25 Jahre Mauerfall

Foto einer Erinnerungstafel für die Berliner Bauer
Entwicklung und Erziehung
© elxeneize - Fotolia.de
von Jörg Sauer

Der 9. November ist in der neueren deutschen Geschichte mit einschneidenden Ereignissen besetzt. Dieser Tag vor 25 Jahren war ein Glücksfall in der deutschen Entwicklung und hatte Auswirkungen, die europaweit, ja weltweit, ausstrahlten. Dieses Ereignis verdient seine Beachtung im Unterricht. Der nachfolgende Beitrag möchte dazu einige Anregungen geben.

Lesedauer:
5 min

Eckpunkte zur Berliner Mauer

Sie war das Symbol für den Konflikt zwischen Ost und West im Kalten Krieg. Die Berliner Mauer umschloss hermetisch alle drei westlichen Sektoren der Stadt(USA, Großbritannien und Frankreich). Sie ergänzte die 1.378 km lange innerdeutsche Grenze zwischen der Bunderepublik Deutschland und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die ostdeutschen Machthaber stoppten damit den nicht enden wollenden Flüchtlingsstrom. Ihr Handeln wurde durch einen politischen Beschluss der Führung der ehemaligen Sowjetunion gestützt. Mit dem Bau der langen Berliner Mauer begann man in der Nacht zum 13. August 1961. Unzähliges Leid ist mit der Mauer verbunden, ganze Familien wurden zerrissen und lange Zeit getrennt. Viele Versuche, sie zu überwinden, endeten tödlich. Man geht davon aus, dass: "…nach derzeitigem Forschungsstand (2009) zwischen 136 und 245 Menschen getötet" (1) wurden. Bis zur Öffnung der Mauer am 9. November 2014 veränderte und perfektionierte man die Mauer mehrfach.

Fakten zur Mauer:

  • Gesamtlänge der Grenze zu Berlin/West: 155km
  • innerstädtische Grenze zwischen Berlin/West und Ost: 43 km
  • Grenze zwischen Berlin/West und der DDR (Bezirk Potsdam): 112km
  • Grenzübergänge zwischen Berlin/West und Ost (Straße u. Zug): 8
  • Grenzübergänge zwischen Berlin/West und der DDR (Straße u. Zug): 6
  • Beobachtungstürme: 302
  • Bunker: 20
  • Hundelaufanlagen: 259
  • Kfz- Sperrgräben: 105,5 km
  • Kontakt- bzw. Signalzäune: 127,3 km
  • Kolonnenweg: 124,3 km
  • Stand vom 31.07.1989, Lapp/Ritter, Die Grenze, 1997 www.berlin.de


Die Sehnsucht der Deutschen nach einem geeinten Land war riesig. So vergingen vom 9.11. 1989 bis am 3.10.1990 nur noch 329 teils sehr aufregende Tage, bis die deutsche Wiedervereinigung auf friedlichem Wege gefeiert werden konnte. Es war der Beginn großer Umbrüche, neuer Lebenswege und Perspektiven in einer freiheitlichen Gesellschaft, die hauptsächlich den ehemaligen Osten betrafen. Heute, nach 25 Jahren, sieht der überwiegende Teil der Bevölkerung die positive Entwicklung des Landes, trotz aller großen und kleinen Probleme.

Impressionen von später Geborenen

Jüngere Erwachsene, die kurz vor der historischen Wende oder danach geboren sind, verstehen die deutsche Teilung und den Mauerbau als ein geschichtliches Ereignis der jüngeren Zeit, welches sie kaum noch berührt. Ich habe daher in dieser Altersgruppe in Ost und West eine kleine nicht repräsentative Umfrage durchgeführt, um etwas über ihre Gedanken, Ansichten und Antworten zu dieser Thematik zu erfahren. Das Wissen stammt bei den meisten von ihnen hauptsächlich aus Erfahrungsberichten der Eltern, Großeltern oder anderer Erwachsener. Einhellig vertraten sie die Meinung, dass der Schwerpunkt Teilung und Mauer viel zu wenig Gewicht im Unterricht hat, gleich welcher Schulart. Die jungen Erwachsenen verbinden damit u. a. solche Begriffe, wie zum Beispiel: "Tod und Kontrolle, Checkpoint Charlie, Mauerflüchtlinge, Freiheitsbeschränkung, Besatzungszonen..." Obwohl nicht danach gefragt, gaben einige von ihnen an, dass sie sich in: "… keinster Weise als Ostdeutscher…" fühlen. Dennoch: "… die Einheit hat noch nicht in allen Köpfen stattgefunden…." Bei der Frage: "Wäre eine solche Mauer heute noch in Deutschland oder Europa denkbar?", gab es bei den jungen Erwachsenen unterschiedliche Ansichten. Einhellig waren sie dabei der Meinung, dass eine Teilung für unser Land unmöglich ist, bei anderen Staaten durchaus denkbar. Besonders die aktuelle Krise in der Ukraine spielte eine wichtige Rolle.

Anregungen für den Unterricht

Der Fall der Berliner Mauer- der glückliche historische Moment in der neueren deutschen Geschichte

Bei diesem Projekt befassen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit der Geschichte der Berliner Mauer und deren Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Ost und West. Es bietet sich ein fachübergreifendes Arbeiten an. Das Fach Geschichte steht im Mittelpunkt und nutzt die Möglichkeiten weiterer Fächer. Hier wären das u. a. Deutsch und Geografie. Das Niveau und der Umfang des Vorhabens sind von dem jeweiligen Alter der Kinder und von der aktuellen Klassensituation abhängig. Weiterhin ist es auch denkbar, dass sich an der Umsetzung dieses Vorhaben mehrere Klassen beteiligen. Für einige Aufträge bietet sich die Gruppenarbeit an.

