Ich mag die Lehrerin/den Lehrer meines Kindes nicht ...

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von Manon Sander
Viele Eltern bekommen irgendwann von ihrem Kind zu hören, dass der Lehrer das Kind ablehne. Andere haben vielleicht selbst den Eindruck, dass eine Lehrkraft ihr Kind "auf dem Kieker" hat. Wie reagiert man jetzt?
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Es hatte eigentlich so schön begonnen. Die Schultüte war liebevoll gebastelt, der Ranzen gekauft, alles beschriftet und die Einschulungsfeier war auch nett. Doch dann - bei der Vorstellung der Lehrer für die ersten Klassen - war einem gleich klar, dass diese Lehrerin eigentlich völlig ungeeignet war, das eigene Kind zu unterrichten oder überhaupt Kinder zu unterrichten...

Natürlich kann es auch passieren, dass man erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Grundschule oder auch weiterführenden Schule feststellt, dass von Seiten der Eltern eine Abneigung gegenüber der Lehrkraft besteht. Das ist völlig normal und kann immer irgendwann im Laufe der Schulzeit des Kindes vorkommen.

Trotzdem, auch wenn es normal ist, ist es für Eltern immer ein merkwürdiger Vorgang. Manchmal spielt hier Eifersucht eine gewisse Rolle und damit die zunehmende Angst, dass das Kind eventuell eine andere Person mehr mögen könnte. Oft sind es aber auch unterschiedliche Erziehungsstile, die aufeinander prallen - ein zu lascher oder ein zu autoritärer. Es kann auch eine ganz unerklärbare persönliche Abneigung sein, die sich einfach nicht überwinden lässt.

Sollte es so sein, dass das Kind mit der Person gut klar kommt und es schulisch auch nichts auszusetzen gibt, so sollte man dies einfach auf sich beruhen lassen und gar nicht weiter thematisieren. Die wenigen Tage im Jahr, an denen es zu Begegnungen kommt, sollten freundlich im Sinne einer weiteren guten Zusammenarbeit des Kindes gestaltet werden.

Schwierig wird der andere Fall. Ihr Kind kommt nach Hause, beschwert sich und Sie können es voll und ganz verstehen. Nun haben Sie ein Problem, denn Sie müssen sich auf einem ganz schmalen Grat bewegen. Auf der einen Seite ist es wichtig, dass Ihr Kind das Vertrauen zu Ihnen nicht verliert. Wenn Sie alles als Quatsch abtun, kann dies passieren. Unterstützen Sie Ihr Kind aber voll und ganz und sagen Sie, dass Sie den Lehrer auch nicht mögen, dann wird Ihr Kind sich noch schwerer in der Schule tun. Darum hören Sie sich die Nöte an, sagen Sie, dass Sie die Sicht des Kindes verstehen, aber der Lehrer sicherlich auch einen Grund hat, sich so zu verhalten. Verstärken sich die Vorkommnisse, dann müssen Sie ein Gespräch mit der Schule führen.

Wenn es um grundsätzlich unterschiedliche Meinungen in der Erziehung geht, so kann es schon schwieriger werden. Hier ist Offenheit von beiden Seiten gefragt. Legt der Lehrer übertriebenen Wert auf ordentlich geführte Unterlagen und lobt nie, so ist es vielleicht ratsam mit anderen Eltern darüber zu reden und dann auf einem Elternstammtisch ein offenes, aber freundliches Gespräch zu führen. Manche Dinge bewerten Kinder auch anders als Erwachsene und in einer Klasse mit mehr als 20 Kindern muss einfach manchmal ein etwas strengerer Ton herrschen. Ist nur das eigene Kind betroffen, so hilft vielleicht ein Vier-Augen-Gespräch. Und manchmal schadet es Kindern nicht, wenn sie lernen, Aufgaben ordentlich zu erledigen. Ein wenig Druck von Seiten der Schule darf da ruhig sein. Ist das Gegenteil der Fall - also dürfen die Kinder in der Schule eher machen, was sie wollen und es ist kein Konzept erkennbar - dann lohnt es sich, eine offenen Runde über Erziehungsgrundsätze anzuregen und danach zu fragen, worin die Motivation liegt, sich so und nicht anders zu verhalten. Aber auch das schadet einem Kind nicht und fördert vielleicht die Kreativität.

