Otfried Preußler – Geschichten für Kinder
Entwicklung und Erziehung
© czibo - Fotolia.de
Otfried Preußler – Geschichten für Kinder
von Anna Bahr
Die kleine Hexe“, „Der Wassermann“, Der Räuber Hotzenplotz“, „Das kleine Gespenst“ und „Krabat“ zählen zu den bekanntesten und beliebtesten Büchern des Autoren Otfried Preußler. Insgesamt 32 Bücher hat Preußler geschrieben, die in 55 Sprachen übersetzt wurden. Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugenbuchpreis ausgezeichnet und zählt zu den großen Geschichtenerzählern des letzten Jahrhunderts.
Lesedauer:
4 min
„Die kleine Hexe“, „Der Wassermann“, Der Räuber Hotzenplotz“, „Das kleine Gespenst“ und „Krabat“ zählen zu den bekanntesten und beliebtesten Büchern
des Autoren Otfried Preußler. Insgesamt 32 Bücher hat Preußler geschrieben, die in 55 Sprachen übersetzt wurden. Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugenbuchpreis
ausgezeichnet und zählt zu den großen Geschichtenerzählern des letzten Jahrhunderts.
Am 20. Oktober 1923 kommt Otfried Preußler im böhmischen Reichenberg zur Welt. Hier hört er schon als kleiner Junge gespannt den Geschichten zu, die ihm seine Großmutter väterlicherseits erzählt und fasst den ehrgeizigen Plan, später einmal als Schriftsteller in Prag zu leben. Daraus wird vorerst nichts. 1942, nach seinem Abitur, wird er zur Wehrmacht einberufen. Eine harte Zeit bricht für ihn an. Nach fünf Jahren in russischer Gefangenschaft, macht er sich auf die Suche nach seiner Familie. In Bayern findet er seine Angehörigen. Seine Verlobte Annelies Kind hat die ganze Zeit auf ihn gewartet. Die beiden heiraten noch im Jahr seiner Rückkehr.
Preußlers Eltern waren beide Lehrer. Auch er entscheidet sich für ein Lehramtsstudium. Nebenbei arbeitet er als Lokalreporter, später verfasst er Hörspiele für den Kinderfunk. In dieser Zeit schreibt er auch seine ersten Geschichten. Schon 1956 entsteht „Der kleine Wassermann“. Es folgt „Die kleine Hexe“ 1957. Kurz darauf, 1962, erweckt er den „Räuber Hotzenplotz“ zum Leben. Bis 1970 arbeitet er weiter in seinem Brotberuf als Lehrer und Rektor. Danach widmet er sich gänzlich dem Schreiben. Ab den 70er Jahren engagierte Preußler sich zunehmend im sozialen Bereich, wie etwa in der Orthopädischen Kinderklinik in Aschau. Ab 1993 unterstützt er als Vorsitzender die gemeinnützige Vereinigung Hilfswerk für die Orthopädische Kinderklinik in Aschau und kümmert sich außer um die kleinen Patienten auch um deren Familien.
Seine Großmutter Dora erzählt ihm immer wieder Geschichten, Sagen und Legenden, in denen es von Nixen, Wassermännern, Nebelfrauen und Nachtgeistern wimmelt. Sein Vater interessiert sich für Volkskunde. Er sammelte die Sagen des böhmischen Isergebirges und nahm den jungen Otfried oftmals mit auf seine Besuche bei den Menschen in in der Umgebung. In den engen Stuben mit niedrigen Decken sitzen Vater und Sohn beisammen und lauschen den Erzählungen der Bewohner.
