Lifestage, Snapchat & WhatsApp - wo bleibt die zwischenmenschliche Nähe?
Lifestage, Snapchat & WhatsApp - wo bleibt die zwischenmenschliche Nähe?
Jüngste Studien zum Medienverhalten Jugendlicher sind alarmierend. Sie bestätigen im Wesentlichen, was viele Eltern, Pädagogen und Erzieher schon seit geraumer Zeit befürchten: Durch die exzessive Medien-Nutzung wird das Soziale zunehmend verdrängt. Die konkreten Auswirkungen machen sich heute bereits bemerkbar. Man trifft zum einen immer häufiger auf einen eklatanten Mangel an Empathie und Konfliktfähigkeit, zum anderen nehmen narzisstische und egoistische Verhaltensweisen deutlich zu. Zudem ist kritisch zu bewerten, dass Jugendliche und junge Menschen immer weniger das Bedürfnis verspüren, sich mit dem realen Leben auseinanderzusetzen. Sie flüchten sich lieber in virtuelle Welten und empfinden diese nicht selten als attraktivere Alternative.
Jüngste Studien zum Medienverhalten Jugendlicher sind alarmierend. Sie bestätigen im Wesentlichen, was viele Eltern, Pädagogen und Erzieher schon seit geraumer Zeit befürchten: Durch die exzessive Medien-Nutzung wird das Soziale zunehmend verdrängt. Die konkreten Auswirkungen machen sich heute bereits bemerkbar. Man trifft zum einen immer häufiger auf einen eklatanten Mangel an Empathie und Konfliktfähigkeit, zum anderen nehmen narzisstische und egoistische Verhaltensweisen deutlich zu. Zudem ist kritisch zu bewerten, dass Jugendliche und junge Menschen immer weniger das Bedürfnis verspüren, sich mit dem realen Leben auseinanderzusetzen. Sie flüchten sich lieber in virtuelle Welten und empfinden diese nicht selten als attraktivere Alternative.
Digitale Signale statt persönlicher Kontakt
Jugendlichen erscheint es heute beinahe selbstverständlich, dass ihr Alltag durch digitale Kommunikation in kleine Unter-Einheiten zerhackt wird. Soziale Aktivitäten und laufende Tätigkeiten werden durch das Lesen und Beantworten von Kurznachrichten ständig unterbrochen. Der Drang zum Checken der Nachrichten ist geradezu zwanghaft. Die meisten davon müssen sofort und auf der Stelle beantwortet werden. Selbst wenn die Kommunikation mit anwesenden Freunden oder Familienmitgliedern darunter leidet. Es ist wie eine Sucht und das empfinden die Jugendlichen auch selbst so.
Eine wahre Flut von Text-Fragmenten, Smileys, Bildern und Videos ergießt sich von früh am Morgen bis spät in die Nacht über das Display. Wie in einem Tunnel gefangen richtet sich die Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf die Signale aus der digitalen Welt. Der Blick auf die Realität wird dadurch zunehmend verstellt. Jugendliche nehmen auf diese Weise Tag für Tag eine unüberschaubare Menge an Informationen auf. Weil die Informationen jedoch in dieser Masse nicht mehr zu bewältigen sind, schenken sie der sie umgebenden Lebenswelt praktisch keine Aufmerksamkeit mehr.
Persönlichkeitsentwicklung gefährdet
Eine Studie des Unternehmens Microsoft zeigt, dass die Aufmerksamkeitsspanne von Menschen stark gesunken und weiter im Sinken begriffen ist: Waren es im Jahr 2000 noch 12 Sekunden, so kamen die Forscher im Jahr 2013 nur noch auf 8 Sekunden. Schuld daran ist die exzessive Nutzung digitaler Kommunikationswerkzeuge und die exzessive Kommunikation in den so genannten sozialen Netzwerken. Die Folge davon ist, dass Jugendliche bei Anforderungen im realen Leben sehr schnell den Faden verlieren oder aus dem Konzept geraten. Und das wiederum steht der Entwicklung sozialer Fähigkeiten entgegen.
Um in ihrer Persönlichkeit wachsen zu können müssen Jugendliche lernen, sich im persönlichen Gespräch auseinander zu setzen. Nur so können sie die Fähigkeit erwerben, Probleme und schwierige Situationen im sozialen Kontext erfolgreich zu meistern und auch einmal Konflikte auszuhalten. Denn auch der Erwerb von Frustrationstoleranz gehört zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung. Und eine ganz wesentliche Voraussetzung zum Gelingen konstruktiver zwischenmenschlicher Beziehungen ist eben auch, dass man seinen Mitmenschen im Alltag echtes Interesse und Aufmerksamkeit entgegen bringt. Dies alles sind grundlegende Kompetenzen, die später einmal in der Kommunikation mit Kollegen, Kunden und Vorgesetzten zum persönlichen Erfolg beitragen.
