Geschichte des Nikolaus

Entwicklung und Erziehung
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von Jörg Sauer

Die geputzten Schuhe am Abend vor dem Nikolaustag vor die Tür zu stellen ist für viele Kinder ein wichtiges Ritual. Sie hoffen auf einige kleine gute Gaben. Manchmal ist in der heutigen Zeit das Maß für solche Dinge verloren gegangen und somit auch die wahre Bedeutung des Nikolaustages.

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Die geputzten Schuhe am Abend vor dem Nikolaustag vor die Tür zu stellen ist für viele Kinder ein wichtiges Ritual. Sie hoffen auf einige kleine gute Gaben. Manchmal ist in der heutigen Zeit das Maß für solche Dinge verloren gegangen und somit auch die wahre Bedeutung des Nikolaustages. Der nachfolgende Beitrag möchte Anstöße zum Nachdenken leisten und Ideen für die Vorbereitung dieses Tages geben.

 

Leben und Legenden des Sankt Nikolaus

Nikolaus von Myra wurde um die Jahre 280/286 in Patara in der Küstenregion Lykien in der heutigen Türkei geboren. Zu seiner Zeit war es ein Teil des römischen, später des byzantinischen Reiches. Nikolaus wurde mit 19 Jahren von seinem Onkel, dem Bischof Nikolaus von Myra zum Priester geweiht. Er übernahm als Abt das Kloster von Sion in der Nähe seiner Heimatstadt. Nachdem seine Eltern an der Pest starben, verteilte Nikolaus das Geld an die Armen. So konnte er Frauen mit einer Mitgift ausstatten und diese vor der Prostitution bewahren. Nach dem Tod des Onkels unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land und wurde nach seiner Rückkehr zum Bischof von Myragewählt. „Die Legende bezeichnet ihn als einen temperamentvollen Streiter und zugleich als einen Mann der fähig ist, diplomatisch zu vermitteln und Gnade vor Recht ergehen zu lassen.“ (1) Nikolaus ließ: „…Tempel der Heidengöttin Diana/Artemis…(2) zerstören. Der größte stand in Myra. Im Jahre 310 wurde er während der Verfolgung der Christen gefangen genommen und gefoltert. Im Jahre 325 nahm Nikolaus in kämpferischer Haltung am Konzil von Nicäa bei Konstantinopel (heute Iznik/Türkei bei Istanbul) teil. So berichten: „der heilige Andreas von Kreta und Johannes vom Studionkloster …“, dass Nikolaus … „ dort seinen Widersacher Arius geohrfeigt“ (3) habe, um gegen die falsche Lehre des Arianismus vorzugehen. Auch mit seinem Freund, dem Bischof Theognis diskutierte er heftig, und überzeugte ihn. In der unvollständig erhaltenen Liste der Unterzeichner steht der Name des Bischofs Theognis, der von Nikolaus fehlt.
Nikolaus von Myra starb am 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra (heute Demre in der Provinz Antalya in der Türkei). Zunächst lagen seine Reliquien in der Heimat. In der wiederhergestellten Unterkirche in Demre befindet sich sein leerer Sarkophag. Von Wallfahrern der Ostkirche wird dieser ganz besonders verehrt. Im April des Jahres 1087 raubten Seefahrer aus Bari (Hauptstadt der Region Apulien in Italien) die Gebeine des Nikolaus und brachten sie dorthin. Sie kamen am 8. Mai an. Man errichtete daraufhin aus den Ruinen eines byzantinischen Gouverneurspalates die Basilika St. Nicola. Über die Weihe gibt es unterschiedliche Quellen. Eine besagt, dass diese Papst Urban II (um 1035- 1099) durchführte. Die Stadt Bari feiert jährlich zu Ehren von Sankt Nikolaus in der Zeit vom 7. bis. 9 Mai ein großes Fest. Straßen und Plätze werden feierlich geschmückt. Höhepunkt ist die Prozession, auf der man die Statue des Sankt Nikolaus trägt. Diese: „… wird von über 400 Personen in historischen Kostümen von der Basilika bis zum Hafen begleitet. Auf einem Boot umrundet man dann“… mit der Statue … „ die Bucht. (4).

 

Auswahl einiger Legenden über Nikolaus


Das Geldgeschenk

Er warf Geld durch den Kamin, welches in den darin aufgehängten Socken landete. Der Vater konnte mit diesem verhindern, dass er seine Töchter zur Prostitution hergeben musste.

Die Rettung zu Unrecht Verurteilter

Nikolaus erschien dem Kaiser im Traum um bat um ihre Befreiung. Das geschah dann auch. Nach einer anderen Überlieferung rettete er die Gefangenen, in dem er des Henkers Schwert anhielt.

