Möglichkeiten nach der Schule
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Möglichkeiten nach der Schule
von Hildegard Dierks
Was will und kann ich einmal werden? Diese Frage nach der beruflichen Zukunft ist für manchen Jugendlichen eine bohrende Frage, die Probleme aufwirft. Work & Travel, Freiwilligendienste oder Au-Pair Aufenthalte stehen hoch im Kurs bei jungen Menschen nach dem Schulabschluss. Es entsteht der Eindruck, dass junge Menschen sich eine Zeit der Nachreifung nehmen nach einer eilig absolvierten Schulzeit.
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7 min
Was will und kann ich einmal werden? Diese Frage nach der beruflichen Zukunft ist für manchen Jugendlichen
eine bohrende Frage, die Probleme aufwirft. Schülerinnen und Schüler absolvieren bereits während der Schulzeit
Schul-und Betriebspraktika und haben Kontakt zur Agentur für Arbeit in den Schulen. An Schnuppertagen wie
Boys' Day oder Girls' Day versucht man unbewusste Einschränkungen, die die Berufs- und Studienwahl betreffen,
ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu holen. Work & Travel, Freiwilligendienste oder Au-Pair Aufenthalte
stehen hoch im Kurs bei jungen Menschen nach dem Schulabschluss. Es entsteht der Eindruck, dass junge Menschen
sich eine Zeit der Nachreifung nehmen nach einer eilig absolvierten Schulzeit.
Viele Schülerinnen und Schüler haben keine oder nur ungenaue Vorstellungen, was sie nach ihrer Schulzeit machen möchten. Aus erzieherischer Sicht sind es diese Jugendlichen, die die Unterstützung von Lehrern, Eltern und anderen Ausbildungsberatern besonders benötigen.
Woran liegt diese große Orientierungslosigkeit?
Welche Ausbildung oder welches Studium nach der Schulzeit richtig ist, ist - wie eh und je - eine Entscheidung, die in die Zukunft gerichtet, getroffen werden muss. Kaum jemand kann genau wissen wie es in einem Studium oder einer Ausbildung tatsächlich sein wird. Eine für einen jungen Menschen wichtige Entscheidung muss auf der Basis von geringen oder gar keinen Erfahrungen getroffen werden.
Es sind entsprechend nicht nur die Schülerinnen und Schüler, die wenig Ehrgeiz zeigen, hinsichtlich ihrer zukünftigen Berufstätigkeit, die nicht orientiert sind, sondern auch die Jugendlichen, die sehr viel und gründlich darüber nachdenken.
Oft haben Schülerinnen und Schüler ein Schülerpraktikum oder Betriebspraktikum in einem Berufsfeld absolviert, für das sie ein vages Interesse hatten oder das sich einfacher praktischerweise ergeben hat. Nicht immer vertieft sich im Praktikum das Interesse für einen Beruf. Praktika werden in Betrieben oder Einrichtungen keineswegs immer sorgfältig vorbereitet und begleitet. Schülerinnen und Schüler kommen am Ende dann häufig zu dem Schluss, dass dieses Berufsfeld, in das sie beim Praktikum hinein schnupperten, nicht ihre Sache ist. Doch was soll dann geschehen? Die Frage ist dann für viele Schülerinnen und Schüler wieder völlig offen. Orientierungslosigkeit der Schülerinnen und Schüler resultiert zudem daraus, dass Berufe und Berufsfelder sich rasant ändern. Es sind in den letzten 25 Jahren sehr viele neue Berufe beispielweise im Gesundheitsbereich oder der Internetbranche dazu gekommen. Traditionelle Berufe wie Koch, Bäcker oder Arzt haben sich zudem stark verändert. Eltern, die ihren Kindern früher berufliche Vorbilder hätten sein können, können ihren Kindern heute nur wenig konkret raten.
