Hören und Zuhören – Hörbildung für Kinder
Entwicklung und Erziehung
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Hören und Zuhören – Hörbildung für Kinder
von Hildegard Dierks
Kannst du nicht hören? Du hörst nicht zu. Hör mal zu. Bereits in diesen alltäglichen Sätzen wird deutlich wie wichtig Hören und Zuhören im Alltag ist. Die meisten Kinder hören von Geburt an gut. Leider nimmt eine erworbene Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu. Wie kann dieses wichtige Vermögen geschützt werden? Wie können wir lernen, besser zuzuhören?
Lesedauer:
5 min
Kannst du nicht hören? Du hörst nicht zu. Hör mal zu. Bereits in diesen alltäglichen Sätzen wird deutlich wie wichtig Hören und Zuhören im Alltag ist. Schlechtes Hören und Zuhören führen zu Fehlern und Verständigungsproblemen z.B. in Schule und Familie. Eine angeborene Schwerhörigkeit wird inzwischen häufig beim Hörscreening erkannt. Die meisten Kinder hören jedoch von Geburt an gut. Leider nimmt eine erworbene Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu. Wie kann dieses wichtige Vermögen geschützt werden? Wie können wir lernen, besser zuzuhören?
Zu laute Musik in Kinderohren - Auswirkungen
Schätzungen zu Folge hat circa jedes vierte Kind ein beeinträchtigtes Gehör. Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen ist ein wachsendes Problem. Vermindertes Hörvermögen erschwert eine aktive und adäquate Teilnahme am Unterricht, kann soziale und psychische Probleme auslösen.
Ein wichtiger Grund für die zunehmende Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen ist eine hohe und andauernde laute Beschallung mit Musik über Kopfhörer. Da Kinder und Jugendliche nicht nur zu Hause über Kopfhörer Musik hören sondern auch mobil mit dem Smartphone oder MP3-Player, ist die Gefährdung des Gehörs größer geworden.
Zwar sollen die in der BRD verwendeten Smartphones und MP3-Player nicht über 85 Dezibel laut werden, ob diese Grenze jedoch bei den von Kindern verwendeten Geräten immer eingehalten wird, darf man anzweifeln.
Ist die Beschallung über einen längeren Zeitraum lauter als 85 Dezibel, entwickelt sich eine Schwerhörigkeit. Die beliebten In-Ear Kopfhörer schädigen das Gehör von Kindern und Jugendlichen – so wird vermutet – noch leichter als die traditionellen Kopfhörer.
Außerdem nehmen z.B. Kinder und Jugendliche, die beispielweise auf dem Schulweg Musik mit einem In-Ear Kopfhörer hören, ihre Umwelt nicht mehr so genau war. Sie reagieren bei Gefahren nicht oder zu langsam: Es kommt auf Schulwegen in der Folge zu Unfällen.
Kinder und Jugendliche sollten über die Gefahren von Lärm und lauter Musik über In-Ear Kopfhörer immer wieder aufgeklärt werden. Ist ein Schüler oder eine Schülerin sozial nicht integriert oder gibt es Probleme mit der Schulleistung, sollte immer auch ein Hörtest gemacht werden. Hörschäden können Probleme verschärfen, manchmal sogar hervorrufen: Schwerhörige Schülerinnen und Schüler werden oft als nicht kooperativ und unkonzentriert wahrgenommen.
Präventionsarbeit über das Internet - Beispiele
Schülerinnen und Schüler informieren sich primär über das Internet.
Präventionsarbeit mit dem Ziel, Schwerhörigkeit zu vermeiden, kommt ohne Neue Medien nicht aus. Entsprechend bietet das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege auf der Website earaction.bayern.de Informationen und Tests zum Hören an, die auch als App heruntergeladen werden können.
Kinder können zum Thema Hören darüber hinaus auf der Website auditorix.de Informatives und Spielerisches finden.
Lärmampel-Apps können Internet heruntergeladen werden. Sie helfen Kindern und Jugendlichen, sich für Lärmschutz in ihrer Umgebung zu interessieren und sensibilisieren.
Projektarbeit zur Hörbildung
Schon immer war Gehörbildung beispielweise im Fach Musik verankert. In Sprachfördermaßnahmen in der Grundschule lernen Kinder Konsonanten genau zu unterscheiden.
