Schneller, höher, weiter – Kindergeburtstage werden immer aufwendiger

Freizeit und Erholung
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von Ulrike Lindner
„Liebe Leona, ich lade dich herzlich zu meinem 10. Geburtstag ein! Wir treffen uns um 15:00 Uhr in der Tanzschule Lehmann. Dort werden wir professionell gestylt und üben eine Tanzperformance ein. Deine Eltern können den Clip ab 16:00 unter dem Link xyz downloaden.“
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„Liebe Leona, ich lade dich herzlich zu meinem 10. Geburtstag ein! Wir treffen uns um 15:00 Uhr in der Tanzschule Lehmann. Dort werden wir professionell gestylt und üben eine Tanzperformance ein. Deine Eltern können den Clip ab 16:00 unter dem Link xyz downloaden.“

Einladungen wie diese sind keine Seltenheit. Ob professionelle Tanz-Performances, aufwendige Motto-Partys, engagierte Unterhaltungsprofis wie Clowns oder Gesangskünstler, Ponyreiten mit Übernachten (selbstverständlich inklusive Steckenpferd-Basteln), Gespensterparty auf der mittelalterlichen Burg und gemietete Hüpfburg, Besuch im Zirkus mit Jonglier-Workshop und abschließender Vorführung – was früher mit Topfschlagen, Blinde-Kuh und Schokoladen-Wettessen abgefeiert wurde, ist heute vielerorts zum Mega-Event geworden.

Kindergeburtstage werden immer aufwendiger gefeiert, nicht nur bei den Stars und Sternchen in Hollywood, sondern auch in deutschen Städten und Dörfern zwischen München und Hamburg. Wenn es nicht das Unterhaltungs-Event ist, so muss doch zumindest ein pädagogisches Highlight geboten werden – Kochkurs, Töpferwerkstatt oder Museumsführung sind das Minimum. Die Sucheingabe „Kindergeburtstag“ kombiniert mit der Heimatstadt offenbart die ganze Palette des Möglichen. Fast jede Institution, vom Kunstmuseum bis zum Flugplatz, vom Zoo bis zum Stadtteilbauernhof, vom Tonstudio bis zum örtlichen Fußballverein bietet seine Dienste an.

Kindergeburtstag? Oder Mega-Event?

Allein die Frage des passenden „Mitgebsels“ kann manche Mutter zur Verzweiflung treiben. Fantasievoll soll es sein, aber nicht zu teuer. Zum Motto der Party passen (siehe Steckenpferd), aber nicht 08/15. Und auf keinen Fall so, wie bei der Party der Freundin zwei Wochen zuvor. Kein Wunder, dass sich viele Eltern die Zeiten zurückwünschen, als es reichte, den Gästen die beim Topfschlagen ergatterten Kaugummis und Gummitiere als Trophäe mit nach Hause zu geben.

Aber muss das sein? Müssen wir auch 15 Kinder zum Wasserskifahren, auf die Cartbahn oder ins teure Restaurant einladen, nur weil die Nachbarn das so vorgemacht haben? Müssen die aufwendig gebastelte Einladung, die Pappteller, Becher und Luftballons unbedingt zum Motto der Party passen? Brauchen wir den Rundum-glücklich-Party-Planer für den Geburtstag unseres Neunjährigen?

Für alle Fälle gerüstet – Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Kindergeburtstag

Damit der nächste Kindergeburtstag nicht mit dem Nervenzusammenbruch oder finanziellen Ruin der Eltern endet, bietet es sich an, im Vorfeld einige Punkte zu klären:

Ab welchem Alter feiern? Geburtstage werden gefeiert – aber muss es wirklich die Babyparty zum Einjährigen sein? Etwa ab den dritten Geburtstag können Sie eine Geburtstagsparty veranstalten. Vorher sind Kleinkinder damit in der Regel überfordert. Laden Sie Familie und/oder ein oder zwei Krabbelfreunde ein, pusten ein paar Luftballons auf und bieten etwas Leckeres zum Essen an – mehr Party braucht kein Kind zum 1. oder 2. Geburtstag.

Wer kommt? Eine hilfreiche Faustregel, die sich seit Jahrzehnten bewährt hat, besagt, dass die Zahl der Gäste in etwa dem Lebensalter des Geburtstagskindes entsprechen sollte. Ob unter den Gästen dann die Kinder von Mamas bester Freundin sind oder der kleine Raufbold aus der Klasse, entscheidet das Geburtstagskind – und nicht die Eltern.

Zuhause oder auswärts feiern? Keine Frage – Geburtstage in Spiel-Paradiesen oder ähnlichen „Locations“ liegen im Trend. Viele Eltern empfinden dieses „Outsourcen“ als entspannend. Kein Dreck, keine Unordnung, kein Kuchen auf der neuen Polstergarnitur und vor allem kein Aufräumen danach. Gerade jüngere Kinder genießen es allerdings, wenn Gäste zu ihnen kommen. Das eigene Zimmer präsentieren, mit dem großen Bruder angeben und die Sicherheit des eigenen Zuhauses im Hintergrund machen auch kleine Gastgeber stolz. Eltern sollten deshalb gut überlegen, ob sie nicht lieber solange zuhause feiern, bis ihre Kinder von sich aus nach Kino oder Cartbahn fragen.

Was tun, wenn ein Gast meckert? „Dazu habe ich keine Lust“ – wenn Geburtstagsgäste nicht mitmachen wollen oder meckern, lässt man ihnen am besten ihren Willen. Statt den kleinen oder größeren Verweigerer umso mehr zu bespaßen, reicht es meist aus, freundlich zu akzeptieren, dass ein Kind keine Lust hat, am Programm teilzunehmen. Fragen Sie ab und zu, ob der Gast jetzt wieder mitmachen möchte oder beziehen Sie ihn in die Organisation ein („Ich decke jetzt den Tisch. Möchtest du mir dabei helfen?“) Das bringt meist mehr als alle Überredungsversuche.

Schaffen wir das alleine? Zwei Erwachsene sind besser, als einer allein. Wenn nicht beide Eltern beim Kindergeburtstag anwesend sein können, organisieren Sie sich nach Möglichkeit eine Hilfe. Oma, Freundin oder eine andere Mama entlasten die Gastgeber, wenn einer der Gäste weint, der Saftkrug zu Bruch geht oder das Geburtstagskind einen Wutanfall bekommt.

Muss es die Motto-Party sein? Gegen Motto-Partys ist nichts einzuwenden – Kinder lieben es, in Fantasiewelten abzutauchen. Es muss aber nicht die durchgestylte Super- Deko sein – ein paar Bettlaken für die Gespensterparty, Plastiksäbel, Totenkopffahne und Flaschenpost für den Piratengeburtstag oder rosa Tüll und Perlen für den Prinzessinnengeburtstag schlagen alle Konzept-Partys. Hier ist das Internet eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.

Was können wir spielen? Auch wenn es altmodisch klingt – Klassiker wie Topfschlagen, Reise nach Jerusalem, Ballontanz oder Sackhüpfen sind echte Stimmungsmacher. Auch Schnitzeljagden oder Schatzsuchen machen fast allen Kindern Spaß. Um die kleinen Gäste wieder etwas zu beruhigen, eignen sich Bastelarbeiten. Dazu ein leckerer Kuchen, Saft, Würstchen und Schokoküsse satt zum Nachtisch – mehr braucht kein Kindergeburtstag. Probieren Sie es aus!
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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