Karriereberatung für Schulabgänger
Entwicklung und Erziehung
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Karriereberatung für Schulabgänger
von Dr. Gabriela Teichmann
Karriereberatung für Schulabgänger Früher waren es die Eltern, heute wird mehr und mehr von Lehrerinnen und Lehrern erwartet, dass sie den jungen Menschen in ihren Klassen Hilfestellung und Anleitung geben, wenn es um das Thema Berufswahl geht.
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6 min
Karriereberatung für Schulabgänger
Früher waren es die Eltern, heute wird mehr und mehr von Lehrerinnen und Lehrern erwartet, dass sie den jungen Menschen in ihren Klassen Hilfestellung und Anleitung geben, wenn es um das Thema Berufswahl geht.
Hoch sind die Ansprüche, dieses Ziel zu erreichen: der Beruf soll idealerweise mit Berufung zu tun haben, die eigenen Fähigkeiten nutzen und weiter fördert. Darüber hinaus soll er natürlich auch für ein gutes finanzielles Auskommen sorgen und natürlich in der Zukunft eine gute Perspektive bieten.
Was dabei zu beachten ist und wie man sich für diese Aufgabe als LehrerIn professionelle Hilfe holt, erklärt uns Valentine Wolf-Doettinchem, Karriereberaterin und Gründerin des Netzwerkes Jobself. Sie ist Diplom-Kulturwissenschaftlerin und –pädagogin, geboren 1967, Karriereberaterin, Berufswegcoach und Kommunikationstrainerin und leitet die Unternehmen lotus c – communication, coaching, career und JOBSELF – dein job und du.
Bereits die Frage nach ihrem eigenen Werdegang zeigt vielfältige Erfahrungen. Valentine Wolf-Doettinchem: „Nach meinem Studium der Kulturpädagogik habe ich mit anderen gemeinsam eine Agentur für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Nach 7 Jahren haben wir das Unternehmen verkauft und uns selbst gleich mit, so dass ich ab da angestellt als Teamleiterin in einer großen Agentur tätig war. Mit Anfang 30 kam es bei mir zum Burnout aufgrund von einer Kombination aus einer unentdeckten Krankheit und Überforderung bzw. mangelnden Identifizierung mit dem Job.
Ich bin 1 Jahr lang ausgestiegen und habe in einem buddhistischen Kloster gelebt. Dort fasste ich den Mut, meinen wirklichen Neigungen nachzugehen und beschloss, der Werbung Adé zu sagen. Stattdessen kehrte ich zu meinen pädagogischen Wurzeln zurück. Nach diversen Weiterbildungen habe ich mich 2004 als Kommunikationstrainerin und Karriereberaterin selbstständig gemacht. Mit Mitte 20 hatte ich berufsbegleitend schon eine therapeutische Ausbildung gemacht und einige Jahre in diesem Bereich mit einzelnen und Gruppen gearbeitet – diese Erfahrungen kommen mir in meiner jetzigen Arbeit immer noch zugute.
Ebenso war die Zeit in der Agentur als Konzeptionerin, Texterin, Grafikerin, Präsentatorin und Führungskraft eine gute Lehrzeit. Durch meine eigene vielfältige Berufserfahrung kann ich mich gut in meine Kundinnen und Kunden hineinversetzen. Und insbesondere durch meine eigene Umorientierung weiß ich, was es heißt, bestehende Sicherheiten zu verlassen und ein neues Tätigkeitsfeld zu „erobern“. Was kann Karriereberatung leisten, wer kommt zur Karrierebratung? Karriereberatung begleitet Menschen bei der gezielten Entwicklung ihrer beruflichen Laufbahn – in welche Richtung auch immer. In meine eigene Beratungspraxis „lotus c“ kommen hauptsächlich Menschen, die sich beruflich verändern möchten und die häufig auch mehr Sinn in ihrer Arbeit suchen.
