Eine Reise in den deutschen Musikwinkel
Freizeit und Erholung
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Eine Reise in den deutschen Musikwinkel
von Jörg Sauer
Der Weg führt in ein kleines Gebiet, der auch der vogtländische Musikwinkel genannt wird. Dieser liegt im Südwesten des Freistaates Sachsen im sächsischen Vogtland.
Lesedauer:
8 min
Geschichte, Land und Leute
Das Vogtland umfasst die sich in Grenznähe befindenden Gebiete der Freistaaten Sachsen, Bayern und Thüringen und das nordwestliche Egerland der Tschechischen Republik. Es ist heute in den meisten Fällen auf einen geografischen Begriff verengt und wird oft mit dem Vogtlandkreis gleich gesetzt. Der Name "Vogtland" geht auf die Verwaltung dieses Gebietes durch die Vögte von Weida, Gera, Plauen und Greiz zurück.
Der Begriff des "Vogtes" ist abgeleitet vom lateinischen Wort advocatus, welches soviel wie "Beistand" bedeutet. Er übernahm die Stellung eines Richters. Seine Position nahm im Laufe der Jahrhunderte zu. Sie entwickelte sich vom einem ursprünglichen, anderen Schutz bietendem, Laien bis hin zu einem "Edel- oder Herrenvogt". In diesem vererbbaren Amt musste der Vogt seinem König die Treue schwören.
Im Mittelalter setzte der König Reichsvögte ein, die "für Verwaltung und Gerichtsbarkeit in einem Krongutsbezirk"1 verantwortlich waren.
Quellen:
1 Bertelsmann Universal Lexikon, Band 19, Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH, Gütersloh, 1994, Seite 80
Geschichtlicher Kurzabriss
1180 Die Herren von Weida erhielten höchst wahrscheinlich von Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Titel eines Vogtes. Der Stammsitz war die Osterburg in Weida.
1232 Friedrich II. verleiht das Berg- und Münzregal. Darunter versteht man zum einen das Recht über alle ungehobenen Bodenschätze zu verfügen und zum anderen das hoheitliche Recht, eine Münzordnung zu bestimmen.
1281 Der Vogt zu Plauen, Heinrich I., bekam den Markt Asch (heute Aš).
1327 Heinrich von Plauen seine Ländereinen, ausgenommen Voigtsberg, der Lehnsherrschaft des böhmischen Königs.
1349 Auch Voigtsberg unterstellt sein Sohn Heinrich ebenfalls der Böhmischen Krone.
1357 Es erfolgte ein Gebietsaustausch mit der Markgrafschaft Meißen. So gingen u. a. Geithain, Kohren und Borna an den Vogt. Adorf, Pausa und Hirschberg wurden unter die Verwaltung der Markgrafschaft gestellt.
1379 Die Herren von Plauen erhielten Auerbach, Pausa und Liebau als Lehen der Markgrafschaft Meißen zurück, da Heinrichs Vettern den Tausch aus dem Jahre 1857 anfochten.
1426 Die Herren von Plauen waren nun auch Burggrafen von Meißen. Das hatte zur Folge, dass: "…sie sich in einem dauernden Machtkampf mit den sächsischen Kurfürsten"2 befanden.
1466 Der sächsische Kurfürst Ernst (1441- 1486) besetzte das Vogtland und erhielt es als Lehen. Heinrich II. von Plauen wurde das Lehen durch den böhmischen König Georg von Podiebrad (1420- 1471) entzogen, da er die Gegner des Adels allzu offensichtlich unterstützte.
1485 Auf der bedeutsamen Leipziger Teilung vom 14. Juni beschlossen die sächsischen Herzöge Ernst und Albrecht III. (1443- 1500) die Teilung ihrer Herrschaftsgebiete. Am 11. November des gleichen Jahren unterzeichneten sie den bis 1918 geltenden Vertrag in Leipzig. Für das Vogtland bedeutete dies, dass es an die ernestinische Linie überging.
1547 Die Ernestiner verloren das Vogtland nach der Schlacht von Mühlberg am 24. April wieder. Diese beendete den Schmalkaldischen Krieg. Der spätere Kaiser Ferdinand I. (1503- 1564):"… verlieh es seinem Kanzler Heinrich IV. von Plauen."3
1559 Seine Söhne Heinrich V. und Heinrich VI. verpfändeten das Vogtland an Kursachsen, da sie den von ihrem Vater hinterlassenen Schuldenberg nicht abbauen konnten.