Hörbildung als eine Kulturtechnik muss aber auch in einem allgemeineren, grundsätzlicheren fächerübergreifenden Sinne stattfinden. Dazu eignen sich besonders Projekte oder Projekttage im Rahmen der Gesundheitserziehung oder fächerübergreifend (z.B. Fach Musik und Deutsch oder Biologie sowie Physik) um etwas über Akustik, Hören, den Chancen und Möglichkeiten, die uns dieser Sinn verschafft, zu erfahren.
Stichpunkte zu Projekten zur Hörbildung können sein:
Materialien und Anregungen zur Durchführung findet man auf der Website zuhoeren.de, der Website der Stiftung Zuhören. Im Gegensatz zur Stiftung Lesen ist sie weniger bekannt, bietet aber umfassende Informationen.
Grundschule: Die Lärmampel und der Flüster-Führerschein
Grundschulkinder werden durch Lärm stärker gestört als Erwachsene. Sie lassen sich bei großem Lärm von der Erledigung ihrer Aufgaben ablenken, können schlechter Arbeitsanweisungen aufnehmen. Der tägliche Unterrichtsbetrieb mit seinen modernen Arbeitsweisen ist jedoch mit Lärm verbunden, z.B. beim Stühle rücken oder bei kontroversen Diskussionen.
Oft sitzen Kinder in Klassenräumen mit einer sehr schlechten Akustik.
In der Grundschule ist es deshalb besonders wichtig, immer wieder auf eine Senkung des Geräuschpegels zu achten. Hilfreich kann dabei eine sog. Lärmampel sein. Ähnlich wie eine Verkehrsampel zeigt sie an, ob der gewünschte Lärmpegel überschritten wird. Verschiedene Einstellungen sind entsprechend den Anforderungen im Unterricht möglich.
Eine für Grundschule ebenfalls motivierende Möglichkeit, sich mit dem Thema Lärm auseinanderzusetzen ist der sog. Flüster-Führerschein, den Kinder erwerben können. Beim Erwerb des Flüster-Führerscheins reflektieren Kinder ihr Verhalten. Die Übungen und das Bearbeiten von Arbeitsblättern zielen sowohl auf eine Lärmreduktion ab als auch auf ein friedliches Miteinander. Anregungen für Eltern sind bei diesem von Bernd Wehren entwickelten Führerschein ebenfalls enthalten.
Fast jede Schulhausordnung enthält Regeln zur Ruhe. Wie eine Lärmreduktion eingehalten werden kann, wird dabei selten formuliert. Insbesondere Grundschulkinder benötigen aber Hinweise wie sie etwas in Ruhe erledigen können, z.B. Tasche auspacken, still von einem Raum zum anderen gehen. Früh erlerntes Verhalten wirkt oft nachhaltig. Hörbildung hat in dieser Schulform deshalb einen besonders wichtigen Stellenwert. Die Lärmampel oder der Flüster-Führerschein sind nur zwei Beispiele, die von Grundschulkindern meistens interessiert angenommen werden.
Zuhören muss man lernen
Die Stiftung Zuhören widmet sich intensiv der Förderung dieser wichtigen Kompetenz, die von der Kultusministerkonferenz als zu fördernde Kulturtechnik aufgewertet wurde. Im Gegensatz zum Hören muss man gutes Zuhören lernen.
Es gibt ein paar allgemeine Regeln für gutes Zuhören. Einige davon gehen auf den bekannten Psychotherapeuten Carl R. Rogers zurück.
Gutes Zuhören kann helfen Probleme zu erkennen und zu lösen. Wenn stille Kinder sich äußern, ist gutes Zuhören beispielsweise besonders wichtig.
Kommentar: Lärmreduktion kommt nicht von allein
Ist Ruhe die erste Schülerpflicht, wenn Unterricht gelingen soll? Dabei hatten wir das Stillsitzen doch aus gutem Grund fast abgeschafft. Wir wollten Verkrampfungen und eine zu angespannte Lernatmosphäre vermeiden. Sind lebhafte, kontroverse Diskussionen, Gelächter, Musik und Tanz nicht auch ein Ausdruck von Lebensfreude?
Die Situation ist differenziert zu betrachten. Wir haben allen Grund uns um einen geringeren Lärmpegel zu bemühen. Ziel ist es, unsere Gesundheit, insbesondere unser Gehör, zu schützen und ein besseres Miteinander durch gutes Zuhören zu befördern. Die Motivation für mehr Ruhe und Stille ist deshalb eine andere als früher. Sie dient nicht dazu, Menschen mundtot zu machen oder ein Duckmäusertum zu befördern.
