Maria Montessori – Ein Porträt
Entwicklung und Erziehung
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Maria Montessori – Ein Porträt
von Dr. Lisa Mundzeck
Maria Montessori (1870-1952), Ärztin und Reformpädagogin, hat die herkömmliche Pädagogik revolutioniert und ihr einen neuen Stempel aufgedrückt. Die so genannte Montessori-Pädagogik ist bis heute in vielen Ländern beliebt und anerkannt. Mit ihrem Handeln und Wirken war Maria Montessori eine für ihre Zeit sehr zukunftsweisende Frau. Ein Porträt.
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Maria Montessori
Maria Montessori (1870-1952), Ärztin und Reformpädagogin, hat die herkömmliche Pädagogik revolutioniert und ihr einen neuen Stempel aufgedrückt. Die so genannte Montessori-Pädagogik ist bis heute in vielen Ländern beliebt und anerkannt. Mit ihrem Handeln und Wirken war Maria Montessori eine für ihre Zeit sehr zukunftsweisende Frau. Ein Porträt.
Geboren 1870 in der Nähe des italienischen Ancona stammte Maria Montessori aus einer gutbürgerlichen katholischen Familie. Da sie bereits zu Schulzeiten großes Interesse an Naturwissenschaften hatte, wollte sie nach dem Abitur Medizin studieren – ein sehr ungewöhnliches Ansinnen für Frauen in der damaligen Zeit. Gegen den Willen ihres Vaters und nach einigen hochschulspezifischen Widerständen konnte sie ihren Wunsch in die Tat umsetzen und studierte Medizin - nach dem Abschluss ihres ersten Studiums der Naturwissenschaften. 1896 promovierte sie zum Doktor der Medizin.
Maria Montessori spezialisierte sich auf die Kinderheilkunde und arbeitete bald mit geistig behinderten Kindern an der Universitätsklinik in Rom, deren damalige Situation der Verwahrlosung sie erschreckte. Sie wollte Abhilfe schaffen. Viel beschäftigte sie sich mit den Schriften der beiden Ärzte Itard und Séguin, die geistig behinderte Kinder in ihrer Arbeit intensiv beobachtet hatten.
Sie erhielt einen Lehrauftrag als Dozentin für Anthropologie in Rom und hielt Vorträge speziell vor Lehrerinnen, die sich mit der Erziehung geistig behinderter Kinder befassten. Als Direktorin leitete sie zwei Jahre lang eine Schule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte in Rom.
Montessori beschäftigte sich weiter mit der Erziehung geistig behinderter Kinder und arbeitete an einer Methode, wie man diese Kinder am besten pädagogisch fördern und unterrichten konnte. Sie hatte erkannt, dass die Kinder nicht an Unterentwicklung, sondern an mangelnder geistiger Förderung litten.
Um die pädagogischen Ansätze entsprechend vertiefen zu könne, studierte sie Anthropologie, Psychologie und Pädagogik und ergänzte damit ihre Ausbildung als promovierte Ärztin. Schließlich wollte sie ihren pädagogischen Ansatz auf gesunde Kinder übertragen.
Im 1907 eröffneten so genannten Kinderhaus für gesunde Kinder aus sozial schwachen Familien (Casa dei Bambini), die dort untergebracht wurden, weil sie nicht betreut wurden, konnte sie ihre aus der Arbeit mit geistig behinderten Kindern gewonnenen Erkenntnisse und Methoden schließlich auf gesunde Kinder übertragen. Nach Maria Montessori waren es die Kinder selbst, die sie ihre Erziehungsmethode lehrten. In „Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter“, ihrem ersten Grundsatzwerk, das 1913 auch auf Deutsch erschien, legte sie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen dar.
Ihre während ihrer Studien und der Arbeit mit Kindern entwickelte Montessori-Methode fand in vielen Ländern Beachtung, so dass Maria Montessori in den folgenden Jahren Vorträge zu ihrem Konzept in einer Vielzahl von Staaten hielt.
1924 hielt die Montessori-Methode Einzug an den italienischen Schulen.
Der italienische Faschismus hemmte jedoch die Weiterentwicklung und Ausbreitung des pädagogischen Konzepts. Maria Montessori lebte zu dieser Zeit in Indien und kehrte erst nach dem 2. Weltkrieg nach Europa zurück.