Durch die Beratung erfahren Sie mehr über ihre Stärken und Talente und welche Tätigkeiten dazu passen. Doch auch unsere Werte sind sehr wichtig – und wie wir sie in dem, was wir tun, verwirklichen können. Generell geht es in der Karriereberatung immer darum, den eigenen Weg zu finden, das eigene Angebot zu formulieren, was man der „Welt da draußen“ bieten kann.
Wir entwickeln dann in der Beratung gemeinsam kreative Strategien, wo dieses Angebot auf entsprechende Nachfrage stößt - also, wer es braucht und wie man diese Menschen, diese Unternehmen, findet. Im Coaching begleite ich aber auch junge Führungskräfte, die sehr klar sind in ihrer Ausrichtung, da geht es eher ums Wie als um das Was.
Seit ich mit „JOBSELF – Dein Job und Du“ auch Beratung speziell für junge Menschen anbiete, suchen mich auch Schüler/innen, Auszubildende oder Studierende auf, die sich beruflich orientieren<7b> möchten. In welcher Lebensphase ist sie besonders sinnvoll? Karriereberatung ist überall da besonders hilfreich, wo es Übergänge gibt – also erstmal bei der allerersten Orientierung von der Schule in den Beruf oder ins Studium oder dann wieder an der Schwelle vom Studium ins Berufsleben. Oder von der Elternzeit in den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
Aber auch an allen anderen Übergängen, die der Mensch selber vollzieht, weil er sich innerlich und äußerlich weiterentwickelt – sei es, dass er von einer Position auf eine andere wechselt, von einem Unternehmen in ein anderes, weil er sich selbstständig macht – oder ein ganz neues Tätigkeitsfeld sucht, weil das alte einfach nicht mehr stimmt. Außerdem gibt es auch noch die „erzwungenen“ Veränderungen aufgrund von Entlassungen, Krankheiten oder Ähnlichem – doch letztlich kann daraus immer eine Chance für einen selbst erwachsen.
Wie ist das Konzept von Jobself aufgebaut? JOBSELF ist ein Angebot für Schüler/innen, Studienanfänger/innen und alle anderen 16- bis 22-Jährigen auf der Suche nach dem Weg zum passenden Beruf. In allererster Linie geht es mir und meiner Kollegin Christina Rohwetter darum, jungen Menschen Mut zu machen, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre eigenen Entscheidungen für ihre berufliche Entwicklung zu treffen. Dazu müssen sie herausfinden, was dieses Eigene ist – und dabei helfen unsere Workshops oder Einzelberatungen.
Wir erschließen gemeinsam mit ihnen ihre Stärken, Fähigkeiten, Talente, Interessen und die Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind. Dabei gehen wir nicht nur über den Kopf, sondern erschließen dieses Potenzial auch mit kreativen Methoden – vor allem mit Methoden, die Spaß machen und Begeisterung frei legen. Unser Motto ist „Werde, der du bist“ – statt „Werde der, den deine Lehrer, Eltern oder die Gesellschaft gut finden“. Und werden dürfen heißt auch, dass man es noch nicht sofort hundert Prozent ist, sondern dass das eine Entwicklung ist, ein Prozess.
Welche Zielgruppe kommt zu den Jobself Workshops?
Es kommen sowohl ganz junge Menschen, die schon rechtzeitig die richtigen Weichen stellen wollen als auch junge Erwachsene, die „irgendwo dazwischen“ hängen – also das Abi schon haben, aber nicht wissen, was sie machen wollen. Oder die nach einem Auslandjahr zurückkommen und sich neu oder weiter orientieren wollen. Aber auch junge Studierende, die unsicher sind, ob sie die richtige Wahl getroffen haben und sie noch mal überprüfen wollen. Welche Schwierigkeiten haben junge Menschen heute bei der Jobwahl? Es gibt doch alle Informationen im Internet? Die Herausforderung liegt, glaube ich, zum einen darin, dass es zu viele Informationen gibt und diese nicht gewichtet werden können. Um zu beurteilen, ob eine Information für mich relevant ist, brauche ich einen inneren Maßstab. Oft wird aber nur nach äußeren Kriterien geurteilt, zum Beispiel nach gesellschaftlicher Anerkennung, vermeintlichen Erfolgsaussichten oder Verdienstmöglichkeiten.
