Referate

Entwicklung und Erziehung
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von Dr. Birgit Ebbert
Waren Referate früher nur in den höheren Klassen oder gar in der Oberstufe üblich, so haben sie vielfach inzwischen auch Einzug in die Grundschule erhalten. Lesen Sie hier wertvolle Tipps zur Vorbereitung und Durchführung von Referaten im Unterricht.
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Referate – mehr als das Ablesen eines Internetausdrucks! Waren Referate früher nur in den höheren Klassen oder gar in der Oberstufe üblich, so haben sie vielfach inzwischen auch Einzug in die Grundschule erhalten. Eine sinnvolle Entwicklung, trainieren Schüler doch bei der Vorbereitung und beim Halten des Referates, ja sogar beim Gespräch über die Präsentation wichtige Fähigkeiten, die ihnen im Leben weiterhelfen werden. Sie müssen ein Thema eingrenzen, Informationen recherchieren und sortieren, das Ganze interessant für die Hörer aufbereiten und sich am Ende sogar noch der Kritik stellen, um sich zu verbessern.

Allerdings bedeuten Referate auch Aufwand, sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer. Schüler müssen sich auf ein Thema festlegen und selbstständig Informationen danach suchen, ehe sie diese zu einem sinnvollen Ablauf gliedern, das steht im Mittelpunkt von Kapitel 2. Schließlich müssen sie sich vor die Klasse stellen und das, was sie erarbeitet haben, vorlesen oder sogar möglichst frei vortragen. Für die meisten eine völlig neue Herausforderung, um die es in Kapitel 3 geht.

Die Lehrer müssen statt einer Klassenarbeit 20 bis 30 Ausarbeitungen und Präsentationen zu 20 bis 30 verschiedenen Themen und Fragestellungen analysieren und bewerten. Auch für Lehrer kann das eine neue Herausforderung sein, die in Kapitel 4 thematisiert wird.Zum Abschluss finden sich Link- und Literaturtipps für Lehrer sowie zur Weitergabe an die Schüler.

Vom Informationsberg zur gegliederten Ausarbeitung Am Anfang eines Referates steht ein Thema, das hört sich leicht an und ist häufig gar nicht leicht auszuwählen. Es muss schließlich auf die Klassenstufe zugeschnitten werden. In der Grundschule ist schon ein Referat über ein gelesenes Buch, den letzten Urlaub oder das Haustier eine Herausforderung für die Schüler. In den höheren Klassen wird der Anteil an selbstständiger Informationssuche steigen, doch auch hier ist eine Ausweitung des Themas schrittweise nötig. Das gilt sowohl für die Breite des Themas, von einem Buch über einen Autor zu einem Gesamtwerk oder gar einer Literaturepoche. Ebenso wichtig ist aber auch, dass die Schüler zunehmend nicht nur gefundene Informationen aufbereiten und wiedergeben, sondern eigene Fragen entwickeln und zur Diskussion stellen.

Der Auftrag für die Suche nach Informationen sollte abhängig von Klasse und Thema erfolgen. Bei jüngeren Schülern empfiehlt sich eine Sammlung von Büchern und Texten, in denen sie Informationen über ihr Thema finden können. Das gibt ihnen Sicherheit und sorgt für Chancengleichheit unter den Schülern, deren Eltern nicht über eine umfangreiche Bibliothek und einen Internetzugang verfügen. Falls eine Schulbibliothek mit Internetzugang vorhanden ist, wird der nächste Schritt in der weiterführenden Schule sein, dass die Schüler zu ihrem Thema selbstständig eine überschaubare Anzahl von Materialien, z. B. zwei Bücher und zwei Artikel aus dem Internet o. ä. suchen. Hier sollte bewusst eine Einschränkung erfolgen, schließlich sollen die Schüler lernen, Informationen zu sammeln und auszuwerten und nicht Papierberge anzuhäufen.

Auch hier steigt der Anspruch an die Schüler von Stufe zu Stufe, bis man ihnen ab der 9. Klasse zutrauen kann, selbstständig zu einem überschaubaren Thema zu recherchieren.

