Einheimische Kräuter

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von Jörg Sauer
waren etwas in Vergessenheit geraten, doch sie erleben seit einiger Zeit eine wahre Renaissance. Die Kräuter haben ihren Platz in der Küche oder als häusliches Arzneimittel zurückerobert. Auch auf kleinem Raum findet sich die Möglichkeit, das eine oder andere Kraut anzubauen.
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Einheimische Kräuter waren etwas in Vergessenheit geraten, doch sie erleben seit einiger Zeit eine wahre Renaissance. Die Kräuter habenihren Platz in der Küche oder als häusliches Arzneimittel zurückerobert. Auch auf kleinem Raum findet sich die Möglichkeit, das eine oder andere Kraut anzubauen. Dazu möchte der nachfolgende Beitrag Anregungen geben.

Was sind Kräuter?


Der weitreichende Begriff umfasst sowohl Küchen- als auch Heilkräuter. Die Übergänge zwischen beiden sind fließend und nicht immer eindeutig. Es muss bei der jeweiligen Pflanze nicht zwingend die botanische Kategorie „krautig“ erfüllt sein. Heilkräuter verwendet man wegen ihres Gehaltes an bestimmten Stoffen. Sie können in unterschiedlichen Formen genutzt werden (z.B. als Tees, Salben oder Zusätze für Bäder).

Von Küchenkräutern nutzt man frische oder getrocknete Pflanzenteile zum Würzen von Speisen. Die aus Samen, Rinden oder Früchten gewonnen Stoffe zählt man zu den Gewürzen. Durch die Art der Nutzung änderte sich der Gebrauch einiger Pflanzen. Die ehemaligen Heilkräuter:“… werden heute zu den Genussmitteln (etwa Tee, Kaffee oder Tabak), als Gewürzkräuter zu den Küchenkräutern (z. B. Pfeffer, Zimt, Basilikum) gezählt oder schlicht als Nahrungsmittel (Apfel, Zitrusfrüchte) verwendet.“ (1)

Blick ins Geschichtsbuch


Die Geschichte der Menschheit ist eng mit der Verwendung von Kräutern verbunden. In diesem Beitrag gehe ich nur auf ausgewählte wichtige Ereignisse zu diesem Thema ein.

  • In der Epoche der „Jäger und Sammler“gilt es als sicher, dass die Kräuter zu Heilzwecken, zum Würzen und zum Essen genutzt wurden.
  • Die wohl älteste bekannte Aufzeichnung stammte aus dem Jahre 3.700 v. Chr. Es ist: „…ein Heilpflanzenbuch …, welches dem chinesischen Kaiser Shinnong zugeordnet wird.“ (2)
  • Der Papyrus Ebers stammt aus dem alten Ägypten des 16. Jahrhunderts v. Chr. Dieses medizinische Werk enthält auch Beschreibungen von Heilpflanzen und deren Anwendung.
  • Der griechische Arzt und : „ … berühmteste Pharmakologe des Altertums“ (3) verfasste im 1. Jahrhundert n. Chr. die „Materia Medica“. Dieses Buch: „… umfasst (813 pflanzlichen, 101 tierischen, 102 mineralischen Ursprungs) und 4.740 medizinische Anwendungen.“ (4) Dieses Kräuterbuch war hinsichtlich der genauen Beschreibung „Vorbild“ für viele der späteren Schriften.
  • Die „Naturalis historia“ ist die die um 37 n. Chr. entstandene Enzyklopädie des römischen Gelehrten Plinius. Es werden u. a. auch medizinische Themen behandelt.


  • Nach den Römern war es dann vor allem der Orden der Benediktiner, die Heilpflanzen und das Wissen über sie mit nach Mitteleuropa brachten. Zunächst wurden die Pflanzen sortengenau angepflanzt. Später ging man auch dazu über, sie gemäß der späteren Nutzung anzubauen. Berühmt wurden u. a. die Klostergärten in St. Gallen oder Reichenau am Bodensee.
  • Die von Karl dem Großen (747 bis 814) erlassene Langgüterverordnung (Capitulare de villis) aus dem Jahre 812 umfasst auch Vorschriften zum Kräuteranbau und auch den Obstanbau. So sind 73 Pflanzen, viele davon Heilkräuter und 16 Obstbäume vermerkt, die es galt, in den königlichen Gärten anzupflanzen.
  • Die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098 bis1179) war eine bedeutende Universalgelehrte ihrer Zeit. Eine der großen Leistungen war es u. a., „…dass sie das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrachte und erstmals die volkstümlichen Pflanzennamen nutzte.“(5)