Sein erfolgreiches Buch „Krabat“ erscheint 1971 und basiert auf einer sorbischen Sage, die er aus den Erzählungen seiner Großmutter kannte. Ein Leben lang habe ihn die Geschichte um die Jungen in der Mühle beschäftigt, die der schwarzen Magie verfallen, erzählt er gegenüber dem Focus: „Diese ursprünglich wohl sorbische Sage vom Krabat hat mich schon als Kind fasziniert.“ Zehn Jahre lang arbeitet Preußler am Entwurf zu „Krabat“, legt das Manuskript immer wieder zur Seite und beginnt die Arbeit daran erneut. Zahlreiche Entwürfe landen im Mülleimer. Seine Frau holt die Seiten wieder aus dem Müll heraus und rettet so die verschiedenen Fassungen. Die Sage lässt Preußler nicht los. „Vor allem dieses Motiv, dass jedes Jahr einer von den Mühlburschen stirbt – im Urtext heißt es da: „Er verschwand.“
Die Figur des Meisters scheint in jedem Jahrzehnt aktuell zu sein. Verglichen Literaturkritiker den bösen Magier in den 70er Jahren noch mit der machthungrigen Figur Hitlers, erinnert sie im 20. Jahrhundert an den Extremismus in seinen verschiedenen Spielarten. „Auch heute und in unserem Land kommt es vor, dass junge Leute auf Extremisten hereinfallen.“, erklärt Preußler im Alter von 85 Jahren.
Aber auch seinen drei Töchtern, Renate, Regine und Susanne ist es wohl zu verdanken, dass er so viele Bücher schrieb. Denn immer, wenn die Kinder nicht schlafen können, beginnt Preußler zu erzählen. So hatte eines der Mädchen einmal starke Angst vor bösen Hexen. Also erfindet Preußler die gute kleine Hexe, die zusammen mit ihrem Gefährten, dem Raben Abraxas, nur gute Dinge vollbringt und den Menschen hilft. Kinder „wollen keine Lehrstücke, sondern Geschichten, die der Phantasie Nahrung geben und ihnen auf dem Weg der Poesie helfen, mit mancherlei Ängsten besser fertig zu werden.", sagte Preußler einmal über seine jungen Leser.
1962 erscheint sein Buch „Der Räuber Hotzenplotz“. Seine jungen Leser sind begeistert und fordern ihn immer wieder auf, noch mehr von Hotzenplotz zu schreiben. Der zweite Band entsteht. Aber den Lesern fällt sofort auf, dass er den Dackel Wasti vergessen hat. Ein Glück für die Kinder. Denn der Hund ist für Preußler Anlass genug, ein drittes Buch mit dem liebenswerten Hotzenplotz zu verfassen. Die Figur ist so beliebt, dass sie schnell zu den meist gespieltesten Kinderstücken im Theater avanciert.
Die Geschichten Preußlers sind durchzogen von magischen Momenten, von Zauber und Poesie. Und trotzdem haben sie nichts von ihrer Aktualität verloren. Die Kinder von heute, davon war Preußler überzeugt, sehnen sich immer noch nach Geschichten: Die Kinder „tragen vielleicht andere Kleidung, haben ein anderes Outfit. Aber sie besitzen den gleichen Optimismus wie alle Kinder seit jeher.“ Und diesen Optimismus, so Preußler, sollten die Erwachsenen fördern. Nicht, indem wir ihnen Lehrstücke vorsetzen, in denen wir Erwachsenen Probleme lösen. Denn, so Preußler, Kinder sollten Träumen dürfen und ihre Phantasie benutzen.
Am 18. Februar 2013 ist Otfried Preußler in Prien am Chiemsee verstorben.
Stationen im Leben Otfried Preußlers
Am 20. Oktober 1923 kommt Otfried Preußler im böhmischen Reichenberg zur Welt. Hier hört er schon als kleiner Junge gespannt den Geschichten zu, die ihm seine Großmutter väterlicherseits erzählt und fasst den ehrgeizigen Plan, später einmal als Schriftsteller in Prag zu leben. Daraus wird vorerst nichts. 1942, nach seinem Abitur, wird er zur Wehrmacht einberufen. Eine harte Zeit bricht für ihn an. Nach fünf Jahren in russischer Gefangenschaft, macht er sich auf die Suche nach seiner Familie. In Bayern findet er seine Angehörigen. Seine Verlobte Annelies Kind hat die ganze Zeit auf ihn gewartet. Die beiden heiraten noch im Jahr seiner Rückkehr.
