Albert Schweitzer – ein beindruckendes Leben

Briefmarke mit Konterfei Albert Schweitzers
Entwicklung und Erziehung
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von Jörg Sauer

Er ist mit seinem Spital in Lambaréné (Gabun) weltberühmt geworden. Der Arzt, Philosoph, evangelische Theologe und Organist gab seine vielversprechende Universitätslaufbahn auf und half den Menschen im Urwald mit riesigem Einsatz. Doch sein Wirken ging weit darüber hinaus. Das ist Grund genug, sich mit seinem Leben und Wirken auseinanderzusetzen und dies einmal in den Mittelpunkt des Unterrichts zu stellen. Der Beitrag ermuntert dazu und gibt einige Anregungen.

Lesedauer:
5 min

Aus seinem Leben

  • Er wurde am 4.Januar 1875 in Kaysersberg im damals deutschen Oberelsass als zweites von fünf Kindern geboren
  • Sein Vater war Pfarrer in Günsbach (Nähe Colmar)
  • 1880 bis 1884 Besuch der Grundschule in Günsbach, bereits jetzt erkennt man seine Begabung für das Orgelspiel
  • 1884 bis 1885 Absolvierung der Realschule in Münster
  • 1885 bis 1893 Besuch des Gymnasium in Mulhouse, er nimmt während dieser Zeit Klavier- und Orgelunterricht
  • 1893 Im Oktober Beginn des Theologie- und Philosophiestudiums in Straßburg
  • 1894 – 1895 Absolvierung des einjährigen Militärdienstes in Straßburg
  • 1896 „Er fasst an Pfingsten den Entschluss zu einem „unmittelbaren menschlichen Dienen“ nach dem 30. Lebensjahr.“ (1)
  • 1898 legt er das Examen in Theologie ab und studierte für ein halbes Jahr Orgel
  • 1899 legt er den Doktor der Philosophie ab
  • 1900 erhält er seinen Doktor in Theologie und tritt seine Stelle als Vikar in Straßburg an
  • 1902 Habilitation und Privatdozent in Straßburg
  • 1903 ist er drei Jahre Direktor des Stifts St. Thomas in Straßburg
  • 1905 bis 1911 studiert Albert Schweitzer Medizin. Sein Examen legt er 1910 ab. Schweitzer ist auch in seinen theologischen, musikalischen und philosophischen Bereichen sehr aktiv und veröffentlicht mehrere Bücher.
  • 1912 Heirat mit Helene Bresslau
  • 1913 im Februar Promotion zum Doktor der Medizin. Im März unternahmen beide die lange Reise von Günsbach nach Lambarene in Gabun. Hier begannen sie das Spital aufzubauen.
  • 1914 Im Zuge des Ersten Weltkrieges werden Helene und Albert Schweitzer von französischen Kolonialbehörden unter Hausarrest gestellt.
  • 1917/1918 Schweitzers kommen als Kriegsgefangene nach Frankreich
  • 1918 Rückkehr ins Elsass
  • 1919 wird die Tochter Rhena geboren
  • 1920 Durchführung einer Konzert- und Vortragsreise durch Schweden, er wird Ehrendoktor der Universität Zürich
  • 1921 Umzug seiner Familie zu seinem Vater in das Pfarrhaus nach Günsbach
  • 1921 – 1922 erste Vortrags- und Konzertreise in England, Schweden, Dänemark, Spanien und in der Schweiz
  • 1924 „Das Christentum und die Weltreligionen“
  • 1924 – 1927 zweiter Aufenthalt in Lambarene, Bau eines neuen Spitals in einer Entfernung von drei Kilometern von der Missionsstation entfernt
  • 1927 – 1929 zweite Vortrags- und Konzertreise
  • 1930 – 1937 vier weitere Aufenthalte in Lambarene
  • 1930 „Die Mystik des Apostels Paulus“
  • 1931 „Aus meinem Leben und Denken“
  • 1933 vierter Aufenthalt in Lambarene, Rückkehr im Januar 1934
  • 1939 Albert Schweitzer kommt für 12 Tage nach Europa, um alles zu regeln und um die Vorräte an Medikamenten aufzufüllen. Es folgt der zehn Jahre währende siebente Aufenthalt in Lambarene.
  • 1951 erhält Albert Schweitzer den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
  • 1954 nimmt er den Friedensnobelpreis für 1952 entgegen. Dieser wurde ihm 1953 rückwirkend verliehen.
  • 1955 wird das Lepradorf eröffnet
  • Im Mai 1957 verlässt seine Frau Afrika. Sie stirbt am ersten Juni in Zürich. Die Urnenbeisetzung fand am 25. Januar 1958 in Lambarene statt.
  • 1959 Letztmalig besucht Albert Schweitzer Europa.
  • Im Dezember 1959 bricht er zu seiner letzten Reise nach Lambarene auf.
  • 4.9.1965 Tod in Lambarene, er wird neben seiner Frau beigesetzt.