In unserem modernen (Schul-)leben ist der Lärmpegel schnell und dauerhaft zu hoch. Die Belastung durch einen hohen Lärmpegel in der Schule wird oft nicht explizit wahrgenommen, manchmal sogar heruntergespielt. Das ist ein Problem. Negative Auswirkungen stellen sich ein. Die Gründe werden nicht in einem zu hohen Lärmpegel gesucht. Alle Studien zeigen jedoch, dass unser modernes Leben, insbesondere in großen Städten mit hohen Lärmbelastungen verbunden ist. Unsere großen Schulzentren liegen oft wegen der besseren Verkehrsanbindung in Städten. Sie sind darüber hinaus zusätzlich wegen ihrer großen Schülerzahl von Lärmproblemen besonders betroffen.
Eine Hörbildung, die sich um gutes Zuhören bemüht sowie um den Schutz unserer Gesundheit ist eine moderne Herausforderung, die in der Schule aber auch im Elternhaus angenommen werden muss. Hörbildung ist so wichtig wie der Erwerb von Computerkenntnissen. Bauliche Maßnahmen u.a. das Einziehen von Akustikdecken, die den Gesprächslärm in Klassenzimmern reduzieren können, sollten in Schulen selbstverständlich werden.
Link- und Buchtipps
Linktipps:
Informationen zum Thema Ohr, Gehör und Hörschutz auch als App
http://www.earaction.bayern.de/index.htm
Fortbildungsmöglichkeit und Materialien für Pädagogen und Lehrkräfte bei auditorix.de
http://www.auditorix.de/schule
Dossier zum Thema Lärm des BLLV
http://www.bllv.de/Hintergrund.6616.0.html
Stiftung Zuhören
http://www.zuhoeren.de/
Buchtipps:
Kaltwasser, Vera Achtsamkeit in der Schule: Stille-Inseln im Unterricht: Entspannung und Konzentration Beltz Verlag 2013
Snel Eline Stillsitzen wie ein Frosch: Kinderleichte Meditationen für Groß und Klein Mit CD Goldmann Verlag 2013
Wehren Bernd Der Flüster-Führerschein – für eine ruhige und friedliche Atmosphäre in Klassenzimmer und Schule (1.-4. Klasse) Brigg Pädagogik Verlag 2009
Zu laute Musik in Kinderohren - Auswirkungen
Schätzungen zu Folge hat circa jedes vierte Kind ein beeinträchtigtes Gehör. Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen ist ein wachsendes Problem. Vermindertes Hörvermögen erschwert eine aktive und adäquate Teilnahme am Unterricht, kann soziale und psychische Probleme auslösen.
Ein wichtiger Grund für die zunehmende Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen ist eine hohe und andauernde laute Beschallung mit Musik über Kopfhörer. Da Kinder und Jugendliche nicht nur zu Hause über Kopfhörer Musik hören sondern auch mobil mit dem Smartphone oder MP3-Player, ist die Gefährdung des Gehörs größer geworden.
Zwar sollen die in der BRD verwendeten Smartphones und MP3-Player nicht über 85 Dezibel laut werden, ob diese Grenze jedoch bei den von Kindern verwendeten Geräten immer eingehalten wird, darf man anzweifeln.
Ist die Beschallung über einen längeren Zeitraum lauter als 85 Dezibel, entwickelt sich eine Schwerhörigkeit. Die beliebten In-Ear Kopfhörer schädigen das Gehör von Kindern und Jugendlichen – so wird vermutet – noch leichter als die traditionellen Kopfhörer.
Außerdem nehmen z.B. Kinder und Jugendliche, die beispielweise auf dem Schulweg Musik mit einem In-Ear Kopfhörer hören, ihre Umwelt nicht mehr so genau war. Sie reagieren bei Gefahren nicht oder zu langsam: Es kommt auf Schulwegen in der Folge zu Unfällen.
Kinder und Jugendliche sollten über die Gefahren von Lärm und lauter Musik über In-Ear Kopfhörer immer wieder aufgeklärt werden. Ist ein Schüler oder eine Schülerin sozial nicht integriert oder gibt es Probleme mit der Schulleistung, sollte immer auch ein Hörtest gemacht werden. Hörschäden können Probleme verschärfen, manchmal sogar hervorrufen: Schwerhörige Schülerinnen und Schüler werden oft als nicht kooperativ und unkonzentriert wahrgenommen.