Das Virtuelle verdrängt das Soziale
Gleichzeitig steigt die Nutzung mobiler Geräte gemäß der aktuellen JIM-Studie insbesondere bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren kontinuierlich weiter an: 95 Prozent der Jugendlichen nutzen WhatsApp, 51 Prozent Instagram. Auch Snapchat und Facebook sind mit 45 bzw. 43 Prozent immer noch relevante Größen. Bis zu 3000 Nachrichten monatlich werden von Jugendlichen allein auf WhatsApp gelesen und geschrieben. Die digitale Kommunikation artet in Stress aus, für soziale Interaktion im realen Leben bleibt da kaum noch Zeit. Die meisten Jugendlichen würden ihre Medienaktivitäten zwar gerne reduzieren, sie wissen aber häufig nicht, wie sie das bewerkstelligen sollen.
Nur noch Online glücklich?
Es gilt als erwiesen, dass das Eintreffen neuer Nachrichten im Gehirn eine Ausschüttung des Hormons Dopamin bewirkt. Dieser Botenstoff macht uns glücklich und deswegen gieren wir immer wieder nach solchen „Belohnungen“. Selbst dann, wenn die allermeisten Nachrichten, die uns im Laufe eines Tages erreichen, kein bisschen interessant sind. Dieses stetige Verlangen nach Belohnung ist eine Vorstufe zum Suchtverhalten und die stetig steigenden Nutzungszahlen bei den sozialen Medien deuten durchaus darauf hin, dass viele Jugendliche zumindest suchtgefährdet sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass sie selbst feststellen, dass sie ihr Verhalten im Bezug auf die digitale Welt problematisch ist und sie es nicht mehr im Griff haben.
Eine echte Abhängigkeit ist glücklicherweise nur in wenigen Fällen gegeben. Doch die Jugendlichen leiden inzwischen selbst unter dem Dauerfeuer. Sie finden keine Ruhe mehr und werden Tag und Nacht regelrecht mit Nachrichten bombardiert. Und nur die Allerwenigsten schaffen es, sich regelmäßig eine Auszeit vom Internet zu nehmen.
Fazit: Digitale Auszeiten für ein lebendiges Miteinander
Kinder und Jugendliche müssen heute von klein auf lernen, konstruktiv mit der digitalen Welt umzugehen. Erwachsene sind dabei als Vorbilder aber auch als Ratgeber gefordert. Dazu ist es dringend notwendig, dass wir unseren eigenen Umgang mit der sozialen Interaktion hinterfragen. Zum Beispiel dahingehend, ob nicht ein Großteil der Kommunikation, die wir auf digitalem Wege abwickeln, faktisch überflüssig ist oder vielleicht besser in einem persönlichen oder telefonischem Gespräch stattfinden sollte. Wir verlieren uns in oberflächlicher Kommunikation, die der Entwicklung echter sozialer Nähe mehr schadet als nützt. Dabei ist die Sehnsucht nach einem real existierenden Miteinander bei den meisten Menschen, insbesondere aber bei Kindern und Jugendlichen groß. Doch auf andere Menschen zuzugehen, nett zu plaudern oder tiefer gehende Gespräch zu führen, die Sympathien zum Beispiel der Mitschüler zu gewinnen – all das will gelernt sein. Und der Ort, an dem Kinder solche Fähigkeiten für gewöhnlich lernen, ist das Elternhaus und die Schule.
Links:
JIM-Studie 2016: Das Digitale verdrängt das Soziale – und schwächt Jugendliche
https://myconvento.com/public/get_file.php?id=1520429
"Soziale Netzwerke schädigen soziale Fähigkeiten"
https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/leadership/article106568479/Soziale-Netzwerke-schaedigen-soziale-Faehigkeiten.html
Was ist eigentlich, wenn Soziale Netzwerke die Kommunikation verändern!?
http://wasisteigentlichwenn.jimdo.com/soziale-netzwerke-die-kommunikation-ver%C3%A4ndern/
Beherrscht uns das Internet?
http://www.tagesspiegel.de/politik/mediengesellschaft-die-digitale-kommunikation-bleibt-oberflaechlich-soziale-kontakte-kann-sie-nicht-ersetzen-/7138526-5.html
Goldfische haben bereits eine längere Aufmerksamkeitsspanne als Menschen
https://www.heise.de/tp/features/Goldfische-haben-bereits-eine-laengere-Aufmerksamkeitsspanne-als-Menschen-3232224.html
Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.