1566 Kurfürst August (1526- 1586) übernahm alle Ämter sowie: "... die Städte Voigtsberg, Plauen und Pausa" 4, da Heinrich VI. die verpfändeten Gebiete nicht mehr einlösen konnte.
1657 Dem Herzog von Sachsen- Zeitz wurden die Ämter Voigtsberg, Plauen und Pausa sowie die Amtssassen des Vogtländischen Kreises zugesprochen. Beim Kurfürstentum Sachsen blieben Schöneck und die: "… schriftsässigen Rittergüter." 5
1718 Die Linie Sachsen- Zeitz starb aus, so dass die Gebiete an das Kurfürstentum Sachsen zurückgingen.
1835 Der sächsische Teil des Vogtlandes gehörte zur Kreisdirektion Zwickau.
1874 Als Oberverwaltung war bei der Kreishauptmannschaft Zwickau zuständig.
1939 Das Vogtland wurde bis zur Auflösung des Freistaates Sachsen nach dem Ende des II. Weltkrieges vom Regierungsbezirk Zwickau verwaltet.
1945 Das Gebiet gehörte dem neu entstandenen Land Sachsen an, das ein Teil der sowjetisch besetzten Zone in Deutschland, war.
1952 Nach der Einführung der Bezirke in der ehemaligen DDR wurde das Vogtland dem Bezirk Karl- Marx- Stadt zugeordnet.
1990 Mit der Neugründung des Landes Sachsen am 22. Juni (Freistaat seit dem Tag der Wiedervereinigung) gehört das sächsische Vogtland zum Regierungsbezirk Chemnitz.
Die Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Quellen:
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Vogtland
3 ebd.
4 ebd.
5 ebd.
Land und Leute
Landschaft
Das südliche Obere Vogtland mit teils dicht bewachsenen Wäldern (vorherrschend Fichten) gehört zum Westerzgebirge. Die höchsten Berge sind u. a. der Schneehübel (974m), der Große Rammelsberg (963m), der Kiel 943 m der Aschberg 936 m oder der Schneckenstein (883m).
Der Schneckenstein ist der einzige oberirdischer Topasfelsen Europas mit einer Höhe von 23 m. Besonders interessant ist seine markante Form. Nach dem Abbau von Topas sind nur noch etwa Drittels des Felsens erhalten. Mittlerweile zieren zahlreiche Topase des Schneckensteins wertvolle Kunstgegenstände, unter anderen sogar die Kronjuwelen des Englischen Königshauses. Seit 1937 ist der Schneckenstein als Naturschutzdenkmal eingestuft. Er kann von Interessierten besichtigt werden. Im südlichsten Zipfel, im unmittelbaren Grenzgebiet zu Tschechien liegt das Elstergebirge mit seiner höchsten Erhebung, dem Kapellenberg (759m).
Die weiter nördlich gelegene Landschaft ist durch sanfte und oftmals bewaldete Hügel, sich abwechselnde Wiesen sowie Felder charakterisiert.
Das Vogtland durchfließen u. a. die Weiße Elster, die Zwota, die Göltzsch und die Zwickauer Mulde, den bayerischen und thüringischen Teil die Saale. Zahlreiche kleine und große Talsperren stauen die Flüsse. Besonders bekannt sind die Talsperren Pirk und Pöhl.
Das Vogtland ist eines der aktivsten vulkanischen Gebiete in Europa. Zeugnis darüber legen die Schwarmbeben, die heißen Quellen oder die Gasaustritte ab.
Wichtige Städte im sächsischen Vogtland
Im Vogtlandkreis, mit einer Einwohnerzahl von 245.899 zum 30. Juni 2010, gibt es derzeit 45 Kommunen. Diese setzen sich zusammen aus 4 Großen Kreisstädten (Plauen, Reichenbach im Vogtland, Auerbach/Vogtl., Oelsnitz/Vogtl.), 14 Städten und 27 Gemeinden.
Weitere ausführliche Informationen unter:
www.vogtlandkreis.de/gemeinden.php
Kulturelle und wirtschaftliche Besonderheiten
Imposante Bauwerke mit Weltruf
Die Göltzschtalbrücke bei Mylau/Netzschkau, erbaut aus 26 Millionen Ziegeln, ist die größte Ziegelsteinbrücke der Welt (Höhe 78m, gebaut von 1846 bis 1851- Eisenbahnbrücke). Die Friedensbrücke in Plauen ist eine Bruchsteinbogenbrücke mit einer Spannweite von 90 Metern und gehört damit zu den größten steinernen Brückenbögen weltweit.