Präventionsarbeit über das Internet - Beispiele
Schülerinnen und Schüler informieren sich primär über das Internet.
Präventionsarbeit mit dem Ziel, Schwerhörigkeit zu vermeiden, kommt ohne Neue Medien nicht aus. Entsprechend bietet das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege auf der Website earaction.bayern.de Informationen und Tests zum Hören an, die auch als App heruntergeladen werden können.
Kinder können zum Thema Hören darüber hinaus auf der Website auditorix.de Informatives und Spielerisches finden.
Lärmampel-Apps können Internet heruntergeladen werden. Sie helfen Kindern und Jugendlichen, sich für Lärmschutz in ihrer Umgebung zu interessieren und sensibilisieren.
Projektarbeit zur Hörbildung
Schon immer war Gehörbildung beispielweise im Fach Musik verankert. In Sprachfördermaßnahmen in der Grundschule lernen Kinder Konsonanten genau zu unterscheiden.
Hörbildung als eine Kulturtechnik muss aber auch in einem allgemeineren, grundsätzlicheren fächerübergreifenden Sinne stattfinden. Dazu eignen sich besonders Projekte oder Projekttage im Rahmen der Gesundheitserziehung oder fächerübergreifend (z.B. Fach Musik und Deutsch oder Biologie sowie Physik) um etwas über Akustik, Hören, den Chancen und Möglichkeiten, die uns dieser Sinn verschafft, zu erfahren.
Stichpunkte zu Projekten zur Hörbildung können sein:
- Geräusche im Gegensatz zur Stille bewusst erfahren
- Gefühle mit Geräuschen, Lärm oder Musik verbinden
- Laut und leise bewusst erleben und einsetzen
- Stille und Kreativität
- Akustik in den Klassenräumen überprüfen
- Akustikingenieure oder Hörgeräteakustiker kennenlernen
Materialien und Anregungen zur Durchführung findet man auf der Website zuhoeren.de, der Website der Stiftung Zuhören. Im Gegensatz zur Stiftung Lesen ist sie weniger bekannt, bietet aber umfassende Informationen.
Grundschule: Die Lärmampel und der Flüster-Führerschein
Grundschulkinder werden durch Lärm stärker gestört als Erwachsene. Sie lassen sich bei großem Lärm von der Erledigung ihrer Aufgaben ablenken, können schlechter Arbeitsanweisungen aufnehmen. Der tägliche Unterrichtsbetrieb mit seinen modernen Arbeitsweisen ist jedoch mit Lärm verbunden, z.B. beim Stühle rücken oder bei kontroversen Diskussionen.
Oft sitzen Kinder in Klassenräumen mit einer sehr schlechten Akustik.
In der Grundschule ist es deshalb besonders wichtig, immer wieder auf eine Senkung des Geräuschpegels zu achten. Hilfreich kann dabei eine sog. Lärmampel sein. Ähnlich wie eine Verkehrsampel zeigt sie an, ob der gewünschte Lärmpegel überschritten wird. Verschiedene Einstellungen sind entsprechend den Anforderungen im Unterricht möglich.
Eine für Grundschule ebenfalls motivierende Möglichkeit, sich mit dem Thema Lärm auseinanderzusetzen ist der sog. Flüster-Führerschein, den Kinder erwerben können. Beim Erwerb des Flüster-Führerscheins reflektieren Kinder ihr Verhalten. Die Übungen und das Bearbeiten von Arbeitsblättern zielen sowohl auf eine Lärmreduktion ab als auch auf ein friedliches Miteinander. Anregungen für Eltern sind bei diesem von Bernd Wehren entwickelten Führerschein ebenfalls enthalten.
Fast jede Schulhausordnung enthält Regeln zur Ruhe. Wie eine Lärmreduktion eingehalten werden kann, wird dabei selten formuliert. Insbesondere Grundschulkinder benötigen aber Hinweise wie sie etwas in Ruhe erledigen können, z.B. Tasche auspacken, still von einem Raum zum anderen gehen. Früh erlerntes Verhalten wirkt oft nachhaltig. Hörbildung hat in dieser Schulform deshalb einen besonders wichtigen Stellenwert. Die Lärmampel oder der Flüster-Führerschein sind nur zwei Beispiele, die von Grundschulkindern meistens interessiert angenommen werden.
Zuhören muss man lernen
Die Stiftung Zuhören widmet sich intensiv der Förderung dieser wichtigen Kompetenz, die von der Kultusministerkonferenz als zu fördernde Kulturtechnik aufgewertet wurde. Im Gegensatz zum Hören muss man gutes Zuhören lernen.