1952 starb sie in den Niederlanden, wo sie seit 1949 gelebt hatte.
Die Grundideen des pädagogischen Konzepts Maria Montessoris Die pädagogischen Erfahrungen Montessoris waren geprägt von den Beobachtungen der Kinder. Als Zuschauerin konnte sie von den Kindern lernen, ihre Signale zu deuten, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erkennen.
Maria Montessori war davon überzeugt, dass Kinder aus eigenem Antrieb lernen wollen, ohne dass sie Belohnungen, Kritik oder Strafe brauchen. Der Individualismus des Lernens und die Freude des Kindes am Lernen stehen im Mittelpunkt.
Nach der Montessori-Pädagogik sollen Kinder auch das Tempo, ihren Rhythmus und die Art und Weise des Lernens selbst bestimmen können:
Die Kinder werden als eigene Persönlichkeiten wahrgenommen, denen man Platz für freie Entscheidungen einräumt. Sie sollen ihrem ganz individuellen Lernbedürfnis folgen können und demnach selbst entscheiden können, was sie zu welcher ganz speziellen Zeit lernen und entdecken wollen.
Offener Unterricht und die heutzutage so genannte Freiarbeit helfen Kindern nach Maria Montessori, sich selbst zu entfalten und ihre Kräfte voll entwickeln zu können. Damit sie sich im positiven Sinn entwickeln und lernen können, brauchen sie eine vorbereitete Umgebung, die der Erzieher bzw. Lehrer schafft. Erzieher und Lehrer sollten sich nicht nur als Lehrende, sondern auch als Lernende begreifen, die die Individualität des jeweiligen Kindes mit seinen Talenten und Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen.
Die Leitidee der Montessori-Pädagogik lautet dabei immer „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Links & Literatur Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Montessori
http://www.montessori-shop.de/images/Lebenslauf-Montessori.pdf
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1588.html
http://www.montessori.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Montessorip%C3%A4dagogik
Ingeborg Waldschmidt:
Maria Montessori: Leben und Werk
3. Auflage München 2010
Maria Montessori:
Kinder sind anders
14. Auflage, Stuttgart 2010
Maria Montessori:
Das kreative Kind: Der absorbierende Geist
Nachdruck, Freiburg 2007
Paul Oswald, Günter Schulz-Benesch:
Grundgedanken der Montessori-Pädagogik: Quellentexte und Praxisberichte
2. Auflage, Freiburg 2008
Maria Montessori, Harald Ludwig:
Maria Montessori - Gesammelte Werke: Die Entdeckung des Kindes
Bd. 1, Freiburg 2010
Foto: © mediaphotos / iStockphoto
Geboren 1870 in der Nähe des italienischen Ancona stammte Maria Montessori aus einer gutbürgerlichen katholischen Familie. Da sie bereits zu Schulzeiten großes Interesse an Naturwissenschaften hatte, wollte sie nach dem Abitur Medizin studieren – ein sehr ungewöhnliches Ansinnen für Frauen in der damaligen Zeit. Gegen den Willen ihres Vaters und nach einigen hochschulspezifischen Widerständen konnte sie ihren Wunsch in die Tat umsetzen und studierte Medizin - nach dem Abschluss ihres ersten Studiums der Naturwissenschaften. 1896 promovierte sie zum Doktor der Medizin.
Maria Montessori spezialisierte sich auf die Kinderheilkunde und arbeitete bald mit geistig behinderten Kindern an der Universitätsklinik in Rom, deren damalige Situation der Verwahrlosung sie erschreckte. Sie wollte Abhilfe schaffen. Viel beschäftigte sie sich mit den Schriften der beiden Ärzte Itard und Séguin, die geistig behinderte Kinder in ihrer Arbeit intensiv beobachtet hatten.
Sie erhielt einen Lehrauftrag als Dozentin für Anthropologie in Rom und hielt Vorträge speziell vor Lehrerinnen, die sich mit der Erziehung geistig behinderter Kinder befassten. Als Direktorin leitete sie zwei Jahre lang eine Schule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte in Rom.
Montessori beschäftigte sich weiter mit der Erziehung geistig behinderter Kinder und arbeitete an einer Methode, wie man diese Kinder am besten pädagogisch fördern und unterrichten konnte. Sie hatte erkannt, dass die Kinder nicht an Unterentwicklung, sondern an mangelnder geistiger Förderung litten.
