Cybermobbing

Entwicklung und Erziehung
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von Dr. Birgit Ebbert

Cybermobbing ist eine neue Form, andere Menschen fertig zu machen, sie wird auch Cyberbullying oder E-Mobbing genannt. Eingesetzt werden zumeist das Internet, Soziale Netzwerke wie Facebook, Chats wie ICQ, oder Plattformen wie YouTube. Laut einer Studie aus dem Jahr 2010 hält rund ein Drittel der Jugendlichen Cybermobbing für die größte Gefahr des Internets. Das Perfide an Cybermobbing ist, dass die Beleidungen und Verletzungen nicht mehr nur im persönlichen Austausch auf Schulhof oder Straße erfolgen, sondern öffentlich.

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Cybermobbing - was steckt dahinter?


Cybermobbing ist eine neue Form, andere Menschen fertig zu machen, sie wird auch Cyberbullying oder E-Mobbing genannt. Eingesetzt werden zumeist das Internet, Soziale Netzwerke wie Facebook, Chats wie ICQ, oder Plattformen wie YouTube. Auch Handy und E-Mail werden häufig eingesetzt, belastende SMS oder beleidigende E-Mails sind nicht selten. Laut einer Studie aus dem Jahr 2010 hält rund ein Drittel der Jugendlichen Cybermobbing für die größte Gefahr des Internets. Ein Viertel hat in der Studie zugegeben, jemanden zu kennen, der schon von Cybermobbing betroffen war.
Das Perfide an Cybermobbing ist, dass die Beleidungen und Verletzungen nicht mehr nur im persönlichen Austausch auf Schulhof oder Straße erfolgen, sondern öffentlich. Was einmal im Internet steht, ist kaum aufzuhalten, daher ist es wichtig Cybermobbing vorzubeugen, wie es in Kapitel 2 beschrieben wird.
Cybermobbing hat viele Gesichter, allen gemeinsam ist, dass Täter und Opfer sich meist persönlich kennen und das Mobbing über öffentliche oder halböffentliche Kommunikationsmedien erfolgt:

 

  • In sozialen Netzwerken werden Menschen beleidigt und alle anderen können das mitlesen.
  • Fotos oder Filme werden ohne Zustimmung eingestellt, häufig in Posen, die herabwürdigend sind oder sogar manipuliert, sodass ein falscher Eindruck entsteht.
  • Die Zugangsdaten des Gemobbten werden gehackt und in seinem Namen werden Beleidigungen gepostet oder es wird in seinem Namen ein Account eröffnet und dieser wird für die Verbreitung von Beleidigungen oder Unwahrheiten genutzt.


Ein Problem von Cybermobbing ist, dass die Betroffenen dies anders als das direkte Mobbing häufig erst als letzte bemerken und die Lügen, Beleidigungen und Drohungen sich dann schon verbreitet haben. Die Täter können anonym bleiben und je länger ein Beitrag im Internet steht, umso höher ist sein Verbreitungsgrad. Gerade Videos und Filme, die auf andere lustig wirken, erzielen eine hohe Verbreitung.

Es ist daher nicht nur wichtig, sich selbst zu schützen, sondern den Betroffenen auf einen Angriff hinzuweisen, sobald er einem bekannt wird. Was der Betroffene und sein Umfeld in einem solchen Fall tun können, steht im Mittelpunkt von Kapitel 3. Je besser junge Menschen, Pädagogen und Eltern auf das Thema vorbereitet sind, umso besser können sie sich schützen und umso wirkungsvoller tätig werden, wenn ihnen ein Fall bekannt wird. Unter den Internetseiten, die in Kapitel 4 vorgestellt werden, sind auch einige, die als erste Anlaufstelle dienen können. Die Bücher beleuchten diese neue Form des Mobbings genauer und enthalten Hinweise für den Umgang damit in Elternhaus, Schule und Jugendarbeit.

 

 

 

Wie kann man Cybermobbing vorbeugen?


Niemand ist vor Cybermobbing gefeit, weil es immer unberechenbare Menschen gibt, die rücksichtslos agieren und nicht gelernt haben, ihre Aggressionen zu kanalisieren. Aber das gilt nicht nur für Cybermobbing, sondern genauso für das persönliche Mobbing - ob es sich nun gegen Gleichaltrige oder gar Erwachsene, z. B. Lehrer richtet. Ein Verbot der neuen Kommunikationsmedien bringt also gar nichts. Wichtig ist vielmehr, diese sinnvoll einzusetzen und neben den Chancen und positiven Möglichkeiten auch die Gefahren im Blick zu haben.

 

 

 

  • Als oberste Leitlinie sollte gelten, dass man sich im Internet so verhält wie man es auch im Face-to-Face-Kontakt tun würde. Trifft man auf der Straße einen Fremden, lässt man sich nicht gleich auf ein Gespräch über persönliche Dinge mit ihm ein, sondern baut langsam einen persönlichen Kontakt auf. Auch einem Fremden würde man nicht ohne Prüfung die Tür öffnen, so sollte man auch Fremden nicht ohne Prüfung Zugang in sein Online-Netzwerk verschaffen.
  • Wichtig ist, ständig im Blick zu haben, dass man nicht wirklich weiß, wer am anderen Ende eines Computers sitzt und etwas liest oder schreibt. Jeder kann sich hinter dem Namen des besten Freundes verbergen und es ist durchaus berechtigt, bei neuen Kontakten nachzufragen, ob es sich wirklich um jene Personen handelt, als die sie sich ausgeben.
  • Schließlich sollte sich niemand schämen, weil er gemobbt wurde. Wer gemobbt wird, ist ein Opfer. Damit gerade junge Menschen es wagen, ihre Eltern anzusprechen, ist es wichtig, dass diese offen und interessiert sind und bleiben. Vorwürfe, Internetverbot oder gar Strafen schaffen den Vorfall nicht aus der Welt. Überlegtes Handeln ist erforderlich.