Während in der Vergangenheit Berufe mit einem guten Prestige und finanziellem Auskommen angestrebt wurden, kommen heute für junge Leute weitere Ansprüche hinzu. Der zukünftige Beruf soll eine gute Work-Life-Balance ermöglichen. So gut wie niemand möchte heute mehr leben, um zu arbeiten. Oft werden deshalb große interessante Metropolen als zukünftige Studien- und Ausbildungsorte angestrebt, während interessante Ausbildungen, die in einem eher ländlichen, kulturell wenig entwickelten Gebiet absolviert werden können, nicht so ohne weiteres in Frage kommen.
Die Zeit nach der Schule und zum Studienbeginn ist oft eine seelisch krisenanfällige Phase: Die alte Bezugsgruppe der Mitschülerinnen und Mitschüler fällt allmählich weg. Darüber hinaus sind beispielweise Abiturientinnen und Abiturienten heute jünger als früher. Entsprechend fehlt ihnen ein Jahr in der Persönlichkeitsentwicklung, wenn sie die Allgemeine Hochschulreife erreichen.
Leicht tut sich eine Kluft auf zwischen jungen Menschen, die bereits einen Ausbildungsplatz oder einen Studienplatz nach Wunsch haben und denen, bei denen sich noch keine berufliche Perspektive entwickelt hat.
Die Zahl der Schulabsolventinnen und Schulabsolventen mit Migrationshintergrund steigt in unserem Land. In großen Städten haben bereits etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler (Tendenz steigend) einen Migrationshintergrund. Mehr Abiturientinnen und Abiturienten als früher haben einen Migrationshintergrund und beginnen nach der Schulzeit ein Hochschulstudium.
Untersuchungen verdeutlichen allerdings ein anderes Problem. Jugendliche mit erkennbarem Migrationshintergrund haben Schwierigkeiten im dualen Ausbildungssystem eine Berufsausbildung beginnen zu können. Trotz eines guten oder zufriedenstellenden Schulabschlusses bekommen sie oft keine oder nur deutlich seltener eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bei einem potenziellen Arbeitgeber als andere Jugendliche.
Insbesondere gegenüber Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund sind Vorurteile tief verwurzelt und zukünftige Arbeitgeber erwarten Probleme. Als besonders kritisch angesehen werden Sprachdefizite. Hier muss Aufklärungsarbeit geleistet werden: Bei Sprachdefiziten, die vor oder während der Ausbildung deutlich werden, sind kostenlose Nachschulungen von der Agentur für Arbeit möglich. Es gibt viele Möglichkeiten auf Probleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund während der Ausbildung zu reagieren.
Vorurteile können wir uns nicht mehr erlauben. Denn Jugendliche mit Migrationshintergrund werden eine Antwort auf den drohenden Fachkräftemangel in manchen Branchen sein.
Einige Jugendliche mit Migrationshintergrund brauchen nach der Schulzeit besondere seelische Unterstützung, damit sie nicht zu Bildungsverlierern werden und in ein kriminelles oder extremes Milieu abzurutschen, das der gesamten Gesellschaft schadet. Schule allein kann diese Aufgabe nicht leisten.
An Möglichkeiten Wartezeiten nach der Schulzeit bis zum Studium oder zum Beginn einer Ausbildung zu überbrücken mangelt es nicht. Oft landen die Unentschlossenen in Maßnahmen oder Aktivitäten, deren Ziel unklar.
Es ist geradezu ein Markt entstanden, der offensiv um junge Menschen wirbt: Entwicklungshilfeprojekte im Ausland, stehen dabei in Konkurrenz zum Freiwilligen Sozialen Jahr im Inland, dem Freiwilligen Ökologischem Jahr, einem Au-pair-Aufenthalt oder sonstigen Berufsfördermaßnahmen, Volontariaten und Praktika.