Damit die Schüler die Aufbereitung der Informationen und ihres Wissens lernen, empfiehlt sich, in einer Unterrichtsstunde die Arbeit mit Sachtexten zu thematisieren, falls das bis dahin nicht geschehen ist. Ebenfalls ist es sinnvoll, sich von den Schülern zunächst eine Gliederung vorlegen zu lassen, ehe sie an die Ausarbeitung des Referates gehen.

Denn auch das will gelernt sein, dass am Anfang eine Übersicht und Einführung steht, dass Informationen zu Oberthemen sortiert werden und diese dann zu Überschriften/Themen des Referates werden. Schließlich sollte das Referat mit einer kurzen Zusammenfassung bzw. einem Schlusswort enden und nicht abrupt aufhören.

Erfolgreich vortragen - dank Karteikarte, Folie & Co. Die meisten Schüler erarbeiten gerne Struktur und Inhalte eines Referates, ihnen gefällt es, Informationen zu suchen und zu sichten. Doch sobald sie das Referat vortragen sollen, werden sie nervös. Das ist nachvollziehbar, haben doch viele Schüler vom ersten Schultag an - oftmals mitbedingt durch Erfahrungen im Vorschulalter - eine Angst vor Fehlern entwickelt. Im stillen Kämmerlein fallen diese Fehler nicht auf. Bei einem Referat jedoch treten Schwächen und Mängel vor der ganzen Klasse zutage. Wichtig ist daher, eine entspannte Atmosphäre für die Referate zu schaffen.

Gerade beim ersten Referat sollte der Schüler gelobt und bestärkt werden. Kritikpunkte sollten eher in einem abschließenden Gespräch unter vier Augen oder bei der Bewertung des gesamten Referates gegeben werden. Das ist insofern wichtig, als das erste Referat die Grundlage für das Zutrauen in sich selbst bildet. Das kann ein so einschneidendes Erlebnis sein, da es in der Regel mit hohen Emotionen verbunden ist, dass der Schüler davon nur noch schwer abstrahieren kann.

Ehe ein Schüler ein gutes Referat halten kann, muss er lernen, was ein Referat ausmacht. Das lernt er nur durch Vorbilder. Besuchen Sie daher mit den Schülern Vorträge oder Referate oder initiieren Sie in einer weiterführenden Schule eine Projektwoche, in der die jüngeren Schüler Referate von älteren Schülern erleben können. Vielleicht ist es auch möglich, einen älteren Schüler als Gastreferenten in die Klasse einzuladen. Oder Sie halten selbst ein Beispielreferat für die Schüler, z. B. über das Halten eines Referats, damit sie erleben, was dabei zu beachten ist. In dieses Referat können sie bereits die Technik der Stichwortkarten einführen und selbst mit einer Anekdote oder einer Geschichte beginnen und einem Schlusssatz enden. So erleben die Schüler, wann das Zuhören Spaß macht, dass Sie nicht ablesen, sondern sich Karten geschrieben haben und können das in ihrem Referat umsetzen. Zugleich schaffen Sie dadurch Anhaltspunkte für die Bewertung des Referats (vgl. Kapitel 4).

Powerpointfolien sollten Sie frühestens ab der 8. Klasse einführen bzw. dann, wenn diese bereits Thema des Unterrichts waren. Sonst erhalten Sie von Eltern professionell gestaltete Folien, die eine große Enttäuschung bei den Schülern hinterlassen, die nicht über einen Computer verfügen und deren Eltern nicht versiert mit Powerpoint umgehen. Stellen Sie lieber Lernplakate oder erste Ansätze der Metaplantechnik vor, diese Methoden sind von jedem Schüler umzusetzen. Wenn Sie am Ende Ihres Referates noch eine Übersicht über die wichtigen Punkte verteilen, erleben Ihre Schüler auch gleich live, was ein Thesenpapier oder Handout ist und können sich mit Feuereifer an ihr eigenes Referat machen.

