Legasthenie erkennen
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Legasthenie erkennen
von Ulrike Lindner
Wenn trotz Üben beim Diktat mehr rote als blaue Tinte zu sehen ist, wenn Kinder Schwierigkeiten beim Lesen haben oder ähnlich aussehende Buchstaben häufig vertauschen, kann Legasthenie die Ursache sein. Forscher gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent eines Jahrgangs betroffen sind, einige Fachleute sprechen sogar von bis zu zehn Prozent.
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Wenn trotz Üben beim Diktat mehr rote als blaue Tinte zu sehen ist, wenn Kinder Schwierigkeiten beim Lesen haben oder ähnlich aussehende Buchstaben häufig vertauschen, kann Legasthenie die Ursache sein. Forscher gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent eines Jahrgangs betroffen sind, einige Fachleute sprechen sogar von bis zu zehn Prozent.
Aber was ist Legasthenie eigentlich?
Beobachtet wurde die Schwierigkeit mit Schreiben und Lesen schon vor mehr als hundert Jahren. 1916 führte der Psychologe Paul Ranschburg den Begriff „Legasthenie“ ein, der die griechischen Wörter „legein“ (Lesen) und „asthenia“ (Schwierigkeit) verknüpft.
Die offizielle Definition des Bundesverbandes Legasthenie e.V. spricht von einer „…Störung im Erlernen der Schriftsprache die nicht durch eine allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklungs-, Milieu- oder Unterrichtsbedingungen erklärt werden kann. Vielmehr ist die Legasthenie das Ergebnis von Teilleistungsschwächen der Wahrnehmung, Motorik und/oder der sensorischen Integration, bei denen es sich um anlagebedingte und/oder durch äußere schädigende Einwirkungen entstandene Entwicklungsstörungen von Teilfunktionen des zentralen Nervensystems handelt.“
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Legasthenie als Entwicklungsstörung definiert, die Lesen und Rechtschreiben wesentlich beeinträchtigt.
Wichtig ist: Legasthenie ist in den meisten Fällen eine Anlage, die ein Kind von Geburt an mitbringt, manchmal auch eine Folge von Krankheit oder Fehlentwicklung.
Weder Eltern noch Kinder sind jedoch schuld an der Krankheit, Faulheit oder Unfähigkeit haben nichts damit zu tun.
Im Gegenteil. Betroffene Kinder strengen sich oft unendlich an, um den in sie gesetzten Erwartungen zu entsprechen. Umso schlimmer sind Vorwürfe wie „Du bist nur zu faul“ oder „Das musst du doch endlich kapieren“ oder „Du musst eben mehr üben“.
Fakt ist, dass bloßes Üben kaum Besserung bewirkt und Vorwürfe nur dazu führen, das ohnehin angekratzte Selbstwertgefühl weiter zu schwächen. Statt Vorhaltungen brauchen Legastheniker Förderstunden, Nachhilfe und viel Geduld.
Nicht jede Rechtschreibschwäche ist allerdings gleich eine Legasthenie.
Bei Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben kann auch eine allgemeine Lese- und Rechtschreibschwäche vorliegen. Erst wenn mehrere Punkte zusammentreffen und über einen längeren Zeitpunkt beobachtet werden, kann unter Umständen die Teilleistungsstörung vorliegen.
Zu den Symptomen gehören:
Besonders dann, wenn eine Legasthenie lange unbemerkt bleibt, können betroffene Kinder auch durch:
Beim Verdacht auf Legasthenie ist der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin die erste Anlaufstelle, an die sich besorgte Eltern wenden sollten. Manche Schulen sind in der Lage, einen Test auf Legasthenie durchzuführen. Sollte das nicht der Fall sein, bieten Lerntherapeuten oder anerkannte Beratungsstellen (z.B. Caritas, Diakonisches Werk, Landeswohlfahrtsverbände) ebenfalls einen Test auf Legasthenie an.
Auch eine ärztliche Untersuchung von Seh- und Hörfähigkeit muss durchgeführt werden, um auszuschließen, dass solche Schwächen eine Ursache der Schwierigkeiten sind.
Legasthenie ist eine Störung, die nicht in wenigen Wochen therapierbar ist. Kinder, Eltern, Lehrer und Therapeuten müssen damit rechnen, jahrelang an einer Verbesserung zu arbeiten. Auch gibt es keine allgemeingültige Therapie, für jedes Kind wird ein individueller Trainingsplan erstellt.
Allein die korrekte Diagnose kann aber schon eine große Erleichterung darstellen. So besteht bei der Diagnose Legasthenie die Möglichkeit, dass Kinder nicht für ihre Schreibleistung benotet werden, sondern dass allein inhaltliche Punkte bewertet werden. Auch die Erkenntnis, dass eine „Krankheit“ Ursache der Probleme ist, entlastet viele Eltern und Kinder beträchtlich.
Weitere Informationen und Beratung bietet der
Bundesverband Legasthenie:
www.bvl-legasthenie.de
Auch die schulpsychologischen Dienste bieten Hilfe an: www.schulpsychologie.de
Sie können die psychologische Diagnostik durchführen und auf dieser Grundlage Wege aufzeigen, die dem Kind individuell weiterhelfen.
Was ist Legasthenie?