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Auch wenn Eltern es gerne möchten, sie können ihre Kinder nicht vor allem schützen, weder im persönlichen Umfeld noch im Internet. Wichtig ist, dass sie mit ihnen gemeinsam die Medien erkunden, dass sie im Gespräch bleiben, was gerade "in" ist. Sie müssen nicht alles gut finden, was ihre Kinder anschauen und sollten ihre Meinung äußern. Nur im Austausch miteinander können falsche Eindrücke richtig gerückt und Vorfälle wie Cybermobbing verhindert oder rasch unterbunden werden.

 

 

 

Was sollte man tun, wenn einem ein Fall bekannt wird?


Oberste Maxime für den Umgang mit Cybermobbing ist: besonnen und effektiv zu handeln. Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen sind im Internet ebenso strafbar wie im direkten Austausch miteinander. Und beim Einstellen von Fotos oder Filmen, auf denen Personen zu sehen sind, gelten die Persönlichkeitsrechte genauso, als würden Fotos auf der Straße ausgehängt werden. Das heißt, Cybermobbing ist eine strafbare Handlung und es ist wichtig, den Täter zu fassen, damit er bestraft wird oder ihm zumindest klar ist, dass er bei der nächsten Tat mit einer Strafe rechnen muss. Das Opfer sollte sich auf keinen Fall auf einen Austausch einlassen, nicht antworten und mit dem Täter diskutieren oder versuchen, das Problem alleine in den Griff bekommen. Wichtig ist, Unterstützung zu suchen - in besonders schweren Fällen ist es sinnvoll, auch eine externe Beratung hinzuzuziehen, damit das Cybermobbing aufgearbeitet werden kann.
Statt also in einer Kurzschlussreaktion alles zu löschen und womöglich sogar noch den eigenen Account, ist es wichtig, die Beweise zu sichern und den Kontaktweg zum Täter aufrechtzuerhalten. Solange er nicht ahnt, dass man hinter ihm her ist, wird er sich möglicherweise unvorsichtig verhalten und kann schnell entlarvt werden.
Das heißt nun nicht, dass jeder gleich loslaufen sollte, um Detektiv zu spielen. Sinnvoll ist, sich an den Betreiber der Community zu wenden und ihn, mithilfe der Beweise, aufzufordern, die Beiträge zu löschen. Der Betreiber kann dann bereits, die Information über den Täter feststellen und sichern. Er darf sie aus Datenschutzgründen nicht herausgeben, hat sie so aber griffbereit, sollte es nötig sein, Anzeige zu erstatten.
Je nach Art der Beleidigung oder Belästigung ist es vor einer Anzeige jedoch sinnvoll, zunächst den Kontakt zum Täter bzw. deren Eltern zu suchen. Das gilt vor allem, wenn klar ist, wer der Täter ist und eine persönliche Beziehung zwischen Täter und Opfer und dem Umfeld besteht. Viele Schulen haben einen Ansprechpartner für das Thema Mobbing, er kann als Schlichter fungieren und helfen, die Täter zu ermitteln.
Sollte auch das nicht dazu führen, dass die Angriffe aufhören oder diese sogar noch schlimmer werden, bleibt die Strafanzeige. Hier sind die Beweise wichtig und auch eine Korrespondenz mit dem Betreiber, da es der Polizei erlaubt, schnell zu ermitteln und die Chance, dass die benötigten Daten noch vorliegen, zu steigen.

Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt, auch wenn es so leicht scheint. Das sollten Täter, Opfer und Beobachter wissen. So wie man die Polizei rufen sollten, wenn man auf der Straße eine Schlägerei beobachtet, so sollte man Hilfe holen, wenn man Cybermobbing entdeckt. Vielleicht nicht sofort die Polizei, aber wenigstens die eigenen Eltern, einen Lehrer, Freunde oder eine andere Vertrauensperson.

 

 

 

 

Links & Literatur


Links
» Bündnis gegen Cybermobbing
» Klicksafe über Cybermobbing
» Beispiel für Cybermobbing aus Schulspiegel

 

 

 

 

  • Literatur
  • Susanne Clay: Cybermob: Mobbing im Internet. Arena 2010

  • Karl E. Dambach: Wenn Schüler im Internet mobben: Präventions- und Interventionsstrategien gegen Cyber-Bullying. Reinhardt: 2011

  • Nayla Fawzi: Cyber-Mobbing: Ursachen und Auswirkungen von Mobbing im Internet 37. Nomos 2009

  • Stephanie Pieschl, Torsten Porsch: Schluss mit Cybermobbing!: Das Trainings- und Präventionsprogramm "Surf-Fair". Mit Film und Materialien auf DVD. Beltz 2012

  • Heinz Strauf: Medienkompetenz entwickeln: Cybermobbing: Gewalt im Netz verantwortungsbewusst begegnen (5. bis 10. Klasse) Persen 2013

 

 

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Über den Autor/die Autorin

Dr. Birgit Ebbert ist freie Autorin und als Diplom-Pädagogin seit vielen Jahren in der Elternarbeit und Lehrerfortbildung tätig. Neben Kinderbüchern und Krimis schreibt sie Elternratgeber, Lernhilfen, Vorlesegeschichten und Bücher über kreatives Arbeiten mit Papier.

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