Diese Vielfalt birgt Probleme. Für junge Menschen, Lehrer sowie Eltern ist es schwer einzuschätzen, wer welches Interesse verfolgt. Nicht immer entsteht für Organisationen und Schulabgänger im gleichen Maße eine Win-Win-Situation. Probleme, die junge Menschen beispielweise bei Auslandaufenthalten erleben, werden oder dürfen oft nicht offen angesprochen werden. Sie werden stattdessen als persönliches Versagen angesehen.
Die Erwachsenen, d.h. Lehrer und Eltern sowie die verantwortlichen Institutionen sind aufgerufen, Orientierung zu geben und junge Menschen nicht in eine Orientierungslosigkeit zu entlassen.
Insgesamt sollten junge Menschen hinsichtlich ihrer beruflichen Identitätsfindung klarer, früher und kontinuierlicher begleitet werden. Eine Berufsausbildung nach der Schule ohne Zeitverzögerung sollte stärker in den Fokus des Interesses rücken und gefördert werden als es aktuell der Fall ist.
Die Bertelsmann Stiftung, neun Bundesländer sowie die Bundesagentur für Arbeit haben unter Mitwirkung des Bildungsforschers Professor Klemm ein Konzept für die Neugestaltung des unübersichtlichen Übergangsbereichs zwischen Schule und Beruf entwickelt.
Im Mittelpunkt steht dabei eine Ausbildungsplatzgarantie für junge Menschen. Ideal bleibe zwar eine staatlich anerkannte Berufsausbildung im dualen Ausbildungssystem. Junge Menschen, die dort jedoch keine Chance bekommen, sollen eine staatlich anerkannte Ausbildung auf einem staatlich geförderten Ausbildungsplatz absolvieren können, so das formulierte Reformziel dieser Forschungsgruppe. Nur die wenigen jungen Menschen, die wirklich nicht ausbildungsfähig seien, sollten in Übergangsmaßnahmen unterkommen. Das seien jedoch weit weniger Schulabsolventen als sich derzeit in Berufsfördermaßnahmen befänden.
Die Garantie auf einen Ausbildungsplatz solle junge Menschen für ihre berufliche Zukunft motivieren. Finanziell müsse in diese Reform investiert werden. Letztendlich würde sich die staatlich finanzierte Ausbildungsgarantie jedoch in jedem Falle rechnen, da sich an anderer Stelle große Einsparungsmöglichkeiten ergäben, so Professor Klemm im Jahr 2012.
Die Möglichkeiten für junge Menschen, sich nach der Schule berufliche Wünsche und Träume zu erfüllen sind nicht zuletzt auf Grund des demografischen Wandels gestiegen. Das ist aus Sicht junger Menschen eine positive, erfreuliche Entwicklung und entsprechend vorteilhaft auch für Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern, die sich um die berufliche Identitätsfindung der Schüler bemühen. Doch es bleiben Probleme. Einige Jugendliche haben große Schwierigkeiten sich zu orientieren und sich eine Berufstätigkeit überhaupt vorzustellen. Die Möglichkeiten erscheinen oft geradezu unendlich. Auch ergeben sich für jeden Schüler/jede Schülerin konkret individuelle Schwierigkeiten, z.B. ihr Migrationshintergrund, ihr NC reicht nicht für den Wunschstudiengang oder ein Ausbildungsplatz ist nur in einer Kleinstadt zu bekommen, nicht aber in einer bei allen Schulabsolventen beliebten Metropole. Eltern, Vertrauenslehrer sowie psychologische Berater von der Arbeitsagentur sind für eine Betreuung während der Übergangsphase Schule-Beruf gefragt. Junge Menschen in ihrer beruflichen Identitätsfindung zu stützen, ist mehr denn je eine sehr individuelle Aufgabe, die in der Schule beginnen muss und nicht am letzten Schultag enden kann. Anders als in Vorgenerationen ist die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium nach der Schule heute keineswegs endgültiger Natur. Heute gilt das Konzept des "Lebenslangen Lernens". Nach der ersten Berufsausbildung sind noch starke berufliche Veränderungen möglich, gar üblich.
