Upcycling: Aus alten Sachen neue Dinge schaffen

Entwicklung und Erziehung
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von Anna Bahr
Immer wieder liest man von Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung. Allein im Jahr 2010 fielen in deutschen Haushalten 100.000 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfall an, informiert das Statistische Bundesamt. Ein Trend, der diesem Problem etwas entgegensetzen möchte, ist das Upcycling, zusammengesetzt aus „UP“ für „höher“ und „Recycling“ für „Wiederverwertung“. Aber was genau steckt dahinter?
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Immer wieder liest man von Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung. Allein im Jahr 2010 fielen in deutschen Haushalten 100.000 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfall an, informiert das Statistische Bundesamt. Ein Trend, der diesem Problem etwas entgegensetzen möchte, ist das Upcycling, zusammengesetzt aus „UP“ für „höher“ und „Recycling“ für „Wiederverwertung“. Aber was genau steckt dahinter?

Aus Alt mach Neu

Upcyceln bedeutet, dass man den Nutzen einer Sache erkennt, die man eigentlich entsorgen wollte. Hier besteht auch der Unterschied zum Recyceln. Wenn man beispielsweise eine alte Plastikflasche zu einem anderen Produkt aus Plastik verschmilzt, spricht man von Recyceln. Macht man sich aber die Eigenschaften der Plastikflasche zu Nutze und verarbeitet die Form und das Material ohne eine der beiden Eigenschaften zu zerstören, spricht man von Upcyceln.

Alltäglicher Müll wird so zum Ausgangsmaterial für Upcyclingprodukte. Joghurtbecher, Kartons, Verpackungen, Tetrapacks, Verschlüsse, aber auch alter Fahrräder oder Möbelstücke sowie Stoffe und ausrangierte Kleidungsstücke bekommen eine neue Bestimmung. Die Sachen werden zu neuen, schönen und oftmals nützlichen Dingen verarbeitet. Ein großer Vorteil des Upcyclings ist vor allem, dass Müll reduziert wird. Außerdem verbraucht Upcyceln viel weniger Energie als Recyceln. Eine kreative Möglichkeit also, um unsere Umwelt zu schonen.

Upcycling-Boom

Upcyceln fristet schon lange kein Nischendasein mehr, sondern hat sich zum echten Trend entwickelt. Künstler und Designer haben mit ihren Ideen einen echten Boom ausgelöst. Der Kult um das Upcyceln ist längst in der Industrie angekommen. Aus Stoffresten und abgetragenen Kleidungsstücken entsteht zum Beispiel neue hippe Mode. In Berlin hat sich ein Fashion-Store ganz dem Upcyeln verschrieben (www.upcycling-fashion.de) und verkauft individuelle Einzelstücke. Vielen bekannt dürften auch die Taschen des Labels 360° sein, die aus alten LKW-Planen, Feuerwehrschläuchen oder alten Segeln hergestellt werden. Auch Schmuckstücke müssen schon längst nicht mehr aus Diamanten sein: Ohrringe oder Ketten aus Knöpfen oder sogar aus alten Kaffeekapseln erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Der Fantasie sind beim Upcyceln keine Grenzen gesetzt: Kreative Bastler verkaufen Portemonnaies oder Taschen aus Tetrapacks auf der Online-Kreativ-Plattform Dawanda. Auch in der Innenarchitektur boomt der Trend zum Selber-Machen: Innenausstatter zaubern aus aussortierten Obstkisten stylische Schränke oder bauen aus alten Türen moderne Tischplatten. Wer upgecycelte Möbel, Schmuck oder andere Stücke kauft, setzt damit nicht nur ein Zeichen in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Auch die Einzigartigkeit der neu kreierten Sachen überzeugt viele Käufer. Denn die upgecycelten Sachen haben meist einen ganz speziellen Charme.

Auf der Webseite www.weupcycle.com lassen sich viele weitere Beispiele finden, wie aus Dingen, die eigentlich auf dem Müll gelandet wären, schöne neue Sachen entstanden sind. Die Macher dieser Webseite wollten ihre Leser ursprünglich nur 30 Tage lang dazu animieren, aus alten Sachen neue schöne Dinge zu schaffen. Mittlerweile sind aus den geplanten 30 Tagen mehr als drei Jahre mit hunderten von Ideen geworden.

Upcyceln in der Schule

Upcyceln bietet sich ideal als Projekt für Schulklassen an. Gemeinsam mit den Kindern können Lehrer Ideen sammeln. Welche Dinge, die man eigentlich aussortieren wollte, kann man zum Upcyceln verwenden? Jedes Kind könnte von zu Hause ein paar ausrangierte Sachen mitbringen. Anschließend überlegt man zusammen: Was kann man aus den Dingen schönes Neues basteln? Kann man mit einigen Sachen das Klassenzimmer oder den Schulhof verschönern? Dabei sind schon kleine Gegenstände aus dem Alltag geeignet, um kreativ zu werden. Aus altem Geschenkpapier lassen sich zum Beispiel wunderschöne Geburtstagskarten basteln, aus Korken entsteht eine nützliche Pinnwand für das Klassenzimmer. Und wenn man alte Konservendosen bemalt und beklebt bekommt man individuelle Aufbewahrungsdosen. Für ein Schulprojekt kann es von Vorteil sein, gemeinsam ein Thema zum Upcyceln zu bestimmen. Vielleicht haben die Kinder Lust auf eine Modewoche. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Modenschau der Zukunft? Jeder kann alte Stoffreste, Plastikflaschen oder andere Dinge von zu Hause mitbringen. In kleinen Gruppen legen die Schüler dann Entwürfe für ihr neues Kleidungsstück an, danach wird es hergestellt. Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Alte Flaschenverschlüsse können Knöpfe ersetzen. Die Kinder können auch alte Saftpackungen zerschneiden, reinigen und schließlich für ihre Upcycelarbeit verwenden. Beim Upcyceln gibt übrigens keine Altersgrenze. Schon mit Grundschulkindern lassen sich wunderbare Sachen kreieren. Ältere Kinder können anspruchsvollere Dinge upcyceln. Die Ideen dafür entwickeln die Schüler in der Gruppendiskussion meist von ganz allein.

Und ganz nebenbei lernen die Kinder bei solch einem Projekt Wissenswertes über Mülltrennung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Link- und Buchtipps

Linktipp:
Viele tolle Bastelideen:
» www.wunderwerke.info
» www.weupcycle.com
» www.livingathome.de

Buchtipps:

Upcycling: Aus alt mach neu: 70 kreative Ideen zum Selbermachen
Gebunden, 160 Seiten, Autorin: Julia Romeiß, Verlag: BLV Buchverlag

Aus Alt mach Schön: Kreatives Upcycling aus Dosen, Tüten, Jeans, Büchern, Geschirr, Kleiderbügeln und Stühlen
Gebunden, 144 Seiten, Autorin: Sabine Bohlmann, Verlag: Dorling Kindersley Verlag
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Über den Autor/die Autorin

Anna Bahr hat an der Universität Leipzig ihr Germanistik- und Philosophiestudium abgeschlossen. Seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Redakteurin. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Kinder und Familie sowie Kunst und Kultur.

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