Eltern sollten aber beachten, dass das, was Kinder erzählen, oft zwar der Wahrnehmung der Kinder entspricht, aber nicht dem, was die Lehrkraft wirklich damit bezwecken möchte. Sensible Kinder reagieren oft, wenn mit anderen Kindern geschimpft wird. Sie erzählen zu Hause, dass die Lehrerin immer schimpfen würde, in Wirklichkeit benötigt aber ein anderes Kind eine etwas strengere Ansprache. Und so wird das, was eigentlich positiv bewertet werden müsste - nämlich das Einstellen auf unterschiedliche Kinder - negativ wahrgenommen.

Bedenken Sie, dass die Lehrer keine Freunde der Eltern werden sollten, das stört die Professionalität, die Objektivität geht verloren und letztendlich leidet das Kind darunter. Eltern und Lehrer arbeiten gemeinsam im Rahmen einer Bildungspartnerschaft daran, das bestmögliche für das Kind zu erreichen. Nur die Voraussetzungen sind dabei unterschiedlich. Niemand kennt das Kind so gut, wie die eigenen Eltern und niemand fühlt sich dem Kind so sehr verbunden. Aber die Lehrer bringen eine Ausbildung und Erfahrung mit, die ganz andere Facetten zulässt und Chancen bietet, die das jeweilige Kind nutzen kann.

Bei Gesprächen zwischen Lehrern und Eltern sollten sich beide Seiten bemühen, persönliches nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Der Kleidungsstil des anderen, Hobbies, die Religion usw. sind keine Dinge, über die man sich unterhalten muss, es sei denn, dass Kind leidet darunter. Zeigen Sie Verständnis, Interesse und erwarten Sie dies auch von der anderen Seite. Sehen Sie aber auch Anregungen nicht als Angriffe an, sondern als Möglichkeiten, einen neuen Blick zu gewinnen.
Manchmal ist man einfach so eingefahren, dass offensichtliche Mängel gar nicht auffallen. Haben Sie jedoch das Gefühl, dass das Verhältnis von Seiten der Lehrkraft Ihnen gegenüber stark gestört ist, dann gehen Sie nicht allein zu den Gesprächen. Vielleicht gibt es auch eine Beratungslehrkraft an der Schule, die Sie unterstützen und die für beide Seiten Verständnis aufbringen kann. Diese Lehrkräfte können oft helfen, wenn es Probleme gibt, die nicht mit den Elternvertretern besprochen werden möchten.
Ein weiterer Schritt, der helfen kann, ist das Einschalten der Schulleitung. Das kann Situationen klären, allerdings auch das Verhältnis noch weiter verschlechtern.

Soweit kommt es aber in den meisten Fällen nicht. Denken Sie einfach daran, dass Ihr Kind mit der Lehrkraft klarkommen muss. Unterstützen Sie diesen Prozess und versuchen Sie nicht um jeden Preis, Ihre eigene Sichtweise durchzusetzen. Besondere Unterstützung sollten Sie Ihrem eigenen Kind zukommen lassen, wenn der Lehrer besonders auf Ordnung achtet, auch wenn Sie das übertrieben finden, aber es dennoch in der Schule gefordert wird. Trösten Sie auch Ihr Kind und erklären, dass nicht alle Menschen gleich sind und man lernen muss, mit unterschiedlichen Personen klar zu kommen.
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Über den Autor/die Autorin
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Manon Sander ist Mutter von 6 Kindern und außerdem Autorin für Fach- und Kinderbücher.

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