Bundesagentur für Arbeit
www.arbeitsagentur.de
Beispiel Bundesfreiwilligendienst
www.bundesfreiwilligendienst.de
Portal des Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen - Thema Übergang Schule - Beruf
www.keinabschlussohneanschluss.nrw.de
Sich orientieren und entscheiden ist schwer – Warum?
Viele Schülerinnen und Schüler haben keine oder nur ungenaue Vorstellungen, was sie nach ihrer Schulzeit machen möchten. Aus erzieherischer Sicht sind es diese Jugendlichen, die die Unterstützung von Lehrern, Eltern und anderen Ausbildungsberatern besonders benötigen.
Woran liegt diese große Orientierungslosigkeit?
Welche Ausbildung oder welches Studium nach der Schulzeit richtig ist, ist - wie eh und je - eine Entscheidung, die in die Zukunft gerichtet, getroffen werden muss. Kaum jemand kann genau wissen wie es in einem Studium oder einer Ausbildung tatsächlich sein wird. Eine für einen jungen Menschen wichtige Entscheidung muss auf der Basis von geringen oder gar keinen Erfahrungen getroffen werden.
Es sind entsprechend nicht nur die Schülerinnen und Schüler, die wenig Ehrgeiz zeigen, hinsichtlich ihrer zukünftigen Berufstätigkeit, die nicht orientiert sind, sondern auch die Jugendlichen, die sehr viel und gründlich darüber nachdenken.
Oft haben Schülerinnen und Schüler ein Schülerpraktikum oder Betriebspraktikum in einem Berufsfeld absolviert, für das sie ein vages Interesse hatten oder das sich einfacher praktischerweise ergeben hat. Nicht immer vertieft sich im Praktikum das Interesse für einen Beruf. Praktika werden in Betrieben oder Einrichtungen keineswegs immer sorgfältig vorbereitet und begleitet. Schülerinnen und Schüler kommen am Ende dann häufig zu dem Schluss, dass dieses Berufsfeld, in das sie beim Praktikum hinein schnupperten, nicht ihre Sache ist. Doch was soll dann geschehen? Die Frage ist dann für viele Schülerinnen und Schüler wieder völlig offen. Orientierungslosigkeit der Schülerinnen und Schüler resultiert zudem daraus, dass Berufe und Berufsfelder sich rasant ändern. Es sind in den letzten 25 Jahren sehr viele neue Berufe beispielweise im Gesundheitsbereich oder der Internetbranche dazu gekommen. Traditionelle Berufe wie Koch, Bäcker oder Arzt haben sich zudem stark verändert. Eltern, die ihren Kindern früher berufliche Vorbilder hätten sein können, können ihren Kindern heute nur wenig konkret raten.
Während in der Vergangenheit Berufe mit einem guten Prestige und finanziellem Auskommen angestrebt wurden, kommen heute für junge Leute weitere Ansprüche hinzu. Der zukünftige Beruf soll eine gute Work-Life-Balance ermöglichen. So gut wie niemand möchte heute mehr leben, um zu arbeiten. Oft werden deshalb große interessante Metropolen als zukünftige Studien- und Ausbildungsorte angestrebt, während interessante Ausbildungen, die in einem eher ländlichen, kulturell wenig entwickelten Gebiet absolviert werden können, nicht so ohne weiteres in Frage kommen.
Junge Menschen mit Migrationshintergrund
Die Zeit nach der Schule und zum Studienbeginn ist oft eine seelisch krisenanfällige Phase: Die alte Bezugsgruppe der Mitschülerinnen und Mitschüler fällt allmählich weg. Darüber hinaus sind beispielweise Abiturientinnen und Abiturienten heute jünger als früher. Entsprechend fehlt ihnen ein Jahr in der Persönlichkeitsentwicklung, wenn sie die Allgemeine Hochschulreife erreichen.
