Hausaufgaben am PC

Wissen und Bildung
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von Anna Bahr
Smartphone, Tablet oder Notebook gehören für Kinder und Jugendliche zum Alltag. Sie wachsen ganz selbstverständlich mit digitalen Medien heran und nutzen diese nicht nur in der Freizeit, sondern zunehmend auch für die Schule. Sogar Hausaufgaben werden immer öfter am PC erledigt. Doch verbessert sich durch die Arbeit am Computer auch die Leistung der Schüler?
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Smartphone, Tablet oder Notebook gehören für Kinder und Jugendliche zum Alltag. Sie wachsen ganz selbstverständlich mit digitalen Medien heran und nutzen diese nicht nur in der Freizeit, sondern zunehmend auch für die Schule. Sogar Hausaufgaben werden immer öfter am PC erledigt. Doch verbessert sich durch die Arbeit am Computer auch die Leistung der Schüler?

Die Fülle an Informationen im Internet wird immer größer. Für Kinder und Jugendliche dienen Filme, Musik und Spiele aus dem Netz vorwiegend der Unterhaltung. Doch die zunehmende Digitalisierung macht auch vor der Schule nicht halt. Immer öfter nutzen Schüler das Internet als Informationsquelle. Daten und Zusammenhänge werden nicht mehr im Lexikon überprüft, sondern mit ein paar Klicks aus dem Internet besorgt. Die rasante Entwicklung der Technik wurde auch im aktuellen Papier der Kultusministerkonferenz bedacht. Demnach soll zukünftig die Arbeit mit dem PC bereits in der Grundschule Teil des Unterrichts sein. „Da die Digitalisierung auch außerhalb der Schule alle Lebensbereiche und – in unterschiedlicher Intensität – alle Altersstufen umfasst, sollte das Lernen mit und über digitale Medien und Werkzeuge bereits in den Schulen der Primarstufe beginnen“, heißt es hier. Bedeutet das, dass handschriftliche Aufgaben bald der Vergangenheit angehören? Und wie sinnvoll ist es für Schüler, Hausaufgaben am Rechner zu erledigen?

Schreibkompetenzen am PC

Als ergänzende Übung zur schriftlichen Arbeit können Hausaufgaben am PC für die oberen Jahrgangsstufen sinnvoll sein. Immerhin wird der routinierte Umgang mit dem Rechner spätestens in der Universität vorausgesetzt. In vielen Vorlesungen fertigen Studenten ihre Mitschriften ausschließlich am Notebook an. Auch Referate werden selbstverständlich als Power Point Präsentation vorgetragen. Um problemlos am Rechner schreiben zu können, bedarf es einiger Übung, die ältere Schüler auch erlangen, indem sie regelmäßig ihre Hausaufgaben am PC erledigen. Gerade bei längeren Erörterungen oder Interpretationen bietet es sich an, mit dem Computer zu arbeiten. Einerseits lassen sich Änderungen im Aufbau und der Struktur problemlos einfügen. Andererseits hilft die automatische Rechtschreibkorrektur Schülern, Fehler zu erkennen und auszubessern. Und nicht zuletzt vereinfacht ein übersichtlicher Text die Korrektur für den Lehrer.

Vorbereitungen am PC

Auch Recherchearbeiten erledigen die meisten Schüler zu Hause mithilfe des Internets. Schnell eine Geschichtszahl googeln oder die Biografie eines Schriftstellers abrufen - das hilft Schülern bei der Vorbereitung auf ein Referat oder einen Test. Dabei werden, laut der aktuellen Studie KIM- Studie („Kindheit, Internet, Medien“), auch Online-Videos zum Thema Schule von vielen Kindern genutzt. Für die Untersuchung wurden circa 1200 Kinder und deren Erziehungsberechtigte befragt. 80 Prozent der 12-13 Jährigen Studienteilnehmer gaben an, das Internet täglich zu nutzen und 60 Prozent bestätigten, mindestens einmal pro Woche Online-Videos zu sehen. Was viele Erwachsene nicht wissen: die Video-Plattform Youtube bietet nicht nur Frisuren-Tutorials oder Musikfilme an, sondern auch unzählige Videos, die den Schulstoff wiederholen. Hier erklären Schüler für Schüler bestimmte Themen oder ausgebildete Lehrer und Studenten wiederholen kompakt einen bestimmten Bereich. Beliebt sind ebenso spezielle Apps für das Smartphone, mit denen eine Fremdsprache trainiert werden kann. Doch Eltern sollten sich mit ihren Kindern abstimmen, ob ein bestimmtes Lernprogramm wirklich den aktuellen Schulstoff trainiert, oder vom eigentlichen Thema ablenkt.