Nicht zu vergessen sind die Elstertalbrücke in der Vogtländischen Schweiz sowie die Autobahnbrücke bei Pirk. Weitere Bauwerke
Bäderorte
Die Entdeckung der heilsamen heißen Quellen machten die Kurorte Bad Brambach und Bad Elster weit über die Grenzen von Sachsen oder Deutschland hinaus bekannt.
Die Sächsische Staatsbäder Bad Elster und Bad Brambach bieten mit ihren einzigartigen Heilquellenvorkommen von verschiedenen mineral- und kohlensäurehaltigen Trinkquellen und Badequellen sowie reichhaltiger Moorerde ideale Voraussetzungen für Kurangebote. Unter den Heilquellen befindet sich die stärkste Radon-Mineralquelle der Welt. Industrie
Das Vogtland ist ein traditioneller Standort für das produzierende und verarbeitende Gewerbe. Maschinenbau und Metallverarbeitung haben hier eine lange Tradition - ebenso das Handwerk der Musikinstrumentenbauer sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie. Neben der Kunststoffproduktion und -verarbeitung, der Nahrungs- und Genussmittel- produktion, der Elektrotechnik und Elektronik gewinnt die Automobilzulieferindustrie immer mehr an Bedeutung.
Optimale Rahmenbedingungen, die besonderen Standortvorteile und ein ausgeprägtes Behördencoaching in der Wirtschaftsförderung haben in den vergangenen Jahren für eine Reihe von Neuansiedlungen gesorgt, wie z. B. der italienische Automobilzulieferer "Magnetto Automotive Deutschland GmbH" in Treuen, der Kälteanlagenbau "Thermofin GmbH" in Reichenbach, das österreichische Unternehmen "Physiotherm" oder der japanische Zulieferer "MIM Steel Processing GmbH". Die jüngste Ansiedung ist die Hetzner Online AG im Gewerbegebiet Falkenstein/Siebenhitz.
Auch die Bestandspflege einheimischer Unternehmen und die gute Auftragslage haben Wirkung gezeigt. Einige Firmen haben in der Erweiterung ihres Produktionsstandortes investiert, u. a. die "Vowalon" in Treuen, "Murrplastik" in Falkenstein, WS Metallbau oder die "UFT Produktion" in Heindorfergrund.
Mittelpunkt bildete und bildet die Stadt Plauen
Spitzen und Strickerei ("Plauener Spitze")
Maschinenbau (u. a. Fahrzeugbau, Druckmaschinenbau)
Reichenbach und Greiz sowie Zeulenroda in Thüringen sind weitere Schwerpunkte der Industrie
In Oelsnitz und Adorf sind Zentren für die Teppichweberei.
Der Musikinstrumentenbau im Musikwinkel früher und heute
Der Begriff des "Musikwinkels" wurde wesentlich von dem in Zwota geborenen vom Mundartdichter, Heimatschriftsteller und Kinderbuchautor Max Schmerler (1873- 1960)geprägt. Dazu zählt man das Gebiet zwischen Zwota, Markneukirchen, Klingenthal, Schöneck einschließlich aller dortigen Gemeinden.
Im 17. Jahrhundert flohen aus dem Böhmischen die protestantischen Handwerker vor der Gegenreformation. Die ersten Geigenbauer ließen sich in Markneukirchen nieder. Im Jahre 1677: "… schlossen sich zwölf Geigenbaumeister zu einer Innung zusammen."6 Die kurfürstlich- sächsische Kanzlei in Moritzburg bestätigte diesen. Er gilt somit: "… als die Geburtsurkunde des Musikinstrumentenbaus im Vogtland."7
In der Folgezeit siedelten sich auch mehr und mehr die "Zulieferer", wie Saitenhersteller und Bogenbauer in Markneukirchen an; Zither- und Gitarrenbau folgten. In der Wendezeit vom 17. zum 18. Jahrhundert zogen auch die Instrumentenbauer, die das Bauen von Waldhörnern und Holzblasinstrumenten beherrschten, in das Gebiet. Nun war es praktisch so, dass alle klassischen Orchesterinstrumente hier hergestellt wurden. Die Nachbarorte wurden von der Instrumentenbaukunst in den folgenden Jahren erfasst. Ab dem Jahre 1829 wurden in Klingenthal Harmonika- Instrumente gebaut.
