Kleidung und Schule

Gruppenfoto von drei Kindern in Karo-Hemden
Entwicklung und Erziehung
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von Hildegard Dierks

Schule und Beruf wird oft in einem Atemzug genannt. Für bestimmte Berufe gibt es eine Berufsbekleidung. Jeder kennt eine Feuerwehruniform. Kleidete ein Arzt sich in einer Feuerwehruniform, würde das für erhebliche Verwirrung sorgen. Wie ist es in der Schule? In vielen Ländern tragen Schülerinnen und Schüler eine Schuluniform.

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In Deutschland gibt es regulär keine Schuluniform oder einen strengen Dresscode für Schülerinnen und Schüler. Manchmal sieht eine verabschiedete Hausordnung eine einheitliche Schulbekleidung vor. Aber gibt es ungeschriebene Schulbekleidungsregeln?

Schuluniformen – Dafür und Dagegen

Schuluniformen sind heute weniger martialisch als früher. Sie bestehen meistens aus einem Kleidungsset, zu dem auch Sweatshirts und T-Shirts zählen.
Befürworter einer einheitlichen Schulbekleidung meinen, dass man mit der Uniform zum einen den für Eltern teuren Markenterror eindämmen könne und zum anderen sexuell aufreizende Kleidung im Schulbetrieb verhindert werden könne. Außerdem könne das Gemeinschaftsgefühl mit Schuluniformen gestärkt werden.
Gerade bei Sekundarstufenschülerinnen und –schülern wird die Bedeutung von Äußerlichkeiten oft vollkommen übertrieben. Innere Werte werden dagegen zwar theoretisch als wichtig erachtet, in der Realität jedoch eher weniger. Eine Schuluniform könne aber genau diese inneren Werte deutlicher werden lassen.
Jedes Argument für das Tragen einer Schuluniform findet jedoch sein Gegenargument. Einzelne Schulen haben in ihrer Hausordnung eine einheitliche Schulbekleidung vorgesehen. Doch das ist eher die Ausnahme. In der Regel entscheiden Eltern über die Schulbekleidung ihrer Kinder. Je älter Kinder werden, desto weniger Einfluss haben Eltern allerdings auf die Kleidung ihrer Kinder.
Eltern werden sich meistens einvernehmlich mit ihren Kindern auf eine angemessene Kleidung für Schule und Unterricht einigen: Die Kleidung soll nicht davon ablenken, dass im Unterricht Bildung, Lernen und Erkenntnisgewinn im Mittelpunkt stehen. Das Klassenzimmer ist kein Jahrmarkt der Eitelkeiten für „Mr Cool“ und „Miss Beautiful“.
Ohne Frage gibt es an Schulen oft einen teuren Markenterror. Aber wer viel Geld hat oder nicht so viel, ist auch an den Accessoires, dem Smartphone oder den Reiseaktivitäten in den Schulferien zu erkennen.
Interessanterweise gibt es uniformierte Looks bei Schülerinnen und Schülern, beispielsweise bei den Brillen, der Frisur oder bei Schals, die einen unweigerlich an Würgeschlangen denken lassen. Aber anders als die Schuluniform sind diese einheitlichen Looks frei gewählt. Kaum bilden sie sich heraus, sind sie auch schon wieder verschwunden und schnell zeigt sich ein neuer Einheitslook.
Ein Gemeinschaftsgefühl kann man nicht durch das Tragen einer Schuluniform verordnen. Es muss sich von innen heraus aus einer Klassengemeinschaft entwickeln.

