Modebewusste Teenager – Schule als Laufsteg?

Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer
Kleider machen Leute. Die Wahrheit, die in dieser alten Spruchweisheit liegt, hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren: Kleidung sagt vieles aus über die Herkunft eines Menschen. Man kann daran die soziale Schicht ablesen und bei vielen sogar die Konfession. Nicht selten werden Schüler aufgrund ihres Outfits abgestempelt und allein deswegen ausgegrenzt, weil sie sich keine Markenklamotten leisten können.
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Kleider machen Leute. Die Wahrheit, die in dieser alten Spruchweisheit liegt, hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren: Kleidung sagt vieles aus über die Herkunft eines Menschen. Man kann daran die soziale Schicht ablesen und bei vielen sogar die Konfession. Nicht selten werden Schüler aufgrund ihres Outfits abgestempelt und allein deswegen ausgegrenzt, weil sie sich keine Markenklamotten leisten können. Discountware, aber auch stylische Verfehlungen werden auf dem Schulhof gnadenlos abgestraft.

Die Vorbilder - das sind inzwischen jene Schüler, die die großen Labels souverän tragen. Marken, die nicht nur bei vielen Erwachsenen, sondern längst auch unter Teenagern zu Statussymbolen geworden sind. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Kinder aus guten Verhältnissen rund tausend Euro am Leib tragen. Sie setzen die Trends, sie stehen im Mittelpunkt und sie werden für ihre modischen Accessoires bewundert. Wer da nicht mithalten kann, gilt schlichtweg als uncool.

Auf der Suche nach dem eigenen Stil

Die Pubertät ist für die meisten Jugendlichen eine schwierige Phase. Sie sind auf der Suche nach ihrer eigenen Lebensform und ihrem persönlichen Stil. Sie wollen sich ihren eigenen, ganz individuellen Ausdruck verleihen, doch man muss heute schon ziemlich einfallsreich sein, um sich von anderen abzugrenzen.

Am leichtesten geht das durch optische Signale wie ausgefallene Haarfarben, Frisuren und Tatoos. Aber auch lässig getragene Outfits setzen Zeichen. Und die Schule ist nun einmal der soziale Kontext, in dem Kinder und Jugendliche ihre Wirkung auf andere am besten austesten können. Wer nicht mit einem originell ausgearbeiteten Referat bei Lehrern und Mitschülern landen kann, erprobt eben andere Methoden, die Aufmerksamkeit bescheren: Schüler, die sich durch besonders aufwändige Bekleidung hervortun, glänzen einschlägigen Untersuchungen zufolge meist nicht durch Leistung. Ein Marken-Logo ist zwar kostspielig, aber eben doch einfacher zu haben, als eine gute Note.

Dabeisein um jeden Preis

Jugendliche identifizieren sich gerne mit berühmten Vorbildern und sie sind gleichzeitig durch und durch geprägt von einer , in der bestimmte Marken zum Hype erhoben werden. Oft ist der von Teenagern als persönlich empfundene Geschmack nur ein Abziehbild dessen, was Markenartikler erfolgreich in immer neuen Variationen präsentieren und wer Individualität mit Designer-Klamotten herstellen möchte, ist im Grunde nur einer sehr subtilen Verkaufsmasche aufgesessen.

Auch kann man von Pubertierenden, die noch auf der Suche nach sich selbst sind, keinesfalls so etwas wie „Stilsicherheit“ erwarten. Die Palette der Verfehlungen ist reichhaltig und Schüler, die beabsichtigen, mit Bauchfreiheit, tiefen Ausschnitten, engen oder viel zu kurzen Hosen und Röcken Aufsehen zu erregen, müssen sich auf harsche Kritik nicht nur seitens der Lehrer, sondern insbesondere auch von Gleichaltrigen gefasst machen. Der allzu starke Drang nach Aufmerksamkeit kann - genauso wie das Mauerblümchendasein jener, die durch billige Kleidung auffallen, - zu virtuellen und ganz realen Mobbing-Attacken führen.

Zudem übt das Schaulaufen auf dem Schulhof starken Druck auf andere Schüler aus, die ebenfalls gerne dabei wären, aber nicht über die Mittel verfügen, sich mit den gerade angesagten Statussymbolen zu schmücken. Sie besitzen häufig nicht das Selbstbewusstsein, sich den Trends zu entziehen und verstehen auch nicht, dass ihnen selbst das stylishste Outfit nicht die Aufnahme in bestimmte Cliquen ermöglicht. Und so kommt es eben durchaus vor, dass sie sich die Statussymbole auf illegalen Wegen beschaffen.

Fazit: Mehr Individualität durch Schuluniformen

Die Schule ist . Sie entspricht im Wesentlichen einem Kontext wie zum Beispiel dem Arbeitsplatz der Erwachsenen. Kinder und Jugendliche durchleben dort grundlegende Phasen ihrer Sozialisierung, mitunter sogar grundlegender als im eigenen Elternhaus. Klare Regeln und Strukturen sind also durchaus angebracht, auch eine Kleiderordnung macht Sinn. Und es spricht sogar sehr vieles für die Einführung von Schuluniformen, weil sie einer Stigmatisierung und Ausgrenzung jener entgegenwirken, die sich teure Markenklamotten nicht leisten können.

Zugleich sorgt die Uniformierung dafür, dass Klassen- und Konfessions-Unterschiede aufgehoben werden. Vorurteilen wird somit kein Raum gegeben, eine bessere Chancengleichheit wird hergestellt. Leistung, Verhalten und Charakter rücken in den Mittelpunkt, es wird die Grundlage dafür geschaffen, dass sich Individualität authentisch ausdrücken und echtes Selbstbewusstsein, das nicht auf äußeren Merkmalen basiert, entstehen kann. Bernhard Bueb, Leiter der Schule Schloß Salem, wo seit 1968 wieder Uniform getragen wird, konstatiert: „Die Einheitlichkeit der Kleidung befreit von der Anstrengung, das Äußere mit Status- und Konsumsymbolen zu befrachten.“

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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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