Wohlstand und Reichtum entwickelte sich in diesem Gebiet, wobei die "einfachen" Handwerker den kleineren Erlös daran hatten. Am meisten profitierten von dem Reichtum die Händler, man nannte sie: "Fortschicker"8 Der Anteil der im vogtländischen Musikinstrumente erreichte in der Wende zum 20. Jahrhundert einen Weltmarktanteil von ca. 80 Prozent.
In Markneukirchen lebten 15 Millionäre. Die Stadt galt unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl als die reichste in Deutschland. Zahlreiche prächtige Villen künden von dieser Zeit. Den USA war der Handel so wichtig, dass sie von 1893- 1916 ein eigenes Generalkonsulat in Markneukirchen betrieben.
Einige Akkordeonhersteller aus Klingenthal schlossen sich nach dem I. Weltkrieg zu Aktiengesellschaften zusammen mit dem Ziel der Produktionsrationalisierung.
In der Zeit der DDR stellte man einen hohen Anteil an Musikinstrumenten industriell her. Diese Betriebe existieren heute in dieser Form meist nicht mehr. Die oftmals über viele Generationen geführten Handwerksbetriebe sind wieder prägend für den Bau von Musikinstrumenten.
"Musicon Valley" nennt man in der heutigen dieses Gebiet in Anlehnung an die Globalisierung.
Weiterführende spannende Berichte von Zeitzeugen sind nachzulesen unter:
www.schlaggitarren.de/home.php?text=historie
Download "Geschichte der Musikinstrumente"
Quellen:
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Musikwinkel 7 ebd. 8 ebd.
Linktipps
Linktipps
www.museum-markneukirchen.de/
www.vogtline.com/musikwinkel.htm
http://musikwinkel.info/2010-11-16/original-hoch-und-deutschmeister-zu-gast-in-markneukirchen/
Weitere für diesen Beitrag genutzte Internetseiten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vogtland
http://de.wikipedia.org/wiki/Musikwinkel
http://www.vogtlandkreis.de/index.php
Das Vogtland umfasst die sich in Grenznähe befindenden Gebiete der Freistaaten Sachsen, Bayern und Thüringen und das nordwestliche Egerland der Tschechischen Republik. Es ist heute in den meisten Fällen auf einen geografischen Begriff verengt und wird oft mit dem Vogtlandkreis gleich gesetzt. Der Name "Vogtland" geht auf die Verwaltung dieses Gebietes durch die Vögte von Weida, Gera, Plauen und Greiz zurück.
Der Begriff des "Vogtes" ist abgeleitet vom lateinischen Wort advocatus, welches soviel wie "Beistand" bedeutet. Er übernahm die Stellung eines Richters. Seine Position nahm im Laufe der Jahrhunderte zu. Sie entwickelte sich vom einem ursprünglichen, anderen Schutz bietendem, Laien bis hin zu einem "Edel- oder Herrenvogt". In diesem vererbbaren Amt musste der Vogt seinem König die Treue schwören.
Im Mittelalter setzte der König Reichsvögte ein, die "für Verwaltung und Gerichtsbarkeit in einem Krongutsbezirk"1 verantwortlich waren.
Quellen:
1 Bertelsmann Universal Lexikon, Band 19, Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH, Gütersloh, 1994, Seite 80
Geschichtlicher Kurzabriss
1180 Die Herren von Weida erhielten höchst wahrscheinlich von Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Titel eines Vogtes. Der Stammsitz war die Osterburg in Weida.
1232 Friedrich II. verleiht das Berg- und Münzregal. Darunter versteht man zum einen das Recht über alle ungehobenen Bodenschätze zu verfügen und zum anderen das hoheitliche Recht, eine Münzordnung zu bestimmen.
1281 Der Vogt zu Plauen, Heinrich I., bekam den Markt Asch (heute Aš).
1327 Heinrich von Plauen seine Ländereinen, ausgenommen Voigtsberg, der Lehnsherrschaft des böhmischen Königs.
1349 Auch Voigtsberg unterstellt sein Sohn Heinrich ebenfalls der Böhmischen Krone.
1357 Es erfolgte ein Gebietsaustausch mit der Markgrafschaft Meißen. So gingen u. a. Geithain, Kohren und Borna an den Vogt. Adorf, Pausa und Hirschberg wurden unter die Verwaltung der Markgrafschaft gestellt.