Preußlers Eltern waren beide Lehrer. Auch er entscheidet sich für ein Lehramtsstudium. Nebenbei arbeitet er als Lokalreporter, später verfasst er Hörspiele für den Kinderfunk. In dieser Zeit schreibt er auch seine ersten Geschichten. Schon 1956 entsteht „Der kleine Wassermann“. Es folgt „Die kleine Hexe“ 1957. Kurz darauf, 1962, erweckt er den „Räuber Hotzenplotz“ zum Leben. Bis 1970 arbeitet er weiter in seinem Brotberuf als Lehrer und Rektor. Danach widmet er sich gänzlich dem Schreiben. Ab den 70er Jahren engagierte Preußler sich zunehmend im sozialen Bereich, wie etwa in der Orthopädischen Kinderklinik in Aschau. Ab 1993 unterstützt er als Vorsitzender die gemeinnützige Vereinigung Hilfswerk für die Orthopädische Kinderklinik in Aschau und kümmert sich außer um die kleinen Patienten auch um deren Familien.
Inspiration und Motivation zum Schreiben
Preußlers Geschichten sind von seiner Kindheit inspiriert. Erinnerungen, Erlebnisse und Episoden aus böhmischen Sagen und Legenden vermischen sich bei ihm zu neuen Erzählungen. "Ich erzählte die in der Kindheit angesponnenen Geschichten zu Ende", bekennt er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.Seine Großmutter Dora erzählt ihm immer wieder Geschichten, Sagen und Legenden, in denen es von Nixen, Wassermännern, Nebelfrauen und Nachtgeistern wimmelt. Sein Vater interessiert sich für Volkskunde. Er sammelte die Sagen des böhmischen Isergebirges und nahm den jungen Otfried oftmals mit auf seine Besuche bei den Menschen in in der Umgebung. In den engen Stuben mit niedrigen Decken sitzen Vater und Sohn beisammen und lauschen den Erzählungen der Bewohner.
Sein erfolgreiches Buch „Krabat“ erscheint 1971 und basiert auf einer sorbischen Sage, die er aus den Erzählungen seiner Großmutter kannte. Ein Leben lang habe ihn die Geschichte um die Jungen in der Mühle beschäftigt, die der schwarzen Magie verfallen, erzählt er gegenüber dem Focus: „Diese ursprünglich wohl sorbische Sage vom Krabat hat mich schon als Kind fasziniert.“ Zehn Jahre lang arbeitet Preußler am Entwurf zu „Krabat“, legt das Manuskript immer wieder zur Seite und beginnt die Arbeit daran erneut. Zahlreiche Entwürfe landen im Mülleimer. Seine Frau holt die Seiten wieder aus dem Müll heraus und rettet so die verschiedenen Fassungen. Die Sage lässt Preußler nicht los. „Vor allem dieses Motiv, dass jedes Jahr einer von den Mühlburschen stirbt – im Urtext heißt es da: „Er verschwand.“
Die Figur des Meisters scheint in jedem Jahrzehnt aktuell zu sein. Verglichen Literaturkritiker den bösen Magier in den 70er Jahren noch mit der machthungrigen Figur Hitlers, erinnert sie im 20. Jahrhundert an den Extremismus in seinen verschiedenen Spielarten. „Auch heute und in unserem Land kommt es vor, dass junge Leute auf Extremisten hereinfallen.“, erklärt Preußler im Alter von 85 Jahren.
