Lernen an Stationen

Wissen und Bildung
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von Jörg Sauer
Die sich ständig ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen führen auch dazu, dass sich die Kindern anders entwickeln als noch vor einigen Jahren. Dieser Prozess sollte alle Lehrenden stets aufs Neue ermuntern, den Unterricht zu überdenken, um ihn möglichst genau anzupassen. Es gilt den richtigen „Mix“ unterschiedlicher Unterrichtsmethoden und Sozialformen zu finden.
Lesedauer:
4 min

Unterrichtsmethoden



Der Begriff der Methode stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „das Nachgehen“, der richtige Weg1. Bezogen auf den Unterricht versteht man darunter die Vermittlung bzw. die Anleitung bestimmter Inhalte in der Schule. Idealerweise fließen dabei die neuen Erkenntnisse der Lernpsychologie, der Hirnforschung oder der Didaktik mit ein.

Die Nutzung der Unterrichtsmethoden wird weiterhin in großem Maße von den konkreten örtlichen Rahmenbedingungen beeinflusst.

Das könnten u. a. sein:
  • das Lernumfeld und die Lernvoraussetzungen der Kinder,
  • die organisatorischen und räumlichen Bedingungen der Schule oder
  • die Schwere des Lernstoffes.

Als Beispiele für Unterrichtsmethoden seien die folgenden stellvertretend genannt:
* Unterricht mit Anweisungen
* sich fragend entwickelnder Unterricht
* Arbeitsunterricht
* problemorientierter Unterricht

Der Lernstoff kann dabei auf deduktiven (vom Allgemeinen zum Besonderen) oder induktiven (vom Besonderen zum Allgemeinen) Weg bearbeitet werden. In einer Unterrichtsstunde werden sehr häufig verschiedene Methoden verwendet.

Weiterführende Informationen können unter dem folgenden Link nachgelesen werden:
http://www.fachdidaktik-einecke.de/7_Unterrichtsmethoden/hauptseite_unterrichtsmethoden.htm


Verschiedene Unterrichtsformen


Die Planung und den Ablauf des Unterrichtes beeinflussen die Sozialformen wesentlich.

* Frontalunterricht

Diese oftmals heute weniger gewünschte Form hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Der Lehrende gestaltet den Unterricht. Von Seiten der Kinder ist ein selbstständiges Arbeiten kaum möglich.

Anwendungsmöglichkeiten:
  • bei der Einführung neuer Inhalte
  • bei Zusammenfassungen oder/und Systematisierungen

* Einzelarbeit

Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten vorgegebene Aufgaben allein. Dabei sind Differenzierungen hinsichtlich des Arbeitstempos, des Umfangs und dem Schwierigkeitsgrades möglich.

Anwendungsmöglichkeiten:
  • bei Übungsabschnitten
  • beim Wiederholen
  • in Einführungsphasen, wenn die Lernvoraussetzungen die selbstständige Erschließung ermöglichen


* Partnerarbeit

Der Inhalt des Unterrichtes wird von zwei Kindern in selbstständiger Arbeitsweise bearbeitet. Die Partnerarbeit leistet einen Beitrag zur Entwicklung von Handlungen im Team.

Möglichkeiten der „Partnerfindung“:
  • Der Lehrende wählt sie nach bestimmten Prämissen aus (z. B. Leistungsstand, Interessen, Mädchen- Jungen,…).
  • Die Kinder wählen ihren Partner selbst aus.
  • Zufallsprinzip nutzen (z. B. durch Abzählen, durch Zahlen, durch Markierungen an den Stühlen,…)

Anwendungsmöglichkeiten:
  • bei der Erledigung von Aufgaben, die für eine Schülerin bzw. für einen Schüler allein zu schwierig sind
  • bei Aufträgen, dessen Inhalt oder Umfang ein weiteres Kind erfordert


* Gruppenarbeit

Die Erfahrung zeigt, dass die Anzahl der Mitglieder einer solchen mindestens drei und höchstens fünf Personen umfassen sollte. Je größer eine Gruppe wird, umso mehr steigt die „Gefahr“, dass sich einzelne Kinder zurückziehen. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten weitestgehend selbstständig ein Thema. Dieses kann vom Lehrenden vorgegeben oder allein im größeren Rahmen gewählt werden.

Beispiel für eine „Vorgabe“:
Die Eiche - Findet alles Wissenswerte über diesen Baum.

Beispiel für „alleiniges Wählen“:
Die Tiere des Waldes – das Reh

Der Lehrende selbst tritt als aktiv Handelnder in den Hintergrund und nimmt nun die Stellung als Berater sowie als Beobachters ein. Die Gruppeneinteilung kann dabei auf ähnlicher Weise wie bei der Partnerarbeit erfolgen.

Anwendungsmöglichkeiten:
  • bei Aufträgen, bei welchen die Schülerinnen und Schüler diskutieren, organisieren, recherchieren, nachfragen oder/und präsentieren müssen
  • die Vorführung der selbst gemachten Erkenntnisse im Klassenverband, im Elternabend o.ä.


* Geöffnete Lernformen

Über die genaue Definition besteht in der Erziehungswissenschaft keine Einheitlichkeit. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass diese Form alle Varianten umfasst, die „offener als Frontalunterricht [...]“ 2 sind. Charakteristisch ist, dass zum einen die Interessen der Kinder und zum anderen ihr Leistungsstand stark berücksichtigt werden. Weiterhin regeln die Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klasse das soziale Miteinander mehr und mehr allein.