Dieser Bezug zu sich selbst wird nicht hergestellt. Deshalb nützt es auch nichts, wenn Eltern sagen: „Mach doch einfach, was dir Spaß macht!“. Für junge Menschen ist es sehr schwer einen Zusammenhang herzustellen zwischen Berufsbeschreibungen im Internet und ihrer eigenen Person mit ihren Stärken, Persönlichkeitsmerkmalen, Interessen usw. Sie kennen die Berufswelt nicht und können nicht beurteilen, ob sie für ein Tätigkeitsfeld oder einen bestimmten Beruf geeignet sind – egal, wie interessant der vielleicht erstmal klingt.
Das ist eine große Herausforderung mit der sie oft allein gelassen werden. Aber wenn ich den inneren Maßstab einmal habe, dann kann ich auch die Informationen wieder nutzen, weil ich sie dann filtern kann und sie mich nicht mehr überfluten. Das Ziel von JOBSELF ist es, den jungen Menschen diesen inneren Maßstab bewusst zu machen, ihn zugänglich zu machen und mehr über sich selbst zu erfahren.
Das Wissen über die Berufe müssen sie sich dann selbst recherchieren – wir schlagen dafür allerdings Gespräche mit Berufspraktikern vor statt nur Informationen aus dem Internet oder aus Broschüren. Denn von echten Menschen lerne ich viel mehr und eindrücklicher. Welche Rolle spielen Eltern und Lehrer bei der Berufsberatung? Eltern spielen eine sehr große Rolle – sie sind für die meisten Jugendlichen die wichtigsten Ansprechpartner, selbst bei den älteren Jugendlichen. Eltern können hier auch oft sehr hilfreich sein, wenn sie in der Lage sind, das Thema mit etwas Abstand zu betrachten. Da das nicht immer so leicht ist, sind neutrale Unterstützer oft eine gute Ergänzung. Wir sehen uns als Partner der Eltern. Eltern bringen oft ihre eigenen Erfahrungen sehr stark ein in das Thema – und die sind natürlich stark subjektiv gefärbt.
Und heutzutage müssen wir ein ganz klar sehen: die Elterngeneration weiß nicht, wie sich das Berufsleben ihrer Kinder entwickeln wird. Nur eins weiß man sicher: es wird ganz anders! Und da ist es umso wichtiger, die Person zu stärken, die sich in dieser neuen Welt der permanenten Veränderung behaupten muss.
Und die Person stärken heißt: ihr helfen, dass sie sich ihrer selbst bewusst wird und ihren eigenen inneren Maßstab entwickelt.
Auch Lehrer können eine große Unterstützung für die Schüler/innen sein. Ich erlebe aber auch, dass Lehrer aus ihrer eigenen beruflichen Ausrichtung heraus raten – und da geht es zum einen viel um das Thema Sicherheit, die meisten sind immer noch Beamten, und: Lehrer kennen Schule, aber sie kennen nicht unbedingt „das Leben da draußen.“ Ich erlebe auch, dass Lehrer/innen teilweise eher defizitär orientiert sind – sie sehen weniger die Potenziale der jungen Menschen als ihre Defizite. Das hat mit unserem Schulsystem zu tun, hilft aber bei der beruflichen Orientierung nicht weiter. Daher setzen wir auf Bestärkung und Ermutigung.
Wie sind die Workshopeinheiten aufgebaut, wie lange dauern sie, in welchem Rahmen finden sie statt?
JOBSELF bietet verschiedene Formate an. Vom eintägigen Workshop mit anschließender Betreuung per Telefon oder E-Mail über mehrtätige, aufeinander aufbauende Workshops bis hin zur Einzelberatung, die aus einem oder mehreren Terminen bestehen kann. Wir bieten nicht nur selbst an, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Schulen oder anderen Partnern, die sich bei Interesse gern an uns wenden können.
