Warum sich Kinder gern verkleiden

Freizeit und Erholung
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von Ulrike Lindner
Mia will Prinzessin sein und Emil geht als Cowboy. Schon Wochen bevor die Faschingszeit beginnt, wissen viele Kinder genau, welche Kostüme sie unbedingt haben möchten. Verkleiden ist für viele Drei- bis Sechsjährige das Größte, nicht nur zu Karneval.
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Mia will Prinzessin sein und Emil geht als Cowboy, klar. Schon Wochen bevor die Faschingszeit beginnt, wissen viele Kinder genau, welche Kostüme sie unbedingt haben möchten. Verkleiden ist für viele Drei- bis Sechsjährige das Größte, nicht nur zu Karneval. Die Lust sich zu verkleiden, am Spiel und am Rollenwechsel stellt sogar eine wichtige Phase beim Großwerden dar, die nach Ansicht von Psychologen eine nicht unerhebliche Rolle bei der Entwicklung spielt.

Durch die Verkleidung schlüpfen Mia und Emil in eine andere Rolle - sei es die hübsche Prinzessin, die von allen bewundert und geliebt wird, oder der tapfere Cowboy, der stark und kompetent ist. Oft gehören nur wenige Requisiten dazu, damit aus einem kleinen Mädchen eine mächtige Hexe oder ein niedliches Katzenbaby wird, die Fantasie tut ihr Übriges.

Warum Kinder Rollenspiele brauchen

Wenn Kinder sich gern verkleiden, schaffen sie sich damit eine eigene Welt, in der sie sich mit Fähigkeiten und Eigenschaften ausprobieren können, die ihnen gerade wichtig sind. Darin liegt auch eine der wichtigen Funktionen der Lust am Verkleiden: Kinder können dadurch Neues erleben und für sich austesten. Im Spiel erproben sie, ob sie sich in der Rolle des hilflosen Kätzchens wohlfühlen oder doch eher als geheimnisvoller Batman. Indem sie in eine andere Haut schlüpfen, lernen sie zudem, sich in andere hineinzuversetzen und trainieren damit einerseits Einfühlungsvermögen und andererseits soziale Fähigkeiten wie Toleranz und Kompromissfähigkeit.

Das Vorbild für die Lust am Verkleiden liefern übrigens oft die Erwachsenen. Wenn sich Mama und Papa fürs Büro anziehen, sich für den Theaterbesuch schick machen oder in die Sportklamotten schlüpfen, nehmen sie schließlich auch jedes Mal eine andere Rolle ein. Verkleiden hat für Kinder daher auch oft damit zu tun, die spannende Welt der Erwachsenen zu erobern. Nicht ohne Grund gehören Alltagssituationen wie „Mutter, Vater, Kind“, Arztbesuch oder Einkaufen zu den beliebtesten Rollenspielen im Kindergartenalter.

Aber das ist nicht alles! In der Verkleidung werden auch manchmal Gefühle, Ängste und Wünsche verarbeitet, für die sonst vielleicht kein Platz ist. In der Rolle als böse Hexe darf Mia fiese Dinge tun und sagen. Verkleidet als Fee kann Emil mal Mädchen sein. Wer als Pippi Langstrumpf zum Fasching geht, sagt "ich bin stark und mutig und lustig". Auch Verbotenes wie "böse Wörter", die sonst nicht erlaubt sind, kann in der richtigen Rolle mal ausprobiert werden. Wenn Kinder daher eine Rolle für sich wählen und die passende Verkleidung aussuchen, setzen sie sich mit Gefühlen auseinander. Sogar Ängste können dadurch abgebaut werden - wer Angst vor Gespenstern hat, schnappt sich ein altes Laken und schlüpft vielleicht einmal in die Rolle des gruseligen Geistes. Wer unsicher ist, weil ein neues Geschwisterkind in die Familie kommt und vieles sich verändert, spielt Babykriegen und Versorgen.

Das Verkleiden beim Karneval hat übrigens noch eine zusätzliche Komponente: Kinder unterscheiden durchaus zwischen dem „privaten“ Rollenspiel und dem öffentlichen Auftritt in Kita oder Grundschule. Wichtig auch hier: die Verkleidung sollte dem Kind entsprechen. Lassen Sie deshalb unbedingt Ihre Kinder selbst entscheiden, als was sie gehen möchten und versuchen nicht, eigene Kindheitsträume vom zauberhaften Feenkleid auf diesem Weg auszuleben.

Wenn sich Kinder gern verkleiden - Was Eltern tun können

Eltern sollten die Lust am Verkleiden ruhig bewusst fördern, nicht nur zur Faschingszeit. Das funktioniert ganz einfach mit einer Verkleidungskiste im Kinderzimmer, in der neben dem Kostüm vom letzten Jahr auch einige ausrangierte Kleidungsstücke der Eltern, alte Hüte, Handschuhe, Spitzendecken und Requisiten wie Gehstock, Modeschmuck und Ähnliches landen dürfen.

Seien Sie außerdem als Spielpartner dabei, wenn Sie gefragt werden. Auch wenn es vielen Erwachsenen schwer fällt, die grummelige Tiermutter zu spielen oder zum tausendsten Mal den Einkaufsladen zu besuchen - für Kinder ist genau dieses Spiel wichtig. Nicht zuletzt, seien Sie gelassen, wenn eine Rolle auch über die Karnevalszeit hinaus aktuell bleibt. Einige Kinder wollen gar nicht mehr aus ihrem Cowboykostüm aussteigen. Entwicklungspsychologen raten hier jedoch zur Gelassenheit - nach einigen Wochen oder Monaten verwandeln sich die schöne Fee oder der einsame Cowboy von selbst wieder in Mia oder Emil zurück.
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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