Straftaten an der Schule – aktuelle Fakten und Perspektiven der Prävention
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Straftaten an der Schule – aktuelle Fakten und Perspektiven der Prävention
von Christine Kammerer
Gewalt unter Schülern und sogar gegen Lehrer gehört heute zum traurigen Alltag an vielen deutschen Schulen. Die Zahl der Straftaten steigt besorgniserregend an. Einige Städte und Regionen wie zum Beispiel Berlin und Nordrhein-Westfalen tun sich dabei in den Statistiken besonders hervor. Andere Länder haben das Problem offenkundig weitaus besser im Griff. Meist handelt es sich bei den Taten um minder schwere Handlungen wie leichte Körperverletzungen. Auch kleinere Drogendelikte, rechtsextrem motivierte Vorfälle und Straftaten der Kategorie „gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ sind weit verbreitet. Gravierende Gewalttaten spielen dabei jedoch keine herausragende Rolle und auch Intensiv- oder Mehrfachtäter sind glücklicherweise eine sehr seltene Ausnahmeerscheinung.
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Gewalt unter Schülern und sogar gegen Lehrer gehört heute zum traurigen Alltag an vielen deutschen Schulen. Die Zahl der Straftaten steigt besorgniserregend an. Einige Städte und Regionen wie zum Beispiel Berlin und Nordrhein-Westfalen tun sich dabei in den Statistiken besonders hervor. Andere Länder haben das Problem offenkundig weitaus besser im Griff. Meist handelt es sich bei den Taten um minder schwere Handlungen wie leichte Körperverletzungen. Auch kleinere Drogendelikte, rechtsextrem motivierte Vorfälle und Straftaten der Kategorie „gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ sind weit verbreitet. Gravierende Gewalttaten spielen dabei jedoch keine herausragende Rolle und auch Intensiv- oder Mehrfachtäter sind glücklicherweise eine sehr seltene Ausnahmeerscheinung.
Straftaten an der Schule sind, ebenso wie Jugendgewalt, deutlich angestiegen. Auch Grundschulen sind inzwischen verstärkt von dieser Tendenz betroffen. So stieg zum Beispiel in Thüringen die Zahl der so genannten Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (Raub, Körperverletzung, Bedrohung, Stalking etc.) 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 16,2 Prozent. Der Berliner Bildungssenat unterteilt Gewaltvorfälle an den Schulen nach Gefährdungsgrad. Hier kommen drei Stufen in Betracht:
Gefährdungsgrad I: Beleidigungen, Drohungen, körperlichen Auseinandersetzungen und Suchtmittelkonsum
Gefährdungsgrad II: Amokdrohungen und sonstige Bedrohungen
Gefährdungsgrad III: Amokläufe etc.
Unter Gefährdungsgrad I fällt beispielsweise auch Mobbing. Hier muss es als besonders bedenklich gewertet werden, dass jeder sechste Schüler in Deutschland schon Opfer regelmäßiger, massiver Mobbing-Attacken war. Das ergab eine Sonderauswertung der PISA-Studie zum Aspekt "Wohlbefinden". Was den starken Anstieg der angezeigten Sexualstraftaten betrifft, so führt Udo Beckmann vom Verband Bildung und Erziehung, dies darauf zurück, „dass einfach mehr Fälle von Sexualstraftaten ans Tageslicht kommen, weil die Lehrer sensibler geworden sind und genauer hinschauen als früher.“
In diesem Kontext erscheint die Quote von einem Schulpsychologen auf durchschnittlich ca. 5000 Schüler in Deutschland immer noch recht dürftig. Sie beträgt in anderen Ländern wie der Schweiz 800:1 und daran sollten auch wir uns orientieren.
https://www.mdr.de/thueringen/gewalt-an-schulen-100.html
Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales
https://www.thueringen.de/mam/th3/tim/2017/pks/pks.pdf
Polizeiliche Kriminalstatistik NRW 2016
https://polizei.nrw/artikel/polizeiliche-kriminalstatistik-2016-2
Wo es zu den meisten Straftaten an Berliner Schulen kommt
https://www.morgenpost.de/berlin/article212660491/An-Berlins-Schulen-gibt-es-immer-mehr-Straftaten.html
«PISA»: Jeder sechste deutsche Schüler oft Mobbing-Opfer
http://www.sueddeutsche.de/news/bildung/bildung-pisa-jeder-sechste-deutsche-schueler-oft-mobbing-opfer-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170419-99-119917
Tatort Pausenhof – Wie kriminell sind unsere Schüler?
https://orange.handelsblatt.com/artikel/22496
Hinweise an die Schulen zum Verhalten bei strafrechtlich relevanten Vorkommnissen und zur Beteiligung des Jugendamtes
https://www.verkuendung-bayern.de/kwmbl/jahrgang:2014/heftnummer:14/seite:207
Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen in Schulen in Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft
http://www.schure.de/22410/25-5-81411.htm
Der Trend zu Straftaten und Gewalt ist ein Fakt
Nicht immer handelt es sich bei den angezeigten Fällen auch wirklich um Straftaten. Das verfälscht die Statistiken der Polizei mitunter ein wenig. Diese enthalten nämlich immer auch solche Vorgänge, die sich in späteren Ermittlungen als unbegründet erweisen. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn ein Tatvorwurf nicht aufrechterhalten werden kann. Dennoch muss man konstatieren, dass sich hier ein Trend abzeichnet. Im Hinblick darauf sind umgehende Gegenmaßnahmen dringend erforderlich. Konkret stellen sich die Entwicklungen wie folgt dar:Straftaten an der Schule sind, ebenso wie Jugendgewalt, deutlich angestiegen. Auch Grundschulen sind inzwischen verstärkt von dieser Tendenz betroffen. So stieg zum Beispiel in Thüringen die Zahl der so genannten Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (Raub, Körperverletzung, Bedrohung, Stalking etc.) 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 16,2 Prozent. Der Berliner Bildungssenat unterteilt Gewaltvorfälle an den Schulen nach Gefährdungsgrad. Hier kommen drei Stufen in Betracht:
Gefährdungsgrad I: Beleidigungen, Drohungen, körperlichen Auseinandersetzungen und Suchtmittelkonsum
Gefährdungsgrad II: Amokdrohungen und sonstige Bedrohungen
Gefährdungsgrad III: Amokläufe etc.