Um die pädagogischen Ansätze entsprechend vertiefen zu könne, studierte sie Anthropologie, Psychologie und Pädagogik und ergänzte damit ihre Ausbildung als promovierte Ärztin. Schließlich wollte sie ihren pädagogischen Ansatz auf gesunde Kinder übertragen.
Im 1907 eröffneten so genannten Kinderhaus für gesunde Kinder aus sozial schwachen Familien (Casa dei Bambini), die dort untergebracht wurden, weil sie nicht betreut wurden, konnte sie ihre aus der Arbeit mit geistig behinderten Kindern gewonnenen Erkenntnisse und Methoden schließlich auf gesunde Kinder übertragen. Nach Maria Montessori waren es die Kinder selbst, die sie ihre Erziehungsmethode lehrten. In „Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter“, ihrem ersten Grundsatzwerk, das 1913 auch auf Deutsch erschien, legte sie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen dar.
Ihre während ihrer Studien und der Arbeit mit Kindern entwickelte Montessori-Methode fand in vielen Ländern Beachtung, so dass Maria Montessori in den folgenden Jahren Vorträge zu ihrem Konzept in einer Vielzahl von Staaten hielt.
1924 hielt die Montessori-Methode Einzug an den italienischen Schulen.
Der italienische Faschismus hemmte jedoch die Weiterentwicklung und Ausbreitung des pädagogischen Konzepts. Maria Montessori lebte zu dieser Zeit in Indien und kehrte erst nach dem 2. Weltkrieg nach Europa zurück.
1952 starb sie in den Niederlanden, wo sie seit 1949 gelebt hatte.
Die Grundideen des pädagogischen Konzepts Maria Montessoris Die pädagogischen Erfahrungen Montessoris waren geprägt von den Beobachtungen der Kinder. Als Zuschauerin konnte sie von den Kindern lernen, ihre Signale zu deuten, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erkennen.
Maria Montessori war davon überzeugt, dass Kinder aus eigenem Antrieb lernen wollen, ohne dass sie Belohnungen, Kritik oder Strafe brauchen. Der Individualismus des Lernens und die Freude des Kindes am Lernen stehen im Mittelpunkt.
Nach der Montessori-Pädagogik sollen Kinder auch das Tempo, ihren Rhythmus und die Art und Weise des Lernens selbst bestimmen können:
Die Kinder werden als eigene Persönlichkeiten wahrgenommen, denen man Platz für freie Entscheidungen einräumt. Sie sollen ihrem ganz individuellen Lernbedürfnis folgen können und demnach selbst entscheiden können, was sie zu welcher ganz speziellen Zeit lernen und entdecken wollen.
Offener Unterricht und die heutzutage so genannte Freiarbeit helfen Kindern nach Maria Montessori, sich selbst zu entfalten und ihre Kräfte voll entwickeln zu können. Damit sie sich im positiven Sinn entwickeln und lernen können, brauchen sie eine vorbereitete Umgebung, die der Erzieher bzw. Lehrer schafft. Erzieher und Lehrer sollten sich nicht nur als Lehrende, sondern auch als Lernende begreifen, die die Individualität des jeweiligen Kindes mit seinen Talenten und Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen.
Die Leitidee der Montessori-Pädagogik lautet dabei immer „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Links & Literatur Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Montessori
http://www.montessori-shop.de/images/Lebenslauf-Montessori.pdf
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1588.html
http://www.montessori.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Montessorip%C3%A4dagogik
Ingeborg Waldschmidt:
Maria Montessori: Leben und Werk
3. Auflage München 2010
Maria Montessori:
Kinder sind anders
14. Auflage, Stuttgart 2010
Maria Montessori:
Das kreative Kind: Der absorbierende Geist
Nachdruck, Freiburg 2007
Paul Oswald, Günter Schulz-Benesch:
Grundgedanken der Montessori-Pädagogik: Quellentexte und Praxisberichte
2. Auflage, Freiburg 2008
Maria Montessori, Harald Ludwig:
Maria Montessori - Gesammelte Werke: Die Entdeckung des Kindes
Bd. 1, Freiburg 2010
Foto: © mediaphotos / iStockphoto
Über den Autor/die Autorin
Dr. Lisa Mundzeck ist promovierte Historikerin und arbeitet als freie Online-Journalistin, wissenschaftliche Autorin und Archivarin in Hannover.