Aber was ist Legasthenie eigentlich?
Beobachtet wurde die Schwierigkeit mit Schreiben und Lesen schon vor mehr als hundert Jahren. 1916 führte der Psychologe Paul Ranschburg den Begriff „Legasthenie“ ein, der die griechischen Wörter „legein“ (Lesen) und „asthenia“ (Schwierigkeit) verknüpft.
Die offizielle Definition des Bundesverbandes Legasthenie e.V. spricht von einer „…Störung im Erlernen der Schriftsprache die nicht durch eine allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklungs-, Milieu- oder Unterrichtsbedingungen erklärt werden kann. Vielmehr ist die Legasthenie das Ergebnis von Teilleistungsschwächen der Wahrnehmung, Motorik und/oder der sensorischen Integration, bei denen es sich um anlagebedingte und/oder durch äußere schädigende Einwirkungen entstandene Entwicklungsstörungen von Teilfunktionen des zentralen Nervensystems handelt.“
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Legasthenie als Entwicklungsstörung definiert, die Lesen und Rechtschreiben wesentlich beeinträchtigt.
Niemand ist „schuld“ an Legasthenie
Wichtig ist: Legasthenie ist in den meisten Fällen eine Anlage, die ein Kind von Geburt an mitbringt, manchmal auch eine Folge von Krankheit oder Fehlentwicklung.
Weder Eltern noch Kinder sind jedoch schuld an der Krankheit, Faulheit oder Unfähigkeit haben nichts damit zu tun.
Im Gegenteil. Betroffene Kinder strengen sich oft unendlich an, um den in sie gesetzten Erwartungen zu entsprechen. Umso schlimmer sind Vorwürfe wie „Du bist nur zu faul“ oder „Das musst du doch endlich kapieren“ oder „Du musst eben mehr üben“.
Fakt ist, dass bloßes Üben kaum Besserung bewirkt und Vorwürfe nur dazu führen, das ohnehin angekratzte Selbstwertgefühl weiter zu schwächen. Statt Vorhaltungen brauchen Legastheniker Förderstunden, Nachhilfe und viel Geduld.
Symptome
Nicht jede Rechtschreibschwäche ist allerdings gleich eine Legasthenie.
Bei Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben kann auch eine allgemeine Lese- und Rechtschreibschwäche vorliegen. Erst wenn mehrere Punkte zusammentreffen und über einen längeren Zeitpunkt beobachtet werden, kann unter Umständen die Teilleistungsstörung vorliegen.
Zu den Symptomen gehören:
- Verwechseln der Buchstaben-Reihenfolge beim Schreiben und Lesen
- Verwechseln ähnlich aussehender und/oder ähnlich klingender Buchstaben (z.B. „d“ und „b“) beim Schreiben und Lesen
- Langsames Lesetempo, lautweises Lesen, Fehler beim Lautlesen
- Fehlendes Sinnverständnis beim Lesen
- Viele Rechtschreibfehler, Rechtschreibregeln werden nicht beachtet
- Fehlende Buchstaben, Wortteile und Wörter beim Schreiben
- Schreibhemmung
- Schlechte Schrift, verkrampfte Schreibhaltung
Besonders dann, wenn eine Legasthenie lange unbemerkt bleibt, können betroffene Kinder auch durch:
- Konzentrationsstörungen
- Schulangst
- fehlendes Selbstwertgefühl
- Aggressivität
Beim Verdacht auf Legasthenie ist der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin die erste Anlaufstelle, an die sich besorgte Eltern wenden sollten. Manche Schulen sind in der Lage, einen Test auf Legasthenie durchzuführen. Sollte das nicht der Fall sein, bieten Lerntherapeuten oder anerkannte Beratungsstellen (z.B. Caritas, Diakonisches Werk, Landeswohlfahrtsverbände) ebenfalls einen Test auf Legasthenie an.
Auch eine ärztliche Untersuchung von Seh- und Hörfähigkeit muss durchgeführt werden, um auszuschließen, dass solche Schwächen eine Ursache der Schwierigkeiten sind.
Legasthenie ist eine Störung, die nicht in wenigen Wochen therapierbar ist. Kinder, Eltern, Lehrer und Therapeuten müssen damit rechnen, jahrelang an einer Verbesserung zu arbeiten. Auch gibt es keine allgemeingültige Therapie, für jedes Kind wird ein individueller Trainingsplan erstellt.
Allein die korrekte Diagnose kann aber schon eine große Erleichterung darstellen. So besteht bei der Diagnose Legasthenie die Möglichkeit, dass Kinder nicht für ihre Schreibleistung benotet werden, sondern dass allein inhaltliche Punkte bewertet werden. Auch die Erkenntnis, dass eine „Krankheit“ Ursache der Probleme ist, entlastet viele Eltern und Kinder beträchtlich.
Weitere Informationen
Weitere Informationen und Beratung bietet der
Bundesverband Legasthenie:
www.bvl-legasthenie.de
Auch die schulpsychologischen Dienste bieten Hilfe an: www.schulpsychologie.de
Sie können die psychologische Diagnostik durchführen und auf dieser Grundlage Wege aufzeigen, die dem Kind individuell weiterhelfen.
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Über den Autor/die Autorin
Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.