1379 Die Herren von Plauen erhielten Auerbach, Pausa und Liebau als Lehen der Markgrafschaft Meißen zurück, da Heinrichs Vettern den Tausch aus dem Jahre 1857 anfochten.
1426 Die Herren von Plauen waren nun auch Burggrafen von Meißen. Das hatte zur Folge, dass: "…sie sich in einem dauernden Machtkampf mit den sächsischen Kurfürsten"2 befanden.
1466 Der sächsische Kurfürst Ernst (1441- 1486) besetzte das Vogtland und erhielt es als Lehen. Heinrich II. von Plauen wurde das Lehen durch den böhmischen König Georg von Podiebrad (1420- 1471) entzogen, da er die Gegner des Adels allzu offensichtlich unterstützte.
1485 Auf der bedeutsamen Leipziger Teilung vom 14. Juni beschlossen die sächsischen Herzöge Ernst und Albrecht III. (1443- 1500) die Teilung ihrer Herrschaftsgebiete. Am 11. November des gleichen Jahren unterzeichneten sie den bis 1918 geltenden Vertrag in Leipzig. Für das Vogtland bedeutete dies, dass es an die ernestinische Linie überging.
1547 Die Ernestiner verloren das Vogtland nach der Schlacht von Mühlberg am 24. April wieder. Diese beendete den Schmalkaldischen Krieg. Der spätere Kaiser Ferdinand I. (1503- 1564):"… verlieh es seinem Kanzler Heinrich IV. von Plauen."3
1559 Seine Söhne Heinrich V. und Heinrich VI. verpfändeten das Vogtland an Kursachsen, da sie den von ihrem Vater hinterlassenen Schuldenberg nicht abbauen konnten.
1566 Kurfürst August (1526- 1586) übernahm alle Ämter sowie: "... die Städte Voigtsberg, Plauen und Pausa" 4, da Heinrich VI. die verpfändeten Gebiete nicht mehr einlösen konnte.
1657 Dem Herzog von Sachsen- Zeitz wurden die Ämter Voigtsberg, Plauen und Pausa sowie die Amtssassen des Vogtländischen Kreises zugesprochen. Beim Kurfürstentum Sachsen blieben Schöneck und die: "… schriftsässigen Rittergüter." 5
1718 Die Linie Sachsen- Zeitz starb aus, so dass die Gebiete an das Kurfürstentum Sachsen zurückgingen.
1835 Der sächsische Teil des Vogtlandes gehörte zur Kreisdirektion Zwickau.
1874 Als Oberverwaltung war bei der Kreishauptmannschaft Zwickau zuständig.
1939 Das Vogtland wurde bis zur Auflösung des Freistaates Sachsen nach dem Ende des II. Weltkrieges vom Regierungsbezirk Zwickau verwaltet.
1945 Das Gebiet gehörte dem neu entstandenen Land Sachsen an, das ein Teil der sowjetisch besetzten Zone in Deutschland, war.
1952 Nach der Einführung der Bezirke in der ehemaligen DDR wurde das Vogtland dem Bezirk Karl- Marx- Stadt zugeordnet.
1990 Mit der Neugründung des Landes Sachsen am 22. Juni (Freistaat seit dem Tag der Wiedervereinigung) gehört das sächsische Vogtland zum Regierungsbezirk Chemnitz.
Die Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Quellen:
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Vogtland
3 ebd.
4 ebd.
5 ebd.
Land und Leute
Landschaft
Das südliche Obere Vogtland mit teils dicht bewachsenen Wäldern (vorherrschend Fichten) gehört zum Westerzgebirge. Die höchsten Berge sind u. a. der Schneehübel (974m), der Große Rammelsberg (963m), der Kiel 943 m der Aschberg 936 m oder der Schneckenstein (883m).
Der Schneckenstein ist der einzige oberirdischer Topasfelsen Europas mit einer Höhe von 23 m. Besonders interessant ist seine markante Form. Nach dem Abbau von Topas sind nur noch etwa Drittels des Felsens erhalten. Mittlerweile zieren zahlreiche Topase des Schneckensteins wertvolle Kunstgegenstände, unter anderen sogar die Kronjuwelen des Englischen Königshauses. Seit 1937 ist der Schneckenstein als Naturschutzdenkmal eingestuft. Er kann von Interessierten besichtigt werden. Im südlichsten Zipfel, im unmittelbaren Grenzgebiet zu Tschechien liegt das Elstergebirge mit seiner höchsten Erhebung, dem Kapellenberg (759m).