Hoch sind die Ansprüche, dieses Ziel zu erreichen: der Beruf soll idealerweise mit Berufung zu tun haben, die eigenen Fähigkeiten nutzen und weiter fördert. Darüber hinaus soll er natürlich auch für ein gutes finanzielles Auskommen sorgen und natürlich in der Zukunft eine gute Perspektive bieten.
Was dabei zu beachten ist und wie man sich für diese Aufgabe als LehrerIn professionelle Hilfe holt, erklärt uns Valentine Wolf-Doettinchem, Karriereberaterin und Gründerin des Netzwerkes Jobself. Sie ist Diplom-Kulturwissenschaftlerin und –pädagogin, geboren 1967, Karriereberaterin, Berufswegcoach und Kommunikationstrainerin und leitet die Unternehmen lotus c – communication, coaching, career und JOBSELF – dein job und du.
Bereits die Frage nach ihrem eigenen Werdegang zeigt vielfältige Erfahrungen. Valentine Wolf-Doettinchem: „Nach meinem Studium der Kulturpädagogik habe ich mit anderen gemeinsam eine Agentur für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Nach 7 Jahren haben wir das Unternehmen verkauft und uns selbst gleich mit, so dass ich ab da angestellt als Teamleiterin in einer großen Agentur tätig war. Mit Anfang 30 kam es bei mir zum Burnout aufgrund von einer Kombination aus einer unentdeckten Krankheit und Überforderung bzw. mangelnden Identifizierung mit dem Job.
Ich bin 1 Jahr lang ausgestiegen und habe in einem buddhistischen Kloster gelebt. Dort fasste ich den Mut, meinen wirklichen Neigungen nachzugehen und beschloss, der Werbung Adé zu sagen. Stattdessen kehrte ich zu meinen pädagogischen Wurzeln zurück. Nach diversen Weiterbildungen habe ich mich 2004 als Kommunikationstrainerin und Karriereberaterin selbstständig gemacht. Mit Mitte 20 hatte ich berufsbegleitend schon eine therapeutische Ausbildung gemacht und einige Jahre in diesem Bereich mit einzelnen und Gruppen gearbeitet – diese Erfahrungen kommen mir in meiner jetzigen Arbeit immer noch zugute.
Ebenso war die Zeit in der Agentur als Konzeptionerin, Texterin, Grafikerin, Präsentatorin und Führungskraft eine gute Lehrzeit. Durch meine eigene vielfältige Berufserfahrung kann ich mich gut in meine Kundinnen und Kunden hineinversetzen. Und insbesondere durch meine eigene Umorientierung weiß ich, was es heißt, bestehende Sicherheiten zu verlassen und ein neues Tätigkeitsfeld zu „erobern“. Was kann Karriereberatung leisten, wer kommt zur Karrierebratung? Karriereberatung begleitet Menschen bei der gezielten Entwicklung ihrer beruflichen Laufbahn – in welche Richtung auch immer. In meine eigene Beratungspraxis „lotus c“ kommen hauptsächlich Menschen, die sich beruflich verändern möchten und die häufig auch mehr Sinn in ihrer Arbeit suchen.
Durch die Beratung erfahren Sie mehr über ihre Stärken und Talente und welche Tätigkeiten dazu passen. Doch auch unsere Werte sind sehr wichtig – und wie wir sie in dem, was wir tun, verwirklichen können. Generell geht es in der Karriereberatung immer darum, den eigenen Weg zu finden, das eigene Angebot zu formulieren, was man der „Welt da draußen“ bieten kann.
Wir entwickeln dann in der Beratung gemeinsam kreative Strategien, wo dieses Angebot auf entsprechende Nachfrage stößt - also, wer es braucht und wie man diese Menschen, diese Unternehmen, findet. Im Coaching begleite ich aber auch junge Führungskräfte, die sehr klar sind in ihrer Ausrichtung, da geht es eher ums Wie als um das Was.