  • Im Mittelalter werden Heilpflanzen neben den Klostergärten auch in denen der Apotheker angebaut. Das Sammeln der wilden Kräuter übernahmen s. g. Kräuterweiblein. Sie waren heilkundig und für die arme Bevölkerung von großer Bedeutung. Vielen Pflanzen ordneten sie magische Eigenschaften zu. Das und ein gewisser Aberglauben war für viele verhängnisvoll und endete auf dem Scheiterhaufen der Inquisition.
  • Der persische Arzt und Universalgelehrte Ab? Al? al-Husain ibn Abdull?h ibn S?n? (um 980 bis Juni 1.037) verfasste um das Jahr 1.000 n. Chr. das bedeutsame Werk: Quanum al Tibb“ (Kanon der Medizin). Er verarbeitete darin griechische, römische und arabische Gedanken. Das Werk ist in fünf Bücher gegliedert, wobei der letzte Band sich mit Heilmitteln befasst.
  • Der spanisch- arabische Arzt Abu Muhammad ibn al-Baitar (1190 bis 1248) verfasste mehrere Werke, wovon das „Kitab al- gami“ das Wichtigste ist. Er beschreibt in diesem 1.400 Pflanzen, die daraus gewonnen Stoffe und bietet Rezepturen für die Anwendung an.
  • Der deutsche Arzt und Pflanzenkundler Leonhart Fuchs (1501 bis 1566) veröffentlichte 1543 das seinerzeit wichtigste Kräuterbuch in deutscher Sprache. Die Arzneipflanzen sind abgebildet und ihre Wirkung wird beschrieben.

Auswahl einiger einheimischer Kräuter


Viele der Kräuter haben andere Ursprungsgegenden, wie zum Beispiel die des Mittelmeerraumes. Die meisten der nachfolgenden Kräuter lassen sich relativ problemlos im Garten, im Kübel oder Kasten kultivieren.

  • Gartenkresse (Lepidium sativum)
  • Kapuzinerkresse (Tropaeolum)
  • Sommer Bohnenkraut (Satureja hortensis)
  • Majoran (Origanum majorana)
  • Liebstöckel (Levisticum officinale)
  • Basilikum (Ocimum basilicum)
  • Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
  • Lavendel (Lavandula angustifolia)
  • Ysop (Hyssopus officinalis)
  • Pfefferminze (Mentha×piperita)
  • Thymian (Thymus)
  • Oregano (Origanum vulgare)
  • Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
  • Salbei (Salvia)
  • Petersilie (Petroselinum crispum)
  • Kerbel (Anthriscus)
  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  • Knoblauch (Allium sativum)
  • Borretsch (Borago officinalis)

Anbau und Verwendungstipps


Alle diese im Folgenden beschriebenen Arbeiten sind gut mit Kindern durchführbar. Die Art und Weise des Umfangs richtet sich dabei nach ihrem Alter. Es bietet sich auch ein klassen- und jahrgangsübergreifendes Arbeiten bei zahlreichen Vorhaben mit an.

Kressetopf

Ein Blumentopf oder eine Pflanzenschale wird mit Erde gefüllt. Auf der Erde wird der Samen gleichmäßig verteilt und nicht bedeckt. Statt Erde kann alternativ auch Zellstoff oder Küchenpapier genutzt werden.
Der Topf muss hell stehen und sollte regelmäßig gegossen werden.
Das Wachstum der Pflanzen zum Licht hin kann sehr gut beobachtet werden.
Mit einer Schere schneidet man die Kresse ab und verwendet sie frisch.
Auch wenn sie wieder nachwächst, so bieten sich gerade in der dunklen Jahreszeit Nachsaaten an, um stets ein vitaminreiches frisches Kraut zur Hand zu haben.
Ein Kressetopf aus Ton kann auch ein schönes Geschenk sein. Dazu kann man diesen mittels der Serviettentechnik verzieren.