Der vierte September ist in der evangelischen Kirche der Albert- Schweitzer-Gedenktag.

Ehrfurcht vor dem Leben

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges galten Schweitzers in der französischen Kolonie als feindliche Ausländer. Das führte zunächst zum Arbeiten unter Bewachung und endete im generellen Tätigkeitsverbot. Diese Zeit nutzte Albert Schweitzer intensiv, um über das von ihm erkannte Grundsatzproblem: Der Krieg als Niedergang der Kultur nachzudenken. Er erkannte, dass Kultur und Lebensauffassung unmittelbar zusammenhängen. „Nur wer Ja sagt zum Leben und zur Welt, in der er lebt, ist auch fähig, Kultur zu schaffen.“ (3) Nimmt man dieses an, so ist das eigene Handeln richtig und verantwortungsvoll, es ist: „…ethisch… Ethik ist das Streben nach dem Ideal des Guten.“(4) Wie kann es dem Menschen gelingen, Ja zum Leben zu sagen? Auf einer Flussreise auf dem Ogowe fand Albert Schweitzer mit dem Ausdruck: „Ehrfurcht vor dem Leben“ die Antwort. Zentraler Punkt ist seine Erkenntnis: „Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das leben will.“(5) Alle Mitmenschen, Tiere und Pflanzen sind mit eingeschlossen. Daraus leitet sich ab, dass es jedes Geschöpf verdient hat, dass ihm die nötige Achtung entgegengebracht wird. In Albert Schweitzers Auffassung gilt als gut: „…Leben erhalten, Leben fördern, entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen; als böse: Leben vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten.“(6) Ausgehend von diesen Überlegungen ist es ethisch, Leben in der Not zu helfen. Albert Schweitzer verwirklichte mit seinem Leben und Wirken seinen Leitgedanken.

Unterrichtsanregungen

Albert Schweitzer – sein Leben und Schaffen

Bei diesem Projekt befassen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit dem Leben und Wirken von Albert Schweitzer. Es bietet sich ein fachübergreifendes Arbeiten an. Der Deutschunterricht bildet neben Ethik den Mittelpunkt und nutzt die Möglichkeiten weiterer Fächer. Hier wären das u. a. Kunstunterricht, und Musik, Geografie, Geschichte und ggf. Mathematik.
Das Niveau und der Umfang des Vorhabens sind von dem jeweiligen Alter der Kinder und von der aktuellen Klassensituation abhängig. Weiterhin ist es auch denkbar, dass sich an der Umsetzung dieses Vorhabens mehrere Klassen beteiligen. Grundsätzlich ist es in vielen Phasen für die Kinder ab dem vierten Schuljahr machbar.

Einstieg

Als Einstieg eignet sich ein Unterrichtsgespräch im Klassenverband. Der Lehrende gibt den Kindern dabei ein Zitat in die Hände und fordert sie nach einer gewissen „Denkpause“ auf, sich zu diesem zu äußern. Alternativ ist auch eine Gruppenbildung möglich, wobei jede von ihnen ein anderes Zitat bekommt. Es empfiehlt sich, diese in laminierter Form auszugeben. Hier besprechen sich die Schülerinnen und Schüler gemeinsam, halten ihre Ergebnisse fest und stellen sie dann im Klassenverband zur Diskussion.