Es gibt ein paar allgemeine Regeln für gutes Zuhören. Einige davon gehen auf den bekannten Psychotherapeuten Carl R. Rogers zurück.
- Geduldig zuhören bis zum Schluss
- Sich konzentrieren auf den anderen
- Sich dem anderen freundlich zuwenden
- Erfahren wollen, was der andere sagen will
- Blickkontakt zum Gesprächspartner/-in suchen
- Gefühle des anderen verbalisieren
- Verstandenes wiedergeben
- Klärende und weiterführende Rückfragen stellen
Gutes Zuhören kann helfen Probleme zu erkennen und zu lösen. Wenn stille Kinder sich äußern, ist gutes Zuhören beispielsweise besonders wichtig.
Kommentar: Lärmreduktion kommt nicht von allein
Ist Ruhe die erste Schülerpflicht, wenn Unterricht gelingen soll? Dabei hatten wir das Stillsitzen doch aus gutem Grund fast abgeschafft. Wir wollten Verkrampfungen und eine zu angespannte Lernatmosphäre vermeiden. Sind lebhafte, kontroverse Diskussionen, Gelächter, Musik und Tanz nicht auch ein Ausdruck von Lebensfreude?
Die Situation ist differenziert zu betrachten. Wir haben allen Grund uns um einen geringeren Lärmpegel zu bemühen. Ziel ist es, unsere Gesundheit, insbesondere unser Gehör, zu schützen und ein besseres Miteinander durch gutes Zuhören zu befördern. Die Motivation für mehr Ruhe und Stille ist deshalb eine andere als früher. Sie dient nicht dazu, Menschen mundtot zu machen oder ein Duckmäusertum zu befördern.
In unserem modernen (Schul-)leben ist der Lärmpegel schnell und dauerhaft zu hoch. Die Belastung durch einen hohen Lärmpegel in der Schule wird oft nicht explizit wahrgenommen, manchmal sogar heruntergespielt. Das ist ein Problem. Negative Auswirkungen stellen sich ein. Die Gründe werden nicht in einem zu hohen Lärmpegel gesucht. Alle Studien zeigen jedoch, dass unser modernes Leben, insbesondere in großen Städten mit hohen Lärmbelastungen verbunden ist. Unsere großen Schulzentren liegen oft wegen der besseren Verkehrsanbindung in Städten. Sie sind darüber hinaus zusätzlich wegen ihrer großen Schülerzahl von Lärmproblemen besonders betroffen.
Eine Hörbildung, die sich um gutes Zuhören bemüht sowie um den Schutz unserer Gesundheit ist eine moderne Herausforderung, die in der Schule aber auch im Elternhaus angenommen werden muss. Hörbildung ist so wichtig wie der Erwerb von Computerkenntnissen. Bauliche Maßnahmen u.a. das Einziehen von Akustikdecken, die den Gesprächslärm in Klassenzimmern reduzieren können, sollten in Schulen selbstverständlich werden.
Link- und Buchtipps
Linktipps:
Informationen zum Thema Ohr, Gehör und Hörschutz auch als App
http://www.earaction.bayern.de/index.htm
Fortbildungsmöglichkeit und Materialien für Pädagogen und Lehrkräfte bei auditorix.de
http://www.auditorix.de/schule
Dossier zum Thema Lärm des BLLV
http://www.bllv.de/Hintergrund.6616.0.html
Stiftung Zuhören
http://www.zuhoeren.de/
Buchtipps:
Kaltwasser, Vera Achtsamkeit in der Schule: Stille-Inseln im Unterricht: Entspannung und Konzentration Beltz Verlag 2013
Snel Eline Stillsitzen wie ein Frosch: Kinderleichte Meditationen für Groß und Klein Mit CD Goldmann Verlag 2013
Wehren Bernd Der Flüster-Führerschein – für eine ruhige und friedliche Atmosphäre in Klassenzimmer und Schule (1.-4. Klasse) Brigg Pädagogik Verlag 2009
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Über den Autor/die Autorin
Hildegard Dierks arbeitet seit vielen Jahren als Online-Autorin und Online-Redakteurin für verschiedene Zielgruppen, z.B. Eltern. Zu ihren Themenschwerpunkten zählen alle Themen rund um Grundschule, Fremdsprachenlernen, Musikerziehung, computergestütztes Lernen aber auch schulpolitische Themen.