Die weiter nördlich gelegene Landschaft ist durch sanfte und oftmals bewaldete Hügel, sich abwechselnde Wiesen sowie Felder charakterisiert.
Das Vogtland durchfließen u. a. die Weiße Elster, die Zwota, die Göltzsch und die Zwickauer Mulde, den bayerischen und thüringischen Teil die Saale. Zahlreiche kleine und große Talsperren stauen die Flüsse. Besonders bekannt sind die Talsperren Pirk und Pöhl.
Das Vogtland ist eines der aktivsten vulkanischen Gebiete in Europa. Zeugnis darüber legen die Schwarmbeben, die heißen Quellen oder die Gasaustritte ab.
Wichtige Städte im sächsischen Vogtland
Im Vogtlandkreis, mit einer Einwohnerzahl von 245.899 zum 30. Juni 2010, gibt es derzeit 45 Kommunen. Diese setzen sich zusammen aus 4 Großen Kreisstädten (Plauen, Reichenbach im Vogtland, Auerbach/Vogtl., Oelsnitz/Vogtl.), 14 Städten und 27 Gemeinden.
Weitere ausführliche Informationen unter:
www.vogtlandkreis.de/gemeinden.php
Kulturelle und wirtschaftliche Besonderheiten
Imposante Bauwerke mit Weltruf
Die Göltzschtalbrücke bei Mylau/Netzschkau, erbaut aus 26 Millionen Ziegeln, ist die größte Ziegelsteinbrücke der Welt (Höhe 78m, gebaut von 1846 bis 1851- Eisenbahnbrücke). Die Friedensbrücke in Plauen ist eine Bruchsteinbogenbrücke mit einer Spannweite von 90 Metern und gehört damit zu den größten steinernen Brückenbögen weltweit.
Nicht zu vergessen sind die Elstertalbrücke in der Vogtländischen Schweiz sowie die Autobahnbrücke bei Pirk. Weitere Bauwerke
- Burg Mylau- die am besten erhaltene mittelalterliche Burg des Vogtlandes
- Schloss Netzschkau
- die Kaiserburg in Mylau
- Schloss Voigtsberg als Herrschaftsitz der Fürsten von Straßberg
- Skisprunganlage Vogtland- Arena bei Klingenthal, gehört zu den modernsten Schanzen Europas
- Die "Wiege" des Vogtlandes, die Osterburg in Weida befindet sich im heutigen Freistaat Thüringen.
Bäderorte
Die Entdeckung der heilsamen heißen Quellen machten die Kurorte Bad Brambach und Bad Elster weit über die Grenzen von Sachsen oder Deutschland hinaus bekannt.
Die Sächsische Staatsbäder Bad Elster und Bad Brambach bieten mit ihren einzigartigen Heilquellenvorkommen von verschiedenen mineral- und kohlensäurehaltigen Trinkquellen und Badequellen sowie reichhaltiger Moorerde ideale Voraussetzungen für Kurangebote. Unter den Heilquellen befindet sich die stärkste Radon-Mineralquelle der Welt. Industrie
Das Vogtland ist ein traditioneller Standort für das produzierende und verarbeitende Gewerbe. Maschinenbau und Metallverarbeitung haben hier eine lange Tradition - ebenso das Handwerk der Musikinstrumentenbauer sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie. Neben der Kunststoffproduktion und -verarbeitung, der Nahrungs- und Genussmittel- produktion, der Elektrotechnik und Elektronik gewinnt die Automobilzulieferindustrie immer mehr an Bedeutung.
Optimale Rahmenbedingungen, die besonderen Standortvorteile und ein ausgeprägtes Behördencoaching in der Wirtschaftsförderung haben in den vergangenen Jahren für eine Reihe von Neuansiedlungen gesorgt, wie z. B. der italienische Automobilzulieferer "Magnetto Automotive Deutschland GmbH" in Treuen, der Kälteanlagenbau "Thermofin GmbH" in Reichenbach, das österreichische Unternehmen "Physiotherm" oder der japanische Zulieferer "MIM Steel Processing GmbH". Die jüngste Ansiedung ist die Hetzner Online AG im Gewerbegebiet Falkenstein/Siebenhitz.
