder Grundschule besuchen? Welche Möglichkeiten der Unterstützung können sie in Anspruch nehmen? Der folgende Beitrag nennt erste Ansatzpunkte.
Lesedauer:
3 min
Rund 20% der Familien in Deutschland sind so genannte Einelternfamilien. Das heißt, dass ein alleinerziehendes Elternteil sich um die Kinder unter 18 Jahren, die im selben Haushalt leben, kümmert. Was bedeutet es für diese Eltern, wenn ihre Kinder Kita oder Grundschule besuchen? Welche Möglichkeiten der Unterstützung können sie in Anspruch nehmen? Der folgende Beitrag nennt erste Ansatzpunkte.

Alleinerziehend in Deutschland

Gut ein Fünftel der Familien in Deutschland leben als Einelternfamilie. In vielen Fällen ist eine Trennung bzw. Scheidung der Grund hierfür, in einigen Fällen ist ein Partner verstorben oder diese Familienform bewusst gewählt. Häufig sind es Frauen, die sich allein um ein Kind oder mehrere Kinder unter 18 Jahren kümmern, die in ihrem Haushalt leben. Eine Situation, die einerseits freudvolle Momente hat, aber in vielen Fällen Sorgen und Nöte vielfältiger Natur mit sich bringt. Das hat viele Gründe. Einerseits lastet der Familienalltag auf den Schultern einer einzigen Person und nicht auf zwei Personen. Die gesamte Situation muss von einer Person allein organisiert und strukturiert werden. Hier ist auch bedeutsam, wie viele Kinder von der alleinerziehenden Person betreut und erzogen werden. Häufig kommen auch Betreuungsengpässe und finanzielle Sorgen hinzu.

Betreuung in Kita und Grundschule

Da die meisten Alleinerziehenden in Deutschland spätestens mit dem Kindesalter von drei Jahren für ihren eigenen Unterhalt selbst verantwortlich sind, ist die Vollzeitarbeitszeit oder aber eine sehr hohe Teilzeit die häufigste Arbeitsform. Durch mögliche Erziehungszeiten und auch aufgrund ihrer Familienform finden sie in manchen Fällen schwerer einen geeigneten Job. Im Vergleich zu einer klassischen Zweiverdienerfamilie ist dies mit mehr zeitlicher Belastung verbunden, aber auch mit einer höheren ökonomischen Belastung und einem finanziellen Risiko.
Inzwischen gibt es in Deutschland häufig eine Ganztagsbetreuung und viele Kinder gehen bereits ab einem Alter von einem Jahr in eine Tagespflege oder Krippe. Auch nimmt die Ganztagsbetreuung bei Grundschulkindern etwa im Rahmen einer Ganztagsschule oder einer Hornbetreuung zu. Doch ist dies (nicht nur) für Alleinerziehende nicht immer eine passende Lösung. Dauert eine Ganztagsschulbetreuung beispielsweise nur bis 15.30 Uhr, so sieht die Arbeitsrealität des betreuenden Elternteils häufig ganz anders aus. Wie ist also eine Betreuung über diese Zeit hinaus zu gewährleisten?
Dies ist ein Thema, dass Sie als Eltern unbedingt bei der Schulleitung und den Leitungen der Betreuungseinrichtungen ansprechen sollten. Suchen Sie gleichgesinnte Eltern und tragen Sie Ihr Anliegen vor. In manchen Einrichtungen kann so eine flexiblere Betreuungszeit eingerichtet werden.

Hausaufgaben, Sport und Co

Alleinerziehende haben aufgrund ihrer Belastung weniger Zeit, sich um Hausaufgaben und Freizeitprogramm des Kindes zu kümmern. Viele Gemeinden bieten eine Hausaufgabenbetreuung entweder im Rahmen einer Ganztagsschulbetreuung, der Hortbetreuung oder auch in anderen Einrichtungen im Sozialraum an. Hier gibt es auch Möglichkeiten, an Freizeitprogrammen wie etwa Sportaktivitäten, künstlerischen Aktionen oder anderen Tätigkeiten teilzunehmen. Diese sind betreut und in der Regel nicht allzu kostenintensiv.

Finanzielle Unterstützung

Wie jüngste Studien nachweisen, sind Kinder von Alleinerziehenden potentiell mehr armutsgefährdet als Kinder aus Mehrverdienerhaushalten. Alleinerziehende sollten sich bei dem für sie zuständigen Jugendamt erkundigen, ob und falls ja, welche Förderungen oder Unterstützungen ihnen und ihren Kindern zustehen. Dies können beispielsweise Unterhaltsvorschüsse sein oder Wohngeld oder Unterstützungen aus den Bereichen Bildung und Teilhabe. Hier können beispielsweise Zuschüsse zum Schulmaterial zur Verfügung gestellt werden oder für Kurse für Kinder bzw. für kulturelle oder sportliche Aktivitäten. Viele Schulen bieten auch eine finanzielle Unterstützung im Rahmen von Klassenfahrten oder Ausflügen an.

Ressource Zeit

Die zeitliche Belastung einer Einelternfamilie ist höher als in anderen Familienformen. Wert gelegt werden sollte aber auch auf regelmäßige Familienzeiten, wenn es möglich ist. So etwa in Form von gemeinsamen Mahlzeiten und Spieleabenden. Was schöne gemeinsame Momente schafft und gleichzeitig nichts kostet und einen wichtigen Bildungsbeitrag leistet, ist das gemeinsame Lesen. Ein Büchereiausweis ist in der für Sie zuständigen Bücherei in der Regel für Kinder kostenfrei. Natürlich erfordert das gemeinsame Ausleihen und Zurückbringen erneut Zeit - aber flexible Öffnungszeiten und auch Möglichkeiten, bestimmte Bücher über Online-Formate digital auszuleihen, erleichtern dies zunehmend.

Netzwerken und Kraftquellen

Ein gutes Netzwerk innerhalb einer Familie oder im Freundeskreis hilft - nicht immer zuverlässig - in Notfällen. Außerdem erfordert dieses eine Kontaktpflege, die manchen Alleinerziehenden nicht immer möglich ist. Erkundigen Sie sich also nach Ihren Rechten beispielsweise im Falle von der Erkrankung eines Kindes und nehmen Sie von Zeit zu Zeit auch Möglichkeiten an, selbst wieder Kraft zu schöpfen. Sei es beispielsweise im Rahmen einer Kur - mit oder ohne Kind. Oder bei einer kurzen Meditation oder einer schönen Tasse Kaffee oder Tee …oder? Diese Kraftmomente benötigen Sie, um Ihren Mehrfach-Spagat im Alltag zu meistern.

Buchtipp: Christine Finke. Allein, alleiner, alleinerziehend. Wie die Gesellschaft uns verrät und unsere Kinder im Stich lässt. Lübbe Verlag. 2016

In ihrem Buch benennt Christine Finke die Schwachstellen und auch die Ungerechtigkeiten, denen Einelternfamilien ausgesetzt sind. Das Buch bildet so eine Realität ab, in der knapp 20% der Familien in Deutschland leben. Auf den Punkt bringt die alleinerziehende Mutter dreier Kinder, was sich in Gesellschaft und Politik ändern müsste, um den alltäglichen Mehrfach-Spagat für Einelternfamilien besser zu gestalten.
Beitrag teilen:
Themen:
Alleinerziehend
Einelternfamilie
Erziehung
Teilzeit
Unterstützung
Über den Autor/die Autorin
Foto Alexandra von Plüskow-Kaminski

Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.

Weitere Beiträge lesen