Kleidung und Geld

Kleidung, auch hippe oder seriöse Kleidung, ist nicht mehr so teuer wie früher. Wir können Schnäppchen machen bei Sonderverkaufsaktionen oder in Outlet-Geschäften. Wer finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen kann, wird sich dennoch mehr bemühen müssen, angemessen oder dem persönlichen Geschmack entsprechend gekleidet zu sein als jemand, der viel Geld zur Verfügung hat.
Es ist nicht immer einfach für Eltern beispielweise für drei Kinder neue, schicke und moderne Winterschuhe und Winterjacken im Herbst zu bezahlen, so dass Kinder auch vom Outfit her „mithalten“ können.
Viele Schülerinnen und Schüler haben jedoch eine große Auswahl an Kleidung.
In den meisten Städten gibt es immer noch Schulen, z.B. Gymnasien, die traditionell Anmeldungen aus Familien haben, die finanziell im wahrsten Sinne des Wortes gut betucht sind. Teure Markenkleidung zu finanzieren, ist für ihre Schülerschaft kein Problem. Zusätzlich sind dort die Klassenfahrten teurer als an anderen Schulen und auch die diversen Abiturfeiern, für die mehrere Outfits benötigt werden.
Soll ein Kind nach der Grundschulzeit so eine Schule besuchen, wird man das nicht ignorieren können. Für diese Herausforderung kann und muss man Kinder stark machen. Eine Schülerin/ein Schüler trägt ein anderes Gefühl in sich, ob man aus finanziellen Gründen keine teure Markenkleidung kauft (kaufen kann), oder weil man es vielleicht bewusst ablehnt.
Wer die Freiheit der Wahl hat, ist in der Regel selbstbewusster. Aber Kinder können auch lernen, dass eine teuer gekleidete Mitschülerin eine tolle Mitschülerin sein kann. Wo teure Klamotten getragen werden, können auch Freundschaft und ein guter Charakter sein.
Nicht zuletzt sollten wir uns verdeutlichen, dass Schuluniformen auch gekauft werden müssen. Sie sind keineswegs immer preisgünstig. Außerdem müssen sie gut gepflegt werden.
Die eigene Herstellung von Kleidung wird wieder beliebter. Unter dem Vorzeichen des Up-Cyclings werden „alte“ Kleidungsstücke kreativ neu aufgearbeitet, „gepimpt“. Eine Näh-AG an Schulen kann diesen Trend aufgreifen und helfen, Geld zu sparen.

Die Mütze, die Kapuze, das Kopftuch und Co.

Kopfbedeckungen im Unterricht sind ein heikles Thema. In den meisten Schulen wird es nicht gern gesehen, wenn Jugendliche im Unterricht eine Kopfbedeckung tragen, z.B. eine Beaniemütze. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Kopfbedeckung als Provokation wahrgenommen wird.
Manchmal möchte man mit Mütze oder Kappe einem sog. Bad Hair Day begegnen.
In den Hausordnungen von Schulen oder Erziehungsverträgen, die von Eltern und zum Teil auch älteren Schülerinnen und Schülern unterschrieben werden, gibt es teilweise Regelungen zu Kopfbedeckungen im Unterricht. In geschlossenen Räumen wird –laut Knigge – üblicherweise keine Kopfbedeckung getragen. Daran orientieren sich Schulen.
Wie verhält es sich mit dem Kopftuch? Damit ist im Zusammenhang von Schule meistens nicht irgendein Kopftuch gemeint sondern das Kopftuch, das muslimische Schülerinnen aus religiösen Gründen tragen. In den meisten Bundesländern können muslimische Schülerinnen im Unterricht ein Kopftuch, das die Haare verdeckt und das Gesicht zeigt, tragen. Einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 2015 zufolge ist Schule auch ein Ort, an dem es Zeichen religiöser Vielfalt gibt. Die Diskussion um das Tragen religiös-politisch zugeordneter Kleidungsstücke ist jedoch weiterhin aktuell und nicht beendet.
Eltern können und sollten bei der Anmeldung dieses Thema offen ansprechen. Im Mittelpunkt steht beim Thema Kopfbedeckung der Schulfrieden und gelebte respektvolle, tolerante Vielfalt.