Leicht tut sich eine Kluft auf zwischen jungen Menschen, die bereits einen Ausbildungsplatz oder einen Studienplatz nach Wunsch haben und denen, bei denen sich noch keine berufliche Perspektive entwickelt hat.
Die Zahl der Schulabsolventinnen und Schulabsolventen mit Migrationshintergrund steigt in unserem Land. In großen Städten haben bereits etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler (Tendenz steigend) einen Migrationshintergrund. Mehr Abiturientinnen und Abiturienten als früher haben einen Migrationshintergrund und beginnen nach der Schulzeit ein Hochschulstudium.
Untersuchungen verdeutlichen allerdings ein anderes Problem. Jugendliche mit erkennbarem Migrationshintergrund haben Schwierigkeiten im dualen Ausbildungssystem eine Berufsausbildung beginnen zu können. Trotz eines guten oder zufriedenstellenden Schulabschlusses bekommen sie oft keine oder nur deutlich seltener eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bei einem potenziellen Arbeitgeber als andere Jugendliche.
Insbesondere gegenüber Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund sind Vorurteile tief verwurzelt und zukünftige Arbeitgeber erwarten Probleme. Als besonders kritisch angesehen werden Sprachdefizite. Hier muss Aufklärungsarbeit geleistet werden: Bei Sprachdefiziten, die vor oder während der Ausbildung deutlich werden, sind kostenlose Nachschulungen von der Agentur für Arbeit möglich. Es gibt viele Möglichkeiten auf Probleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund während der Ausbildung zu reagieren.
Vorurteile können wir uns nicht mehr erlauben. Denn Jugendliche mit Migrationshintergrund werden eine Antwort auf den drohenden Fachkräftemangel in manchen Branchen sein.
Einige Jugendliche mit Migrationshintergrund brauchen nach der Schulzeit besondere seelische Unterstützung, damit sie nicht zu Bildungsverlierern werden und in ein kriminelles oder extremes Milieu abzurutschen, das der gesamten Gesellschaft schadet. Schule allein kann diese Aufgabe nicht leisten.
Schluss mit der Unübersichtlichkeit- Beispiel Berufsausbildung
An Möglichkeiten Wartezeiten nach der Schulzeit bis zum Studium oder zum Beginn einer Ausbildung zu überbrücken mangelt es nicht. Oft landen die Unentschlossenen in Maßnahmen oder Aktivitäten, deren Ziel unklar.
Es ist geradezu ein Markt entstanden, der offensiv um junge Menschen wirbt: Entwicklungshilfeprojekte im Ausland, stehen dabei in Konkurrenz zum Freiwilligen Sozialen Jahr im Inland, dem Freiwilligen Ökologischem Jahr, einem Au-pair-Aufenthalt oder sonstigen Berufsfördermaßnahmen, Volontariaten und Praktika.
Diese Vielfalt birgt Probleme. Für junge Menschen, Lehrer sowie Eltern ist es schwer einzuschätzen, wer welches Interesse verfolgt. Nicht immer entsteht für Organisationen und Schulabgänger im gleichen Maße eine Win-Win-Situation. Probleme, die junge Menschen beispielweise bei Auslandaufenthalten erleben, werden oder dürfen oft nicht offen angesprochen werden. Sie werden stattdessen als persönliches Versagen angesehen.
Die Erwachsenen, d.h. Lehrer und Eltern sowie die verantwortlichen Institutionen sind aufgerufen, Orientierung zu geben und junge Menschen nicht in eine Orientierungslosigkeit zu entlassen.
Insgesamt sollten junge Menschen hinsichtlich ihrer beruflichen Identitätsfindung klarer, früher und kontinuierlicher begleitet werden. Eine Berufsausbildung nach der Schule ohne Zeitverzögerung sollte stärker in den Fokus des Interesses rücken und gefördert werden als es aktuell der Fall ist.
