Facebook – soziales Netzwerk ohne Schutz und Sicherheit

Entwicklung und Erziehung
© Gerd Altmann - Pixelio.de
von Christine Kammerer
Facebook ist mit rund 1,35 Milliarden Nutzern(Stand 2016) das größte soziale Netzwerk weltweit. Gründer Mark Zuckerberg (Geboren: 14. Mai 1984) erklärte das geltende Konzept von Privatsphäre für nicht mehr zeitgemäß. Entsprechend groß sind die Lücken bei Datenschutz und Datensicherheit.
Lesedauer:
4 min
Erhebliche Mängel bei der Privatsphäre

Beim Umgang mit Nutzerdaten und Nutzerrechten erweist sich das Netzwerk als besonders problematisch: Die Nutzer stellen Facebook mit Anerkennung der AGB einen Freibrief für die Verwendung und Weitergabe ihrer Daten aus. Der US-Anbieter schränkt die Rechte der Nutzer ein, räumt sich aber selbst sehr weitgehende eigene ein, vor allem wenn es darum geht, Daten an Dritte – zum Beispiel an Marketing-Datenbanken weiterzugeben und behält sich die Nutzung sämtlicher IP-Inhalte, also auch an geistigem Eigentum wie Texten und Bildern vor. So wurde zum Beispiel im Mai 2011 bekannt, dass Facebook die Daten über die Vorlieben und Interessen von Nutzern an Amazon verkauft hat. Die Dachorganisation der Verbraucherzentralen in Deutschland übte schon zuvor massive Kritik an Facebook und rät sogar dazu, den Dienst am besten überhaupt nicht zu nutzen. Auch die Stiftung Warentest attestiert der Plattform „erhebliche Mängel“ beim Umgang mit persönlichen Daten.

Facebook öffnet dem Datenraub Tür und Tor

Freundschaften auf sozialen Netzwerken gehören für viele Kinder und Jugendliche längst zum Alltag und gelten sogar häufig als eine Art Statussymbol. Doch gerade die soziale Interaktion öffnet dem Datenraub Tür und Tor: Der sogenannte Freundefinder verleitet Mitglieder dazu, ihren gesamten Datenbestand wie die E-Mail-Adressen und Namen der Freunde, die keine Mitglieder auf Facebook sind, dorthin zu importieren. Deren E-Mail-Adressen werden sodann ohne die nach europäischen Datenschutzstandards erforderliche Zustimmung der Eingeladenen genutzt. In den USA spielt Datenschutz traditionell eine untergeordnete Rolle – bei US-Amerikanern findet die wirtschaftliche Nutzung persönlicher Daten als Gegenleistung für einen kostenfreien Service viel eher Akzeptanz als in Europa.

Risiken überwiegen bei weitem die Vorteile

Doch neben dem laxen Umgang mit persönlichen Daten lauern noch weitere Risiken auf Facebook: Erfahrungen mit Cybermobbing hat fast jeder der jugendlichen Internetnutzer bereits gemacht, 30 Prozent mit Belästigungen und 13 Prozent mit Fotos, die ohne ihr Einverständnis ins Netz gestellt wurden. Viele von ihnen wurden auch schon mit Nachrichtenkonfrontiert, die eindeutig sexuellen oder gar pornografischen Bezug aufweisen und erhalten so Zugriff auf nicht jugendfreie Inhalte. Der immense Zeiteinsatz bei sozialen Netzwerken 69 Prozent der 12 bis 24jährigen nutzen soziale Netzwerke mehrmals in der Woche und verbringen damit täglich mindestens zwei Stunden kann zu Schlafdefiziten führen und depressive Symptome sowie eine Internet-Abhängigkeit befördern: Larry Rosen, Psychologe an der California State University, wies nach, dass junge Erwachsene, die das soziale Netzwerk über einen langen Zeitraum intensiv nutzten, häufiger depressive und manische Episoden, Angststörungen, antisoziales Verhalten und andere psychiatrische Störungen zeigen. Übermäßige Aktivität könne außerdem das Lernen beeinträchtigen. Und schließlich wirkt sich der Einfluss der Online-Werbung nachweislich auf das Konsumverhalten aus.