Zu den offenen Lernformen zählt man u. a.:

* Freie Arbeit
* Selbstbestimmtes Lernen
* Projektunterricht
* Wochenplan/Werkstattunterricht
* Lernen an Stationen

Weitere Informationen zu den wichtigen und teils heftig diskutierten offenen Lernformen sind zu finden unter:
http://offener-unterricht.net/ou/start-offu.php?action=schulen

Hinweis: Die Reinform des geöffneten Unterrichtes besteht darin, dass die Lehrenden den Kindern keinerlei vorgefertigte Arbeitsmaterialien vorgeben. Die Schülerinnen und Schüler suchen sich sämtliche Literatur bzw. alle Informationen selbst aus Büchereien oder dem Angebot an Lernmaterialien aus.

Das Stationenlernen


Kennzeichen
Die Kinder bekommen Arbeitspläne (Laufzettel), auf welchen die einzelnen Stationen vermerkt sind. Die Reihenfolge der Lösung und die Einteilung der Zeit bestimmen die Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich.

Aufgabeneinteilung:

* Pflichtaufgaben
Diese müssen erledigt werden. Sie sind unmittelbar dem neuen Stoff abgeleitet oder dienen der Übung, Wiederholung und Festigung.

* Wahlaufgaben
Diese können gemacht werden. Sie dienen der Wissenserweiterung über den Pflichtanteil hinaus.

Stellung des Lehrenden:


Er tritt scheinbar in den Hintergrund, fungiert als Beobachter und Berater. Kinder, die Schwierigkeiten haben kann der Lehrende individuell helfen.

Kontrolle:

Es werden unterschiedliche Formen angewandt, wie die Selbstkontrolle, die Überprüfung durch einen Partner oder den Lehrenden. Die erledigte Kontrolle müssen die Kinder auf dem Arbeitsplan (Laufzettel) vermerken.

Arbeitsformen:
Das können sein:
* Schreiben,
* Lesen,
* Basteln,
* Vorlesen/Vortragen,
* Arbeit am Computer,
* Hören,
* Spiel,
* Kleben,
* Bewegung,...

Unterrichtsanregungen


Die nachfolgenden erprobten Anregungen dienen als exemplarische Beispiele, die jederzeit durch andere Inhalte ausgetauscht werden können. Es bietet sich an, vor dem anders strukturierten Unterricht die Eltern der Kinder am besten in einem Elternabend oder wenn nicht anders machbar per Schreiben zu informieren. Für viele Mütter und Väter ist diese Unterrichtsstruktur immer noch völlig neu. Nur wenige hatten das große Glück so zu lernen.Dabei sind viele Dinge nicht neu.
Download Elternbrief

Hilfreich ist auch Übersichtsblatt für Kinder und Eltern.
Übersichtsblatt zum Stationenlernen

Das Lernen an Stationen sollte m. E. nicht als „Arbeitsblattunterricht“ missverstanden werden. Für die einzelnen Stationen kann man auch Aufträge aus den aktuellen Büchern und Arbeitsheften wählen.

Tipp:
Ältere und schon ausgediente Materialien sind noch gut nutzbar, wenn man einzelne Seite oder Teile von ihnen herausschneidet und diese dann laminiert.

Beispiel 1:
Schriftliche Rechenverfahren der Addition und Subtraktion üben (Klasse 4)

Station 1 Addition mit zwei Summanden bis 10.000
Station 2 Addition mit drei Summanden bis 10.000
Station 3 Addition mit zwei Summanden über 10.000
Station 4 Addition mit drei Summanden bis 10.000
Station 5 Subtraktion mit einem Subtrahenden bis 10.000
Station 6 Subtraktion mit einem Subtrahenden über 10.000
Station 7 Subtraktion mit zwei Subtrahenden bis 10.000
Station 8 Subtraktion mit zwei Subtrahenden über 10.000
Station 9 Addition und Subtraktion gemischt
Station 10 Lösen von Problemaufgaben

Als Arbeitsplan (Laufzettel) kann die Vorlage genutzt werden:
Arbeitsplan Stationsarbeit blanko

Beispiel 2:
Der Herbst steht auf der Leiter (Klasse 3)

Station 1 Geschichte vom fliegenden Robert
Station 2 und 3 Nennform und gebeugte Form kennen lernen und anwenden
Station 4 und 5 Wortverlängerung bei Verben
Station 6 und 7 Wortfamilien
Station 8 Arbeit mit dem Wörterbuch
Station 9 Reimwörter
Station 10 und 11 Wortdetektiv

Als Arbeitsplan (Laufzettel) kann die Vorlage genutzt werden:
Arbeitsplan Klasse blanko

Beispiel 3:
Größenvorstellungen entwickeln- Die Einheiten der Länge (Ende Klasse 3, Anfang Klasse 4)

Eine komplette Unterrichtseinheit unter Nutzung des Computers ist durch den Klick auf den nachfolgenden Link abzurufen:
http://lehrer-online.de/laengeneinheiten.php.

Literatur und Links


Falko Peschel:
Offener Unterricht, Basiswissen Grundschule, Band 9
Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler, 2005

Falko Peschel:
Offener Unterricht, Basiswissen Grundschule, Band 10
Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler, 2005

Quellen:


1 Bertelsmann Universallexikon, Band 12, Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH, Gütersloh 1993, Seite 12
2 Skript einer Fortbildungsveranstaltung mit Falko Peschel

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Themen:
Unterrichtsmethoden
Unterrichtsformen
Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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