» Zitate von Albert Schweitzer (Word-Datei)
» Zitate von Albert Schweitzer (PDF)


Für das Dokumentierender Arbeitsergebnisse der Kinder lohnt sich das Anlegen und Nutzen des Heftchens:

» Mein Albert Schweitzer Büchlein (Word-Datei)
» Mein Albert Schweitzer Büchlein (PDF)


Übersicht über sein Leben und Wirken erstellen

Chronologisches Erfassen der wichtigsten Ereignisse und Daten (am besten in Partnerarbeit)

  • Lebensorte und seine Tätigkeit, wichtige Werke herausfinden, Nutzung von Lexika, Internet
  • Das Zeichnen eines Zahlenstrahles mit dem Antragen der wichtigsten Daten ist ebenfalls denkbar. (größere Pappen verwenden)
  • Nutzung des Büchleins, Seite 2 und 3
  • Es ist auch denkbar, dass die Schülerinnen und Schüler in jeweils einer Gruppe einen Lebensabschnitt „bearbeiten“ und ihre Erkenntnisse auf einem großen Übersichtsblatt bzw. als Collage darstellen.

Buchausstellung/CD Vorstellung

  • Der Lehrende und die Kinder bringen, wenn möglich, Bücher von und/oder über Albert Schweitzer mit.
  • In den 30er und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahm er mit Columbia mehrere Platten auf. Sie erhält man heute als CD unter dem Titel: Albert Schweitzer - der Organist“.
  • evtl. Büchereien kontaktieren, ob sie etwas zusammen stellen können oder ein thematischer Bibliotheksbesuch

Zitate

Angelehnt an die Einstiegsaufgabe sollten die Kinder aus einem Angebot an Zitaten wählen können. Nutzung des Büchleins auf Seite 7 Ehrfurcht vor dem Leben

  • Nutzung des Büchleins auf Seite 4
  • Bedeutung des Satzes über das Leben für (mich) uns
  • praktische Umsetzung im „Kleinen“, in dem Klassenverband, der Schule
  • Ableitung der Pflichten und Rechte der Einzelnen in der Gesellschaft
  • Bei dieser Aufgabe sollen die Kinder ermuntert werden, ihre Ideen auch kreativ umzusetzen. Das kann neben dem Schreiben auch in Form von Collagen, Plastiken oder in Kombination der unterschiedlichen Gestaltungselemente geschehen. Am günstigsten ist die Arbeit in kleinen Gruppen.

Das Urwaldspital in Lambarene

  • Nutzung des Büchleins auf Seite 5 und 6
  • Ergänzen der beiden Übersichtsblätter in Gruppenarbeit
  • Nachschlagewerke und das Internet mit unten angegeben Seiten nutzen

Albert Schweitzer als Musiker

Nutzung des Büchleins auf Seite 7
Arbeit mit Nachschlagewerken und den unten angegebenen Internetseiten

Reise zu den Lebensstationen von Albert Schweitzer

  • Entfernungen zwischen seinen Lebenstationen in chronologischer Reihenfolge berechnen, den entsprechenden Maßstab beachten (Unterschied zwischen „Luftlinie“ und „normalen“ Landweg)
  • Reiserouten zusammen stellen (z. B. „Auf den Spuren von Albert Schweitzer)
  • Einsatz von verschiedenen Routenplanern

Quellen, Buchtipps und Linktipps

Quellen

(1) www.schweitzer.org
(3) www.schweitzer.org
(4) ebd.
(5) ebd.
(6) ebd.

Buchtipp

Aus der Vielzahl an Publikationen möchte ich die für mich wichtigste gern weiter empfehlen:

Albert Schweitzer Gelebter Glaube, Ein Lesebuch Ausgewählt und dargestellt von Rudolf Grabs, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1957
Dieses und nachfolgende sind nur noch antiquarisch beziehbar.

Linktipps

www.albert-schweitzer-zentrum.de <
albert-schweitzer-stiftung.de<
www.erbacher-hof.de<
www.heiligenlexikon.de <
zitate.net <

 

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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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