Hausaufgaben und Grundschule

Während es mit Blick auf das Studium und Berufsleben in den höheren Jahrgangsstufen sinnvoll erscheint, den Computer als Hilfsmittel zu nutzen, sollten Grundschulkinder behutsam an die Arbeit mit der Technik herangeführt werden. Denn in diesem Alter stehen andere Entwicklungsschritte im Vordergrund. In den ersten Jahren müssen Kinder den sicheren Umgang mit dem Füller erlernen und so ihre motorische Kompetenz ausbilden. Der Psychiater und Autor Manfred Spitzer vertritt sogar die These, dass digitale Geräte nichts in der Schule zu suchen hätten. „Im Kindergarten und in der Grundschule haben digitale Medien absolut nichts verloren, denn sie richten Schäden an, ohne einen Nutzen zu haben.“ Statt das Lernen zu fördern, so Spitzer, lenken sie die Kinder ab und „verführen zur Oberflächlichkeit.“ Außerdem, argumentiert Spitzer mit Blick auf wissenschaftliche Untersuchungen, würden Kinder den Lernstoff, den sie handschriftlich verfassen, besser im Gedächtnis behalten.
Dass sich gerade kleinere Kinder nur zu gern ablenken lassen, sieht nicht nur Spitzer als problematisch an, sondern dürfte auch den Erfahrungswerten vieler Eltern entsprechen. Sollen Grundschulkinder ihre Hausaufgaben am Computer erledigen, verlocken die vielen Funktionen des Schreibprogramms zum Ausprobieren. Schnell steht nicht mehr die eigentliche Hausaufgabe im Vordergrund, sondern das Spielen mit der Technik. Das heißt aber nicht, dass Eltern ihren Grundschulkindern den Umgang mit dem Computer gänzlich verbieten sollten. In verabredeten Zeiten könnten die Kleinen beispielsweise einen Brief an die Oma schreiben, eine selbst ausgedachte Geschichte oder eine Einladung an die Spielfreundin. So haben die Kinder die Chance, in ihrem eigenen Tempo die Technik zu erkunden.

Medienkonsum der Kinder im Blick behalten

Auch wenn Hausaufgaben am PC manchmal notwendig sind, sollten Eltern den gesamten Medienkonsum ihrer Kinder im Blick behalten. Denn Kinder und Jugendlichen sitzen nicht nur nachmittags vor dem Laptop, um Referate auszuarbeiten oder Interpretationen zu schreiben. Sie verbringen im Laufe des Tages auch viel Zeit vor dem Tablet, dem Smartphone oder dem Fernseher. Die Kim-Studie zeigt auch, dass der Fernseher immer noch einen hohen Stellenwert einnimmt. Sind die Kinder zu Hause, egal ob allein oder mit der Familie, läuft das Gerät bei rund 50 Prozent der Befragten, dicht gefolgt vom Tablet-PC. Und beim Frühstück, auf dem Weg zur Schule oder im Bus dient das Smartphone als Unterhaltungsmedium.
Mit kritischem Auge beobachten Wissenschaftler schon länger den steigenden Medienkonsum vieler Kinder. Die damit einhergehende mangelnde Bewegung und das damit verbundene ungesunde Essverhalten haben oftmals Übergewicht und mangelnde motorische Fähigkeiten zur Folge. Auch Konzentrationsstörungen und Kurzsichtigkeit werden immer wieder als Argumente in die Diskussion eingeführt. Bei all dieser grundlegenden Kritik, führt der erfolgreiche und technikaffine Unternehmer Frank Thelen an, seien Computer aber in Zukunft nicht mehr weg zu denken. „Es ist auf dem Rücken der Kinder, wenn wir keine Tablets sauber in die Schulen einführen“. Denn, so Thelen weiter, wer seinen Kindern den Zugang zur Technik verwehre, mache sie zu den „Analphabeten der Zukunft“.
Der Spagat zwischen Förderung an technischen Geräten und Einschränkung des Medienkonsums ist für Eltern nicht leicht zu realisieren. Viele Dinge werden heute ganz selbstverständlich am PC erledigt. Auch der Trend, Hausaufgaben am Rechner zu erledigen, wird nicht aufzuhalten sein. Eltern können ihre Kinder aber unterstützen, indem sie mit ihren Kindern digital-freie Zeiten vereinbaren. Und: Eltern sind ein Vorbild und sollten auch immer den eigenen Medienkonsum mitbedenken.

Quelle

- KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“; Seite 11,Quelle:
http://www.kmk.org/aktuelles/thema-2016-bildung-in-der-digitalen-welt.html

- https://www.techtag.de/netzkultur/thelens-wutrede-programmieren-ist-die-wichtigste-fremdsprache/

- Manfred Spitzer im Interview:
https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article162691129/Schreib-mal-wieder.html
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Über den Autor/die Autorin

Anna Bahr hat an der Universität Leipzig ihr Germanistik- und Philosophiestudium abgeschlossen. Seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Redakteurin. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Kinder und Familie sowie Kunst und Kultur.

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