Die Rettung des Schiffes

Drei Pilger fuhren mit dem Schiff von Ephesus (in der Nähe des heutigen Selçuk etwa 70 km von Izmir(Türkei), um ganz bestimmtes heiliges Öl in den Diana- Tempel zurück zu bringen. Sie gerieten durch einen Sturm in Seenot. Nikolaus ging an Bord, der Sturm legte sich und er konnte das Schiff sicher in den Hafen bringen.

Die Rettung aus dem Pökelfass

Drei Jungen suchten Arbeit. Ein Metzger nahm sie auf und steckte sie zerteilt in ein Pökelfass. Er wollte aus ihnen Wurst herstellen. Nikolaus erfuhr davon und erweckte sie wieder zum Leben.

Die Rettung vor der Hungersnot

Nikolaus bat jeden Getreidehändler, der den Kaiser in Rom versorgte, nur 100 Scheffel (alte Maßeinheit des Raumes, Umrechnungszahlen siehe den ersten Linktipp.) abzugeben. Damit konnte die Hungersnot in Myra behoben und die Gemeinde lange Zeit ernährt werden. Es blieb auch noch Getreide zum Aussäen übrig. Gleichzeitig betete Nikolaus für die vollständige Ablieferung. Das gelang auch.

 

Die Verehrung des Nikolaus

Diese begann schon zu seinen Lebzeiten: „… in der byzantinischen Tradition und kam dann zunächst in die slawischen Länder.“(5) Sankt Nikolaus gehört auch in Russland: „… zu einer der meisten verehrten Heiligen.“ (6) Er war für seine menschenfreundliche und hilfsbereite Art bekannt, so dass sich dann auch zahlreiche Erzählungen um sein Leben und Wirken entwickelten. Kaiser Justinian I (um 482 bis 14.11.565) ließ zu Ehren des heiligen Nikolaus eine Kirche in Konstantinopel bauen, die im Jahre 550 geweiht wurde.

Im achten Jahrhundert erfasste die Verehrung auch Rom und breitete sich mehr und mehr in Süd- und Mitteleuropa aus. In Deutschland entstand die erste Nikolauskapelle in Billerbeck (Münsterland) und die erste Nikolauskirche um das Jahr 980 in Brauweiler (heute Stadtteil von Pulheim nordwestlich von Köln). In Küsten- sowie Hanseständen findet man sehr häufig Kirchen, die unter Nikolaus Schutzherrschaft (Patrozinium) stehen. Er ist u. a. der Patron der Seefahrer, der Kaufleute, der Kinder und der Schüler. Im zehnten Jahrhundert wurde die Ehrung des Nikolaus in besonderem Maße durch Kaiserin Theophanu (ca. 960 bis 991), die griechische Gattin des Kaisers Otto II (955 bis 983) gefördert. Bereits zu dieser Zeit entstand der Brauch, dass der Nikolaus die Kinder beschenkt. Die Grundlage dafür bildete der: „ in den mittelalterlichen Klosterschulen…“ praktizierte „…Brauch, dass die Kinder sich am Nikolaustag einen „Kinderbischof“ aus ihren Reihen wählen durften.“ (7) In der nun umgekehrten Welt durfte er zu den Erwachsenen predigen. Mancherorts blieb: „…er bis zum 28. Dezember, dem Tag der „Unschuldigen Kinder“, im „Amt“. (8) Nikolaus war überaus beliebt und galt als Helfer bei allen Problemen. „Zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen über 2.200 Kirchen nach dem heiligen Nikolaus benannt.“ (9) „Seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer für Kinder belegt.“ (10) Am Vorabend des Nikolaustages beschenkt er die Mädchen und Jungen, die ihre geputzten Stiefel vor die Tür stellten. Seit dem 17. Jahrhundert hat er einen Helfer. In Deutschland ist das der Knecht Ruprecht. In anderen Ländern hat der Nikolaus andere Helfer, wie zum Beispiel in den Niederlanden den Zwarte Piet, in der Schweiz den Schmutzli oder in Österreich und Bayern den Krampus. Diese Personen bilden den Gegenpol zum stets gütigen Nikolaus und sollten die Kinder einschüchtern. Der große Reformator Martin Luther (1483 bis 1546) lehnte den Kult rings um den Nikolaustag ab. In einer Predigt anlässlich dieses Tages nannte er diesen als ein: „…kyndisch Ding…“(11) Trotzdem ließ er den Brauch noch geraume Zeit in seiner Familie zu. Statt diesem unterstützte er besonders das Schenken durch das Christkind am Weihnachtstag. Seit dieser Zeit findet die Bescherung zu Weihnachten statt.

