Bauern- und Wetterregeln von der Natur abgeschaut

Dramatische Wolkenformation mit Sonne und blauem Himmel
Wissen und Bildung
© Joujou - Pixelio.de
von Jörg Sauer

Den Blick zum Himmel gerichtet und dabei die Frage auf den Lippen: „Wie wird das Wetter?“ Das beschäftigt die Menschen schon immer. In der heutigen Zeit übernimmt die wissenschaftliche Wetterbeobachtung eine recht große Rolle. Trotzdem haben die althergebrachten Bauernregeln ihre Berechtigung. Dieser Beitrag gibt Anregungen, um einige ausgewählte Regeln mit den Kindern gemeinsam in deren Lebensraum zu erforschen.

Lesedauer:
4 min

Begrifflichkeiten

  • Wetterregeln
  • Die Wetterbeobachtungen existieren bereits seit tausenden von Jahren.
  • Das Erfassen der Zusammenhänge zwischen Wärme, Kälte, Regen, Sturm,…stellt eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Ernte in der Landwirtschaft dar.
  • Besonders die ländliche Bevölkerung beobachtete das Wetter sehr genau und leitete Regeln besonders für kurzfristige Vorhersagen ab.

Bauernregeln

  • Diese beziehen sich zumeist auf die Erscheinungen des Wetters.
  • Sie gehen sowohl auf regionale Beobachtungen, Überlieferungen sowie Veränderungen der Flora und Fauna zurück.
  • Bauernregeln erklären keine Wetterzusammenhänge. Sie geben „nur“ Beobachtungen wider.

Lostage

  • Sie sind „verantwortlich“ für das Wetter in einem bestimmten Zeitraum und beruhen auf vielen kleineren Beobachtungen.
  • Die Lostage sind eng verknüpft mit den Namen von katholischen Heiligen.
  • Weitere Klassifizierungen sind möglich nach:
  1. - „Festtagsregeln,
  2. - Wochentagsregeln,
  3. - Monatsregeln… “ (1)

Schwendtage

  • Sie sind auch unter dem Ausdruck der verworfenen Tage bekannt.
  • Unter Verwerfen versteht man eine Fehlgeburt bei Haustieren.
  • An einem verworfenen Tag sollte nichts unternommen werden. Daher stammt auch das Sprichwort: „Eine Idee verwerfen.“ (2)

Historische Betrachtungen

  • Viele Bauernregeln gehen auf antike Ursprünge zurück. So stammen u. a. auch die Schwendtage aus der Zeit der Römer. Bauernregeln sind in den meisten Kulturen bekannt und weit verbreitet.
     
  • Das Lehrgedicht „Georgica“ des römischen Dichters Publius Vergilius Maro (Vergil) (70 v. Chr. bis 19 v. Chr.) beeinflusste die Menschen. In vier Teilen behandelt er neben dem Ackerbau auch die Viehzucht, den Obst und Weinbau die Imkerei. „… zahlreiche Mythen … und poetische Reflexionen…“ (3) rundeten Virgils Erläuterungen ab.

  • Die beiden ältesten Bücher mit Sammlungen von Bauernsprüchen sind das „Wetterbüchlein“ von Leonhard Reymann und die „Bauernpraktik“.

  • Im Jahre 1505 erschien das erstgenannte Buch, welches bis: „...1538 … 17 verschiedene Ausgaben…“ (4) erreicht. Dieses „… meteorologische Volksbuch… „(5) enthält „… das erste Verzeichnis von Wetterregeln, das sich nicht ausschließlich auf die Wetterkunde aus antiken und mittelalterlichen Quellen stützt, sondern auch auf Beobachtungen.“(6) Weiterhin werden in dem Buch auch “… ältere astrologische Quellen…“ (7) vollständig übernommen.

  • 1508 erschien unter dem Titel „Bauernpraktik“ ein weiteres Buch, welches großen Einfluss gewann. In diesem erfuhr der Leser “… hauptsächlich Voraussagen…“ hinsichtlich „… der Witterung des ganzen Jahres aus dem Wetter des Christtages und der zwölf Tage von Weihnachten bis Epiphanias.“(8)

  • Die Gregorianische Kalenderreform durch Papst Gregor XII brachte eine Verschiebung von zehn Tagen. Das führte u. a. auch zur Frage: Gelten die alten Regeln noch? Zur Aufklärung wurden für die Bauern entsprechende Bücher gedruckt.

