100. Todestag von Marie von Ebner-Eschenbach

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von Jörg Sauer

Sie gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. So ist heute die Novelle des Hundes „Krambambuli“ noch weit bekannt. Das Jubiläum ist Anlass, sich mit ihrem Wirken und Leben näher zu befassen. Dazu möchte der nachfolgende Beitrag einige Anregungen geben.

Lesedauer:
5 min

Aus ihrem Leben

Marie Freifrau von Ebner–Eschenbach wurde am 13. September 1830 auf dem Schloss Zdislawitz in der Nähe der Stadt Kremsier in Mähren, der heutigen Tschechischen Republik, geboren. Ihr Vater war der Baron Franz Dubsky (ab 1843 Graf) und ihre Mutter Marie von Vockel. Sie war seine zweite Frau und starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter. Insgesamt hatte Marie sechs Geschwister. Ihr Vater heiratete noch zwei Mal und mit beiden Stiefmüttern hatte Marie ein inniges Verhältnis. Ihre zweite Steifmutter war die sehr gebildete Xaverine Kolowrat-Krakowska. „Diese erkannte und förderte das schriftstellerische Talent ihrer Stieftochter.“ (1) Auch nahm sie Marien während der Aufenthalte der Familie in Wien oft mit ins Burgtheater. 1841 erhielt Marie die Aufgabe, den Buchnachlass ihrer verstorbenen Großmutter in die Bibliothek in Zdislawitz einzusortieren. Diesen Auftrag übernahm sie sehr gern, da sie nun völlig frei lesen konnte, was sie wollte. Ihr „… Freigeist und ihre Unabhängigkeit…“ (2) konnten sich somit entwickeln.
An ihrer Erziehung wirkten die unterschiedlichsten Personen mit, wie zum Beispiel: „mütterlicherseits ihre Großmutter, väterlicherseits ihre Tante Helen…“(3). Weiterhin beeinflussten sie tschechische Dienstmägde sowie deutsche bzw. französische Gouvernanten. Neben ihrer Muttersprache Französisch sprach sie Deutsch und Tschechisch.
 

1848 heiratete Marie im Alter von 18 Jahren ihren um 15 Jahre älteren Cousin Moritz Freiherr Ebner von Eschenbach (geb. 1815). Ihr Mann lehrte: „… an der Militär-Ingenieur-Akademie Physik und Chemie.“(4) Ebner von Eschenbach erfand wichtige militärische Anwendungen, wie die: „… elektrische Minen-Zündung, Torpedos und Scheinwerfer.“(5) Daneben unterstützte er seine Frau in ihrem Bildungs- und Schriftstellerdrang. Das Paar bekam keine Kinder.
Im Jahre 1856 erfolgte der dauerhafte Umzug nach Wien. Mehr und mehr wendet Marie sich dem Schreiben zu. Der Erfolg ihrer Dramen und Lustspiele war in dieser Zeit gering. 1876 erschien ihre Erzählung „Bozena“. Mit dieser erregte sie die angestrebte Aufmerksamkeit.
1879 machte Marie eine Ausbildung zur Uhrmacherin, für damalige Verhältnisse ein ungewöhnlicher Schritt. „Sie sammelte Formuhren“. (6) Darunter versteht man alle Armbanduhren, „…die in keine andere Klasse eingeordnet werden können und die nicht die typische runde Form bzw. die zylindrische Form des Werkes haben.“(7) Ihre Sammlung kann man heute im bedeutenden Uhrenmuseum in Wien besichtigen.
1883 gelingt ihr der Durchbruch mit dem ersten Teil der „Dorf- und Schlossgeschichten“. Darin enthalten ist die bekannteste Erzählung „Krambambuli“. 1887 veröffentlichte Marie ihren Roman „Das Gemeindekind“. Dieser hat in der Literatur bis heute eine große Bedeutung, da die Autorin die: „… psychologischen Erzählungen mit gesellschaftskritischem Inhalt …“ und „…der Forderung nach Emanzipation“ (8) verknüpft. Sie wollte mit ihren literarischen Arbeiten den Geist ihrer Zeit im Sinne des Humanismus beeinflussen. So war Marie auch eine Mitbegründerin des Vereins zur Bekämpfung des Antisemitismus.
Ab dem Jahre 1890 hatte sie auch Erfolg mit ihren dramatischen Stücken, wie zum Beispiel „Ohne Liebe“ oder „Am Ende“. Das Publikum im Theater der „Freien Bühne“ in Berlin war begeistert. Im Jahre 1898 starb ihr Mann und 1899 bekommt Marie als erste Frau das „Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft“ verliehen. Ein Jahr später wird sie der erste weibliche Ehrendoktor der Universität Wien und veröffentlicht 1906 Marie ihre Erinnerungen in „Meine Kinderjahre“. Am 12. März 1916 stirbt sie in Wien. Beigesetzt wurde sie in der Familiengruft der Grafen Dubsky in Zdislawitz.

Ihre Grabstätte ist heute nicht mehr zugänglich, da das Schloss Zdislawitz und seine Anlagen verfallen. Es gibt dort auch keine Erinnerungstafel an die große Schriftstellerin. Auf dem Schloss Lysice (deutsch Lissitz) in der Nähe von Kunštát(deutsch: Kunstadt) in der heutigen Tschechischen Republik befinden sich Teile ihres Nachlasses. Eine Gedenktafel wurde zu ihren Ehren an der Wiener Universität angebracht. Weiterhin trägt der Park in Wiens 18. Bezirk (Währing) ihren Namen.

