Einschulung - Jetzt oder später?
Entwicklung und Erziehung
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Einschulung - Jetzt oder später?
Die Frage, wann ein Kind eingeschult wird, beantwortet jedes Bundesland anders. Grundsätzlich gilt, dass alle Kinder, die bis zu einem bestimmten Stichtag sechs Jahre alt werden, nach den Sommerferien desselben Jahres eingeschult werden müssen.
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Einschulung - Jetzt oder später?
Marie wohnt in Hamburg. Am 2. Juli ist sie sechs Jahre alt geworden. In die Schule wird sie in diesem Jahr trotzdem nicht gehen, denn Marie ist ein „Kann-Kind“. Ihre Eltern finden, Marie solle ruhig noch ein bisschen länger „Kind sein dürfen“. Maries Cousin Jakob lebt in Berlin. Jakob ist einige Monate jünger als Marie, er wird Ende November sechs. Trotzdem beginnt er im September die Schule. In Berlin ist der 31. Dezember der Stichtag für das Erreichen des Schulalters von sechs Jahren, alle Kinder, die bis zu diesem Datum sechs werden, werden eingeschult. Jakob ist also ein „Muss-Kind“. Nur auf Antrag könnte er ein Jahr zurückgestellt werden, um zeitgleich mit seiner Cousine die Schule zu beginnen.
Die Frage, wann ein Kind eingeschult wird, beantwortet jedes Bundesland anders. Grundsätzlich gilt, dass alle Kinder, die bis zu einem bestimmten Stichtag sechs Jahre alt werden, nach den Sommerferien desselben Jahres eingeschult werden müssen. Lag dieser Stichtag lange einheitlich auf dem 30. Juni, hat sich das seit einem Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 1997 geändert. Inzwischen gelten in den Bundesländern verschiedene Daten zwischen dem 30. Juni und dem 31. Dezember als Stichtag für das Erreichen des 6. Lebensjahres. Kinder, die bis zum Stichtag sechs werden, müssen eingeschult werden. Nur in Ausnahmefällen können Eltern diese „Muss-Kinder“ zurückstellen lassen. Erreichen Kinder erst nach dem Stichtag das sechste Lebensjahr, gelten sie als „Kann-Kinder“. Auf Antrag der Eltern können sie jedoch vorzeitig eingeschult werden, wenn ihre Schulfähigkeit festgestellt wurde. Das nehmen viele Eltern inzwischen gern an.
Schulreife im Test Ob ein Kind schulreif ist oder nicht, darüber herrscht oft Uneinigkeit. Klar ist, dass sich Kinder in unterschiedlichem Tempo entwickeln und dass ein fünfjähriges Kann-Kind durchaus schulfähig und schulbereit sein kann, während sein fast siebenjähriger Freund, der im letzten Jahr als „Kann-Kind“ noch im Kindergarten blieb, eben erst dieselbe Reifestufe erlangt hat.
Gerade Eltern von „Kann-Kindern“ empfinden die Frage, ob jetzt oder erst im nächsten Jahr eingeschult wird, als belastend. Orientierungshilfe kann der Schulreife-Test geben, der in vielen Bundesländern Teil des Einschulungsverfahrens ist.
Hier werden die Voraussetzungen der Schulfähigkeit getestet:
* Körperliche Fähigkeiten wie Fein- und Grobmotorik, Gleichgewicht und Raumwahrnehmung, Hör- und Sehtest
* Geistige Fähigkeiten wie das teilinhaltliche Erfassen von Details oder die Entnahmefähigkeit
* Sprachliche Voraussetzungen, die eigenes Sprechen und Verstehen sicherstellen
* Emotionale und soziale Fähigkeiten, um die neuen Erfahrungen des Schulbesuchs erfolgreich zu meistern. Dazu zählt auch die Lust auf den Schulbesuch, die Bereitschaft sich anzustrengen oder die Fähigkeit auch Enttäuschungen zu verkraften!
Auch Schulreifetests, selbst wenn sie viel mehr als nur Wissen und Können abfragen, geben jedoch nur bedingt Auskunft über die Schulfähigkeit eines bestimmten Kindes. Allzu oft führen nämlich unterschiedliche Tests zu unterschiedlichen Ergebnissen, auch liefern sie keineswegs immer korrekte Prognosen über die Schullaufbahn eines Kindes.
