Null Bock auf nichts

Entwicklung und Erziehung
© luckybusiness - Fotolia.com
von Manon Sander
Eigentlich stammt dieser Spruch aus den 80er Jahren, aber manche Eltern finden ihn zu ihrem Leidwesen plötzlich bei den eigenen Kindern im Verhalten wieder. Das Zimmer wird nicht aufgeräumt, der Ranzen landet nach dem Schulbesuch in der Ecke, die Schulleistungen sinken ab. Freunde sind vielleicht abgeschrieben oder man trifft sich plötzlich irgendwo und die Eltern werden nicht informiert.
Lesedauer:
3 min
Eigentlich stammt dieser Spruch aus den 80er Jahren, aber manche Eltern finden ihn zu ihrem Leidwesen plötzlich bei den eigenen Kindern im Verhalten wieder. Das Zimmer wird nicht aufgeräumt, der Ranzen landet nach dem Schulbesuch in der Ecke, die Schulleistungen sinken ab. Freunde sind vielleicht abgeschrieben oder man trifft sich plötzlich irgendwo und die Eltern werden nicht informiert.

Wie kommt es zu so einer plötzlichen Veränderung?

Kinder verändern sich, während sie langsam zu Erwachsenen werden. Babys empfinden sich zunächst als Einheit mit den Eltern und sehen sich nicht als Einzelperson. Sie werden aber immer mehr zu Einzelpersonen und wollen öfter etwas allein machen. Auch dies kann sehr plötzlich im Kindergartenalter bis zum Schuleintritt auftreten, wird aber in den meisten Fällen von Eltern als Fortschritt wahrgenommen. Mit dem Eintritt in die Pubertät beginnen die Kinder dann jedoch nicht nur etwas allein machen zu wollen, sondern auch Entscheidungen der Eltern in Frage zu stellen. Das bedeutet, dass sie sich dann gegen das wehren, was die Eltern bisher für sie beschlossen haben. Das können die kindlichen Farben im Kinderzimmer sein, ein anderer Kleidungsstil oder eine Ablehnung der bisherigen Hobbies.

Wie lange dauert so etwas?

Bei manchen Kindern kann das kurz anhalten, es ist wirklich nur eine Phase, die nach kurzer Zeit überwunden ist. Bei anderen dauert es länger und manche scheinen wochen- und monatelang in dieser Haltung zu verweilen. Diese Zeit kann die Beziehung zwischen Kindern und Eltern sehr stark belasten.

Schule kann eine Ursache sein

Schule ist ein heikles Thema. Von Schülern wird heute eine Menge verlangt. Sie sollen selbstständig arbeiten, in den einzelnen Fächern wird viel Wissen vermittelt, das abgefragt wird, sie sollen mit Computern umgehen, gewisse Lern- und Arbeitstechniken anwenden und sie müssen sich in Gruppen behaupten, in denen andere Regeln gelten als die, die Eltern und Lehrer vorgeben. -> Sollte es hier Probleme geben, so unterstützen Sie Ihr Kind ohne es zu bestrafen. Auch Nachhilfe kann helfen, allerdings ist es wichtig, dass das Kind ein gutes Verhältnis zum Nachhilfelehrer hat.

Nachmittagsprogramm überprüfen

Natürlich sollen Kinder gefördert werden, doch bei manchen Kindern gleichen die Nachmittagsprogramme einem Arbeitstag. Da wird das ein oder andere Instrument gelernt, für das täglich auch noch geübt werden muss, zwei verschiedene Sportarten werden ausgeübt und dann ist da auch noch der Kurs beim Roten Kreuz. Das kann ganz schön anstrengend werden. Vielleicht möchte das Kind gerne Musik machen, aber das Akkordeon ist nicht die Art von Musik, die es gern spielen möchte. Eventuell ist auch die zeitliche Belastung zu hoch. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und finden Sie eine Lösung die Nachmittage neu zu organisieren und auch richtige Freizeit einzuplanen.

Interessen fördern

Vielleicht macht Ihr Kind auch gar nichts in seiner Freizeit. Versuchen Sie herauszufinden, wo die Interessen liegen und fördern Sie diese. Das kann ein Kurs für Modedesign in der Volkshochschule sein, eine Mindcraftgruppe im Jugendzentrum, eine neue Sportart oder etwas ganz anderes. Wichtig ist, dass der Focus auf etwas Neues gerichtet wird, bei dem das Kind erfolgreich sein kann und Spaß hat.

Selbststärkung

Jugendliche sind oft auch unsicher in dem was sie tun. Finden es die anderen in der Klasse gut, dass die neue Hose eine andere Farbe hat? Mögen sie die gleiche Musik? Was ist cool oder uncool? Die Meinung der anderen ist oft wichtiger als die eigene und natürlich auch als die der Eltern. Gerade jetzt müssen sie lernen ihre eigenen Stärken zu erkennen und stolz auf diese zu sein. Gerade Kinder, die sehr unsicher sind, brauchen Unterstützung. Eltern können helfen, die Kinder nicht zu Außenseitern zu machen, indem sie durch Kleidung negativ auffallen. So fühlen sie sich nicht als Außenseiter – andererseits ist es wichtig, dass die Jugendlichen stark werden und hinter ihrer eigenen Meinung stehen können.

Austausch suchen

Eltern untereinander kennen sich in der Regel, manchmal schon seit Jahren – gemeinsam kann man sich austauschen. Eventuell können gemeinsame Unternehmungen die Situation für alle ein wenig entspannen.

Ruhe bewahren

Ein wichtiger Ratschlag am Ende: Wenn es sich nur um eine Phase handelt, die ein paar Tage oder auch Wochen andauert und zwischendurch immer wieder unterbrochen wird, so müssen sich Eltern keine Gedanken machen, denn dieser Abnabelungsprozess ist normal und gehört zum Erwachsenwerden dazu. Eltern müssen auch lernen manchmal einfach nur die Botschaft zu hören und manche Gefühlsäußerung zu überhören.

Eltern sind wichtig

In der Pubertät sind Eltern wichtig – besonders wichtig. Reibereien sind von großer Bedeutung. Eltern sollten einerseits Verständnis haben, andererseits ist es wichtig, Grenzen zu setzen. Grenzen, die Sinn machen, die gemeinsam besprochen werden. Zum Beispiel eine begrenzte Computernutzung, Mithilfe im Haushalt, die Teilnahme an gemeinsamen Mahlzeiten und so weiter. Diese Grenzen werden von den Kindern immer wieder gebrochen. Eltern müssen den Kindern erklären, warum es wichtig ist, den Müll hinauszutragen. Gespräche sind in diesem Alter oft viel unangenehmer als die Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen.

Aber wie gesagt – Ruhe bewahren! Es geht vorüber!
Beitrag teilen:
Themen:
Pubertät
Null Bock
aufräumen
Haushalt
Schule
Eltern
Über den Autor/die Autorin
Foto Manon Sander

Manon Sander ist Mutter von 6 Kindern und außerdem Autorin für Fach- und Kinderbücher.

Weitere Beiträge lesen