Das Netz vergisst nichts

Gerade Kinder und Jugendliche sind sich meist nicht darüber bewusst, wie viele Menschen ihre Profile tatsächlich lesen. Das trügerische Gefühl von Vertrautheit unter digitalen „Freunden“ führt nicht selten zu unangemessenen oder sogar schädlichen Enthüllungen. Es ist daher wichtig, das Bewusstsein jugendlicher Nutzer dahingehend zu schärfen, dass jene Informationen, die sie über Facebook verbreiten, für immer im Netz gespeichert werden. Selbst wenn der Account gelöscht wird, bleiben die Informationen erhalten und Verlinkungen sowie Kommentare in anderen Profilen lassen sich in der Regel überhaupt nicht mehr entfernen. Dank moderner Technik können ohne weiteres ganze Dossiers zu einer bestimmten Person erstellt werden: Kleine Computerprogramme suchen automatisch und gezielt, zum Beispiel mit Unterstützung von Bild- und Gesichtserkennung, nach relevanten Informationen und generieren vollständige Profile. Offenherzigkeit auf sozialen Netzwerken kann auch der beruflichen Entwicklung schaden: Gemäß einer Studie von Microsoft kontrollieren in Deutschland 59 Prozent der Personalentscheider die Bewerber auch online. 16 Prozent von ihnen haben Kandidaten bereits aufgrund kompromittierender Kommentare, Bilder oder Videos abgelehnt. Deswegen lautet eine einfache, aber sehr wichtige Regel für soziale Netzwerke:

Veröffentliche nur so viel, wie du einem beliebigen Menschen auf der Straße von Dir erzählen würdest.

Tipps

Bei der Anmeldung sollten nur die zwingend erforderlichen Angaben gemacht werden.

Die E-Mail-Adresse sollte keine Rückschlüsse auf den Namen zulassen.

Kontaktversuche Fremder können durch entsprechende Einstellungen im Bereich „Privatsphäre“ verhindert werden. Fremde haben auch in der Freundesliste nichts verloren. Schärfen Sie Ihren Kindern ein, sich niemals mit Fremden zu verabreden.

Auf hochgeladenen Bildern sollte das Kind nicht zu erkennen sein, andernfalls kann das Foto manipuliert und zu Mobbing-Zwecken missbraucht werden.

Ein möglichst sicheres Passwort besteht aus Ziffern und Buchstaben und hat mindestens sechs Zeichen – Eigennamen oder Geburtsdatum sollten dabei unbedingt vermieden werden, da dies zu Identitätsdiebstahl führen kann.

Vom wahllosen Klicken auf Links ist abzuraten, da diese für das Abgreifen persönlicher Daten genutzt werden können.

Sprechen Sie mit Ihren Kindern über deren Aktivitäten in sozialen Netzwerken und klären Sie sie über die Gefahren auf!
Soziale Netzwerke gehören zum Leben von Kindern und Jugendlichen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass auch die Eltern sich intensiv mit dem Medium beschäftigen. Nur so können sie ihren Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet und sozialen Netzwerken vermitteln. Programme, die das Verhalten des Kindes ausspionieren, sind keine Lösung. Sie zerstören lediglich das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Eltern und Kind – jenes Vertrauen, das Kinder so dringend benötigen, um sich im Problemfall an ihre Eltern zu wenden.

Links

www.test.de/multimedia/tests/soziale-netzwerke-datenschutz-oft-mangelhaft-1854798-1855785/ Stiftung Warentest: Soziale Netzwerke: Datenschutz oft mangelhaft

www.chatten-ohne-risiko.net
Ein Angebot von jugendschutz.net

www.surfer-haben-rechte.de
„Verbraucherrechte in der digitalen Welt“ ist ein Projekt der Verbraucherzentrale Bundesverbandes. Ziel ist, die Verbraucher zu befähigen, sich sicher im Internet zu bewegen und aktiv teilzunehmen.

www.klicksafe.de/
klicksafe ist eine Sensibilisierungskampagne zur Förderung der Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet und neuen Medien im Auftrag der Europäischen Kommission.

www.bsi-fuer-buerger.de
Website des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik
Beitrag teilen:
Themen:
Facebook
Twitter
soziale Netzwerke
social media
Datenschutz
Internet
Cybermobbing
www
Über den Autor/die Autorin
Foto Christine Kammerer

Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

Weitere Beiträge lesen