Teile des Projektes

Einstieg: Umfrage
Als Einstieg eignet sich eine kleine Umfrage zum Thema: Berliner Mauer. Eine Möglichkeit können Sie sich hier kostenlos herunterladen:

Fragebogen.docx

Chronologisches Zusammenstellen aller wichtigen Daten und Ereignisse zum Bau und Öffnung der Mauer

  • Schlaglichter zur Vorgeschichte nach 1945, u.a.
  • Berlin-Blockade 1948/49
  • Gründung der beiden deutschen Staaten
  • Massenfluchten aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) später der DDR
  • 13. Juni 1953, Arbeiteraufstand in der DDR
  • Abriegelung der innerdeutschen Grenze seitens der DDR
  • Beginn des Mauerbaus am 13.8.1961
  • Ausbau und Perfektionierung des Grenzsystems - Zahlen und Fakten
  • Mauertote, Mauerschützen
  • "Neue Ostpolitik"
  • Wendeherbst 1989
  • 09.11.1989 Öffnung der Mauer


Recherchearbeiten zu den wichtigen Ereignissen: Nutzung von Büchern, Lexika, Internet
Das Gestalten eines Zahlenstrahles, an welchem die wichtigen Ereignisse eingetragen werden, ist ebenfalls denkbar. Alle Erkenntnisse können im Heft zur Berliner Mauer dokumentiert werden. Dieses kann hier kostenlos heruntergeladen werden:

BerlinerMauerHeft.pdf

BerlinerMauerHeft.docx

Buch- und Materialausstellung

  • Der Lehrende und die Schülerinnen und Schüler bringen Bücher mit, auch Zeitungen und Zeitschriften können genutzt werden.
  • Über die Bundeszentrale für politische Bildung oder die Landeszentralen kann man günstig Materialien beziehen.
  • Es ist auch möglich, Bibliotheken mit der Bitte zu nach einer thematischen Zusammenstellung verschiedener Materialien zu kontaktieren. Ein Büchereibesuch ist ebenfalls möglich.


"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."(2)

  • Bedeutung dieses Satzes für die Menschen in der damaligen Zeit
  • Wirkung aus heutiger Sicht
  • Verwendung des Begriffes der "Mauer", der im späteren offiziellen Sprachgebrauch der DDR Führung tabu war
  • Nutzung des BerlinerMauerHeftes auf der Seite 5


"Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört."(2)

  • Welche Bedeutung dieses Satzes im Allgemeinen für das Leben der Menschen in Deutschland 1989?
  • Mit diesem Satz verlieh Willy Brandt seiner großen Überzeugung Ausdruck, dass eines Tages Deutschland friedlich geeint werde. Diese war tief in seinem "Inneren verankert". Was könnte er damit gemeint haben?
  • Welche Bedeutung hat dieser Satz heute?
  • Vergleiche es mit dem Ulbricht Zitat.
  • Nutzung des BerlinerMauerHeftes auf der Seite 5


Collagen anfertigen

  • in Partner- oder Gruppenarbeit
  • Nutzung unterschiedlichster Materialien
  • besondere Ereignisse ausführlich darstellen (z. B. Fluchtversuche, die Mauer zwischen zwei Zitaten- siehe oben-, anwachsende Menschenflut stürzt die Mauer,…)
  • Grundriss von Berlin auf einer großen Pappe auftragen und darauf die Mauer "bauen"
  • Es ist empfehlenswert, die Arbeiten in der Klasse oder der Schule auszustellen.


Filme, wie zum Beispiel:

  • Der Tunnel (deutscher Film von 2001, nach einer wahren Begebenheit)
  • Die Frau vom Checkpoint Charlie (UFA Filmproduktion) 2007)
  • Sonnenallee (deutscher Film von 1999)
  • Jenseits der Mauer (deutscher Fernsehfilm, 2009)

Eine ausführliche Übersicht finden Sie hier: www.wikipedia.org

Wenn die Möglichkeit besteht, so ist sehr lohnenswert, eines der zahlreichen Mauermuseen zu besuchen. Eine Auswahl finden Sie unten.

Literaturtipps

Aus der Vielzahl an Publikationen möchte ich die für mich wichtigsten gern weiter empfehlen:

  • Erinnerungsorte der DDR, herausgegeben von Martin Sabrow, Verlag C. H. Beck, gekürzte Sonderauflage für die Landeszentralen für politische Bildung, München, 2009
    Von Ulbricht zu Honecker, Die Geschichte der DDR 149 – 1989, Dierk Hoffmann, be.bra verlag GmbH, Sonderausgabe Landeszentralen für politische Bildung, Berlin, 2013
    Herbst der Entscheidung, Eine Geschichte aus der friedlichen Revolution 1989, PM Hoffman, Bernd Lindner, Christoph Links Verlag GmbH, Sonderausgabe Landeszentralen für politische Bildung, Berlin, 2014

Linktipps

www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/
www.mauermuseum.de/
www.berlinermaueronline.de/
www.die-berliner-mauer.de/

Quellen

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Mauer
(2) ebd.
(3) http://www.willy-brandt.de/willy-brandt/zitate.html

 

 

Beitrag teilen:
Themen:
DDR
Mauer
Mauerfall
Grenze
Kalter Krieg
Honecker
sozialistischer Schutzwall
schießen
Flüchtlinge
Trennung
Abgrenzung
Kaptialismus
wende
Berliner Mauer
Wiedervereinigung
deutsch-deutsche Mauer
Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

Weitere Beiträge lesen