Die Bertelsmann Stiftung, neun Bundesländer sowie die Bundesagentur für Arbeit haben unter Mitwirkung des Bildungsforschers Professor Klemm ein Konzept für die Neugestaltung des unübersichtlichen Übergangsbereichs zwischen Schule und Beruf entwickelt.
Im Mittelpunkt steht dabei eine Ausbildungsplatzgarantie für junge Menschen. Ideal bleibe zwar eine staatlich anerkannte Berufsausbildung im dualen Ausbildungssystem. Junge Menschen, die dort jedoch keine Chance bekommen, sollen eine staatlich anerkannte Ausbildung auf einem staatlich geförderten Ausbildungsplatz absolvieren können, so das formulierte Reformziel dieser Forschungsgruppe. Nur die wenigen jungen Menschen, die wirklich nicht ausbildungsfähig seien, sollten in Übergangsmaßnahmen unterkommen. Das seien jedoch weit weniger Schulabsolventen als sich derzeit in Berufsfördermaßnahmen befänden.
Die Garantie auf einen Ausbildungsplatz solle junge Menschen für ihre berufliche Zukunft motivieren. Finanziell müsse in diese Reform investiert werden. Letztendlich würde sich die staatlich finanzierte Ausbildungsgarantie jedoch in jedem Falle rechnen, da sich an anderer Stelle große Einsparungsmöglichkeiten ergäben, so Professor Klemm im Jahr 2012.
Kommentar: Berufliche Identitätsfindung ist individuell
Die Möglichkeiten für junge Menschen, sich nach der Schule berufliche Wünsche und Träume zu erfüllen sind nicht zuletzt auf Grund des demografischen Wandels gestiegen. Das ist aus Sicht junger Menschen eine positive, erfreuliche Entwicklung und entsprechend vorteilhaft auch für Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern, die sich um die berufliche Identitätsfindung der Schüler bemühen. Doch es bleiben Probleme. Einige Jugendliche haben große Schwierigkeiten sich zu orientieren und sich eine Berufstätigkeit überhaupt vorzustellen. Die Möglichkeiten erscheinen oft geradezu unendlich. Auch ergeben sich für jeden Schüler/jede Schülerin konkret individuelle Schwierigkeiten, z.B. ihr Migrationshintergrund, ihr NC reicht nicht für den Wunschstudiengang oder ein Ausbildungsplatz ist nur in einer Kleinstadt zu bekommen, nicht aber in einer bei allen Schulabsolventen beliebten Metropole. Eltern, Vertrauenslehrer sowie psychologische Berater von der Arbeitsagentur sind für eine Betreuung während der Übergangsphase Schule-Beruf gefragt. Junge Menschen in ihrer beruflichen Identitätsfindung zu stützen, ist mehr denn je eine sehr individuelle Aufgabe, die in der Schule beginnen muss und nicht am letzten Schultag enden kann. Anders als in Vorgenerationen ist die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium nach der Schule heute keineswegs endgültiger Natur. Heute gilt das Konzept des "Lebenslangen Lernens". Nach der ersten Berufsausbildung sind noch starke berufliche Veränderungen möglich, gar üblich.
Linktipps:
Bundesagentur für Arbeit
www.arbeitsagentur.de
Beispiel Bundesfreiwilligendienst
www.bundesfreiwilligendienst.de
Portal des Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen - Thema Übergang Schule - Beruf
www.keinabschlussohneanschluss.nrw.de
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Über den Autor/die Autorin
Hildegard Dierks arbeitet seit vielen Jahren als Online-Autorin und Online-Redakteurin für verschiedene Zielgruppen, z.B. Eltern. Zu ihren Themenschwerpunkten zählen alle Themen rund um Grundschule, Fremdsprachenlernen, Musikerziehung, computergestütztes Lernen aber auch schulpolitische Themen.