Kräutermischungen anfertigen

Dazu eignen sich grundsätzlich alle Kräuter, die man Trocknen kann.
Lohnenswert ist der Anbau mehrjähriger Arten, da man sie viele Jahre nutzen kann. Beim Pflanzen muss unbedingt auf einen ausreichen Abstand zu den nächsten Pflanzen geachtet werden, da sie rasch wachsen. Von Zeit zu Zeit ist ein gründliches Einkürzen, auch der Wurzeln, unbedingt nötig. Bei einigen der ansonsten recht pflegeleichten Kräuter bietet sich in ungünstigen Lagen ein Winterschutz an.
Viele Arten wachsen nach einem Schnitt besonders rasch nach, so dass mehrere Ernten möglich sind. Vorgehensweise
  • Auswahl der Pflanzen, z. B.: Salbei, Oregano, Zitronenmelisse, Pfefferminze, Thymian, Ysop, Rosmarin Die Pflanzen kann man im Fachhandel beziehen oder durch eigene Aussaat gewinnen.
  • Pflanzen
  • Anfertigung von Schildern und Befestigung dieser im entsprechenden Beet
  • Pflegearbeiten
  • Ernte, möglichst lang schneiden
  • Bündeln und luftiges aufhängen, gründlich trocknen lassen
  • in der Zwischenzeit Tütchen basteln und beschriften
  • Rebeln
  • Verpacken
Die Kräutertütchen können dann beim Erntedankfest oder einem Erntebasar o. ä. angeboten werden.

Tipp: Die frisch geschnittenen Sträuße können sofort zu Dekorationszwecken verwendet werden. Abgetrocknete Blütenstände, wie zum Beispiel die des Oregano, lassen bei der Anfertigung von Herbstgestecken gut nutzen.

Frische Kräuter im Garten anbauen

Dazu eignen sich u.a. Petersilie, Kerbel, Schnittlauch, Kresse und Kapuzinerkresse. Da die Aussaat von Petersilie oftmals nicht zufriedenstellend ist, empfiehlt es sich, junge Pflanzen im Fachhandel zu beziehen. Bei allen anderen angegeben Pflanzen ist die Aussaat unproblematisch.
Diese werden frisch geerntet und in kleinen Sträußen auf Kräuterbasaren im Schulhaus angeboten. Frische Kresse und Kapuzinerkresse legt man am besten in kleine Behälter.
Bei der Herstellung von Salaten im Rahmen von Schulgesundheitstagen oder Aktionen zum gesunden Frühstück können diese Kräuter als würzige Salat- und Brotbeilage genutzt werden.
Die frischen grünen Früchte können als s. g. „Kapernersatz“ Verwendung finden. Dazu legt man sie in Kräuteressig ein.

Tipp: Aus den Blüten und Blättern der Kapuzinerkresse lassen sich dekorative Sträuße gestalten, die durchaus eine Woche halten können.

Mischkultur

Hier kommt es darauf an, dass die Pflanzenarten zueinander passen und sich in ihrem Wachstum gegenseitig fördern, wie zum Beispiel: sät man Kapuzinerkresse in der Nähe von Rosen oder Kohlgemüse aus, so ziehen sie die Blattläuse magisch.

Kräuterblumenkasten/Kräuterpflanzkübel

Der Anbau von allen o. g. Kräutern ist so grundsätzlich möglich. Die Ansprüche der einzelnen Arten müssen berücksichtigt werden. Besonderes Augenmerk muss man dabei auf den Winterschutz richten, da Kübel und Kästen rasch durchfrieren, da der Frost von allen Seiten „angreifen“ kann.
Über einen gewissen Zeitraum können auch Pflanzen in kleineren Töpfen auf der Fensterbank kultiviert werden. Gerade in der dunklen Jahreszeit hat man so frische Kräuter rasch zur Hand.

Quellen und Linktipps


Linktipps

www.herbaversum.de
http://www.xn--krutergustel-hcb.de
http://www.heilkraeuter.de
www.kleingaertnerin.de/mischkultur

Quellen

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Heilpflanze
(2) www.herbaversum.de
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Pedanios_Dioskurides
(4) ebd.
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_von_Bingen
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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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