Kleiderregeln aushandeln

Welche Kleidung in der Schule angemessen ist, ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Das wird vermutlich in der BRD auch in Zukunft nicht so sein. Manche Schulen haben sich aber auf Regeln geeinigt, die bei der Anmeldung erfragt werden sollten.
Da die Frage einer angemessenen Kleidung in den meisten Schulen nicht klar beantwortet ist, muss die Frage und ihre Antwort diskutiert werden. Nur so können Schülerinnen und Schüler ein Gefühl dafür entwickeln, warum auch in der Schule ein paar Kleiderregeln gelten können oder gar sollten. Diese Regeln orientieren sich daran, dass in der Schule gelernt und gearbeitet wird. Ein paar Kleiderregeln in der Schule zu beachten, bereitet also auf das Leben als Erwachsene vor.
Verordnungen von oben nützen – so allgemeiner Konsens – jedoch eher wenig. Kleiderregeln in der Hausordnung einer Schule werden besser gemeinsam verhandelt werden: Gemeinsam heißt Schülerinnen/Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitung. Manchmal einigt man sich in der Schulkonferenz dann darauf, dass keine Jogginghose im Unterricht (außer im Sportunterricht) getragen werden sollte, keine Mützen und Kappen, dass keine Unterwäsche zu sehen sein sollte, dass die Kleidung nicht verschmutzt sein sollte.
Diese Regeln sind keine Gesetze aber doch ähnlich wie verabredete Benimmregeln verbindlich.
Immer wieder wird ein neuer Diskussionsbedarf entstehen, denn provozierende Auswüchse von Mode, sind geradezu unerschöpflich. Kleiderregeln sollten selbstverständlich nicht nur für Mädchen gemacht werden. Interessant ist in dem Zusammenhang die Frage, ob sich Feminismus und sexy Kleidung widersprechen.

Kommentar: Kleider machen Leute - Aber

Gerade in der Sekundarstufe I werden Modetrends rasend schnell von den Teenagern aufgenommen. Es gibt dennoch keine ernsthaften Anzeichen für das flächendeckende Einführen von Schuluniformen oder einer anderen einheitlichen Schulkleidung in Deutschland. An manchen Schulen finden jedoch in Absprache mit Eltern und Schülerinnen und Schüler Aktionen statt. Das ist möglich, wenn es gewünscht wird, zum Beispiel als Experiment in einer Projektwoche oder an einer Projektschule, die eine einheitliche Schulkleidung in ihrem Leitbild formuliert hat.
Die Formel „Provozierende Kleidung – Schlechter Schüler; Teure, dezente Kleidung – Guter Schüler“ greift allerdings entschieden zu kurz. Es ist in dem Zusammenhang wieder einmal an der Zeit, unsere Vorurteile zu reflektieren.
Was tun, wenn es um Kopftuch, Burka oder Ganzkörperbadekleidung geht? Schülerinnen und Schüler sollten die Kleidung nicht zum Anlass für Mobbing nehmen. Fragen zu außerordentlich extremer, ungewöhnlicher, fremdartiger Kleidung muss die Schulleitung beantworten.
In einem Schwimmbad sah ich neulich zwei Teenager. Die eine trug einen knappen Bikini, die andere einen Burkini. Das Mädchen im Bikini half ihrer Freundin, ihre Haare alle unter ihrer Kopfbedeckung zu verstecken. Als das geschafft war, liefen sie zusammen kichernd los. Alles schien so einfach in dem Moment.

Linktipps

Kommerzielles Angebot für einheitliche Schulkleidung
www.schulkleidung.de

Freie Oberschule Rietschen e.V. in Sachsen – Reformschule mit einheitlicher Schulkleidung
www.fsrietschen.de

Buchtipp

Brose Karin Schulkleidung ist nicht Schuluniform Karin Brose Eigenverlag 1. Auflage 2005

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Über den Autor/die Autorin

Hildegard Dierks arbeitet seit vielen Jahren als Online-Autorin und Online-Redakteurin für verschiedene Zielgruppen, z.B. Eltern. Zu ihren Themenschwerpunkten zählen alle Themen rund um Grundschule, Fremdsprachenlernen, Musikerziehung, computergestütztes Lernen aber auch schulpolitische Themen.

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