Der Weihnachtsmann mit langem weißem Bart im roten Gewand, der den Kindern am Heiligen Abend die Gaben bringt, geht auf den niederländischen „Sinterklaas“ zurück. Einwanderer brachten ihn mit nach Nordamerika, wo er als „Santa Claus“ berühmt wurde. Besonders großen Anteil daran hat die Firma „Coca Cola“, die ihn bis in die Gegenwart als die Werbefigur in der Weihnachtszeit einsetzt. Weitere Weihnachtsbräuche rund um den Erdball finden Sie hier:
www.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit

Diese Texte wurden mit folgenden Quellen erstellt:

www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm und www.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra.

 

Sankt Nikolaus in der Klasse erleben

Die Adventszeit hat trotz aller Moderne nichts von ihrer geheimnisvollen Vorfreude verloren. Trotz mancher „vollgepackter“ Stoffpläne und aller Angespanntheit sollte man sich die Zeit nehmen, die alten Bräuche zu nutzen. Dazu gehört auch die Ehrung des gütigen Menschenfreundes Sankt Nikolaus. Dazu ist es notwendig, dass die Kinder auch einiges aus seinem Leben erfahren und den Unterschied zur Kunstfigur des Weihnachtsmannes kennenlernen. Es bietet sich die Organisation von einem oder zwei Projekttagen unter dem Titel: „Wir lernen den Sankt Nikolaus kennen.“ an. Das Niveau und der Umfang des Vorhabens sind von dem jeweiligen Alter der Kinder und von der aktuellen Klassensituation abhängig. Grundsätzlich ist es in vielen Phasen für die Kinder ab dem ersten Schuljahr durchführbar. Als Einstieg eignet sich das Vorlesen oder das gemeinsame Lesen einer Geschichte über den Nikolaus an. In den unten angegebenen Internetseiten finden Sie zahlreiche Anregungen.

Weitere Vorschläge:

  • „Steckbrief“ des Sankt Nikolaus gestalten
    • Lebensdaten, Lebensorte heraus finden
    • überlieferte Eigenschaften
    • Tätigkeit als Bischof
    • Aussehen
    • Arbeit mit historischen und aktuellen Landkarten
    • Nutzung von Lexika, Nachschlagewerken, Internet
    • Einbeziehung der örtlichen Kirchgemeinde
  • Erkundungsaufträge
    • Was hat die italienische Stadt Bari mit Sankt Nikolaus zu tun?
    • Forsche in deinem Ort oder in Nachbarorten nach Kirchen, die den Namen von Sankt Nikolaus tragen.
  • Legenden
    • Lesen, Vorlesen, Anhören
    • eine Legende auswählen, Bildgeschichte gestalten
  • Basteln
    • Nikolausstiefel
    • Nikolaus aus Papprollen
    • Nikolaus aus Holz
    • Nikolauskarten
    • Tipp: Die gebastelten Materialien können nach Abschluss des Projekttages oder der Projekttage in einem Basar für Eltern, Großeltern angeboten werden. Denkbar ist es auch, die Dinge zu verschenken, z. B. in einem Altersheim…
  • Nikolausgedichte
    • Hier sollten die Kinder aus einem Angebot wählen können. Dabei ist zum einen die Vorgabe durch den Lehrenden und zum anderen die eigene Auswahl denkbar.
    • Neben dem ausdrucksvollen Vortrag eines Liedes oder Gedichtes sollte es auswendig gelernt werden. Denkbar ist es auch, es abzuschreiben und ein passendes Bild dazu zu zeichnen.

 

Linktipps


http://www.basteln-gestalten.de/nikolaus-basteln
www.wissenskarten.de
www.katholisch.de/de/katholisch/themen/kinder_1/adventszeit/nikolaus_artikelseite_1.php
www.nikolaus.net/nikolausgeschichten.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Scheffel_(Ma%C3%9Feinheit)
www.nikolaus-von-myra.de/legenden/index.html
www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm
http://www.kidsweb.de/weihnacht/nikolaus_6_dezember.html
http://www.weihnachten.me/

 

Quellen


(1) www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm
(2) ebd.
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Bari
(5) http://www.russische-kirche-l.de/kalender/2007heilige-seite/mai22nikolaus.htm
(6) ebd.
(7) http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra
(8) ebd.
(9) www.russische-kirche-l.de/kalender/2007heilige-seite/mai22nikolaus.htm
(10) www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm
(11) ebd.

 

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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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