Als sich im Jahre 1966 ihr Todestag zum 50. und 1991 zum 75. Male jährte, wurde von der österreichischen Post eine Sonderbriefmarke mit ihrem Porträt aufgelegt. Die deutsche Post tat die anlässlich ihres 150. Geburtstages 1980.

Einige ausgewählte Werke

„Aus Franzensbad“ (1858)
„Maria Stuart in Schottland“ (1860)
„Die Prinzessin von Banalien- ein Märchen“ (1872)
„Das Waldfräulein“ (1873)
„Bozena“ (1876)
„Aphorismen“ (1880)
„Lotti, die Uhrmacherin“ (1880)
„Dorf- und Schlossgeschichten“ (1883)
„Neue Dorf- und Schlossgeschichten“ (1886)
„Das Gemeindekind“ (1887)
„Das Nilpferd“ eine Fabel (1897)
„Aus Spätherbsttagen“ (1901)
„Meine Kinderjahre“ (1906)

Zahlreiche Werke von ihr sind heute in unterschiedlichen Ausgaben in Buch oder als Hörbuch verfügbar. „Krambambuli“ wurde bereits mehrfach verfilmt: Die erste Version stammt aus dem Jahr 1940, die letzte von 1998.

Unterrichtsanregungen

Marie von Ebner-Eschenbach – die bedeutende österreichische Schriftstellerin

Bei diesem Vorhaben befassen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit dem Leben und Wirken von Marie von Ebner-Eschenbach. Es bietet sich ein fachübergreifendes Arbeiten an. Der Deutschunterricht bildet dabei den Mittelpunkt und nutzt das Potential weiterer Fächer, wie zum Beispiel Geschichte, Geografie und Kunstunterricht. Für das Lösen der einzelnen Aufgaben ist das Alter der Schülerinnen und Schüler von Bedeutung. Diese sind als Vorschläge zu verstehen, aus denen gewählt und individuell angepasst werden kann.
Als Einstieg bietet sich ein thematischer Bibliotheksbesuch an. Alternativ dazu kann auch ein Zitat der Schriftstellerin oder die Fabel: „Das Nilpferd“ besprochen werden.

Teile des Vorhabens

Für das Dokumentieren der Arbeitsergebnisse der Kinder empfiehlt sich das Anlegen und Nutzen des Heftchens: „Mein Marie von Ebner-Eschenbach Büchlein“.

» Mein_EE-Heft.pdf
» Mein_EE-Heft.docx

Übersicht über ihr Leben und Wirken erstellen

  • Chronologisches Aufschreiben aller wichtigen Ereignisse und Daten (auch gut als Partnerarbeit durchführbar)
  • Lebensorte und wichtige Werke herausfinden - Nutzung von Lexika, Internetrecherche, evtl. Gestaltung eines Zeitstrahles mit dem Abtragen aller wichtigen Ereignisse
  • Mit Hartnäckigkeit zum Erfolg (Gruppenarbeit)
  • Nutzung des Marie von Ebner-Eschenbach Büchleins, Seiten 1 bis 4

Buchvorstellungen

  • in Einzel- oder Gruppenarbeit lesen
  • Kinder bereiten die Buchvorstellung selbst oder in einer Gruppe vor und präsentieren diese in der Klasse (Das kann auch eine Geschichte aus einem Buch sein.)
  • verschiedene Bücher sollten gewählt werden
  • Alternativ dazu kann auch ein Gedicht oder ein Sinnspruch ausgewählt und analysiert werden. Auch diese werden dann im Klassenverband präsentiert.
  • Für die Vorstellung des Buches bzw. des Gedichtes müssen den Kindern klare Kriterien bekannt sein. Dazu können die Seiten 5 bis 7 des Büchleins genutzt werden.

Diese Kriterien bilden die Grundlage für die anschließende Auswertung.

Verfilmungen

  • In besonderer Weise bietet sich die Verfilmung aus dem Jahre 1998 von „Krambambuli“ an. Das ist ein sehr emotionaler Film.
  • Dieser könnte den Abschluss des Projektes darstellen. Er sollte in seiner Aussage „einfach“ auf die Schülerinnen und Schüler wirken.
  • Dabei sollte man den Kindern anschließend die Möglichkeit geben, dass sie sich spontan äußern können.
  • Vergleich zwischen Buch und Film anstellen, Herausfinden von Gemeinsamkeiten und Unterschieden

Collagen anfertigen

  • in Partner- oder Gruppenarbeit
  • Nutzung unterschiedlichster Materialien
  • mögliche Varianten: Marie von Ebner-Eschenbach im Mittelpunkt, Krambambuli im Mittelpunkt, andere Figuren im Mittelpunkt, Orte ihres Lebens
  • Nach Abschluss des gesamten Vorhabens bietet es sich an, die Materialien in einer Ausstellung zu zeigen.

Linktipps

» Eschenbach in Wien
» Gedenktafeln Ebner-Eschenbach
» gutenberg.spiegel.de/Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
» Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
» Zitate von Marie von Ebner-Eschenbach

Quellen

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_von_Ebner-Eschenbach
(2) ebd.
(3) ebd.
(4) https://www.dhm.de/lemo/biografie/marie-eschenbach-ebner
(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_von_Ebner-Eschenbach
(6) https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_von_Ebner-Eschenbach
(7) https://de.wikipedia.org/wiki/Formuhr
(8) https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Gemeindekind

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Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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