Aber auch seinen drei Töchtern, Renate, Regine und Susanne ist es wohl zu verdanken, dass er so viele Bücher schrieb. Denn immer, wenn die Kinder nicht schlafen können, beginnt Preußler zu erzählen. So hatte eines der Mädchen einmal starke Angst vor bösen Hexen. Also erfindet Preußler die gute kleine Hexe, die zusammen mit ihrem Gefährten, dem Raben Abraxas, nur gute Dinge vollbringt und den Menschen hilft. Kinder „wollen keine Lehrstücke, sondern Geschichten, die der Phantasie Nahrung geben und ihnen auf dem Weg der Poesie helfen, mit mancherlei Ängsten besser fertig zu werden.", sagte Preußler einmal über seine jungen Leser.
1962 erscheint sein Buch „Der Räuber Hotzenplotz“. Seine jungen Leser sind begeistert und fordern ihn immer wieder auf, noch mehr von Hotzenplotz zu schreiben. Der zweite Band entsteht. Aber den Lesern fällt sofort auf, dass er den Dackel Wasti vergessen hat. Ein Glück für die Kinder. Denn der Hund ist für Preußler Anlass genug, ein drittes Buch mit dem liebenswerten Hotzenplotz zu verfassen. Die Figur ist so beliebt, dass sie schnell zu den meist gespieltesten Kinderstücken im Theater avanciert.
Kinder brauchen Geschichten
Preußler hatte großen Respekt vor jungen Menschen. „Kinder muss man achten – und man muss sie lieb haben.“ Er schätzte sein Publikum, auch weil es ihm einfach Spaß machte, sich phantastische Geschichten zu überlegen.Die Geschichten Preußlers sind durchzogen von magischen Momenten, von Zauber und Poesie. Und trotzdem haben sie nichts von ihrer Aktualität verloren. Die Kinder von heute, davon war Preußler überzeugt, sehnen sich immer noch nach Geschichten: Die Kinder „tragen vielleicht andere Kleidung, haben ein anderes Outfit. Aber sie besitzen den gleichen Optimismus wie alle Kinder seit jeher.“ Und diesen Optimismus, so Preußler, sollten die Erwachsenen fördern. Nicht, indem wir ihnen Lehrstücke vorsetzen, in denen wir Erwachsenen Probleme lösen. Denn, so Preußler, Kinder sollten Träumen dürfen und ihre Phantasie benutzen.
Am 18. Februar 2013 ist Otfried Preußler in Prien am Chiemsee verstorben.
Auswahl einiger wichtiger Kinderbücher:
- 1956: Der kleine Wassermann
- 1957: Die kleine Hexe
- 1958: Bei uns in Schilda
- 1962: Kater Mikesch (Nacherzählung)
- 1962: Der Räuber Hotzenplotz
- 1966: Das kleine Gespenst
- 1968: Die Abenteuer des starke in Wanja
- 1968: Das Geheimnis der orangenfarbenen Katze
- 1969: Neues vom Räuber Hotzenplotz
- 1969: Kater Schnurr mit den blauen Augen
- 1971: Krabat
- 1973: Hotzenplotz 3
- 1975: Das Märchen vom Einhorn
- 1981: Hörbe mit dem großen Hut
- 1983: Hörbe und sein Freund Zwottel
- 1987: Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern
- 1989: Dreikönigsgeschichten. Die Krone des Mohrenkönigs / Das Lied der Zikade
- 1993: Mein Rübezahlbuch
- 1993: Brot für Myra. Eine Geschichte vom heiligen Nikolaus
- 1995: Die Zenzi mit dem Wackelzahn. Illustriert von Rolf Rettich
- 2001: Dreizehn Geschichten von Hexen und Zaubermeistern
- 2002: Dreizehn Geschichten von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk
Quellen
www.spiegel.de/kultur/literaturBeitrag teilen:
Themen:
die kleine Hexe
der Wassermann
der Räuber Hotzenplotz
das kleine Gespenst
Krabat
Märchen
Erzählungen
Geschichten
Schriftsteller
Erziehung
Deutschen Jugenbuchpreis
Über den Autor/die Autorin
Anna Bahr hat an der Universität Leipzig ihr Germanistik- und Philosophiestudium abgeschlossen. Seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Redakteurin. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Kinder und Familie sowie Kunst und Kultur.