Generation iPad – der lange Abschied von der Kreidezeit

Entwicklung und Erziehung
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von Christine Kammerer
Computer und Internet sind heute bereits an allen deutschen Schulen vorhanden, doch Studien zeigen, dass sie im Schulalltag kaum genutzt werden. Auf dem gesamten Bildungssektor liegt Deutschland auf Platz 17 im internationalen Vergleich, wenn es um die Einbeziehung von digitalen Medien in den Unterricht geht. Spalten Sich Deutschlands Schulen zunehmend von der Lebenswirklichkeit der Gesellschaft ab?
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Computer und Internet sind heute bereits an allen deutschen Schulen vorhanden, doch Studien zeigen, dass sie im Schulalltag kaum genutzt werden. Auf dem gesamten Bildungssektor liegt Deutschland auf Platz 17 im internationalen Vergleich, wenn es um die Einbeziehung von digitalen Medien in den Unterricht geht. Spalten Sich Deutschlands Schulen zunehmend von der Lebenswirklichkeit der Gesellschaft ab? Warum dies so ist und wie der Unterricht der Zukunft aussehen wird, soll hier erörtert werden.

Die Gegenwart: Digitale Lücken…

Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet unaufhaltsam voran, doch Deutschlands Schulen hinken der Entwicklung noch immer gewaltig hinterher: 2011 nutzten laut einer ARD/ZDF-Onlinestudie erstmals hundert Prozent der 14- bis 29-Jährigen das Internet. 95 Prozent aller Schüler zwischen zehn und 18 Jahren besitzen ein Handy und 75 Prozent von ihnen machen sogar regelmäßig Hausaufgaben am PC, so eine Forsa-Studie aus dem gleichen Jahr. In der Schule dagegen kommt der Computer bei rund 43 Prozent der Schüler gar nicht oder weniger als einmal pro Woche zum Einsatz. Nur für 15 Prozent aller Befragten gehört täglicher Unterricht unter Einbeziehung von Technik wie Computern mit Internetzugang zum normalen Schulalltag. Lediglich jeder vierte Schüler hat mindestens einmal in der Woche Zugang zur PC-Nutzung in der Schule.

…und fehlende Ressourcen

Der chronische Geldmangel deutscher Schulen ist einer der Gründe für die Zurückhaltung bei den digitalen Medien, zumal diese nach dem Prinzip der Chancengleichheit nur dann eingesetzt werden sollen, wenn alle den gleichen Zugang dazu besitzen. Doch dafür gibt es noch nicht einmal ein Budget. Eine weitere Ursache liegt darin begründet, dass die gegenwärtige Lehrergeneration nicht wie die nachfolgende mit dem Computer aufgewachsen ist und sich die entsprechenden – und teilweise sehr umfangreichen - Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Technik und Medien quasi nebenbei aneignen muss.

Die Zukunft: Neues Lernen mit mobilen Endgeräten

Blended Learning bezeichnet eine Kombination aus Online-Lernen und dem klassischen Schul-Unterricht. Wir gehen dabei nicht nur davon aus, dass das Klassenzimmer vollständig digitalisiert ist, sondern nehmen sogar einmal hypothetisch an, Lehrer und Schüler besäßen sämtlich mobile Endgeräte wie Tablet-Computer. Und hier eine kleine Auswahl von Möglichkeiten der Nutzung im Unterricht:

8.00 Uhr morgens – ein Lehrer betritt den Raum und prüft die Anwesenheit, indem er die zentrale Anwesenheitsliste aufruft: Liegt für den abwesenden Schüler X eine Entschuldigung vor? Der multimediale Unterricht beginnt mit Unterstützung einer App – dem Englisch-Vokabeltrainer. Die Anwendung ermöglicht eine einfache Selbstabfrage-Routine mit Verfolgung und Dokumentation des Lernfortschritts über einen vorgegebenen Zeitraum zum Beispiel in Form einer graphischen Darstellung der Lernintensität und des erreichten Levels.

Unser Lehrer beschließt daraufhin, die Textkompetenz per App abzufragen und fordert die Schüler auf, den jeweiligen Kernsatz eines Textes zu markieren. Die Lehrkraft ist via Display sofort darüber im Bilde, welcher seiner Schüler jeweils welchen Satz hervorgehoben hat und die Schüler können ihre eigenen Lernaktionen und ihre Lernerfolge laufend selbst überprüfen, indem sie zum Beispiel bestimmte Aufgabenstellungen auf einer für alle einheitlichen Plattform erfüllen.

Die digitale Welt der Schulbücher

Auch in den Wissensfächern sind zahlreiche sinnvolle Anwendungen denkbar: Multimediale Elemente werden unmittelbar und ohne großen Aufwand in den Unterricht eingebunden, zum Beispiel in Form von grafischen Darstellungen, Bildern und Videos. Das bereichert den Unterricht, macht den Stoff lebendiger und unterhaltsamer und intensiviert somit auch den Lernerfolg. Und es bietet den Schülern viele Möglichkeiten, sich aktiv in den Unterricht einzubringen.

Viele Schulbücher liegen bereits in digitalisierter Form vor, was ebenfalls erhebliche Vorteile mit sich bringt: Sie sind aktueller, günstiger im Preis, denn es entstehen keine Druckkosten und zudem kann man damit sehr flexibel arbeiten – sie erleichtern zum Beispiel eine Differenzierung des Unterrichts nach dem individuellen Schüler-Leistungsniveau.

Die deutschen Schulbuchverlage haben sich bereits auf eine gemeinsame Plattform im Internet verständigt: Digitale Schulbücher bietet dem Nutzer eine offene Lösung: „Das digitale Buchregal enthält die Bücher aller beteiligten Verlage in einem einheitlichen Format. Schulen, Lehrer und Schüler können ihre Bildungsmedien so bequem verwalten, lesen, nutzen.“

Linktipps

Digitale Schulbücher
http://digitale-schulbuecher.de/

Jugend 2.0 - Eine repräsentative Untersuchung zum Internetverhalten von 10- bis 18-Jährigen
https://www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Studie_Jugend_2.0.pdf

Liebevoll gestalteter Blog eines Berliner Startups, das webbasierte Anwendungen für den Bildungsbereich entwickelt, mit Beispielen zur digitalen Gestaltung des Unterrichts
http://blog.meinunterricht.de/?cat=6

Digitalisierung in der Schule. Die Cyber-Klasse kommt
http://www.tagesspiegel.de/wissen/digitalisierung-in-der-schule-die-cyber-klasse-kommt/6964454.html

Digitale Medien für Ihren Unterricht des Bildungshauses Schulbuchverlage
http://www.in-zukunft-digital.de/
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Über den Autor/die Autorin
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Christine Kammerer, Politologin M. A., Heilpraktikerin (Psychotherapie), freie Journalistin und Trainerin. Berufliche Stationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Kinderschutzbund.

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