Seit ich mit „JOBSELF – Dein Job und Du“ auch Beratung speziell für junge Menschen anbiete, suchen mich auch Schüler/innen, Auszubildende oder Studierende auf, die sich beruflich orientieren<7b> möchten. In welcher Lebensphase ist sie besonders sinnvoll? Karriereberatung ist überall da besonders hilfreich, wo es Übergänge gibt – also erstmal bei der allerersten Orientierung von der Schule in den Beruf oder ins Studium oder dann wieder an der Schwelle vom Studium ins Berufsleben. Oder von der Elternzeit in den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
Aber auch an allen anderen Übergängen, die der Mensch selber vollzieht, weil er sich innerlich und äußerlich weiterentwickelt – sei es, dass er von einer Position auf eine andere wechselt, von einem Unternehmen in ein anderes, weil er sich selbstständig macht – oder ein ganz neues Tätigkeitsfeld sucht, weil das alte einfach nicht mehr stimmt. Außerdem gibt es auch noch die „erzwungenen“ Veränderungen aufgrund von Entlassungen, Krankheiten oder Ähnlichem – doch letztlich kann daraus immer eine Chance für einen selbst erwachsen.
Wie ist das Konzept von Jobself aufgebaut? JOBSELF ist ein Angebot für Schüler/innen, Studienanfänger/innen und alle anderen 16- bis 22-Jährigen auf der Suche nach dem Weg zum passenden Beruf. In allererster Linie geht es mir und meiner Kollegin Christina Rohwetter darum, jungen Menschen Mut zu machen, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre eigenen Entscheidungen für ihre berufliche Entwicklung zu treffen. Dazu müssen sie herausfinden, was dieses Eigene ist – und dabei helfen unsere Workshops oder Einzelberatungen.
Wir erschließen gemeinsam mit ihnen ihre Stärken, Fähigkeiten, Talente, Interessen und die Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind. Dabei gehen wir nicht nur über den Kopf, sondern erschließen dieses Potenzial auch mit kreativen Methoden – vor allem mit Methoden, die Spaß machen und Begeisterung frei legen. Unser Motto ist „Werde, der du bist“ – statt „Werde der, den deine Lehrer, Eltern oder die Gesellschaft gut finden“. Und werden dürfen heißt auch, dass man es noch nicht sofort hundert Prozent ist, sondern dass das eine Entwicklung ist, ein Prozess.
Welche Zielgruppe kommt zu den Jobself Workshops?
Es kommen sowohl ganz junge Menschen, die schon rechtzeitig die richtigen Weichen stellen wollen als auch junge Erwachsene, die „irgendwo dazwischen“ hängen – also das Abi schon haben, aber nicht wissen, was sie machen wollen. Oder die nach einem Auslandjahr zurückkommen und sich neu oder weiter orientieren wollen. Aber auch junge Studierende, die unsicher sind, ob sie die richtige Wahl getroffen haben und sie noch mal überprüfen wollen. Welche Schwierigkeiten haben junge Menschen heute bei der Jobwahl? Es gibt doch alle Informationen im Internet? Die Herausforderung liegt, glaube ich, zum einen darin, dass es zu viele Informationen gibt und diese nicht gewichtet werden können. Um zu beurteilen, ob eine Information für mich relevant ist, brauche ich einen inneren Maßstab. Oft wird aber nur nach äußeren Kriterien geurteilt, zum Beispiel nach gesellschaftlicher Anerkennung, vermeintlichen Erfolgsaussichten oder Verdienstmöglichkeiten.
Dieser Bezug zu sich selbst wird nicht hergestellt. Deshalb nützt es auch nichts, wenn Eltern sagen: „Mach doch einfach, was dir Spaß macht!“. Für junge Menschen ist es sehr schwer einen Zusammenhang herzustellen zwischen Berufsbeschreibungen im Internet und ihrer eigenen Person mit ihren Stärken, Persönlichkeitsmerkmalen, Interessen usw. Sie kennen die Berufswelt nicht und können nicht beurteilen, ob sie für ein Tätigkeitsfeld oder einen bestimmten Beruf geeignet sind – egal, wie interessant der vielleicht erstmal klingt.