  • In den Jahren von 1652 bis 1658 führte der Abt des Klosters Langheim im Bistum Würzburg Dr. Mauritius Knauer (1613 oder 1614 bis 1664) Buch über die Wettererscheinungen und protokollierte alles genau. Über das Kloster hinaus fand der Kalender rasch Verbreitung. „Erst um 1721 kam ein findiger Verleger auf die Idee, der von ihm verbreiteten Auflage den Titel „Hundertjähriger Kalender“ zu geben.“ (9)

Aufbau der Bauernregeln

Diese können sowohl gereimt als auch ungereimt vorkommen. Sehr häufig treten die Regeln als Konditionalsatz (Bedingungssatz) auf. Der Nebensatz drückt eine Bedingung aus und beginnt mit wenn bzw. falls. Im Hauptsatz findet man die Folge bzw. das zu erwartende Ergebnis (Beispiel: „Wenn es am Tage der Siebenschläfer regnet, so hat man vier Wochen zu erwarten.“).

Was gibt es zu tun - Tipps und Anregungen

Das Kennenlernen von Bauernregeln und der Umgang mit diesen greifen die o. g. Gedanken auf und bieten den Kindern reiche Entwicklungsmöglichkeiten. So sind sie zum großen Teil praktisch tätig und erleben die Veränderungen der Natur unmittelbar selbst.
Um die Aufgaben lösen zu können, müssen fachspezifische Arbeitsweisen von den Schülerinnen und Schülern angewendet werden. Günstig ist es, wenn sie bereits über erste Erfahrungen verfügen. Bei der Erforschung der Bauernregeln sind das Beschreiben, Betrachten und Beobachten von großer Wichtigkeit.

Von den beiden Letztgenannten finden Sie nähere Informationen unter:
Themenspecial: Unsere Vogelwelt

Als Einstieg in die Thematik bieten sich zwei mögliche Vorgehensweisen an:

Bereitstellen von unterschiedlichen Bauernregeln des aktuellen Monats durch den Lehrenden

  •  Lesen der Regeln und Besprechen des Inhaltes
  •  gemeinsames Überprüfen der Regeln

Erteilung eines Sammelauftrages

  • Vorstellung der Regeln durch die Kinder
  • Bekanntgabe der Herkunft
  • Besprechen des Inhaltes
  • ggf. gemeinsames Überprüfen

Im Anschluss daran kommt es zur Bekanntgabe der Langzeitaufgabe: „Erforschung von ausgesuchten Bauern- und Wetterregeln in einem Jahr vor unserer Haustür“. Dieser langfristige Auftrag erfordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Genauigkeit und Ausdauer. Der Lehrende muss regelmäßig an die Einhaltung der Aufgabe erinnern. Das Anlegen und Gestalten eines Bauern- und Wetterregelbüchleins bietet sich dafür zur Unterstützung an.
Es ist sinnvoll, wenn je Monat eine Gruppe von drei Kindern die Regeln auswählt, überprüft und anschließend im Klassenverband vorstellt. Dazu können die Monatsaufträge genutzt werden.
Nach jeder Vorstellung der Bauern- bzw. Wetterregel des Monats sollte eine gemeinsame Auswertung anhand vorher besprochener Kriterien folgen Diese könnten u. a. sein: „Erfuhr ich etwas Neues?“, „Entsprachen die Inhalte der Regel?“ oder „Wurde zusammenhängend gesprochen?“ Jedes Kind kann seine Gedanken in einem kleinen Protokoll notieren.

Nach der Vorstellung der letzten Regel bieten sich noch die folgenden Präsentationsformen an:

Buch- und Linktipps

Quellen

(1) http://www.brauchtumsseiten.de/a-z/l/lostage/home.html
(2) http://www.bauernregeln.net/lostage.html
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Georgica
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Wetterb%C3%BCchlein
(5) ebd.
(6) ebd.
(7) ebd.
(8) http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Bauernpraktik
(9) Der Hundertjährige Kalender, herausgegeben von Almut Gaugler und Burkhard Brehm, Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh, 1994, Seite 9

Buchtipps

  • die Bedeutung der Bauern- und Wetterregeln und
  • jeden Monat mit ausgewählten Regeln, die die Kinder selbst hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes überprüfen.
  • Ausstellung der Hefte im Schulhaus
  • Gestaltungen einer Power Point oder Web Seite
  • Vorstellung der Arbeitsergebnisse in anderen Klassen oder vor den Eltern
  • Abendrot- Schönwetterverbot- Wetterzeichen richtig deuten, Bernhard Michels, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München, 2004
  • Wetter- und Bauernregeln, Horst Leisering, Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh, 1997
  • Der Hundertjährige Kalender, herausgegeben von Almut Gaugler und Burkhard Brehm, Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh, 1994

Linktipps

  1. www.wissenskarten.de
  2. www.blinde-kuh.de
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Themen:
Wetter
Bauerregeln
Natur
Wetterphänomene
Über den Autor/die Autorin
Autor Jörg Sauer

Jörg Sauer ist ausgebildeter Grundschullehrer und unterrichtet seit über 20 Jahren an einer Schule. Neben der Lehrertätigkeit führte er in den vergangenen Jahren zahlreiche Weiterbildungen über die Nutzung von Neuen Medien im Unterricht durch.

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