Unter Gefährdungsgrad I fällt beispielsweise auch Mobbing. Hier muss es als besonders bedenklich gewertet werden, dass jeder sechste Schüler in Deutschland schon Opfer regelmäßiger, massiver Mobbing-Attacken war. Das ergab eine Sonderauswertung der PISA-Studie zum Aspekt "Wohlbefinden". Was den starken Anstieg der angezeigten Sexualstraftaten betrifft, so führt Udo Beckmann vom Verband Bildung und Erziehung, dies darauf zurück, „dass einfach mehr Fälle von Sexualstraftaten ans Tageslicht kommen, weil die Lehrer sensibler geworden sind und genauer hinschauen als früher.“
Wie gehen Schulen heute mit Straftaten um?
Fast alle Schulen haben inzwischen Krisen- oder Notfallpläne. Zudem gibt es vor Ort eigene Teams, bestehend aus Lehrern und auch Schülern mit spezifischen Zusatzqualifikationen. Die Notfallpläne enthalten exakte Instruktionen für das Verhalten in akuten Krisensituationen. Sie sind, wie in Bayern oder Niedersachsen, teilweise auch schon rechtlich verankert. Sie sehen zum Beispiel vor, dass Telefonnummern der Polizei, der Jugendämter und schulpsychologischen Dienste so hinterlegt werden müssen, dass sie im Notfall ohne Verzögerung aufgefunden und umgehend alarmiert werden können. Es gibt im optimalen Fall festgelegte Routinen für bestimmte Situationen, so dass die zuständigen Behörden wie zum Beispiel Schulämter, Bildungsverwaltung oder Schulaufsicht unverzüglich über entsprechende Vorfälle informiert werden. Schulen können außerdem auf bewährte Konzepte der Gewaltprävention setzten. Zudem sind mehr Schulpsychologen und Sozialpädagogen im Einsatz als noch im Jahr 2015.Fazit: Wie können Staat und Schulen dem Gewaltproblem in Zukunft begegnen?
Spitzen bei der Statistik der Straftaten werden regelmäßig an Schulen mit so genannten Willkommens-Klassen registriert, zum Beispiel in Berlin. Klaus Seifried vom Berufsverband Deutscher Psychologen, der selbst bereits als Schulpsychologe gearbeitet hat, bringt es auf den Punkt: „(…) in den vergangenen Jahren sind auch viele unbegleitete jugendliche Flüchtlinge nach Berlin gekommen". Hier bestehe ein ernst zu nehmendes Risiko, dass diese Jugendlichen in die Kriminalität abdriften. Daher müssen besonders diesen jungen Menschen Perspektiven eröffnet und aufgezeigt werden. Denn nur oositive Erfahrungen und Erfolge beim Lernen und in der Gesellschaft können stabilisieren und Identifikation schaffen. Das kann zum Beispiel im Rahmen geeigneter pädagogischer Konzepte sowie ganz konkreter Arbeitsmöglichkeiten geschehen. Seifried konstatiert auch, dass gerade problematische Jugendliche klare Grenzen brauchen.In diesem Kontext erscheint die Quote von einem Schulpsychologen auf durchschnittlich ca. 5000 Schüler in Deutschland immer noch recht dürftig. Sie beträgt in anderen Ländern wie der Schweiz 800:1 und daran sollten auch wir uns orientieren.
Links
Straftaten an Schulen nahmen 2016 deutlich zuhttps://www.mdr.de/thueringen/gewalt-an-schulen-100.html
Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales
https://www.thueringen.de/mam/th3/tim/2017/pks/pks.pdf
Polizeiliche Kriminalstatistik NRW 2016
https://polizei.nrw/artikel/polizeiliche-kriminalstatistik-2016-2
Wo es zu den meisten Straftaten an Berliner Schulen kommt
https://www.morgenpost.de/berlin/article212660491/An-Berlins-Schulen-gibt-es-immer-mehr-Straftaten.html
«PISA»: Jeder sechste deutsche Schüler oft Mobbing-Opfer
http://www.sueddeutsche.de/news/bildung/bildung-pisa-jeder-sechste-deutsche-schueler-oft-mobbing-opfer-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170419-99-119917
Tatort Pausenhof – Wie kriminell sind unsere Schüler?
https://orange.handelsblatt.com/artikel/22496
Hinweise an die Schulen zum Verhalten bei strafrechtlich relevanten Vorkommnissen und zur Beteiligung des Jugendamtes
https://www.verkuendung-bayern.de/kwmbl/jahrgang:2014/heftnummer:14/seite:207
Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen in Schulen in Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft
http://www.schure.de/22410/25-5-81411.htm
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Über den Autor/die Autorin
Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.