Schulfähigkeit -
Zeit für die Schule
Schulfähigkeit -
Zeit für die Schule
Früher sprach man davon, dass ein Kind "reif" für die Schule wurde. Heutzutage spricht man eher von der so genannten "Schulfähigkeit". Was steckt hinter diesen Begriffen?
Früher sprach man davon, dass ein Kind "reif" für die Schule wurde. Heutzutage spricht man eher von der so genannten "Schulfähigkeit". Was steckt hinter diesen Begriffen - und woran sollten sich Eltern, Kinder, Erzieherinnen sowie Erzieher und Lehrkräfte orientieren, wenn ein Kind in die Schule kommt?
Schulfähigkeit/Schulreife - Die Zeit vor der Einschulung
Das letzte Kindergartenjahr nähert sich dem Ende - und somit beginnt der Endspurt in die Grundschulzeit. Früher überprüfte man in dieser Zeit bestimmte Voraussetzungen, die ein Kind benötigte, um produktiv am Unterricht und Schulleben in der Grundschule teilnehmen zu können. Der damals verwendete Begriff "Schulreife" meinte jedoch eher einen starren Begriff. Dahinter steckte die Vorstellung, dass man nur lange genug warten muss, bis ein Schulkind in spe "ausgereift" ist.
Mit dem heute eher verwendeten Begriff der "Schulfähigkeit" verbindet man demgegenüber die Auffassung, dass ein Kind durch individuelle Förderung und Forderung jederzeit in der inklusiven Grundschule mitarbeiten kann.
Tests zur Schulreife oder Schulfähigkeit
In vielen Bundesländern werden auch heutzutage vor der Einschulung so genannte Schulfähigkeitstests durchgeführt. Hierbei werden zum Beispiel die Bereiche "kognitive Fähigkeiten", "fein- und grobmotorische Fähigkeiten" sowie "soziale und personale Fähigkeiten" des Kindes beobachtet und ausgewertet.
So geht es im Bereich der Kognition etwa darum, einfache, altersgemäße Anweisungen zu verstehen und anzuwenden. Auch das Benennen von Mengen und Formen ist hier relevant.
Die Bereiche Fein- und Grobmotorik betrachten beispielsweise, wie ausdifferenziert ein Kind in der Lage ist, zu malen und wie es um seine Körpermotorik steht.
Besonders wird momentan allerdings auf die sozialen und personalen Kompetenzen geachtet. Schon in der Kindertagesstätte wird mithilfe von Beobachtungsbögen und Portfolios gemeinsam mit den Eltern und den Kindern erörtert: Wie verhält sich ein Kind innerhalb der Lerngruppe? Wie geht es mit Konflikten um? Kennt es die allgemeinen Regeln der Gruppe? Ist es bereit, sich daran zu halten? Ist es seiner eigenen Bedürfnisse gewahr - und kann es diese altersgemäß ausdrücken?
Zusammenarbeit zwischen dem Elternhaus und den Institutionen
Achten Sie deshalb darauf, im regelmäßigen Dialog mit den Erzieherinnen und Erziehern Ihres Kindes zu bleiben. Tauschen Sie sich in vereinbarten Gesprächen über die (Lern-) Biographie Ihres Kindes aus und halten Sie die Ergebnisse sowie mögliche Ziele schriftlich fest.
Kindertagesstätte und Grundschule sollten ebenfalls in einem regen Austausch sein. Hierbei ist es sinnvoll, wenn das Personal in Form von regelmäßigen gemeinsamen Dienstbesprechungen tagt. Auch gemeinschaftliche Feste und Feierlichkeiten der Einrichtungen wie etwas Weihnachtsfeiern, Sommerfeste etc. sollten wiederkehrend umgesetzt werden. Im Alltag sollten die Vorschulkinder etwa die zukünftige Schule besuchen und dort am Unterricht teilnehmen, währenddessen die Schulkinder beispielsweise die Kindergartenkinder als Lesepaten in ihrer Einrichtung besuchen können.
Individuelle Voraussetzungen für den Schulstart berücksichtigen
Natürlich entwickeln sich Vorschulkinder nicht gleichförmig. So betont Schulpsychologe Bernd Deseniß von der Landesschulbehörde Lüneburg: "Die Entwicklung von Kindern verläuft nicht linear und nicht bei allen Kindern gleich." Achten Sie deshalb auf die individuelle Entwicklung Ihres Kindes - manche Kinder sind bereits vor dem eigentlichen "Vorschulalter" bereit, in die Schule zu gehen.
Im Rahmen der inklusiven Grundschule wird jedem Kind die Möglichkeit gegeben, nach seinem Vermögen und Tempo zu lernen. Manchen Kindern kommt die sogenannte jahrgangsgemischte Eingangsstufe entgegen. Diese ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, nach eigenem Maß die Schuljahrgänge 1 und 2 innerhalb von einem, von zwei oder auch von drei Schuljahrgängen zu absolvieren.
Ein gutes Fundament schaffen
Dieses Vertrauen in die individuellen Fähigkeiten und Tempi, die jedes Kind mit sich bringt, sollten Eltern, Kindertagesstätte und die aufnehmenden Grundschulen anwenden. Hierfür ist ein guter, wertschätzender Dialog zwischen allen von besonderer Wichtigkeit. Ebenso wie der Respekt vor der (Lern-) Biographie jedes einzelnen Kindes.
Alexandra von Plüskow-Kaminski hat mehr als 20 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet und war als Fachberaterin tätig. Dabei war sie u.a. zuständig für die Übergänge von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Seit März 2022 koordiniert sie das Sprachbildungszentrum Lüneburg.