Denn auch hier gilt: Entwicklung verläuft nicht linear und voraussehbar, sondern oft in Schüben. Sie wird außerdem von einer Vielzahl äußerer Faktoren beeinflusst, die im Schulreifetest keinerlei Rolle spielen (können). Und schließlich: Getestet wird immer die Tagesform. Verweigert ein Kind oder fühlt es sich am Testtag nicht wohl, kann das Ergebnis auch dadurch verfälscht werden.
Viele Faktoren beachten Bei der Entscheidung sollten neben dem Einschulungstest deshalb immer auch verschiedene andere Meinungen berücksichtigt werden. Schließlich sind die Veränderungen, die auf die ganze Familie mit der Einschulung zukommen, beträchtlich:
* Ein ganz neuer Tagesablauf mit neuen Zeiten für Aufstehen, Spielen und Co.
* Ein neues Umfeld mit vielen neuen Personen wie Lehrern und Mitschülerinnen und Mitschülern
* Feste Zeiten, in denen Schule stattfindet
Zusätzlich zum Einschulungstest können Gespräche mit den Erzieherinnen aus dem Kindergarten, mit Vertretern der Schule und mit Freunden und Familie den Eltern helfen, eine Entscheidung zu treffen. Auch die Vorsorgeuntersuchung U9 beim Kinderarzt (mit etwa 5 Jahren) kann bei der Entscheidung helfen, besonders dann, wenn Eltern über eine vorzeitige Einschulung eines Kann-Kindes nachdenken. Die U9 klärt, ob Kinder in den ersten fünf Lebensjahren die wichtigsten Kriterien der Schulfähigkeit erreicht haben.
Egal, wie sich Eltern entscheiden: Der Zeitpunkt der Einschulung ist wichtig, denn er bestimmt unter Umständen die ganze weitere Schullaufbahn. Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass zu früh eingeschulte Kinder öfter als andere Opfer von Mobbing werden, seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten und schnell von den vielen neuen Eindrücken überfordert sind. Zu spät eingeschulte Kinder langweilen sich unter Umständen im Kindergarten, wollen mehr wissen und werden in ihrem Erfahrungs- und Entdeckungsdrang gebremst.
Egal wie die Entscheidung fällt, eine eindeutige Empfehlung lässt sich also nicht aussprechen. Nur so viel: Eltern sollten versuchen, zu einer möglichst objektiven Entscheidung zu kommen. Keineswegs sollten eigene Erfahrungen („ich war immer die Jüngste und das war ganz schlimm“, „Anfangs habe ich mich in der Schule gelangweilt, weil ich schon alles konnte“) oder aktuelle gesellschaftliche Anforderungen (Stichwort PISA) auf das Kind übertragen werden. Stattdessen muss das Kind selbst im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. Lautet die Antwort auf die Frage, ob ein Kind den vielfältigen neuen Herausforderungen gewachsen ist, dann „Ja“, so steht einer Einschulung auch für „Kann-Kinder“ nichts im Wege.
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Die Frage, wann ein Kind eingeschult wird, beantwortet jedes Bundesland anders. Grundsätzlich gilt, dass alle Kinder, die bis zu einem bestimmten Stichtag sechs Jahre alt werden, nach den Sommerferien desselben Jahres eingeschult werden müssen. Lag dieser Stichtag lange einheitlich auf dem 30. Juni, hat sich das seit einem Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 1997 geändert. Inzwischen gelten in den Bundesländern verschiedene Daten zwischen dem 30. Juni und dem 31. Dezember als Stichtag für das Erreichen des 6. Lebensjahres. Kinder, die bis zum Stichtag sechs werden, müssen eingeschult werden. Nur in Ausnahmefällen können Eltern diese „Muss-Kinder“ zurückstellen lassen. Erreichen Kinder erst nach dem Stichtag das sechste Lebensjahr, gelten sie als „Kann-Kinder“. Auf Antrag der Eltern können sie jedoch vorzeitig eingeschult werden, wenn ihre Schulfähigkeit festgestellt wurde. Das nehmen viele Eltern inzwischen gern an.
Schulreife im Test Ob ein Kind schulreif ist oder nicht, darüber herrscht oft Uneinigkeit. Klar ist, dass sich Kinder in unterschiedlichem Tempo entwickeln und dass ein fünfjähriges Kann-Kind durchaus schulfähig und schulbereit sein kann, während sein fast siebenjähriger Freund, der im letzten Jahr als „Kann-Kind“ noch im Kindergarten blieb, eben erst dieselbe Reifestufe erlangt hat.
