Blau machen, Schwänzen, Schulverweigerung – Symptome der Schulangst

Jugendliche Person sitzt mit Schulranzen auf der Rücklehne einer Bank
Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer

Der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft steigt und dies bekommen Kinder oft schon im Vorschulalter zu spüren. Spätestens mit der Einschulung nimmt Bildung in vielen Familien einen hohen und nicht selten allzu hohen Stellenwert im Alltag ein. Die hohen Anforderungen der Eltern erzeugen beim Nachwuchs immer häufiger Stress-Symptome.

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Die Schule wird quasi mit dem Berufsleben und der Arbeitswelt gleichgesetzt, der Freizeit kommt nur noch eine untergeordnete Rolle zu.

Die hohen Anforderungen der Eltern erzeugen beim Nachwuchs immer häufiger Stress-Symptome. Die Kinder wollen den Erwartungen ihrer Eltern entsprechen, doch sie sind unsicher, ob sie die gesetzten Ziele auch erreichen können. Und wenn sie dann auch noch regelmäßig mit dem Urteil „ungenügend“ konfrontiert werden, halten sie sich irgendwann auch selbst für unfähig und entwickeln Versagensängste.

Was ist Schulangst?

Schulangst äußert sich darin, dass ein Kind den Besuch des Unterrichts aufgrund negativer Erwartungen, die es damit verknüpft, vermeidet. Die Angst kann sich auf Leistungs- und Prüfungssituationen beziehen - das Kind hat Angst vor schlechten Noten, dem Sitzenbleiben oder Versagen. Häufig handelt es sich jedoch auch um Furcht vor Demütigungen und Ausgrenzung, solche Kinder zeigen alle Anzeichen einer sozialen Phobie. Das Vermeidungsverhalten verschafft in beiden Fällen kurzfristig Erleichterung. Der Betroffene muss sich der angstbesetzten Situation dann erst einmal nicht mehr stellen.

Der Umkehrschluss, nämlich dass regelmäßiges Schule schwänzen auf Schulangst hindeutet, ist nicht zwangsläufig richtig, denn Schulvermeidung ist häufig nicht auf Angst, sondern auf Unlust, Langeweile oder auf eine Störung des Sozialverhaltens zurückzuführen. Darüber hinaus gibt es auch noch verschiedene andere Gründe, die ein Kind dazu veranlassen können, den Schulbesuch zu verweigern, zum Beispiel die Trennungsangst: hier meidet das Kind die Trennung von den engsten Bezugspersonen, also meist den Eltern. Dabei handelt es sich nicht um Schulangst im engeren Sinne. Diffuse Ängste können außerdem als Reaktionen auf andere seelische Belastungen wie Spannungen der Eltern untereinander oder den Tod eines nahen Verwandten auftreten.

Wie erkennt man Schulangst?

Im Zusammenhang mit der Schulangst treten meist auch psychische und psychosomatische Symptome auf. Häufig verstärken sich die Beschwerden wie zum Beispiel das sogenannte „Schul-Bauchweh“ morgens vor dem Schulbesuch. Sie verschwinden in der Regel vollständig, wenn das Kind zu Hause bleiben darf. Auch Kreislaufschwäche, Schwindel, Durchfall, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Nervosität, Nägelkauen und Stimmungsschwankungen sind klassische Anzeichen.

Betroffene Kinder versuchen außerdem den Schulbesuch durch Vermeidungs- und Verzögerungsstrategien zu verhindern, sie machen Eltern und Lehrern Vorwürfe und suchen die Schuld für ihr „Versagen“ bei anderen. Im Extremfall reagieren sie sogar mit Panikattacken oder Aggression.

Ursachen der Schulangst

Schulangst hat vor allem zwei Auslöser: Leistungs- oder soziale Ängste. Von Leistungsangst betroffene Kinder machen sich schon lange vor Prüfungen große Sorgen, ob sie bestehen werden und neigen dabei eher zu eher pessimistischen Einstellungen. Sie beschäftigen sich gedanklich intensiv mit den Konsequenzen eines Misserfolgs. Sie fühlen sich überfordert und dies kann verschiedene Gründe haben: Meist besteht tatsächlich eine echte Überforderung. Zum einen, weil das Kind länger ausgefallen ist, die Schule gewechselt hat oder ähnliches, zum anderen, weil es sich im Elternhaus mit Erwartungen konfrontiert sieht, die es nicht erfüllen kann. Auch Beziehungskonflikte zwischen Lehrern und Schülern können zu Situationen führen, die Gefühle der Entmutigung und Demütigung auslösen.

Soziale Ängste bestehen vor allem bei Kindern, die ohnehin zur Schüchternheit tendieren. Sie fürchten peinliche Situationen und haben große Angst, sich zu blamieren. Sie fühlen sich stark beobachtet und messen der Bewertung durch andere – in der Regel Autoritäts-Personen - allzu große Bedeutung bei. Ihr Verhalten ist von Verlegenheit, Scham und Publikumsangst geprägt. Sie haben zum Beispiel sehr große Probleme damit, vor der Klasse zu sprechen. Insgeheim sehnen sie sich genau wie andere Kinder auch nach Zuneigung und Bestätigung, sie meiden aber dennoch soziale Situationen und isolieren sich, nur um nicht der Ablehnung oder Kränkung durch andere ausgesetzt zu sein.

Fazit: aus der Angstspirale ausbrechen

Schulangst entsteht im schulischen Kontext und muss daher auch dort einer Lösung zugeführt werden. Eltern sollten das Vermeidungsverhalten ihrer Kinder nicht unterstützen, da sie deren Ängste damit auf Dauer nicht beheben, sondern sogar verstärken und sie in eine Angstspirale treiben: je länger das Kind der Schule fernbleibt, desto größer wird der Widerstand, den es beim nächsten Schulbesuch überwinden muss.

Ängste können nur durch eine Strategie abgebaut werden, die verschiedene Faktoren berücksichtigt: Stress und Zwang beeinträchtigen das Leistungsvermögen. Werden Kinder für schlechte Noten abgestraft, verlieren sie jede Freude am Lernen. Motivation kann nur durch positive Verstärkung hergestellt werden. Auch kleine Erfolge sollten immer wieder honoriert werden, um das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken. Kinder mit einem guten Selbstvertrauen trauen sich auch im Hinblick auf schulische und soziale Anforderungen mehr zu.
Eltern sollten zudem die Sorgen und Nöte ihrer Kinder ernst nehmen und ihnen als Ansprechpartner zur Seite stehen. Der Focus sollte sich dabei nicht auf die Probleme konzentrieren, sondern immer auf mögliche Lösungswege. Dabei ist es kein Zeichen von Schwäche, wenn die Hilfe Dritter in Anspruch genommen wird.

Linktipps

Schulangst – Ursache, Folgen und Bewältigung

www.paedagogik.stangl.eu/artikel/schul-angst.shtml

Ursachen, Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten bei Schulangst

www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugend-psychiatrie/erkrankungen/schulvermeidung-schulangst-schulphobie-schuleschwaenzen/schulangst/

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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