Das ist eine große Herausforderung mit der sie oft allein gelassen werden. Aber wenn ich den inneren Maßstab einmal habe, dann kann ich auch die Informationen wieder nutzen, weil ich sie dann filtern kann und sie mich nicht mehr überfluten. Das Ziel von JOBSELF ist es, den jungen Menschen diesen inneren Maßstab bewusst zu machen, ihn zugänglich zu machen und mehr über sich selbst zu erfahren.
Das Wissen über die Berufe müssen sie sich dann selbst recherchieren – wir schlagen dafür allerdings Gespräche mit Berufspraktikern vor statt nur Informationen aus dem Internet oder aus Broschüren. Denn von echten Menschen lerne ich viel mehr und eindrücklicher. Welche Rolle spielen Eltern und Lehrer bei der Berufsberatung? Eltern spielen eine sehr große Rolle – sie sind für die meisten Jugendlichen die wichtigsten Ansprechpartner, selbst bei den älteren Jugendlichen. Eltern können hier auch oft sehr hilfreich sein, wenn sie in der Lage sind, das Thema mit etwas Abstand zu betrachten. Da das nicht immer so leicht ist, sind neutrale Unterstützer oft eine gute Ergänzung. Wir sehen uns als Partner der Eltern. Eltern bringen oft ihre eigenen Erfahrungen sehr stark ein in das Thema – und die sind natürlich stark subjektiv gefärbt.
Und heutzutage müssen wir ein ganz klar sehen: die Elterngeneration weiß nicht, wie sich das Berufsleben ihrer Kinder entwickeln wird. Nur eins weiß man sicher: es wird ganz anders! Und da ist es umso wichtiger, die Person zu stärken, die sich in dieser neuen Welt der permanenten Veränderung behaupten muss.
Und die Person stärken heißt: ihr helfen, dass sie sich ihrer selbst bewusst wird und ihren eigenen inneren Maßstab entwickelt.
Auch Lehrer können eine große Unterstützung für die Schüler/innen sein. Ich erlebe aber auch, dass Lehrer aus ihrer eigenen beruflichen Ausrichtung heraus raten – und da geht es zum einen viel um das Thema Sicherheit, die meisten sind immer noch Beamten, und: Lehrer kennen Schule, aber sie kennen nicht unbedingt „das Leben da draußen.“ Ich erlebe auch, dass Lehrer/innen teilweise eher defizitär orientiert sind – sie sehen weniger die Potenziale der jungen Menschen als ihre Defizite. Das hat mit unserem Schulsystem zu tun, hilft aber bei der beruflichen Orientierung nicht weiter. Daher setzen wir auf Bestärkung und Ermutigung.
Wie sind die Workshopeinheiten aufgebaut, wie lange dauern sie, in welchem Rahmen finden sie statt?
JOBSELF bietet verschiedene Formate an. Vom eintägigen Workshop mit anschließender Betreuung per Telefon oder E-Mail über mehrtätige, aufeinander aufbauende Workshops bis hin zur Einzelberatung, die aus einem oder mehreren Terminen bestehen kann. Wir bieten nicht nur selbst an, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Schulen oder anderen Partnern, die sich bei Interesse gern an uns wenden können.
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Über den Autor/die Autorin
Dr. Gabriela Teichmann ist Journalistin und Coach, sie begleitet Menschen und Organisationen in Veränderungssituationen. Als Freie Journalistin und Buchautorin schreibt sie über die Themen Gesundheit, Bildung, Hirnforschung und Psychologie. Ihr Kinder- und Jugendbuch “Der grüne Zauberschal” handelt von dem Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten. Es ist als Taschenbuch und als (duftendes) Hörbuch erschienen.