Gut vorbereitet zum Elternsprechtag

Entwicklung und Erziehung
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von Ulrike Lindner
In der Regel einmal pro Schulhalbjahr, in einigen Schulen auch nur einmal im Jahr werden Elternsprechtage angeboten. Eltern und Lehrer haben jetzt die Gelegenheit, sich über Verhalten und Leistung der Kinder auszutauschen.
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In der Regel einmal pro Schulhalbjahr, in einigen Schulen auch nur einmal im Jahr werden Elternsprechtage angeboten. Eltern und Lehrer haben jetzt die Gelegenheit, sich über Verhalten und Leistung der Kinder auszutauschen. Für akute oder ernstere Probleme reicht jedoch die Zeit beim Elternsprechtag oft nicht aus – häufig sind pro Elternteil und Lehrer nur recht kurze Zeitfenster von 10 bis 15 Minuten vorgesehen. Das mag zunächst nicht viel erscheinen. Der große Vorteil des Elternsprechtages liegt aber gerade darin, dass alle Eltern ihn wahrnehmen (können), auch wenn kein Problem vorliegt. Auch Informationen über Fortschritte, Interessen und Verhalten im Klassenverband sind schließlich für viele Mütter und Väter von Interesse. Darüber hinaus gilt: Wenn die Kommunikation erst gesucht wird, wenn Probleme auftauchen, ist es für einen sachlichen und partnerschaftlichen Austausch oft zu spät. Ein gutes Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus kommt dagegen allen zu Gute – Eltern, Lehrern und Kindern. Nicht zuletzt deshalb sollten Eltern den Elternsprechtag regelmäßig als Möglichkeit zum Austausch wahrnehmen.

Fragen überlegen und notieren

Um die knapp bemessene Zeit optimal zu nutzen, empfiehlt sich eine gute Vorbereitung auf den Elternsprechtag. Dazu gehört zum einen ein Gespräch mit dem eigenen Kind – fragen Sie anlässlich des bevorstehenden Elternsprechtages einmal explizit, ob Ihr Kind Sorgen oder Probleme in der Schule hat oder ob es sich wünscht, dass Sie einen bestimmten Sachverhalt im Lehrergespräch ansprechen. So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen und können sich besser vorbereiten. Darüber hinaus haben Sie sicher selbst einige Fragen, die Sie stellen möchten. Halten Sie im Vorfeld am besten schriftlich in Stichworten fest, was Sie über den Leistungsstand hinaus noch vom Lehrer wissen möchten oder ob es bestimmte Informationen gibt, die Sie selbst der Schule mitteilen wollen. Dazu können diese Punkte gehören:
  • Wie ist das Arbeitsverhalten des Kindes im Unterricht?
  • Wie setzen sich die Noten zusammen?
  • Welche Leistungen werden im Mündlichen und Schriftlichen erwartet?
  • Wie ist es um Hausaufgaben bestellt?
  • Hat das Kind immer alle notwendigen Materialien dabei?
  • Sieht der Lehrer Förderbedarf an bestimmten Punkten?
  • Mit welchen Kindern bestehen Schulfreundschaften?
  • Wie beurteilt der Lehrer das Klassenklima allgemein?
  • Wie ist der Notenspiegel der Klasse in dem betreffenden Fach?
  • Welche Förder- bzw. Forderangebote bestehen in der Schule?
  • Eigene Beobachtungen von verändertem Lern- oder Arbeitsverhalten des Kindes.
  • Veränderungen/Probleme im häuslichen Umfeld, von denen die Schule wissen sollte.

Für ein gutes Gesprächsklima sorgen

Doch nicht allein die richtigen Fragen sorgen für einen erfolgreichen Austausch beim Elternsprechtag. Entscheidend ist ein gutes Gesprächsklima – und das lässt sich von beiden Seiten beeinflussen. Für Eltern ganz wichtig: keine Vorwürfe, keine Vorurteile, keine allgemeinen Anschuldigungen. Verschwenden Sie die Zeit beim Elternsprechtag nicht damit, den Lehrern Ihres Kindes Ihren Ärger über das deutsche Schulsystem mitzuteilen. Solche Vorwürfe sind nicht hilfreich, wenn Sie ein vertrauensvolles Gespräch anstreben. Stattdessen sollten Sie:
  • Erst einmal zuhören und versuchen, die Sichtweise des Lehrers und eventuell auch Kritik zu verstehen und anzunehmen. Oft verhalten sich Kinder zuhause ganz anders als in der Schule.
  • Schuldzuweisungen vermeiden. Versuchen Sie, den Lehrer als Partner, nicht als Gegner zu sehen und anzusprechen. Schulprobleme lassen sich in der Regel nur gemeinsam und einvernehmlich lösen! Im Gespräch funktioniert das am besten, indem die Situation aus der eigenen Sicht geschildert wird: „Ich habe den Eindruck, dass …“ oder „Ich mache mir Sorgen, weil ….“.
  • Respektvoll miteinander umgehen. Bleiben Sie sachlich und höflich, schildern Sie konkrete Situationen und vermeiden pauschale Beschuldigungen, auch wenn Sie vielleicht berechtigten Grund zum Ärger haben.
  • Offen und ehrlich sein. Nur wenn beim Elternsprechtag ein ehrlicher Austausch stattfindet, lassen sich Probleme lösen. Viele Lehrer begrüßen es, wenn Eltern von sich aus auf sie zukommen und das Gespräch suchen, weil ihnen zuhause etwas am Verhalten des Kindes auffällt, statt zu warten, bis der Lehrer von sich aus den Kontakt aufnimmt.
  • Gemeinsame Lösungen suchen und realistische Ziele vereinbaren. Dazu gehört auch, dass Sie nicht mehr versprechen, als Sie halten können. Werden Vereinbarungen getroffen, sollte auch gleich festgelegt werden, wie der Prozess begleitet und kontrolliert wird (weitere Gesprächstermine, Mitteilungen im Hausaufgabenheft, Belohnungssystem).
  • Auch das Positive ansprechen – lassen Sie die Lehrer wissen, wenn Sie sich über tolle Unterrichtsgestaltung, großes Engagement oder Ähnliches freuen. Lob motiviert - das gilt auch für Lehrer.
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Über den Autor/die Autorin

Ulrike Lindner hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste, Berlin, studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin, Werbetexterin und Moderatorin.

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