Gerade Eltern von „Kann-Kindern“ empfinden die Frage, ob jetzt oder erst im nächsten Jahr eingeschult wird, als belastend. Orientierungshilfe kann der Schulreife-Test geben, der in vielen Bundesländern Teil des Einschulungsverfahrens ist.
Hier werden die Voraussetzungen der Schulfähigkeit getestet:
* Körperliche Fähigkeiten wie Fein- und Grobmotorik, Gleichgewicht und Raumwahrnehmung, Hör- und Sehtest
* Geistige Fähigkeiten wie das teilinhaltliche Erfassen von Details oder die Entnahmefähigkeit
* Sprachliche Voraussetzungen, die eigenes Sprechen und Verstehen sicherstellen
* Emotionale und soziale Fähigkeiten, um die neuen Erfahrungen des Schulbesuchs erfolgreich zu meistern. Dazu zählt auch die Lust auf den Schulbesuch, die Bereitschaft sich anzustrengen oder die Fähigkeit auch Enttäuschungen zu verkraften!
Auch Schulreifetests, selbst wenn sie viel mehr als nur Wissen und Können abfragen, geben jedoch nur bedingt Auskunft über die Schulfähigkeit eines bestimmten Kindes. Allzu oft führen nämlich unterschiedliche Tests zu unterschiedlichen Ergebnissen, auch liefern sie keineswegs immer korrekte Prognosen über die Schullaufbahn eines Kindes.
Denn auch hier gilt: Entwicklung verläuft nicht linear und voraussehbar, sondern oft in Schüben. Sie wird außerdem von einer Vielzahl äußerer Faktoren beeinflusst, die im Schulreifetest keinerlei Rolle spielen (können). Und schließlich: Getestet wird immer die Tagesform. Verweigert ein Kind oder fühlt es sich am Testtag nicht wohl, kann das Ergebnis auch dadurch verfälscht werden.
Viele Faktoren beachten Bei der Entscheidung sollten neben dem Einschulungstest deshalb immer auch verschiedene andere Meinungen berücksichtigt werden. Schließlich sind die Veränderungen, die auf die ganze Familie mit der Einschulung zukommen, beträchtlich:
* Ein ganz neuer Tagesablauf mit neuen Zeiten für Aufstehen, Spielen und Co.
* Ein neues Umfeld mit vielen neuen Personen wie Lehrern und Mitschülerinnen und Mitschülern
* Feste Zeiten, in denen Schule stattfindet
Zusätzlich zum Einschulungstest können Gespräche mit den Erzieherinnen aus dem Kindergarten, mit Vertretern der Schule und mit Freunden und Familie den Eltern helfen, eine Entscheidung zu treffen. Auch die Vorsorgeuntersuchung U9 beim Kinderarzt (mit etwa 5 Jahren) kann bei der Entscheidung helfen, besonders dann, wenn Eltern über eine vorzeitige Einschulung eines Kann-Kindes nachdenken. Die U9 klärt, ob Kinder in den ersten fünf Lebensjahren die wichtigsten Kriterien der Schulfähigkeit erreicht haben.
Egal, wie sich Eltern entscheiden: Der Zeitpunkt der Einschulung ist wichtig, denn er bestimmt unter Umständen die ganze weitere Schullaufbahn. Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass zu früh eingeschulte Kinder öfter als andere Opfer von Mobbing werden, seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten und schnell von den vielen neuen Eindrücken überfordert sind. Zu spät eingeschulte Kinder langweilen sich unter Umständen im Kindergarten, wollen mehr wissen und werden in ihrem Erfahrungs- und Entdeckungsdrang gebremst.
Egal wie die Entscheidung fällt, eine eindeutige Empfehlung lässt sich also nicht aussprechen. Nur so viel: Eltern sollten versuchen, zu einer möglichst objektiven Entscheidung zu kommen. Keineswegs sollten eigene Erfahrungen („ich war immer die Jüngste und das war ganz schlimm“, „Anfangs habe ich mich in der Schule gelangweilt, weil ich schon alles konnte“) oder aktuelle gesellschaftliche Anforderungen (Stichwort PISA) auf das Kind übertragen werden. Stattdessen muss das Kind selbst im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. Lautet die Antwort auf die Frage, ob ein Kind den vielfältigen neuen Herausforderungen gewachsen ist, dann „Ja“, so steht einer Einschulung auch für „Kann-Kinder“ nichts im Wege.
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