Auch die Bestandspflege einheimischer Unternehmen und die gute Auftragslage haben Wirkung gezeigt. Einige Firmen haben in der Erweiterung ihres Produktionsstandortes investiert, u. a. die "Vowalon" in Treuen, "Murrplastik" in Falkenstein, WS Metallbau oder die "UFT Produktion" in Heindorfergrund.
Mittelpunkt bildete und bildet die Stadt Plauen
Spitzen und Strickerei ("Plauener Spitze")
Maschinenbau (u. a. Fahrzeugbau, Druckmaschinenbau)
Reichenbach und Greiz sowie Zeulenroda in Thüringen sind weitere Schwerpunkte der Industrie
In Oelsnitz und Adorf sind Zentren für die Teppichweberei.
Der Musikinstrumentenbau im Musikwinkel früher und heute
Der Begriff des "Musikwinkels" wurde wesentlich von dem in Zwota geborenen vom Mundartdichter, Heimatschriftsteller und Kinderbuchautor Max Schmerler (1873- 1960)geprägt. Dazu zählt man das Gebiet zwischen Zwota, Markneukirchen, Klingenthal, Schöneck einschließlich aller dortigen Gemeinden.
Im 17. Jahrhundert flohen aus dem Böhmischen die protestantischen Handwerker vor der Gegenreformation. Die ersten Geigenbauer ließen sich in Markneukirchen nieder. Im Jahre 1677: "… schlossen sich zwölf Geigenbaumeister zu einer Innung zusammen."6 Die kurfürstlich- sächsische Kanzlei in Moritzburg bestätigte diesen. Er gilt somit: "… als die Geburtsurkunde des Musikinstrumentenbaus im Vogtland."7
In der Folgezeit siedelten sich auch mehr und mehr die "Zulieferer", wie Saitenhersteller und Bogenbauer in Markneukirchen an; Zither- und Gitarrenbau folgten. In der Wendezeit vom 17. zum 18. Jahrhundert zogen auch die Instrumentenbauer, die das Bauen von Waldhörnern und Holzblasinstrumenten beherrschten, in das Gebiet. Nun war es praktisch so, dass alle klassischen Orchesterinstrumente hier hergestellt wurden. Die Nachbarorte wurden von der Instrumentenbaukunst in den folgenden Jahren erfasst. Ab dem Jahre 1829 wurden in Klingenthal Harmonika- Instrumente gebaut.
Wohlstand und Reichtum entwickelte sich in diesem Gebiet, wobei die "einfachen" Handwerker den kleineren Erlös daran hatten. Am meisten profitierten von dem Reichtum die Händler, man nannte sie: "Fortschicker"8 Der Anteil der im vogtländischen Musikinstrumente erreichte in der Wende zum 20. Jahrhundert einen Weltmarktanteil von ca. 80 Prozent.
In Markneukirchen lebten 15 Millionäre. Die Stadt galt unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl als die reichste in Deutschland. Zahlreiche prächtige Villen künden von dieser Zeit. Den USA war der Handel so wichtig, dass sie von 1893- 1916 ein eigenes Generalkonsulat in Markneukirchen betrieben.
Einige Akkordeonhersteller aus Klingenthal schlossen sich nach dem I. Weltkrieg zu Aktiengesellschaften zusammen mit dem Ziel der Produktionsrationalisierung.
In der Zeit der DDR stellte man einen hohen Anteil an Musikinstrumenten industriell her. Diese Betriebe existieren heute in dieser Form meist nicht mehr. Die oftmals über viele Generationen geführten Handwerksbetriebe sind wieder prägend für den Bau von Musikinstrumenten.
"Musicon Valley" nennt man in der heutigen dieses Gebiet in Anlehnung an die Globalisierung.
Weiterführende spannende Berichte von Zeitzeugen sind nachzulesen unter:
www.schlaggitarren.de/home.php?text=historie
Download "Geschichte der Musikinstrumente"
Quellen:
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Musikwinkel 7 ebd. 8 ebd.
Linktipps
Linktipps
www.museum-markneukirchen.de/
www.vogtline.com/musikwinkel.htm
http://musikwinkel.info/2010-11-16/original-hoch-und-deutschmeister-zu-gast-in-markneukirchen/
Weitere für diesen Beitrag genutzte Internetseiten:
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Über den Autor/die Autorin
Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.