Schlechter Inhalt und guter Vortrag - die Bewertung eines Referats Ein Referat ist eine komplexe Aufgabe, deren Bewertung nicht so leicht ist. Ist der Inhalt wichtiger oder die Präsentation, spielt die Rechtschreibung eine Rolle oder die Perfektheit der Folien oder Lernplakate.

Hier muss sicher wieder zwischen den Klassenstufen abgewogen werden. Wichtig ist, dass das erste Referat zwar bewertet, aber nicht benotet wird. Das setzt die Schüler unter Druck und dabei geht das eigentliche Lernziel des Referates verloren. Das gilt sowohl für das erste Referat in der Grundschule als auch in der weiterführenden Schule.

Nicht alle Grundschulen lassen ihre Schüler Referate halten, d. h. Schüler kommen mit unterschiedlichen Erfahrungen, die zu erheblichen Notendifferenzen führen können. Schließlich gilt auch für Referate, dass ein Schüler nur für das benotet bzw. bewertet werden kann, was er im Unterricht durchgenommen (oder erlebt) hat.

Das sollten auch die Kriterien für die Benotung sein, lag der Schwerpunkt im Unterricht auf der Informationsrecherche und -aufbereitung, so sollte auch dieser Anteil der Benotung größer sein und die Präsentation u. U. sogar lediglich zu Zusatzpunkten führen. Haben die Schüler jedoch erlebt und gelernt, wie sie einen guten Vortrag halten, ist dieser Aspekt für die Benotung entscheidend, ohne dass die Inhalte außer acht gelassen werden.

Aspekte für die Benotung sind z. B.:

Inhalt
  • Gibt es eine sinnvolle Gliederung?
  • Werden die wichtigsten Informationen zum Thema wiedergegeben?
  • Stimmen die Zahlen und Fakten?
  • Werden Informationen auf Beispiele übertragen?


Vortrag
  • Wird ein Lernplakat o. ä. eingesetzt?
  • Arbeitet der Schüler mit Stichwortzetteln oder liest er ab?
  • Setzt der Schüler Erlebnisse und Beispiele ein?
  • Hält der Schüler Blickkontakt zu den Zuhörern?
  • Ist der Satzbau abwechslungsreich?
  • Spricht der Schüler laut und verständlich?


Literatur & Links Literatur

Günther Besold: Lernplus Referate und Präsentationen
Die Lernhilfe fürs Gymnasium
Schroedel, Braunschweig 2009

Monika Bornemann u. a.: Referate, Vorträge, Facharbeiten
Reihe Lernen lernen. Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung eines Referates mit Anregungen zur Selbstreflexion
Mannheim 2006

Johannes Greving: Referate vorbereiten und halten
Reihe Pocket Teacher
Berlin 2005
Umfangreiche Information über alle Elemente eines Referates von der Vorbereitung bis zur Körpersprache mit Code zum Download einer PowerPoint-Vorlage, für Schüler ab der 9. Klasse

Susanne Jarausch, Ilse Stangl: Voll fit für Referate
So schaffst du den Sprung ins Gymnasium. Übungsbuch zur Vorbereitung eines Referates und des Vortrags für Grundschüler.
Wien 2008

Maren Konrad: Lernfuchs "Referate halten"
Übungsbuch für Schüler ab der 5. Klasse zur Vorbereitung eines Referates mit Informationen und Aufgaben
München: Compact 2009


Links

Anforderungen an Referenten unterschiedlicher Klassenstufen
http://www.schule-der-rhetorik.de/referate-progression.htm

Linksammlung zum Thema "Referat und Präsentation in Schule und Studium"
http://frank-schaetzlein.de/didaktik/referat.htm


Foto: Judywie/photocase.com

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Über den Autor/die Autorin

Dr. Birgit Ebbert ist freie Autorin und als Diplom-Pädagogin seit vielen Jahren in der Elternarbeit und Lehrerfortbildung tätig. Neben Kinderbüchern und Krimis schreibt sie Elternratgeber, Lernhilfen, Vorlesegeschichten und Bücher über kreatives Arbeiten mit Papier.

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