Drüber reden - gute Gespräche mit Kindern führen

Entwicklung und Erziehung
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von Ulrike Lindner
Kaum eine Beziehung ist so intensiv und dauerhaft wie die zwischen Eltern und Kindern. Und doch scheint es manchmal, als lägen tiefe Gräben zwischen Elternteil und Heranwachsenden...
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4 min
Kaum eine Beziehung ist so intensiv und dauerhaft wie die zwischen Eltern und Kindern. Und doch scheint es manchmal, als lägen tiefe Gräben zwischen Elternteil und Heranwachsenden. Vor allem in der Pubertät, wenn die vormals offenen und wissbegierigen Sprösslinge plötzlich zu empfindlichen Zicken oder mürrischen Schweigern mutieren, wird jedes Gespräch schnell zum Minenfeld.

Auch wenn es schwerfällt, das zu akzeptieren: Zu einem guten Gespräch gehören immer zwei, die beide Lust und Interesse an einem Austausch haben. Wenn Sohn oder Tochter langsam flügge werden, ist diese Person jedoch nicht mehr länger nur die Mutter oder der Vater. Gerade in der Pubertät werden Freunde immer wichtiger - auch als Gesprächspartner. Eltern sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen oder sich gar persönlich zurückgesetzt fühlen. Eine Phase der Abnabelung ist vollkommen normal. Doch auch wenn Sie das Gefühl haben, auf einmal so gar keinen Draht mehr zueinander zu haben, sollten Sie geduldig bleiben und immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisieren.

So funktioniert die Eltern-Kind-Kommunikation

Wichtig ist in jedem Fall die eigene Vorbildfunktion. Erzählen Sie selbst immer mal wieder kurz, was Sie am Tag beschäftigt und berührt hat. Ob der Chef ärgert, die Kollegin nett war oder die eigenen Eltern Sorgen machen - so erfahren Kinder nebenbei, dass es etwas Selbstverständliches ist, sich über Erlebnisse auszutauschen und Anteil am Leben des anderen zu nehmen. Denken Sie daran, dass Kommunikation keine Einbahnstraße ist und beide Partner etwas dazu beitragen müssen. Am besten Sie schaffen von Anfang an geeignete Rahmenbedingungen und Anlässe, zu denen Gespräche stattfinden können - zum Beispiel die gemeinsamen Mahlzeiten oder Rituale wie das Gute-Nacht-Sagen, eine gemeinsame Tasse Tee zum Feierabend o.ä.

Gut zuhören!

Wenn Tochter oder Sohn Ihnen etwas erzählen, seien Sie geduldig und hören Sie gut zu. So zeigen Sie Verständnis und Präsenz. Die wichtigste Regel heißt deshalb, dass Sie Ihr Kind erst einmal ausreden lassen, ohne ihm gleich ins Wort zu fallen. Auch wenn Eltern am liebsten alle Probleme ihrer Kinder sofort selbst lösen würden, ist es oft hilfreicher, wenn Sie einfach nur zuhören. Manchmal beenden ungebetene Vorschläge und Hilfsangebote das Gespräch sogar ganz schnell, wenn Kinder das Gefühl bekommen, Mama oder Papa wollte ihnen nur die eigenen Ideen überstülpen.

Auch vorschnelle Bewertungen können ein Gespräch schnell beenden. Viele Eltern glauben Ihre Kinder und deren Lebenswelt gut zu kennen und wissen deshalb schon zu Beginn einer Äußerung, was gemeint ist. Oft trifft das aber gar nicht zu. Halten Sie deshalb vorschnelle Bewertungen und (Vor-) Urteile zurück!

Gut zuhören ist mehr als schweigen

Übrigens: Ein guter Zuhörer zeichnet sich dadurch aus, dass er seinem Gesprächspartner sein Interesse an der Unterhaltung deutlich zeigt. Dazu gehört mehr, als einfach gar nichts zu sagen. Gute Zuhörer bekräftigen ihr Interesse durch Gesten und Mimik (zum Beispiel Blickkontakt, Vorbeugen, Nicken, Lächeln), kurze Äußerungen oder Nachfragen wie "aha", "hmmm" oder "echt?" und durch Nachfragen "Und was hast du dann gemacht?" oder "Das hört sich an, als ob du ..." Auch hilfreich: Das Gesagte kurz zusammenfassen, um herauszufinden ob Sie richtig verstanden haben, was Ihr Kind meint: "Du warst also den ganzen Abend allein auf der Party, während deine Freundin sich mit ... unterhalten hat?". Bleiben Sie aber ehrlich und heucheln kein Interesse, wenn es nicht vorhanden ist - das merken Kinder schnell. Wenn Sie gerade den Kopf nicht für das Gespräch frei haben, ist es völlig ok das auch zu sagen und das Gespräch vielleicht auf später zu verschieben.

Klar sein

Wenn Sie selbst etwas mitzuteilen haben, zum Beispiel weil Sie möchten, dass Ihr Kind sein Verhalten ändert oder etwas erledigt, seien Sie klar und eindeutig. Formulieren Sie Ihr Anliegen altersgerecht und in einer Sprache die Ihr Kind je nach seinem Entwicklungsstand auch versteht. Bei jüngeren Kindern im Vorschulalter empfiehlt es sich z.B. kurz zu bleiben, längere Erklärungen werden oft nicht verstanden und führen dazu, das eigentliche Anliegen zu "verwässern". Machen Sie aus eigener Sicht deutlich, warum es für Sie wichtig ist, dass die Spülmaschine eingeräumt, die Hausaufgaben erledigt oder andere Dinge getan werden ("Es stört mich, wenn das dreckige Geschirr in der Küche steht. Bitte räum deinen Teller gleich in die Maschine"). Versuchen Sie, Ihre Wünsche in der "Ich-Perspektive" zu formulieren ("Ich fühle mich nicht wohl, wenn es hier so unordentlich ist.") und nicht in der anklagenden "Du-Perspektive" ("Nie räumst du deine Teller weg!") zu verbleiben.

Kommunikationskiller

Unabhängig von Thema und Anlass des Gesprächs sollten Sie die folgenden Kommunikationskiller vermeiden, da sie ein Gespräch in kurzer Zeit abwürgen und Ihrem Kind das Gefühl vermitteln, nicht verstanden zu werden:

Abschreckend wirken Belehrungen ("Wenn du immer gleich deine Aufgaben erledigen würdest, dann würde sich nicht so viel anhäufen"), Vorwürfe ("Hier sieht‘s schon wieder aus wie im Saustall"), Nörgeln ("Warum räumst du nie deine Sachen weg?") oder Vergleiche mit anderen ("Laura schafft es schließlich auch Ihre Aufgaben in der Zeit zu erledigen"). Auch Ironie, Sarkasmus, lächerlich machen und Respektlosigkeit haben in einem vertrauensvollen Gespräch nichts verloren - damit zeigen Sie, dass Sie Ihr Kind als Gesprächspartner nicht ernst nehmen.

Zeigen Sie stattdessen Ihr ehrliches Interesse und den Wunsch, es zu verstehen - das ist die beste Voraussetzung für ein gelungenes Gespräch.
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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